Kurz&knapp: Richard Yates und John Cheever in der Vorstadthölle

Die Konformität der amerikanischen Vorstadt, in der Träume junger Ehepaare schnell ersticken, sie war das Thema einiger großer amerikanischer Autoren.

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In der amerikanischen Literatur der 1950-er bis 1970-er Jahre finden sich einige großartige Romane über ein ganz spezielles Biotop: Über die mittelständischen (und natürlich ausschließlich „weißen“) suburbs. Selten wurde die Vorhölle der Vorstadt und ihre spezielle Einwohnerschaft so klarsichtig, unnachgiebig und auch zynisch geschildert wie in einigen Romanen der großen amerikanischen Autoren dieser Zeit – Richard Yates vorneweg, aber auch bei John Updike, Sloan Wilson und bei John Cheever.

Das Suburbia-Leben scheint sich in diesen Büchern nur alkoholisiert ertragen zu lassen: Der Ehemann gehört zur Spezies Pendler, der mittags mit den Kollegen (oder der Geliebten in der Stadt, oft eine Sekretärin aus der Firma) gerne schon die ersten Drinks kippt. Derweil verabschiedet sich die Gattin, langsam resignierend, von eigenen Lebensentwürfen und ertränkt im Kreise ihrer Leidensgenossinnen die Langeweile in Cocktails. Auch die gemeinsamen Stunden am Abend sind nur promillegeschwängert zu ertragen. So sind die Vorstadtromane oftmals auch Psychogramme junger Ehepaare auf dem Weg hin zu einer eheimmanenten Altersgereiztheit – wenn der Tod sie nicht schon vorher scheidet. Liebe, die kurz und manchmal schmerzhaft erstickt wird von den Konventionen der Vorstadtgesellschaft. Zwei grandiose Beispiele dafür in näherer Betrachtung: “Zeiten des Aufruhrs” von Richard Yates und “Die Lichter von Bullet Park” von John Cheever.

Zwei Jahre zuvor hatten sie diese Strecke, als zustimmend nickende Beifahrer im Kombi von Mrs. Helen Givings, einer Immobilienmaklerin, zum ersten Mal zurückgelegt. Am Telefon war Mrs. Givings höflich, aber zurückhaltend gewesen – oft genug kamen Leute aus der Stadt hier heraus und verschwendeten die Zeit der Maklerin damit, dass sie unakzeptable Kaufbedingungen aushandeln wollten -, doch schon von dem Augenblick an, als die Wheelers aus dem Zug gestiegen waren, hatte Mrs. Givings, wie sie später ihrem Mann erzählte, in den beiden ein Paar erkannt, mit dem es, trotz der niedrigen Preiskategorie, nur wenig Probleme geben würde.

Richard Yates, Zeiten des Aufruhrs, 1961

So kann man sich täuschen – denn das Haus in der Revolutionary Road (so der Originaltitel des Romans) bringt dem Paar kein Glück. Nur anfangs scheinen April und Frank voller Ambitionen und Hoffnungen, voller Liebe und Zuneigung. Doch die Vorstadt kriegt sie alle: Es gibt keine Revolution in der Straße der Revolution. Es ist der falsche Ort, es ist das  falsche Leben. Während Frank sich zunächst bei seinem Job langweilt, hofft April immer noch, dass die einstmaligen Träume von der Bühne wahr werden könnten. Doch das Leben läuft anders: Frank beginnt die übliche Karriere und April verblüht in der Vorstadt.

Ein letztes Aufbäumen ist ihr Plan, nach Frankreich auszuwandern. Während April noch an Aus- und Aufbruch glaubt, entpuppt sich Frank als Blender. Seine hochfliegenden Träume von einer kreativen Karriere verpuffen, er gibt sich – weil er sich seine eigenen kleinen Freiheiten herausnehmen kann – gerne mit dem kleinen Leben in der kleinen Stadt zufrieden. April jedoch bezahlt dafür einen hohen Preis. Ein Roman, der sich flüssig liest, der seine vielen inhaltlichen Ebenen bei wiederholten Lektüren nach und nach offenbart.

