Die „Zeit“ meint – diese Bücher überdauern die Zeit

Die Redaktion der ZEIT stellte einen „Kanon des jungen Jahrhunderts“ zusammen. 15 lesenswerte und wichtige Romane.

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Bild von Birgit Böllinger auf Pixabay

Die Zeit stellte 2015 die wichtigsten Romane der aktuellen Literatur zusammen. Man habe die Weltliteratur durchforstet, leidenschaftlich diskutiert und sich für 15 Romane dieses Jahrhunderts entschieden, die die Redaktion für die besten hält, „für Meisterwerke, die bleiben werden und nicht mit dem Tag vergehen.“ Die Redaktion ruft ausdrücklich zu Widerspruch und Diskussion auf – und weist fürsorglich darauf hin, dass „Unendlicher Spaß“ bereits 1996 erschien.

Und das sind die Titel der Liste:

  1. Jonathan Franzen – Die Korrekturen. Jan Brandt schreibt: „Wenn es einen Einwand gegen Franzen gibt, dann ist es diese ästhetische Rückwärtsgewandtheit: Er ist ein reaktionärer Idealist, der einen Feldzug gegen die Verlockungen des Informationszeitalters führt.“
    Beitrag: „Der analoge Triumph“
  2. Jennifer Egan – Look at me. Der Roman erschien kurz vor 9/11 und handelt von einem geplanten Terrorakt in New York. „Mir kam der furchtbare Gedanke, dass ich eine Komplizin war“, äußert Jennifer Egan im Interview mit Susanne Mayer.
    Beitrag: „Ahnen, was passieren wird“
  3. Orhan Pamuk – Schnee. „Orhan Pamuk hat sein Meisterwerk Schnee vor den Attentaten von 9/11 geschrieben, der Roman spielt in den 1990er Jahren, erschienen ist er 2002, und er nimmt vorweg, was seit dem Einsturz des World Trade Center die globalisierte Welt aus den Fugen hebt: dass der Fundamentalismus im Namen des Islams in die westliche Modernisierung eingewoben ist, noch im abgelegensten Nest der Provinz und dass der Staat kaum Antworten auf die Gewalt kennt, außer seinerseits durch Gewalt, Militär, Überwachung zu reagieren“, schreibt Elisabeth von Tadden.
    Beitrag: „K wie Kristall“
  4. Daniel Kehlmann – Die Vermessung der Welt. Ulrich Greiner nimmt Stellung für das Buch: „Nein, Kehlmann war nicht dabei, und dies ist kein historischer Roman, sondern ein virtuoses Spiel mit Dichtung und Wahrheit. Die historischen Fehler, die dem Buch vorgeworfen werden, hat Kehlmann in poetischer Freiheit absichtsvoll eingebaut.“
    Beitrag: „Ein virtuoses ironisches Spiel“
  5. Marie NDiaye – Drei starke Frauen. „Als ich das Buch vor acht Jahren schrieb, sprach noch niemand von den Flüchtlingen. Für mich waren sie Helden“, äußert die Schriftstellerin im Gespräch mit Iris Radisch. Heute würde sie dieses Buch nicht mehr so schreiben – auch wenn sie hofft, „dass seine Geschichten wahr bleiben.“
    Beitrag: „Eine Chiffre für das Fremdsein“
  6. Péter Nádas – Parallelgeschichten. „Es gibt keinen anderen Autor, der mit dieser obsessiven Insistenz jede Pore der Epidermis untersucht hat, die dünne Membran zwischen innen und außen“, meint Michael Krüger. Und sagt: „Vielleicht lesen künftige Generationen dieses Buch als düstere Prophetie dessen, womit sie sich herumzuschlagen haben. Sie werden es nicht bereuen.“
