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Birgit Böllinger

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Autor: Birgit Böllinger

Büro für Text&Literatur: Pressearbeit für Verlage, Autorinnen und Autoren, Literatureinrichtungen Aktuelle Rezensionen auf dem Literaturblog

Sven Recker: Der Afrik

Um die Armen loszuwerden, schickten manche Ortschaften in Deutschland ihre Tagelöhner im 19. Jahrhundert als Wirtschaftsflüchtlinge nach Nordafrika. Sven Recker erzählt in “Der Afrik” auf beeindruckende Weise von solch einem Schicksal.

„Die Kutsche fuhr los und aus dem Schwarzwald blies der Schmerzensschrei des Nachtkrapps orkangleich runter ins Tal. Die Wipfel der Tannen flatterten, es regnete Zapfen, im Fallen drehten sie sich wie Derwische, Schrapnellen gleich zerbarsten sie unten im Laub.“

Sven Recker, “Der Afrik”


Das Markgräfler Land steht heute als Synonym für Wohlfühl-Tourismus, Sporturlaube und Freizeitvergnügen. Doch es ist eine harte, archaische Welt, in die Sven Recker mit seinem dritten Roman „Der Afrik“ entführt: Armut, Hunger und Krankheit prägen das Leben der Landbevölkerung im 19. Jahrhundert. In Pfaffenweiler, keine zehn Kilometer von Freiburg entfernt, griff die Obrigkeit zu einer besonderen Maßnahme, um ihre Tagelöhner und deren zahlreiche Kinder loszuwerden: Man versprach ihnen das Blaue vom Himmel, das Paradies auf Erden in fernen Ländern und überredete sie zur Auswanderung nach Algerien.

„Es war Dienstag, der 13. Dezember des Jahres 1853. Die erste von vier Kutschen verließ Pfaffenweiler vom Marktplatz aus um ein Uhr in der Nacht.“

132 Einwohner werden auf eine beschwerliche Reise nach Nordafrika geschickt. Um die Verschiffung von Marseille aus – bis dahin bewältigten die Menschen die Reise weitestgehend zu Fuß, einige überlebten schon dieses nicht – zu finanzieren, wird ein Stück Wald abgeholzt und als Weinberg verpachtet. Noch heute erinnert an diesem Weinberg namens Afrika ein Denkmal an das Schicksal der Zwangs-Ausgewanderten:

„Schwer war das Los in der Fremde und die Hoffnungen zerrannen in Tränen und Bitterkeit wie uns Briefe und Hilferufe berichten.“

Die Hilferufe verhallten ungehört: Für die Verschickten gibt es keinen Rückfahrschein. Unter den Auswanderern ist auch der erst 15-jährige Franz Xaver Luhr mit seiner Mutter. Vom Rest ihrer Habseligkeiten, die sie schon während der Reise größtenteils verkaufen mussten, mieten die beiden für ein Jahr ein Stück Land und eine Hütte im algerischen Nirgendwo, dem Wetter und seinen Unbilden schutzlos ausgesetzt.

„Selbst im kommenden Frühjahr wuchs nichts. Schlimmer war nur der Winter und mit ihm der Regen, der im Januar kam. Bis März floss das Wasser in Bächen durch euer undichtes Dach.“

Die Mutter beginnt Briefe an die Heimat zu schreiben, „doch es nützte so wenig wie ihre Gebete“. Schließlich rafft sie das Fieber dahin, erst 39 Jahre alt, „eine abgemagerte Frau, die einen Stapel Briefe umklammerte, als wären diese ihr Testament.“

Der einzige Rückkehrer wird zum Einzelgänger

Franz verbringt noch einige Jahre in Algerien, nur begleitet von seinem Freund Djilali, den er später auf beinahe wundersame Weise in Karlsruhe als Mitglied von Buffalo Bill’s Wild West Show wiedertrifft, und vom Nachtkrapp, jenem Kinderschreck, dessen Boshaftigkeit nie verstummt. Franz mit dem Nachtkrapp auf dem Rücken ist schließlich der Einzige der Auswanderer, der nach Pfaffenweiler zurückkehrt: Er hat alles verloren, die Heimat, die Mutter und bei der Rückkehr auch seinen Namen, er wird zum „Afrik“, einem Einzelgänger, der einsam in einer Hütte beim Weinberg haust.

Was keiner ahnt: Jahrzehntelang plant dieser einsilbige Mann, der mit anderen kaum mehr als durch „gebellte“ Einzelwörter spricht, seine Rache. Franz gräbt über 30 Jahre hinweg einen Stollen zum Weinberg, stiehlt Sprengstoff, sein einziges Ziel vor Augen ist es, diesen verhassten Weinberg namens „Afrika“, der für sein Schicksal steht, in die Luft zu jagen. Doch da bricht, gleichsam wie eine Naturgewalt, ein neuer Mensch in sein Leben ein: Das Kind Jacob, ein kleiner Junge, so einsilbig und menschenentwöhnt wie der Afrik, sitzt plötzlich vor seiner Hütte, bei sich nur einen Zettel mit den Worten:

„Je m’appelle Jacob. Tu es famille.“

Zunächst gezwungenermaßen, dann aber mit mehr und mehr Anteilnahme beginnt sich der 70-jährige Alte um das geistig verwirrte Kind zu kümmern. Eine anfängliche Zwangsgemeinschaft, die nicht zuletzt auch die Rachepläne des „Afrik“ unter ein neues Licht stellt.