“Im Ort gibt es vier Kirchen. Vom Gorey Brook Country Club haben Sie wahrscheinlich schon gehört. Dort gibt es einen herrlichen, von Pete Ellison entworfenen Achtzehn-Loch-Golfplatz, vier regenfeste Tennisplätze und ein Schwimmbad. Hoffentlich sind Sie kein Jude. Da gelten hier nämlich strenge Prinzipien. Ich selbst habe keinen Pool und empfinde das, ehrlich gesagt, als Manko. Wenn sich die anderen über Chemikalien und so weiter unterhalten, ist man vom Gespräch ausgeschlossen.

John Cheever, Die Lichter von Bullet Park, 1969

Wer meint, hinter- und untergründiger ließe sich Vorstadt-Tristesse nicht beschreiben, der täuscht. Das giftigste, böseste Buch zum Thema stammt von John Cheever: „Die Lichter von Bullet Park“, 1969 erschienen. Was in dieser fiktiven, aber wirklichkeitsnahen Vorhölle von denen, die sich hier ansiedeln wollen, erwartet wird, das wird schon beim Hausverkaufsgespräch ganz klar.

Cheever, der auch mal gerne als „Tschechow Amerikas“ oder „Chechov of Suburbia“ bezeichnet wird, erzählt hier mit einem gnadenlosen Blick auf die Mittelschicht. Nichts ist und bleibt dabei so „herrlich, herrlich, herrlich, herrlich wie früher“, um den allerletzten, bösen Satz dieses Buches zu zitieren.

Im Roman wird der Blick auf zwei Familien geworfen: Zunächst steht der unauffällige Marketingangestellte Nailles im Fokus. Die blendende Fassade kann er jedoch nur noch mit Medikamenten aufrechterhalten. Eliot Nailles trifft auf seinen neuen Nachbarn Paul Hammer, dem der zweite Teil des Buches gewidmet ist. Ein Alkoholiker, der mit dem psychopathischen Plan, Nailles zu töten, nach Bullet Park gezogen ist. Die Verbindung der beiden Männer, die selber nur Opfer dieser Hölle der Vorgärten sind, erschließt sich erst im Laufe des Buchs. Doch eines wird schnell klar: In diesem Biotop bigotter, judenfeindlicher, schwulenhassender Vorstadtscheinheiliger braucht man so oder so alle Geisteskräfte, um nicht den Verstand zu verlieren.

Richard Yates: Eine letzte Liebschaft

Der bittere Geschmack der Enttäuschung prägt die letzten Erzählungen von Richard Yates, die zu dessen Lebzeiten unveröffentlicht blieben.

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Bild: (c) Michael Flötotto

„Betty“, sagte Miller. „Tust du mir einen Gefallen?“ Er beobachtete, wie sich ihr Stirnrunzeln im Licht der vorbeigleitenden Straßenlaterne in einen gekränkten Blick verwandelte. „Halt den Mund. Halt bitte einfach den Mund.“

Richard Yates, „Eine letzte Liebschaft”


Eins und doppelt möchte man sein. Die romantische Idee des Ineinander-Verschmelzens, die regelmäßig an den Klippen des Alltags zerschellt. Einer, der gerade dieses mit wenigen, knappen Sätzen beschrieb, war Richard Yates. Schon in seinem bekanntesten Roman „Revolutionary Road“ gibt es sie, diese Szenen einer Ehe – da liegt so viel Unausgesprochenes zwischen dem Paar, soviel ungelebte Möglichkeiten, soviel unerfüllte Wünsche.

Den bitteren Geschmack der Enttäuschung – ihn transportierte der amerikanische Schriftsteller (1926 – 1992) auch in seinen letzten Erzählungen, neun short storys, die zu Lebzeiten nie veröffentlicht wurden und nun erstmals in deutscher Übersetzung erschienen sind.