    Beitrag: „Die Haut und das Ich“
  7. Haruki Murakami – 1Q84. „Japanische Literatur wirkt auf den Außenseiter so klar und so verschlossen wie ein Zengarten, der bei aller Übersichtlichkeit doch einen Sinn hat, der sich ihm nicht erschließt“: Burkhard Müller versucht dem Sinn, im „Opus Magnum“ des japanischen Starautors nachzuspüren.
    Beitrag: „Waisenkinder dieser Zeit“
  8. Herta Müller – Atemschaukel. „Das Besondere an diesem Buch ist die Sprache, in der das Schicksal von Leopold Auberg, dem Alter Ego Pastiors, in 64 kurzen Kapiteln erzählt wird“, meint Alexander Cammann. „Denn Müller poetisiert das Grauen.“
    Beitrag: „Die Schönheit der Wörter, das Grauen der Lager“
  9. Vladimir Sorokin – Der Schneesturm. Stefanie Schlamm sprach mit Sorokin über dieses Werk. Auf ihre Frage „Sie selbst werden gerne als moderner Klassiker bezeichnet. Doch sind Sie nicht eher ein düsterer Romantiker?“ antwortet Sorokin ganz lapidar: „Dazu möchte ich nichts sagen.“
    Beitrag: „Das eisige Drama der Provinz“
  10. Michel Houellebecq – Karte und Gebiet. Für den Kunsthistoriker Wolfgang Ullrich ist der im Roman portraitierte Künstler, „der, gerade weil er als solcher unfasslich bleibt, viel provokanter als die Künstlerfiguren anderer Romane der letzten Jahre.“
    Beitrag: „Der Wahnwitz des Betriebs“
  11. John M. Coetzee – Tagebuch eines schlimmen Jahres. „In Coetzees Tagebuch eines schlimmen Jahres kehren die früheren Möglichkeiten des Romans zurück. Der Ruhm des Nobelpreisträgers macht sie auf der großen literarischen Bühne salonfähig“, urteilt Stephan Wackwitz.
    Beitrag: „Die erneuerte Tradition“
  12. Chimamanda Ngozi Adichie – Americanah. „Es passiert viel in diesem Roman, der auf drei Kontinenten spielt, doch es werden diese Blogeinträge sein, die Americanah seinen Nachhall bescheren. Sie sind ein Zeitdokument der Ära Obama, sie sind erhellend und unterhaltsam, ernüchternd und brutal“, urteilt Jackie Thomae.
    Beitrag: „Was Sie schon immer über Farben wissen wollten“
  13. Karl Ove Knausgård – Sterben/Lieben/Spielen/Leben/Träumen. „Aber ich wollte mich mit Min Kamp auch befreien von diesen stilistischen Erwartungen. Ob es gut oder schlecht geschrieben ist, finde ich uninteressant. Interessant ist, was darin zum Ausdruck kommt. Also versuchte ich, schnell zu schreiben und unterhalb meiner eigenen Standards, dafür näher am Leben.“ Der Norweger im Interview zu seinem Mammut-Schreib-Projekt.
    Beitrag: „Ein Bedürfnis nach Revanche“
  14. Rainald Goetz – Klage. In diesem Buch, meint David Hugendick, lärmt die Gegenwart so oft, „dass es bisweilen kaum auszuhalten ist.“ Aber der aktuelle Büchner-Preisträger lärmt halt besonders gut. AMORE!
    Beitrag: „Tiefenamputiertheit“
  15. Roberto Bolaño – 2666. „Aber oh Wunder: Bolaño lesen, das gilt auch für das von Christian Hansen bewunderungswürdig übersetzte 2666, ist ganz leicht. Er verzichtet auf hochtrabende Stilistik und geht seinen Lesern nie mit überlegener Besserwisserei auf die Nerven“, meint Heinrich von Berenberg. D`accord!
    Beitrag: „Ästhet und Folterknecht“