Die Sprache greift das Archaische dieser Welt auf

Sven Recker erzählt diese Geschichte aus der Perspektive des Alten, der sich an sein Leben zurückerinnert, in einer herben Sprache, in der sich das Archaische dieser harten Welt widerspiegelt. Für die Einsamkeit und das Ausgeschlossensein von der Dorfgemeinschaft findet der Schriftsteller den passenden Ton, immer wieder wird der Erzählfluss durch einzelne Ausrufewörter und Aufforderungssätze unterbrochen, „gebellte“ Aussagen des sprachentwöhnten Einzelgängers. Zugleich aber entfaltet sich sprachlich aber auch die ganze Wucht der harten Natur im tiefverschneiten Schwarzwald ebenso wie in der dürren Wüste Algeriens.

Manche Einsprengsel – die Wiederbegegnung mit Djilali, das Wiederfinden eines grünblauen Steins bei einem Indianer, der einst dem Vater von Franz gehört hatte – sowie die Stimme des Nachtkrapp und die letztlich ungeklärt bleibende Herkunft Jacobs verleihen dem Roman zudem etwas Magisches: Eine Reminiszenz an den Aberglauben, der unter der notleidenden Bevölkerung im 19. Jahrhundert noch weit verbreitet war.

Eine beinahe altertümliche, archaische Geschichte, die nicht zuletzt aber auch eindrucksvoll eine Brücke in die Gegenwart schlägt: Es ist noch nicht allzu lange her, dass wir Europäer als Wirtschaftsflüchtlinge durch die Welt ziehen mussten. Die Erinnerung daran und die damit verbundenen Schicksale könnte Empathie wecken für die Menschen heute, die auf der Suche nach einem besseren Leben zu uns kommen.


Bibliographische Angaben:

Sven Recker
Der Afrik
Edition Nautilus
Erscheinungsdatum: 4. September 2023
ISBN 978-3-96054-324-4

Autor Birgit BöllingerVeröffentlicht am 5. September 2023Kategorien 21. JahrhundertSchlagwörter Algerien, Auswanderung, Der Afrik, Deutsche Literatur, Edition Nautilus, Literatur, Migration, Pfaffenweiler, Rezension, Roman, Sven ReckerSchreibe einen Kommentar zu Sven Recker: Der Afrik

Das Herbstprogramm der Edition Faust

Der Herbst wird bunt bei der Edition Faust: Unter anderem stehen neue Gedichte von Jan Röhnert, ein Roman der syrischen Autorin Najat Abed Alsamad und ein frecher Comic über eine nicht ganz so heilige Maria auf dem Programm.

Poetisch, geheimnisvoll, unheimlich, frech, provozierend und nachdenklich machend: Das Herbstprogramm in der Edition Faust spricht auf vielen Ebenen Geist und Emotionen an.

Mit „Erdtagzeit“ erscheint bei dem Frankfurter Verlag nach „Wolkenformeln“ (2014) ein zweiter Band mit Gedichten von Jan Röhnert. Michael Krüger, neben Raoul Schrott und Jan Wagner einer der Bewunderer von Röhnerts Lyrik meint dazu: „Ich freue mich immer auf die neuen Gedichte von Jan Röhnert – nicht zuletzt deshalb, weil ich immer neugierig bin, welchen Vögeln er diesmal zugehört hat beim Dichten.“

„Sie (siehe: »Walle! Walle!« und »Novalis’ Vasen«)“ ist der verheißungsvolle Titel von neuen Gedichten und Essays aus der Feder von Sascha Anderson. Traumhafte Sequenzen, skurrile Episoden, aber auch schauerliche Szenen verknüpft die Bildende Künstlerin und Schriftstellerin Ankalina Dahlem in „Reverso“, einem Roman, bei dem sich 71 Short Cuts in ein großes Ganzes fügen.

Mit dem Roman „Kein Wasser stillt ihren Durst“ von Najat Abed Alsamad gibt die Edition Faust erneut einen Einblick in die arabische Literatur. Für das Buch wurde die syrische Schriftstellerin, die in Deutschland lebt, 2018 mit dem Katara-Preis für Romane ausgezeichnet. Übersetzt wurde es von Larissa Bender.

Ebenfalls eine starke Frauenstimme kommt aus einem ganz anderen Genre: Mit „Just Mary“ legt die italienische Comic-Zeichnerin und Street-Art-Künstlerin Paola Morpheus einen Comic vor, der die Muttergottes von einer ganz neuen Seite zeigt: Frech, aufmüpfig und im Kampf gegen das Patriarchat.


Erdtagzeit: Das von der Sonne durchschossene Blätterdach auf der Flugbahn der Mauersegler. Die Epoche, in der ein Meer zu Sandstein vertrocknet. Der vor unseren Fenstern tobende Krieg. 