Der bittere Geschmack der Enttäuschung

In eine „Eine letzte Liebschaft“ – übrigens ist ausgerechnet die titelgebende Erzählung, in der Yates ausnahmsweise aus der Perspektive einer Frau schreibt, das schwächste Stück dieses Erzählbandes – sind Geschichten versammelt, die um Missverständnisse kreisen, um Vorverurteilungen, um falsche Träume. Der Buchhalter, der an dem Tag, an dem er von seiner Frau verlassen wird, auch feststellen muss, dass andere ihm mit Ablehnung begegnen, wird radikal von allen Selbsttäuschungen befreit. Eine Ehefrau, die auf einer Party gerne Heldengeschichten ihres Mannes aus dem Weltkrieg hören würde – doch dieser schweigt aus guten Gründen. Ein Tuberkulosekranker, der sich in die falsche Frau verliebt und abserviert wird – ihr Brief ersetzt das, was heute wohl in einer SMS beinhaltet wäre.

Richard Yates erzählte in seinen Stories wie in den Romanen von zerbrochenen Träumen und einsamen Seelen. Er benötigte keine ausführlichen psychologischen Schilderungen – die Erzählungen sind kurz, knapp, mit wenigen Worten, einzelnen Szenen wird das Dilemma des Vereinzelten angerissen und beleuchtet. Oder, wie Manuela Reichart in einem Beitrag beim Deutschlandradio Kultur betont: Yates, einer der sie malte, „solche literarischen Augenblicke, die wie in einem Brennglas Menschen und ihre Versehrt­heiten deutlich machen.“

Ein Meister der Zwischentöne

Yates, ein Meister der Zwischentöne, dessen Texte sich immer wieder um die Fragilität des Lebens drehen, der sich den Außenseitern, den Verlassenen, den Einsamen zuwendet. Und doch: So hoffnungslos deren Lage auch zu sein scheint, so öde, trist und langweilig ihr Alltag ist, alle klammern sich mit einem letzten Rest verzweifelter Hoffnung an die dünnen, abgewetzten Fäden, mit denen sie noch lose mit ihrem gesellschaftlichen Umfeld verbunden sind. Das angestrengte Aufrechterhalten bröckelnder Fassaden, das Bewahren eines letzten Restes von Würde, die niemals endende Hoffnung auf ein Stück vom Glück – das ist es, was Yates` Figuren am Leben hält. Ganz typisch sind dafür die dahinsiechenden Kriegsveteranen, die von einem vergangenen Leben und ihren „Heldentaten“ erzählen: Diebeszügen, Besäufnissen, Liebschaften, Ehebruch. Oder Betty Meyers, die Navy-Ehefrau, die sich aus Langeweile und Frustration einem Aufreißer hingibt.

Die anrührendste der neun Erzählungen stellt jedoch ein Kind in den Mittelpunkt: Die kleine Eileen. Sie findet 50 Cents, malt sich aus, was sie sich mit diesem persönlichen Besitz an Wünschen erfüllen könnte – und wird prompt von den Erwachsenen des Diebstahls bezichtigt. Hier zeigt Yates eine seiner hervorragenden Eigenschaften als Autor: Die Wärme, das Mitgefühl, das er für seine Figuren, die Schwachen und Verletzten, aufbrachte.So schreiben kann einer nur, der selbst oft genug schwach und verletzt war – und weiß, wie Einsamkeit klingt:

„Pollock war jetzt ganz von dem Gefühl beherrscht, erschreckend allein zu sein, aller Sicherheit beraubt; ihn überkam die Angst, die ein Kind ergreift, das in einer Menschenmenge verloren geht.“


Bibliographische Angaben:

Richard Yates
Eine letzte Liebschaft
Übersetzt von Thomas Gunkel
DVA Verlag, 2018
ISBN: 978-3-328-10276-2

Richard Yates: Eine strahlende Zukunft

Das Schreiben, so formuliert es Rainer Moritz, war Richard Yates` Waffe gegen den Untergang. Dies macht sich auch in “Young hearts crying” bemerkbar.