Jonathan Franzen: Das Kraus-Projekt

Wenig begeisternd: Das Essay von Jonathan Franzen über Karl Kraus. Eine Mischung aus Anekdoten und Fußnoten. Kein Platz an der Sonne.

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Das Fräulein stand am Meere
Und seufzte lang und bang,
Es rührte sie so sehre
Der Sonnenuntergang.

Mein Fräulein! seyn Sie munter,
Das ist ein altes Stück;
Hier vorne geht sie unter
Und kehrt von hinten zurück.

Heinrich Heine

Expansion

`nen Platz an der Sonne erlangen?
Nicht leicht.
Denn wenn er erreicht,
ist sie untergegangen.

Karl Kraus

Die Sonne ist zwar deswegen nicht untergegangen, aber ich habe erstmals ein Jonathan Franzen-Buch halbgelesen weggelegt. „Das Kraus-Projekt“: Mir kam es beim Lesen vor, als mache hier ein zwar eifriger, aber unkonzentrierter Student ständig seine Zwischenrufe … Franzen befasst sich mit zwei Aufsätzen von Karl Kraus, darunter jenem, in dem der Wiener Polemiker Heinrich Heine auseinandernimmt.

In Franzens Buch reihen sich Fußnoten an Fußnoten mit literarischen Erläuterungen, persönlichen Anekdoten (Anekdötchen), Betrachtungen über das Übel des Internets, amerikanische Literatur (Updike vs. Roth) usw. usf. aneinander. Man könnte sagen – Kraus ist die Grundlage und Franzen zwitschert dazu was.

Wie dieses:
„Wer hat schon Zeit, Literatur zu lesen, wenn man bei so vielen Blogs auf dem Laufenden bleiben, so vielen Essenschlachten auf Twitter folgen muss?“

Oder:

„Kraus macht sich hier über den im Wien der Vorkriegszeit herrschenden Stil des impressionistischen Journalismus lustig, der vor Adjektiven strotzt und mit „tiefschürfenden Gedanken“ gespickt ist, aber seine Bemerkung „Immer passt alles zu allem“ wird auch jedem America-Online-Kunden bekannt vorkommen, der die schreckliche Boulevardisierung (…)“

So hüpft Franzen von Krausens Vorkriegszeit zu AOL, bespickt die Fußnoten mit seinen tiefschürfenden Gedanken, verknüpft sie mit seiner Gegenwartskritik an einer verdigitalisierten Gesellschaft und bläht somit das Ganze zu einem veritablen Buch von  mehr als 300 Seiten auf. Im Grunde ist das Buch ein einziger Hashtag
#franzenüberkrausüberheineundüberdiewelt
und Jonathan Franzen ein Twitterer, der sich nicht mit der Zeichenbegrenzung abfinden kann. Die Erläuterungen zu Kraus und zu dessen Aufsätzen über Heine und Nestroy: Kenntnisreich ja, aber impressionistisch. Neue Kraus-Leser aus der großen Franzen-Fan-Gemeinde werden sich da wohl kaum finden.

Das Buch an sich: Kein Platz an der Sonne.

Informationen zum Buch:

Jonathan Franzen
Das Kraus-Projekt
Rowohlt Verlag, 2016
ISBN: 978-3499267468

Meg Wolitzer: Die Interessanten

„Die Interessanten“: Über 600 Seiten, drei Jahrzehnte, sechs Einzelschicksale und eine tour de force durch amerikanische Traumata: Da wollte eine zuviel.

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Dennis` Eltern kamen aus New Jersey, und seine Mutter sah sich argwöhnisch in der Wohnung um, als hätte das Zusammenleben mit Jules ihrem Sohn das angetan. „Wo bügelst du?“, wollte sie wissen.
„Wie bitte?“ Sie bügelten kaum etwas, und wenn es doch unbedingt einmal nötig war, legten sie ein Badetuch übers Bett. So leben wir, wollte sie zu Dennis` Mutter sagen. Bügeln ist uns nicht wichtig, wir haben kein Geld, und jetzt verliert dein Sohn dank seiner genetischen Anlagen auch noch die Züge, die ich an ihm geliebt habe. Aber die Boyds schienen Jules die Schuld an seiner Depression zu geben – weil es kein Bügelbrett gab und vielleicht auch weil Jules Jüdin war. (Dennis hatte sie mehr als einmal darauf aufmerksam gemacht, mit welcher Versunkenheit sein Vater Dokumentationen über das Dritte Reich konsumierte).

Meg Wolitzer, „Die Interessanten“


Es gibt Bücher, die hinterlassen den Eindruck, da wollte ein Schriftsteller zu viel. „Die Interessanten“ ist für mich so ein interessanter Fall. Über 600 Seiten, drei Jahrzehnte reingepackt, sechs Einzelschicksale und nebenbei noch auch eine tour de force durch amerikanische Geschichte und Traumata: Nixon, Vietnam, Reagan, Aids, World Trade Center.