Diese Gedichte sind Zeitzeugen des Lichts, das es seit viereinhalb Milliarden Jahren gibt, Zeitzeugen der Schwerkraft, welche die Erde auf ihrer Umlaufbahn hält, Zeitzeugen des Lächelns in einem Vorortzug, das zwischen zwei Stationen über die Gesichter huscht.

Jan Röhnerts Poesie durchdringt auch in seinen neuen Gedichten die Schönheiten und Abgründe unserer Innen- und Außenwelten auf eine höchst sinnliche als auch tief analysierende Weise, die einzigartig ist in der deutschsprachigen Dichtung der Gegenwart.

Von Jan Röhnert erschien 2014 der Gedichtband »Wolkenformeln« in der Edition Faust.

Jan Röhnert
Erdtagzeit
Gedichte
112 Seiten, Gebunden
ISBN 978-3-949774-23-2
Erscheint Anfang Oktober 2023

Jan Röhnert, 1976 in Gera/Thüringen geboren, ist Literaturwissenschaftler, Essayist, Übersetzer, Autor von Reiseprosa und Lyriker, der u.a. mit dem Lyrikdebütpreis des LCB, einem Harald-Gerlach-Stipendium, dem Darmstädter Wolfgang-Weyrauch-Förderpreis und dem Lyrikpreis der RAI Südtirol ausgezeichnet wurde. Er unterrichtet an der TU Braunschweig und lebt in Leipzig. Zu seinen Veröffentlichungen zählen die Gedichtbände Metropolen (Hanser 2007), Wolkenformeln (Edition Faust 2014), Breughels Affen (Elif 2019), der Naturkunden-Band Vom Gehen im Karst (Matthes & Seitz 2021) und die Tagebücher Notes from Sofia (Azur 2011), Am Sirenenkap. Rilkes Capri-Gedichte (Schwabe 2021).


Wie bei jedem echten Abenteuer erscheint uns die Poesie Sascha Andersons mit jedem Wort zugänglich und doch unvertraut. Erinnerungen verflechten sich mit Reflexionen und dem fliehenden Sinn nachforschenden Fragen. Mit jeder seiner zahlreichen literarisch-philosophischen Anspielungen erschließt er uns ein Deutungsfenster und eine Tür zur Erkenntnis. Und doch bewahrt jedes Gedicht sein Geheimnis. Wer es liest, kann sich durch die Wirkung seiner Sprachbilder aktivieren lassen.

Sascha Anderson
Sie (siehe: »Walle! Walle!« und »Novalis’ Vasen«)
Neue Gedichte und Essays …
Über ein der Erwähnung nicht wertes Stöckchen zu springen
Broschur, 80 Seiten
ISBN 978-3-949774-22-5
Erscheint Ende September 2023

Sascha Anderson, geb. 1953 in Weimar, lebt in der Nähe von Frankfurt am  Main. 1969–1971 Lehre als Schriftsetzer und Drucker, 1974 Volontär bei der DEFA, 1975–1977 Filmhochschule Potsdam-Babelsberg (Autor). Ab 1981 freischaffender Schriftsteller. 1987–1995 arbeitete er als Privatsekretär für A. R. Penck. 1990–2008 Herausgeber, Lektor, Typograph. Auszeichnungen: 1987 Thomas-Dehler-Preis (gemeinsam mit Jürgen Fuchs), 1989 Arbeitsstipendium für Berliner Schriftsteller, 1991 Stipendium der Villa Massimo in Rom.


Die Prosa von Ankalina Dahlem, aus Traumfetzen, Märchenmotiven und Schnipseln der Gegenwart gewoben, erzählt von Begebenheiten, die einen kaum mehr loslassen. Ohne zu psychologisieren, taucht die Autorin in die Psyche ihrer Figuren, mischt – wie der Traum – Zauberhaftes mit Alltäglichen, Naheliegendes mit Fernem. So entstehen Miniaturen, die miteinander auf unheimliche Art zu kommunizieren beginnen, gefangene Träume, die den Leser, die Leserin fesseln, einnehmen, entführen. Das Herz ist der Schlüssel zur Welt – doch manchmal öffnet er auch grausame, unheimliche Räume.

»Reverso« versammelt insgesamt einundsiebzig „Short Stories“, von einer Rahmenerzählung zusammengehalten, die selbst wieder Traum ist. Dieser Roman ist die vierte Veröffentlichung der Autorin; zuletzt ist von ihr bei Edition Faust 2019 die Traumnovelle »Universe far« erschienen.

Ankalina Dahlem
Reverso
Short Cuts
Roman in 71 Episoden
Gebunden, 176 Seiten, mit Zeichnungen der Autorin
ISBN 978-3-949774-24-9
Erscheint im September 2023

Ankalina Dahlem studierte Malerei und Bildhauerei am Pasadena Art Center, an der Städelschule Frankfurt und an der Staatlichen Kunstakademie Karlsruhe. Nach ihrem Studium erhielt sie zahlreiche Stipendien. 2015 erschien ihr erster Roman »Zurück nach Lima«. Sie lebt in Frankfurt am Main und Zürich.