Yates
Bild: (c) Michael Flötotto

„Scheiß auf die Kunst“, sagte sie. „Das meine ich ernst, Michael. Scheiß auf die Kunst, okay? Ist es nicht witzig, daß wir ihr ein Leben lang nachgejagt sind? Daß wir unbedingt all denen nahestehen wollten, die sie zu begreifen schienen, als könnte uns das weiterhelfen; daß wir nie aufhörten, uns zu fragen, ob sie nicht hoffnungslos unseren Horizont übersteigt – oder vielleicht gar nicht existiert? Denn das ist eine interessante These für dich: Was, wenn sie nicht existiert?“

Richard Yates, „Eine strahlende Zukunft“


Gäbe es die Kunst nicht, müsste Michael Davenport sich eine Kugel durch den Kopf jagen – dies ist es auch, was er, der Dichter ohne Ruhm und Anerkennung seiner Ex-Frau Lucy bei diesem Treffen, rund dreißig Jahre nach ihrer ersten Begegnung, antwortet. „Eine strahlende Zukunft“ (1984 unter dem Titel „Young hearts crying“ erschienen – was in mir erneut die Frage aufwirft, warum der DVA-Verlag, der das Gesamtwerk Richard Yates herausgibt, zwar für hervorragende Übersetzungen sorgt, aber die Romantitel verkitscht) gilt als eines der schwächeren Werke des amerikanischen Romanciers. Auch Yates-Biograph Rainer Moritz bemängelt in „Der fatale Glaube an das Glück“ gewisse Schwächen, Längen, ermüdende Dialogszenen und eine weniger gelungene psychologische Zeichnung der Hauptfigur. Ganz klarer Widerspruch meinerseits und damit in guter Gesellschaft von Shortlists.com:
http://shortlist.com/entertainment/books/10-underrated-novels-from-great-authors

“Frankly, we’re spoilt for choice when it comes to Richard Yates. Sadly overlooked during his life, it was only years after his death that he was finally given the appreciation he truly deserved. While it doesn’t have the devastating emotional impact of Revolutionary Road, Young Hearts Crying makes an excellent companion piece, telling the story of a similarly hopeful couple who fall apart over the years. Wonderfully prescient in its depiction of hipster culture all the way through to its forward-thinking take on divorce, it’s still a horribly well-observed look at how difficult maintaining one’s own dreams can be when in the constraints of a couple. Bitter at times sure but realistic to the end.”

Armut, Alkohol und Isolation

Ob in „Eine besondere Vorsehung“ oder „Eine gute Schule“ oder in seinen Erzählungen: Immer wieder arbeitet Richard Yates (1926-1992)  in seinem Schreiben die Traumata seines Lebens auf. Die Künstlerin-Mutter, die keinen Halt geben konnte, weil sie selbst haltlos war. Die gescheiterten Beziehungen. Die – nach kurzem Ruhm – mangelnde Anerkennung als Schriftsteller. Die Psychiatrieerfahrung, der Alkoholismus, die Armut, die Isolation. Unter all diesen Büchern halte ich „Young hearts crying“ für sein persönlichstes Werk, für eine Art Bestandsaufnahme gegen Ende seines Lebens. Und trotzdem auch dieser Roman in vielfacher Weise ein Monument des Scheiterns ist – am Ende des Buches klingt etwas wie Hoffnung, wie Ruhe an, ein, zwei Sätze, die vielleicht auch zeigen, warum Richard Yates selbst durchhielt.

Die Schlussszene zeigt ihn nach dem Gespräch mit seiner Ex-Frau Lucy, er schlendert zu seinem Hotel, denkt an Sarah, seine zweite Ehefrau, an die Partnerschaft, die vielleicht am Zerbrechen ist:

Vielleicht würde sie kommen und mit ihm leben, vielleicht auch nicht; und es gab noch eine dritte, schreckliche Möglichkeit: Vielleicht würde sie kommen, im Geiste zögerlicher Willfährigkeit nur ein Weilchen bleiben und darauf warten, dass ihr gesunder Menschenverstand sie befreite.

