THEMA: Orte der Literatur

Lesen und Schreiben sind natürlich in erster Linie ein asoziales Geschäft – das macht man für sich allein, nur selten zunächst im Dialog oder Austausch mit einer anderen Person. Erst wenn das Geschriebene gedruckt oder das Gelesene diskutiert wird, wird Literatur zum verbindenden und manchmal sogar zum geselligen Element.

Oder man hebt den Blick aus dem Buch und macht sich auf zu Literaturhäusern, Dichterklausen, Literaturmuseen und erlebt vielleicht vor Ort mit, was die Vertreter*innen der schreibenden Zunft prägte und belebte.

In der Reihe “Literarische Orte” werden in loser Folge immer wieder solche vorgestellt – die Beiträge machen vielleicht nicht nur Lust auf einen eigenen Besuch, sondern auch auf die Lektüre der jeweiligen Dichter*innen.

Die Orte und Menschen:

Bei Thomas Mann und Lübeck denkt man natürlich zunächst an das Buddenbrooks-Haus – wer aber auch an der süßen Spezialität der Hansestadt nicht vorbeikommt, sollte unbedingt einen Blick auf Mann als Marzipanfigur werfen: Nicht schön, aber selten. Von Lübeck führte es die Manns nach Bayern, wie Thomas Mann mit seiner Familie in München und in Bad Tölz lebte, wird unter dem Beitrag “Thomas Mann in Bayern” vorgestellt.

Einer, den es nirgends so richtig hielt, war Hermann Hesse. Als Jugendlicher litt er in Kloster Maulbronn, danach litt er als Lehrling in Tübingen, zur Ruhe kam er sehr viel später in Montagnola.

Christoph Martin Wieland war ein Gigant der Weimarer Klassik. Zunächst aber darbte er in Biberach a.d.Riss. Jahre später konnte man ihn in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Gesprächen mit Goethe, Schiller und Herder treffen. Und wer bereits in Weimar ist, kommt natürlich am Goethe-Haus nicht vorbei…

In Bayern leuchtet vor allem München, was das literarische Leben anbelangt. Essen mit Oskar Maria Graf in München oder mit Karl Valentin ins Museum? Kein Problem! Aber auch an anderen Orten trifft man auf Spuren schreibender Giganten: Auf Hans Sachs in Nürnberg, E.T.A. Hoffmann in Bamberg, Jean Paul in Bayreuth und der Lieblingsschriftsteller meiner Großmutter, Ludwig Ganghofer, ist unter anderem Ludwig Ganghofer in den Westlichen Wäldern bei Augsburg und unter einem Dach mit Enzensberger in Kaufbeuren verewigt. Der gebürtige Kaufbeurer Hans Magnus Enzensberger legt die Spur ins Ries: In Nördlingen entstand die Idee zu “Die andere Bibliothek”.

Wenige Orte erinnern übrigens an die schreibenden Frauen: Katherine Mansfield zumindest wird wegen ihrer Erzählungen aus einer deutschen Pension in Bad Wörishofen gewürdigt.

In Baden-Württemberg gibt es ein dichtes Netz an literarischen Orten. Erinnert wird hier unter anderem an Christian Friedrich Daniel Schubart, den Freigeist von der Schwäbischen Alb und an das Heidelberg, das für eine besondere Art der literarischen Romantik stand. Eine besondere Ausstrahlung hat der Blautopf, dem konnten sich auch Mörike, Hesse und andere nicht entziehen. Und als Beispiel für die Pracht der Klosterbibliotheken dient ein Ausflug nach Wiblingen. Baden-Baden, der Kaiserstuhl und der Schwarzwald waren übrigens immer wieder auch Urlaubsorte für russische Reiche und Intellektuelle. So verbrachte Anton Tschechow seine letzten Tagen in Badenweiler.

In Rheinland-Pfalz folgen wir Hanns Heinz Ewers in die Festung Ehrenbreitstein bei Koblenz, mit Bertolt Brecht und den Buckower Elegien geht es in die Märkische Schweiz und in Zürich gehört sich ein Abstecher in das Cabaret Voltaire.

Daneben finden sich unter dieser Rubrik immer wieder auch Ausflüge zu Ausstellungen in Literaturhäusern und Museen.