Mitte der 70erJahre treffen sich sechs Teenager in einem Sommercamp. Sie sind vielleicht eine Spur kreativer als die anderen, sie sind vielleicht ein wenig außergewöhnlicher, sie fühlen sich (was für Teenager nun allerdings eben durchaus gewöhnlich ist) anders als die anderen. Und taufen sich demnach „Die Interessanten“. Der Kern der Clique bleibt ein Leben lang intensiv verbunden: Das kreative Powerpärchen Ash und Ethan und Jules, die Ethans` erste Liebe, die später den depressiv erkrankten Dennis heiratet. Die weiteren drei Interessanten sorgen zwar am Rande für Spannungen, vorübergehende Spaltungen und Dramatik, bleiben jedoch Randfiguren und nebenstehende Auslöser für gruppendynamische Prozesse. Fast erleichtert muss man dieses registrieren – denn ansonsten wäre das Volumen des Romans noch mehr angeschwollen.

Geschult im creative writing

Nichts gegen den Schreibstil der Autorin und die Lesbarkeit des Romans zu sagen: Meg Wolitzer ist eine der vielen gegenwärtigen amerikanischen Autoren, die durch die Schule des „creative writing“ gegangen sind. Sie hat, wie so viele ihrer Generation, kreatives Schreiben studiert und selbst auch gelehrt. „Die Interessanten“: das ist gut, das ist routiniert geschrieben. Und dennoch – durch die Fülle dessen, was in den Roman gepackt ist, bestand bei mir die Gefahr, das Interesse zu verlieren. Der depressiv erkrankte Ehemann, das autistische Kind, der aidserkrankte Geliebte – alles, was an neuzeitlichen „Geiseln“ die Menschen bedroht, wird in die Leben der drei Hauptpersonen hineingepackt. Dazu noch Drogensucht, Alkoholkrankheit, Flucht in die Arbeitswut, Flucht in wohltätige Aktivitäten wie den Kampf gegen Kinderarbeit in asiatischen Fabriken, das Erbe, das die „Woodstock“-Generation mit ihren „Beatnik“-Eltern aufzuarbeiten hat, der Schock des 11. September. All dies, was diese Generation, die nach den 60ern kam, in den USA prägte, packt Wolitzer in das Schicksal ihrer Interessanten. Durchaus kunstvoll verknüpft – aber alles in allem viel zu viel.

Ein Mangel an stilistischer Originalität

Unisono wird der Roman derzeit in der Presse auf einer Ebene zwischen Jonathan Franzens` „Die Korrekturen“ und den Büchern von Jeffrey Eugenides angesiedelt. Vielleicht kann man ihn in der Mitte einordnen: Franzen schreibt dichter, zielgerichteter. Eugenides fällt in meinen Augen von Buch zu Buch ab. Zieht man den Vergleich zu einer anderen Autorin dieser Generation, Jennifer Egan, dann fehlt Meg Wolitzer der Wagemut, die Originalität des Schreibens.

Doch den Vergleich zu einer anderen Frau suchte Wolitzer nicht unbedingt, wenn man ihre Äußerungen in Interviews zum Maßstab nimmt – mehrfach schon beklagte sie die Situation von schreibenden Frauen (siehe ihr Essay „The second shelf“), das Schubladendenken der Verlage und des Buchbetriebs, das Abgestempelt werden unter dem Etikett „Frauenliteratur“. Mit den Interessanten wollte sie nach eigener Aussage dagegen anschreiben, wollte sie die Männerdominanz – „Große amerikanische Literatur? Ist weiß, männlich und über eins achtzig“ (Quelle: Ein Interview mit Wolitzer in der „Welt“) – eindringen. Vielleicht hat sie einfach zu viel gewollt: Zu viel lenkt ab von den Grundthemen Freundschaft, Erwachsenwerden, das Leben meistern in einer chaotischen Welt. So liest man den Roman durchaus gerne, doch zurück bleibt der Eindruck: Weniger wäre interessanter gewesen.


Bibliographische Angaben:

Meg Wollitzer
Die Interessanten
Übersetzt von Werner Löcher-Lawrence
Dumont Verlag, 2018
ISBN 978-3-8321-6456-0

Sloan Wilson: Der Mann im grauen Flanell

Wer Richard Yates und John Cheever liest, dem wird auch dieser Roman gefallen. Sloan Wilson hinterfragt den amerikanischen Traum.