„…im Grunde ist jeder allein“, hatte sie gesagt, und er begann zu erkennen, dass darin viel Wahrheit steckte. Und außerdem: Jetzt, wo er älter war, wo er zu Hause war, spielte es vielleicht gar keine Rolle, wie die Geschichte am Ende ausging.

Tatsächlich sind die Liebesbeziehungen, die Ehegeschichten in diesem Roman – ebenso wie in seinem Pendant „Revolutionary Road“ (deutsch: „Zeiten des Aufruhrs“) – die Folien für eine zentralere Frage: Was ist, wenn der Lebenstraum, dem du nachhängst, zu groß für dich ist?

Bittere Abrechnung mit dem Kunstbetrieb

„Young hearts crying“ ist vor allem auch ein Künstlerroman und eine verhalten zynische, bittere Abrechnung mit dem Kunstbetrieb: Wie die zu Anerkennung gelangen, die die beste Anpassungsleistung erbringen, der arrivierte Maler, der seit Jahren mit Erfolg ein Thema variiert, der gescheiterte Schauspieler, der zum richtigen Zeitpunkt die Exploitation-Welle ausnutzt, um an Geld und eine jüngere Ehefrau zu kommen, die Tochter aus reichem Hause, die sich aneinander folgend in Schauspiel, Schreiben, Malen versucht. Letzteres ist Lucy, die Exfrau, deren künstlerische Gehversuche Yates mit Humor, aber auch viel Wärme und Respekt nachzeichnet. In ihrem Abendschreibkurs wird eine ihrer Erzählung so charakterisiert: Geschmackvoll, gut gezeichnet, Sätze mit Würde. Wie Lucy letztlich anerkennt, dass ihr Talent für nichts im Kunstbetrieb ausreicht – das tut sie mit Würde, wenn auch ein großer Rest an Traurigkeit verbleibt.

Etwas, das Michael, der von Beginn an mit mehr Wut und Eigenzorn ausgestattet ist,  aber auch mit mehr Talent, sich erst erarbeiten muss – mit der Wut, mit der Trauer aufgrund des Scheiterns, mit der Schwierigkeit, zu sich zu kommen, mit all dem zurecht zu kommen.

„Mit dreiundzwanzig hatte Michael Davenport gelernt, seiner eigenen Skepsis zu trauen.“

So wird der Dichter mit dem ersten Satz vorgestellt. Im Folgenden bewegt sich Michael durch diesen Roman, als habe er ständig die falschen Kleider an (auch an den anderen Künstlern bemerkt Michael im wörtlichen Sinne diese falschen Kleider, die aufgesetzt wirkenden abgetragenen Army-Klamotten, der Wandel vom abgerissenen Maler hin zum Khakihosen tragenden College-Dozenten). Das Leben, die Dichtung wird zum Ringen um „Authenzität“. Dies geht so weit, daß er es ablehnt, vom riesigen Vermögen seiner ersten Frau Lucy zu leben, sondern einen Gebrauchstexter-Job annimmt: Weniger aus einem Gefühl „männlicher Würde“ heraus, den Lebensunterhalt verdienen zu müssen, denn aus der Vorstellung, ein Leben in Wohlstand und der damit erkauften Freiheit sei falsch für sein Werk.

Traumatisiert durch die Psychiatrie

Dieses Ringen um Wahrhaftigkeit führt letztendlich zum Bruch der Ehe. Der Bruch der Ehe zum Verlust einiger angenommener Lebensvorstellungen. Der Verlust wiederum zum Bruch in Michaels Persönlichkeit. Wie Richard Yates selbst lässt er seinen Protagonisten Davenport mit einer unbezeichneten Diagnose in das New Yorker Bellevue einliefern. Für Yates war dies an sich die traumatische Lebenserfahrung. Eine ungefähre Ahnung vom Zustand der Psychiatrie dieser Jahrzehnte erhält man auch durch „Einer flog über das Kuckucksnest“ von Ken Kesey. Für einen Menschen in seiner psychischen Verletzlichkeit brachte diese Art der „Behandlung“ keine Heilung, sondern oftmals erst den unheilbaren Zusammenbruch.