Najat Abed Alsamad erzählt in ihrem Roman »Kein Wasser stillt ihren Durst« vom Leben der drusischen Gesellschaft in der südsyrischen Provinz und gleichnamigen Stadt Suwaida. Aus der Perspektive einer Frau, die sich gegen die gesellschaftlichen Traditionen auflehnt und dafür zur Strafe in die Kellerkammer ihres Elternhauses gesperrt wird, berichtet die Autorin über Bräuche, Traditionen und Mythen der Drusen.

Diese Religionsgemeinschaft, die heute in Südsyrien, im Libanon, auf den syrischen, von Israel besetzten Golanhöhen sowie in geringer Zahl in Jordanien beheimatet ist, hatte sich im 11. Jahrhundert von der ismailitischen Schia abgespalten, schlug dann aber eine eigene Entwicklung ein. So etwa glauben die Drusen an die Seelenwanderung und interpretieren den Koran anders als Sunniten und Schiiten. Auch eine Konversion zum Drusentum ist nicht möglich, da alles von Gott vorbestimmt ist.

Der Roman gibt Einblick in die verschiedenen Traditionen und Bräuche dieser Religionsgemeinschaft und schildert in Rückblicken nicht nur die Liebesgeschichte der beiden Protagonisten Hayat und Nasser, sondern auch die geologische Geschichte der Region, in der Wasser und ausbleibende Regenfälle die Entwicklung des Landes beeinflussten. Der klimatische Wandel erschwerte zunehmend den Landbau der fruchtbaren Region und führte trotz Einsatz von moderner Technik und Wissenschaft dazu, dass nachwachsende Generationen das Regenfeldbaugebiet verließen.

Passagen aus der oralen Erzähltradition, die einzelnen Kapiteln im Buch vorangestellt sind, geben zudem einen beklemmenden Einblick in das Leben der Frauen, die sich den von Männern geprägten Traditionen unterordnen müssen.

Najat Abed Alsamad
Kein Wasser stillt ihren Durst
Roman
Aus dem Arabischen von Larissa Bender
Geunden, 288 Seiten
ISBN 978-3-949774-27-0
Erscheint im Oktober 2023

Najat Abed Alsamad ist eine syrische Schriftstellerin und Gynäkologin, geboren in Suwaida, Syrien, lebt in Deutschland. B.A. in arabischer Sprache und Literatur von der Universität Damaskus. Hat mehrere Romane und Sammlungen von Erzählungen veröffentlicht, die seit 1994 von Verlagen in Syrien, im Libanon und in den Vereinigten Arabischen Emiraten veröffentlicht wurden. Ihre Artikel, Studien und Forschungen erschienen in arabischen Zeitungen, Websites und Thinktanks. Gewinnerin des Katara-Preises für Romane im Jahr 2018 für ihren Roman „La Ma’a Yarwiha“ („Kein Wasser stillt ihren Durst“).


Mary beschert Gott, ihrem Sohn Jesus, dem Papst und der katholischen Kirche mit dem Smartphone so manch eine Überraschung. Denn sie akzeptiert die patriarchalische Ewigkeit nicht. Sie ist weder mild noch friedfertig oder gar Opfer. Gnadenlos und unnachgiebig klopft sie Glaubenslehren und Einstellungen auf ihre Überlebensfähigkeit im Heute ab. Aus der Perspektive einer modernen Frau nimmt sie Themen wie das traditionelle christliche Familienkonzept, unbefleckte Empfängnis, Genderfragen, Abtreibung, Sexualität, Liebe und schließlich die Fragen nach der Veränderbarkeit starren, überholten Denkens sturer Männer im Himmel und in kirchlichen Institutionen auf Erden unter die Lupe. Die junge Italienerin Paola Morpheus legt mit ihren Comic-Geschichten eine äußerst ironisch-witzige Bearbeitung gesellschaftlich relevanter Probleme vor.

Paola Morpheus
Just Mary
Comic
Aus dem Italienischen von Andrea Richter
Broschur, durchgehend vierfarbig, 136 Seiten
Format: 180 x 255 mm
ISBN 978-3-949774-28-7
Erscheint im Oktober 2023

Paola Morpheus, geboren 1989 in Catanzaro/Italien, ist eine satirische Comic-Zeichnerin, bad animator und Steet-Art-Künstlerin.


Ein Beitrag im Rahmen meiner Pressearbeit für den Verlag

Autor Birgit BöllingerVeröffentlicht am 30. August 2023Kategorien Aktuelles aus der Edition FaustSchlagwörter Ankalina Dahlem, Comic, Gedichte, Jan Röhnert, Larissa Bender, Literatur, Lyrik, Michael Krüger, Najat Abed Alsamad, Paola Morpheus, Roman, Sascha Anderson, SyrienSchreibe einen Kommentar zu Das Herbstprogramm der Edition Faust

Vom Gift des Verschweigens – wie der Faschismus eine Familie prägt

Als die italienische Philosophin und Autorin Michela Marzano entdeckt, dass ihr Großvater ein Faschist der ersten Stunde war, ist das ein Schock für sie. In ihrem Buch arbeitet sie sowohl ihre Familiengeschichte auf als auch die Geschichtsvergessenheit eines ganzen Landes.