„Walkers Vorzimmer war beeindruckend. Als Tom es betrat, wusste er, dass er für eine Stelle ernsthaft in Betracht gezogen wurde, vielleicht sogar für eine ziemlich gute. Walker hatte zwei Sekretärinnen, die eine offenkundig wegen ihres Aussehens, die andere der Nützlichkeit wegen ausgesucht.“

Sloan Wilson, „Der Mann im grauen Flanell“


Wer Richard Yates mag und wer John Cheever liest, der wird auch an diesem Buch Gefallen finden. Man sieht den idyllischen Vorort vor sich, in dem die aufstrebenden jungen Leute wohnen, die Pendler mit ihren weißen Krägen und im grauen Flanell-Anzug, am Bahnhof stehen winkende Gattinnen im Petticoat, die den Gatten zum Arbeiten in die Metropole entlassen. Abends ertönt das sanfte Klirren der Cocktail-Gläser. Ein Paar, zunächst auf den ersten Blick erinnernd an Doris Day & Rock Hudson. So locker der Ton, so leicht die Sprache. Darunter lauert jedoch ein Melodram à la Douglas Sirk.

Die Raths sind ein nettes Paar – aber ständig in Geldnöten, jonglierend in einem leicht maroden Haushalt, dahintuckernd in einer veralteten Auto-Kiste. Tom arbeitet bei einer gemeinnützigen Stiftung. Beide wollen mehr, beide wollen aber auch „ehrlich“ bleiben. Ehrlichkeit ist ein Schlüsselwort dieses Romans.

Denn Tom, der den Zweiten Weltkrieg als aktiver Soldat miterleben musste, befindet sich bereits unbewusst in einem zweiten schweren Konflikt: Wie authentisch bleiben, wenn man bereits mitten drin ist im Kapitalismus- und Leistungsgetriebe?  Der Krieg war, so wird deutlich, eine tragische Zäsur. Seine Konsequenz jedoch ist keine Neuorientierung der Gesellschaft, keine Neuordnung. Tom bleibt im Hamsterrad.

Das Erbe bringt nur neue Zwänge

Auch ein Erbe bringt keine Erleichterung, sondern neue Zwänge – Erbschaftssteuern, Erbstreitigkeiten, Grundstücksspekulationen. Vom schlecht bezahlten Job in der Gemeinnützigkeit wechselt Tom als PR-Mann zu einem Großunternehmer. Der will, für die eigene Reputation, eine Stiftung für psychische Gesundheit gründen. Aus dem Nine-to-Five-Job wird ein Rund-um-die-Uhr-Manager-Dasein, man fürchtet um die psychische Gesundheit der Protagonisten mit.

Natürlich löst sich alles in Wohlgefallen auf, die Raths sind als Paar einfach zu nett. Zurück bleibt ein schaler Nachgeschmack. Im scheinbar leichten Lese-Cocktail war zuviel Hochprozentiges.

„Der Mann im grauen Flanell ist ein Buch über die Fünfziger“, schreibt Jonathan Franzen in seinem Nachwort zur Neuauflage. „Die erste Hälfte lässt sich immer noch zum Vergnügen lesen, die zweite als Ausblick auf die darauf folgenden Sechziger. Schließlich vermachten die Fünfziger den Sechzigern ihren Idealismus – und ihre Wut.“

Der 1955 erschienene Roman würde sofort ein Bestseller, der Titel „The Man in the Grey Flanel Suit“ zu einem feststehenden Begriff. Bereits 1956 wurde der Roman verfilmt mit Gregory Peck in der Hauptrolle.
Informationen des Verlags zum Autor: „Sloan Wilson wurde 1920 in Norwalk, Connecticut geboren. Mit achtzehn segelte er einen Schoner von Boston nach Havanna. Er studierte in Harvard, diente im Zweiten Weltkrieg in der United States Coast Guard und arbeitete als Reporter und Hochschullehrer. Er hat fünfzehn Bücher veröffentlicht, darunter ›Der Mann im grauen Flanell‹ (1955) und ›A Summer Place‹ (1958). Sloan Wilson starb 2003 in Colonial Beach, Virginia.“


Bibliographische Angaben:

Sloan Wilson
Der Mann im grauen Flanell
Übersetzt von Eike Schönfeld
Dumont Verlag, 2013
ISBN: 978-3832196783