„Und nachdem ich aus dem Bellevue raus war“, sagte er, „hatte ich ständig Angst. Angst, um Straßenecken zu biegen. Es gab keine Schlangen mehr, aber die Angst vor der Flak wollte nicht aufhören. (…) Aber der zentrale Gedanke, verstehst du, ist die Untrennbarkeit von Angst und Wahnsinn. Angst haben macht dich verrückt; Verrücktwerden macht dir Angst.“

Auch Yates versuchte, sein Leben lang mit dieser Angst zurechtzukommen, die Scherben zusammenzuhalten. Obwohl ihm die öffentliche Anerkennung versagt blieb, schrieb er einen Roman nach dem anderen, die zum Besten gehören, was die moderne amerikanische Literatur zu bieten hat.

„Die Arbeit mochte nicht alles sein, was es auf der Welt gab, doch sie war das Einzige, worauf Michael Davenport sich verlassen konnte. Wenn er sie jetzt schleifen, seine Gedanken je davon wegdriften ließ, dann konnte es zu einem dritten Schub kommen – und der konnte ihn, hier in New York, durchaus wieder ins Bellevue bringen.“

Das Schreiben, so formuliert es Rainer Moritz, war Richard Yates` Waffe gegen den Untergang.


Bibliographische Angaben:

Richard Yates
Eine strahlende Zukunft
Übersetzt von Thomas Gunkel
DVA Verlag, 2014
ISBN: 978-3-442-74993-5

Lucia Berlin: Was ich sonst noch verpasst habe

Lucia Berlin erzählt von Menschen, meist Frauen, die im alltäglichen Elend ihre Würde und den Lebenswillen bewahren. Und sie erzählt damit von sich selbst.

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Bild: (c) Michael Flötotto

„Mein Leben begann ruhig, ich wohnte in Bergbaustädten und zog zu oft um, um Freunde zu haben. Ich suchte mir einen Baum oder einen Platz in einem alten verlassenen Hüttenwerk und saß in der Stille. Meine Mutter las normalerweise oder schlief, und so sprach ich meistens mit meinem Vater. Sobald er zur Tür hereinkam oder wenn er mich in die Berge und ins tiefe Dunkel der Minen mitnahm, redete ich ununterbrochen. Dann ging er ins Ausland, und wir lebten in El Paso, Texas, wo ich die Vilas-Schule besuchte. In der dritten Klasse konnte ich gut lesen, hatte aber vom Addieren keine Ahnung. Ein schweres Korsett auf meinem Rücken. Ich war hochgewachsen, aber immer noch wie ein Kind. Ein Wechselbalg in dieser Stadt, als hätten mich Bergziegen in den Wäldern aufgezogen.”

Lucia Berlin, „Was ich sonst noch verpasst habe“
Zitat aus der Erzählung „Stille“

Ein Wechselbalg, eine Außenseiterin, von Kindheit an unterprivilegiert, niemals dazugehörend. Stille, Einsamkeit, Melancholie als Erbe. Sie dringen durch jede dieser Erzählungen. Zugleich aber auch eine Sprödigkeit, eine Lakonie, trockene Humorsicht auf die Welt, das Streben der Ehrgeizigen nach einem Quäntchen mehr an Glück leise belächelnd. Lucia Berlin erzählt von jenen – meist Frauen – die sich dennoch behaupten, im alltäglichen Elend ihre Würde bewahren, den Lebenswillen auch. Sie erzählt von unterbezahlten Krankenschwestern, ausgebeuteten Putzfrauen, illegalen Einwanderinnen, Suchtkranken in der Reha, Alkoholikerinnen im wiederholten Entzug, von den Underdogs, die sich in Waschsalons, auf der Straße, auf der Flucht treffen – und sie erzählt immer auch von sich selbst, an ihrer eigenen Biographie entlang.