„Die Geschichte lässt sich nicht auslöschen“, hatte der Bürgermeister von Campi 2017 gesagt, als er gefragt wurde, warum er einen Platz in der Stadt nach Guiseppe Guarino, dem ehemaligen faschistischen Podestà und Schwager von Starace, benannt habe. Warum konnten andere Teile der Geschichte Campis dann einfach unterschlagen werden? Die Geometrie dieser Geschichte scheint äußerst variabel zu sein.“

Michela Marzano, „Falls ich da war, habe ich nichts gesehen“


Als ich vor einigen Jahren in Rom vor dem sogenannten „Mussolini-Obelisk“ stand, wurde mir erstmals richtig bewusst, wie deutlich anders mit der Erinnerung an den Faschismus in unserem Nachbarland umgegangen wird. Denkmäler mit Inschriften, die an den „Führer“ erinnern, der Verkauf entsprechender Devotionalien, offener „Duce“-Kult: All das wäre bei uns nicht denkbar. Und das aus gutem Grund.

Hat auch dieser seltsam „entspannte“ Umgang Italiens mit seiner faschistischen Vergangenheit dazu geführt, dass der Rechtsextremismus immer irgendwie doch „hoffähig“ blieb? Das Getöse, das italienische Neofaschisten wie Salvini, Berlusconi und Meloni in den vergangenen Jahren auf dem Stiefel veranstalteten, nahm ich wahr, aber sah es nicht als wirkliche Gefahr. So kann man sich täuschen – es war ein Schock für mich, als im vergangenen Herbst die Fratelli d’Italia von Giorgia Meloni mit rund 26 Prozent die italienischen Parlamentswahlen gewann.

Das Buch von Michela Marzano ist im Jahr vor der Wahl erschienen. Und wurde in den Medien gefeiert. So wird vom Eichborn Verlag, bei dem das autobiographische Werk der italienischen Philosophin, Autorin und Politikerin heute in deutscher Übersetzung erscheint, auf dem Cover „La Republica“ zitiert: „Dieses Buch legt das Schweigen eines Landes offen, das sich niemals seiner Geschichte gestellt hat. Politisch und zugleich sehr persönlich.“

Das Gift des Faschismus wirkt weiter

Das hat heute ein wenig einen bitteren Nachgeschmack: Zeigt das Buch doch angesichts des italienischen Rechtsrucks wie sehr das nicht aufgearbeitete Erbe der faschistischen Vergangenheit weiterwirkt, wie billig die Rattenfänger mit der angeblichen Erinnerung an alte, vermeintlich bessere Zeiten ihre Anhänger sammeln könnten. Das Gift wirkt weiter – und Marzanos Buch legt auch offen, wie im Falle einer einzelnen Familie der Faschismus die Menschen prägt, sogar über Generationen hinweg, auch wenn die Nachkommen sich politisch ganz anders verorten.

Eher zufällig stolpert Michela Marzano, die selbst als Abgeordnete für die Partito Democratio einige Jahre im italienischen Parlament war, über die Information, dass ihr Vater Ferruccio bei seiner Taufe mit fünf Vornamen ausgestattet wurde – darunter auch mit Benito, nach dem faschistischen Diktator. Nach und nach ergründet Marzano ein „offenes“ Familiengeheimnis: Ihr Großvater Arturo, ein Richter und nach dem Zweiten Weltkrieg Abgeordneter der Monarchistischen Partei, war ein Mussolini-Anhänger der ersten Stunde. Bereits am 15. Mai 1919 schreibt er sich in die Partito Nazionale Fascista ein, nimmt am berüchtigten Marsch auf Rom teil und übt selbstverständlich auch sein Richteramt getreu der faschistischen Gesetzgebung aus.

Immer tiefer gräbt sich Marzano in ihre Familiengeschichte ein, sichtet verschimmelte Unterlagen ihres Großvaters, die bei Verwandten in Campi in einem Keller lagern, liest die Briefe an seine Frau Rosetta, liest Akten über Gerichtsverfahren und die Dokumente, mit denen sich Arturo nach dem Ende des Faschismus um eine schnellstmögliche berufliche Rehabilitierung bemüht. Bezeichnend: Die Empörung, die aus diesen Briefen spricht, er selbst, Faschist der ersten Stunde, versteht nicht, warum er in seiner Doppelfunktion als Parteigänger und Richter Justitia beschädigt haben soll.

Als die italienische Philosophin und Autorin Michela Marzano entdeckt, dass ihr Großvater ein Faschist der ersten Stunde war, ist das ein Schock für sie. In ihrem Buch arbeitet sie sowohl ihre Familiengeschichte auf als auch die Geschichtsvergessenheit eines ganzen Landes.

Scham und Schuldgefühle

Weitaus sensibler reagiert da die Enkelin, die an den Großvater selbst (er starb, als sie gerade sechs Jahre alt war), nur noch wenige Erinnerungen hat:

„Es ist der 25. April 2020, der 75. Jahrestag der Befreiung Italiens. Und zum ersten Mal kann ich ihn nicht ruhigen Gewissens feiern. Auch ich möchte voller Stolz #iorestalibera (ich bleibe frei) in den sozialen Medien posten (…). Meine Geschichte ist eine andere als die der Enkelkinder, Nichten und Neffen der Widerstandskämpfer:innen. Im Gegensatz zu ihnen, habe ich keinen Grund, stolz zu sein.“

Beim Lesen dieser Worte wurde mir jedoch auch nochmals bewusst, dass zwar die öffentliche „Erinnerungskultur“ in Deutschland eine andere sein mag, die familiäre dagegen unterscheidet sich wohl in vielen Fällen nicht. Die Fragen, die Michela Marzano in ihrem Buch stellt –

„Haben sie für die Freiheit gekämpft oder im letzten Moment die Seiten gewechselt? Waren sie im Widerstand oder verspätete Überläufer:innen?“

– sie wurden auch in deutschen Familien nur vage beantwortet, wenn es hieß: „Was hast du getan von 1933 bis 1945?“

Zwar kann Marzano die eine große Frage, die nach dem WARUM, warum ihr Großvater dem Faschismus anhing, nicht entschlüsseln, nicht erklären. Zu Beginn des Buches, noch unter Schock stehend, hält sie dies zudem für unnötig:

„Ich kann und will keine Entschuldigung finden, denn es wäre nicht gerecht. Alles, was ich empfinde, ist Scham.“

Eine Scham, die „von Generation zu Generation weitervererbt wird“. Und so wird ihr Text vor allem zu einer Auseinandersetzung mit ihrem Vater, einem linksliberalen Wirtschaftsprofessor, der politisch zwar alles andere als ein Faschist ist, im Privaten jedoch zu patriarchalischen Wutausbrüchen neigt und eine lieblose Ehe führt, die auch seine Kinder prägt. Michela Marzano leidet als junge Frau an Magersucht, unternimmt einen Suizidversuch, braucht jahrzehntelang psychotherapeutische Unterstützung. Die Recherche zu ihrem Großvater öffnet ihr die Augen, wie sehr ihr Vater selbst durch diese Familiengeschichte geprägt wurde und darunter litt. Und so hat das Buch wenigstens auf der privaten Ebene ein versöhnliches Ende, kann das letzte Kapitel mit „Vergebung“ betitelt werden.

Historische Fakten und aktuelle Politik

Geschickt verknüpft Marzano ihre Familiengeschichte mit historischen Fakten und Kommentaren zur aktuellen italienischen Politik. Sie zeigt auf, wie während Mussolinis Diktatur streikende Arbeiter, Kommunisten, Demokraten, Widerstandskämpfer verfolgt wurden, wie mit Einführung der Rassengesetze jüdische Richter und Anwälte ihrer Ämter enthoben wurden, wie zahllose Menschen Opfer des Faschismus wurden. Und wie die Täter beinahe nahtlos weitermachen konnten.

„Die Zahlen zur Epurazione im Gerichtswesen sind vielsagend: Im März 1946 wurden 4052 von 11 400 Mitarbeitenden des Justizministeriums einem Entfaschisierungsprozess unterzogen, 589 Prozesse wurden eröffnet, 575 beendet und nur 56 Personen verurteilt (…). Andere sagen, dass irgendwann beschlossen wurde, nach vorn zu blicken, um nicht in der Vergangenheit stecken zu bleiben.“

Die Form des Buches, das zwischen persönlicher Erzählung, fiktionalen Passagen, wenn Marzano beispielsweise Dialoge ihrer Großeltern rekonstruiert, introspektiven Betrachtungen und historischer Dokumentation wechselt, mag manchem ein wenig wildwüchsig erscheinen. Zugleich ist es aber ein Ausdruck für die Aufgewühltheit der Erzählerin angesichts ihrer Familiengeschichte und ein emotionaler Aufschrei der Fassungslosigkeit. Michela Marzano macht am Beispiel ihrer Familie deutlich, was diese Geschichtsvergessenheit, das Verschweigen, das Verleugnen und das Lügen, die Menschen kostet. Und was es eine Gesellschaft kosten wird, das, so befürchte ich, werden die nächsten Jahre unter einer neofaschistischen Regierung erst noch zeigen.


Bibliographische Angaben:

Michela Marzano
Falls ich da war, habe ich nichts gesehen
Übersetzt von Lina Robertz
Eichborn Verlag, 25.8.2023
ISBN: 978-3-8479-0150-1

Autor Birgit BöllingerVeröffentlicht am 25. August 202325. August 2023Kategorien 21. JahrhundertSchlagwörter Eichborn Verlag, Erinnerung, Faschismus, Italien, Italienische Literatur, Justiz, Michela Marzano, MussoliniSchreibe einen Kommentar zu Vom Gift des Verschweigens – wie der Faschismus eine Familie prägt

Fulminantes Debüt aus Lettland im PAPERENTO Verlag

Mit “Wie ich lernte, den Fluss zu lieben” schrieb die Lettin Laura Vinogradova einen einfühlsamen Debütroman über eine Frau, die große Verluste erlitt. Und dennoch zu leben lernt. Das Buch erhielt den Europäischen Literaturpreis und erscheint nun in deutscher Erstübersetzung in einer neuen Buchreihe.

»Dina ist älter als ich«, erzählt Rute, »aber inzwischen ist sie jünger. Verstehst du? Sie ist verschwunden, als ich 26 Jahre alt war und sie 29. Jetzt bin ich 36 und sie ist noch immer 29. Älter kenne ich sie nicht. Ich weiß nicht, ob sie noch mit derselben Stimme spricht und noch genauso aussieht.«

Laura Vinogradova, “Wie ich lernte, den Fluss zu lieben”


Wie ist es, wenn die eigene Schwester spurlos verschwindet? Der Vater ein Fremder ist, die Mutter im Gefängnis sitzt? Wo bekommt man dann Halt, wie lebt man sein Leben? Rute, die Erzählerin dieses außergewöhnlichen Romans aus Lettland, kommt aus einer sogenannten dysfunktionalen Familie. Die Beziehung zu dem wohlsituierten Stefans gibt ihr ein Gerüst. Doch als sie das Haus ihres Vaters, den sie nie kennengelernt hat, erbt, kommt wortwörtlich alles in Fluss: Das Haus am Fluss wird zum Symbol für ein nie bearbeitetes Trauma, für alte Wunden und tiefen Schmerz. Zugleich aber bietet der Fluss Geborgenheit und die Möglichkeit, abzutauchen…

In seiner Heimat Lettland war der Debütroman von Laura Vinogradova ein großer Erfolg. 2021 gewann das Buch den Europäischen Literaturpreis. Jetzt erscheint „Wie ich lernte, den Fluss zu lieben“ erstmals auf Deutsch.

Es ist ein einfühlsames Buch über Trauma und Verlust. Mal ganz nüchtern und geradeheraus geschrieben, herb und sehr direkt – und dann doch wieder mit zarten, liebevollen Worten: So hat Autorin Laura Vinogradova die Leser in ihrer Heimat Lettland mit „Upe“ (deutsch: Fluss) begeistern können. Der Roman wurde aus dem Stand heraus ein Publikumserfolg. Und konnte sogar die Jury des renommierten Literaturpreises der Europäischen Union überzeugen. Jedes Jahr zeichnet sie herausragende junge Talente aus – und legt so den Fokus auf neue literarische Stimmen aus Europa. „Upe“ gewann den Hauptpreis 2021. 

„Wie ich lernte, den Fluss zu lieben“ erscheint in deutscher Erstübersetzung durch Britta Ringer am 1. September 2023 im sächsischen Paperento Verlag. Der Roman ist Teil der neuen Reihe „Schöne Bücher Bibliothek“. Die Edition der unabhängigen Verlage vereint ausgewählte Belletristik unterschiedlicher Genres – vom Krimi bis zu Science-Fiction.

Eine Leseprobe findet sich hier.


Zur Autorin:

Laura Vinogradova, geboren 1984, stammt aus Lettland und schreibt Bücher für Kinder und Erwachsene. Sie studierte Betriebswirtschaft an der Technischen Universität Riga und fing mit 30 Jahren mit dem Schreiben an. Ihr erstes Buch „Baby Langnase aus dem Langnasendorf“ (Snīpulītis no Snīpuļciema), eine Geschichte für Kinder, erschien 2017. „Wie ich lernte, den Fluss zu lieben“ (»Upe«) ist ihr erster Roman. Die Novelle stand auf der Shortlist für den jährlichen Lettischen Literaturpreis und wurde 2021 mit dem Europäischen Literaturpreis ausgezeichnet. Laura Vinogradova lebt in Riga und arbeitet dort im Museum für Literatur und Musik.


Bibliographische Angaben:

Laura Vinogradova
Wie ich lernte, den Fluss zu lieben
Übersetzung: Britta Ringer
Hardcover mit Lesebändchen
124 Seiten, 16;00 €
ISBN: 978-3-947409-57-0
ET: 01.09.2023
Erhältlich im Buchhandel

Zum Verlag:
Der Paperento Verlag ist ein Imprint des im sächsischen Chemnitz ansässigen Verlags Edition Wannenbuch.
https://www.wannenbuch.de/


Schöne Bücher Bibliothek: Edition der unabhängigen Verlage

Zehn Verlage, zehn Bücher, eine gemeinsame Reihe: Das ist der Auftakt für die Schöne Bücher Bibliothek. Die Edition der unabhängigen Verlage vereint ausgewählte Titel zeitgenössischer Autorinnen und Autoren. Highlights aus den Independents: mal mit Witz, mal ganz ernst. Mal mit Blick auf große Fragen unserer Zeit, mal auf das Kleine, ganz Private. Und stets absolut lesenswert. Zehn literarische Stimmen, zehn kuratierte Perlen für Buchfans – ob erfrischender Erstling oder preisgekröntes Werk. Vom historischen Roman über Krimi und Mystery bis zu Science-Fiction oder Satire: ein Literatur-Kanon, wie er im Buche steht.  Im Buchhandel ab September 2023.
http://www.schoenebuecher.net/bibliothek/


Ein Beitrag im Rahmen meiner Pressearbeit für den Verlag

Autor Birgit BöllingerVeröffentlicht am 22. August 20231. September 2023Kategorien - Für VerlageSchlagwörter Europäischer Literaturpreis, Laura Vinogradova, Lettische Literatur, Lettland, Paperento Verlag, Schöne Bücher Bibliothek2 Kommentare zu Fulminantes Debüt aus Lettland im PAPERENTO Verlag

PHILIPP BROTZ: Die Ungleichzeitigen

Mit „Die Ungleichzeitigen“ legt der Freiburger Schriftsteller Philipp Brotz einen Roman vor, der von Heimatverlust und Einsamkeit, aber auch von Selbstfindung, neuen Perspektiven und dazu gewonnener Toleranz erzählt. Ein Buch am Puls der Zeit: Denn ein wenig Hagen steckt vielleicht in uns allen, wenn es uns, je nach Lebenssituation schwerfällt, Veränderungen zu akzeptieren und offen zu sein für andere Kulturen, Lebensweisen, Menschen.

Am Beginn und am Ende dieses Romans stehen je eine Taxifahrt, die für den Protagonisten ein neues Lebenskapitel eröffnen. Hagen, Anfang 30, ein gescheiterter Student, kehrt in seinen Heimatort in den Schwarzwald zurück. Er bezieht das Haus seiner Eltern, die bei einem Autounfall verunglückt sind und versucht sich gewissermaßen wieder in seiner Kindheit einzurichten. In Berlin ist er nie heimisch geworden und nun will er, der jahrelang zum überkorrekten Vater keinen Kontakt mehr hatte, Erinnerungen an eine vermeintlich bessere Zeit zurückholen.

Doch auch in Löwenau – der fiktive Ortsname steht für vergleichbare Dörfer im Schwarzwald, wo alles noch überschaubar zu sein scheint – ist die Zeit nicht stehen geblieben. Dass im Dorf Flüchtlinge leben, für deren Wohncontainer sein Lieblingswald abgeholzt wird, wühlt den Einzelgänger, der ohne berufliche Perspektiven und ohne Beziehungen und Freundschaften lebt, auf. Die diffuse Wut auf die „Fremden“ lenkt ihn vom eigenen Lebensversagen ab. Dass er am Ende mit der Jesidin Adana in einem Taxi sitzt, das die beiden zu einem Flug in den Irak bringen wird, ist da bei weitem nicht absehbar. Doch Hagen, der aus einer verrückten Idee heraus sein Erbe bei Online-Börsenspekulationen aufs Spiel setzt, wird gezwungen, mit einigen Asylbewerbern eine Wohngemeinschaft einzugehen – und es zeigt sich, dass man nur das fürchtet, was man nicht kennt.

Mit „Die Ungleichzeitigen“ legt der Freiburger Schriftsteller Philipp Brotz einen Roman vor, der von Heimatverlust und Einsamkeit, aber auch von Selbstfindung, neuen Perspektiven und dazu gewonnener Toleranz erzählt. Ein Buch am Puls der Zeit: Denn ein wenig Hagen steckt vielleicht in uns allen, wenn es uns, je nach Lebenssituation schwerfällt, Veränderungen zu akzeptieren und offen zu sein für andere Kulturen, Lebensweisen, Menschen.


Zum Autor:

Philipp Brotz, geboren 1982 in Calw/Schwarzwald. Wehrersatzdienst in New York, USA, dann Studium der Germanistik und Romanistik in Berlin, anschließend der Politik- und Wirtschaftswissenschaft in Freiburg im Breisgau. Heute Gymnasiallehrer in Freiburg und Moderator beim Werkstattgespräch des dortigen Literaturhauses. Für seine Prosa mehrfach ausgezeichnet, darunter mit dem Schwäbischen Literaturpreis, dem Jurypreis beim Wiener Book-Slam und dem Nora-Pfeffer-Literaturpreis. Stipendium des Förderkreises deutscher Schriftsteller in Baden-Württemberg für den Roman „Termitenkönigin“.

Bild: Rebecca Rösch


Zum Buch:

Philipp Brotz
Die Ungleichzeitigen
Roman
Gebunden mit Lesebändchen, 320 Seiten, 24,00 €
8 grad verlag, Freiburg, 2023
ISBN: 978-3-910228-12-2
ISBN EPUB: 978-3-910228-24-5

Eine Leseprobe findet sich hier.


Ein Beitrag im Rahmen meiner Pressearbeit für den Autor.

Autor Birgit BöllingerVeröffentlicht am 20. August 202320. August 2023Kategorien - Für Autorinnen & AutorenSchlagwörter Asyl, Deutsche Literatur, Flucht, Irak, Jesiden, Philipp Brotz, Roman, Schwarzwald4 Kommentare zu PHILIPP BROTZ: Die Ungleichzeitigen

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