Dunkle Königinnen der Selbstbehauptung

Die Frauen, von denen sie erzählt, das sind trotz ihrer Schwächen, ihrer Demütigungen und Verletzungen jedoch keine Gebrochenen – es sind die dunklen Königinnen der Selbstbehauptung. Ein Abbild dieser Schriftstellerin vielleicht, die in einem Brief an einen Freund über sich selber schrieb: „Keine Gefühle zeigen. Nicht weinen. Lass niemanden an dich ran.“ Nicht gerade das Heilsrezept, das die moderne Psychotherapie Menschen mit einer Biographie ähnlich derer der amerikanischen Autorin (1936 – 2004) verordnen würde – Sprechen lautet da die Diagnoseempfehlung. Manches ist jedoch vielleicht einfach auch unsagbar. Und nur durch die Verwandlung in Literatur findet es seinen Ausdruck – so stelle ich mir das Schreiben der Lucia Berlin vor, für die vielleicht (das ist meine Spekulation) das Verfassen von Texten der einzige Ruhepol in einem unruhigen Leben war, die einzige Möglichkeit, Schläge abzuwehren, Verletzungen zu heilen.

Ein Blick auf die Biographie: In Alaska geboren, der Vater Bergbauingenieur, der beruflich bedingt ein unstetes Leben führen muss, die Mutter eine Trinkerin. Im Alter von zehn Jahren erkrankt Lucia Berlin in Chile an Skoliose, der Vater verlässt die Familie, die bei den Großeltern unterkommt. Großvater und Onkel sind ebenfalls Trinker, wie in zwei Erzählungen angedeutet ist, wird Lucia Berlin zudem Opfer sexuellen Missbrauchs durch den Großvater. Sie selbst kämpft später ihr Leben lang gegen den Alkoholismus an, heiratet Männer, die selbst am Abstürzen sind, erzieht ihre vier Söhne größtenteils alleine, wechselt häufig die Wohnorte. Und ist daneben noch, vor allem in den 1960er bis 1980er Jahren literarisch überaus produktiv – wenn auch öffentlich kaum beachtet.

Berühmtheit erst nach ihrem Tod

„Lucia Berlin“, so heißt es in einer wunderbaren Annäherung an die Schriftstellerin durch Mara Delius in der „Welt“, „blieb so unbekannt, dass sie noch nicht einmal vergessen werden konnte, als sie gestorben war.“ Tatsächlich gelangt die amerikanische Autorin erst jetzt, eine Dekade nach ihrem Tod, zu einer Art literarischen Berühmtheit. Als 2015 die Erzählungen unter dem Titel „A  Manual for Cleaning Women“ erschienen, wurde diese Wiederentdeckung zu einer literarischen Sensation. Und auch im deutschen Sprachraum  bekommt Lucia Berlin nun die Aufmerksamkeit, die ihr – und davon bin ich fest überzeugt – gebührt. Der Arche Verlag brachte die Erzählungen Anfang 2016 unter dem Titel „Was ich sonst noch verpasst habe“ heraus, wunderbar übersetzt von Antje Rávic Strubel.

Diese zeigt sich in ihrem Vorwort begeistert von der Amerikanerin – eine Begeisterung, die ich nur teilen kann:

„Mit ihrer unbehauenen Sprache, ihren ungeschönten Schilderungen und komplexen Figurenporträts, durchwoben von abgründigem Witz, hat Lucia Berlin allerdings ein unverkennbar eigenes, einzigartiges literarisches Universum geschaffen. Diese Autorin schaut dorthin, wo es wehtut. Den Schmerz fängt sie in einem dunklen Lachen auf.“

Das dunkle Lachen, das vom Schmerz in jeder Freude weiß – es klingt durch viele dieser Erzählungen, die sind wie „Tigerbisse“ – so lautet der Titel einer Erzählung über eine geplante Abtreibung in Mexiko:

„Und da war sie, Bella Lynn! Auf dem Parkplatz des Betriebsbahnhofs. Stand aufrecht winkend in einem taubenblauen Cadillac-Cabrio, in fransenbesetzten wildledernen Cowgirl-Klamotten. Sie war bestimmt die schönste Frau in West-Texas und hatte tausend Schönheitswettbewerbe gewonnen. Langes hellblondes Haar und goldbraune Augen. Ihr Lächeln, nein, es war ihr Lachen, ein dunkles, tiefes, wasserfallartiges Lachen, das Freude verströmte, das vom Schmerz in jeder Freude wusste und sich darüber lustig machte.“

Meisterwerke der kurzen Form

Schon in etlichen Feuilletons besprochen, ist Lucia Berlin jedoch wohl immer noch so etwas wie ein Geheimtipp. Für mich jedoch sind diese Erzählungen das Beste, was ich in der vergangenen Zeit aus der amerikanischen Literatur gelesen habe.

Man nehme die Stories von Carver, Cheever und Yates, gebe ihnen einen weiblichen Blick auf das Amerika der 1970er- bis 1980er Jahre, verdunkle sie, intensiviere sie, mache sie noch vollkommener, kristallklarer, diamantenhart – und dann stößt man auf die Essenz der Lucia Berlin. Doch anders als die erwähnten erzählenden Männer lässt sich Lucia Berlin ihren Blick auf die Welt nicht durch abgeklärten Zynismus verstellen – anders als sie überrascht sie auch in den dunkelsten Ecken ihres erzählerischen Daseins durch Freude.

Ihr Herausgeber und enger Freund Stephen Emerson sagt über ihre Art des Erzählens:

„Freude ist ein wesentliches Element in ihrem Werk. Ein seltenes Gut, das man nicht so oft findet. Balzac, Isaac Babel, García Márquez fallen einem ein. Eine Prosa, die so tief in die Welt hineingreift wie die Lucia Berlins, feiert sie. Ihr Werk ist von einer Freude durchdrungen, die von dieser Welt abstrahlt.“

Lesen! Und über die Wiederentdeckung dieser Autorin freuen!

Informationen zum Buch:

Lucia Berlin
Was ich sonst noch verpasst habe
Übersetzt von Antje Rávic Strubel
dtv Verlag, 2017
ISBN: 978-3-423-14586-2

Ebenso zu empfehlen: Die amerikanische Erzählerin Joy Williams.

Richard Yates: Cold Spring Harbor

Es gibt Schriftsteller, die umkreisen immer wieder dieselben Themen. Und dennoch wird man ihrer nicht überdrüssig. Einer davon ist Richard Yates.

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Bild: (c) Michael Flötotto

„Filme waren wunderbar, denn sie holten einen in eine andere Welt und gaben einem zugleich das Gefühl, vollständig zu sein. In der Realität konnte einen alles auf Schritt und Tritt daran erinnern, dass das eigene Leben verknäuelt und gefährlich unvollständig war, der Schrecken stets kurz davor, von einem Begriff zu ergreifen, doch in der kühlen, wohlriechenden Dunkelheit des Kinos verschwand diese Wahrnehmung fast immer, und sei es auch nur für ein Weilchen.“

„Cold Spring Harbor“, Richard Yates, 1986


Es gibt Schriftsteller, die umkreisen in ihren Werken immer wieder dieselben Themen. Und dennoch wird man ihrer nicht überdrüssig. Ganz vorne auf dieser Liste steht für mich Richard Yates. Seine Bücher sind Variationen seiner Lebensthemen: Übermächtige, meist psychisch angeschlagene Mütter, zerrüttete Ehen, traumatisierte Kinder. Gescheiterte Lebensentwürfe, verlorene Illusionen, vernichtete Träume. Zerbrochene Seelen, Abstürze in Alkohol, Landung in der Psychiatrie.

Den Trost des Kinos – vollständig zu sein und werden zu können – den bietet er einem in seinen Büchern nicht. Yates, Chronist der amerikanischen Mittelschicht, der „kleinen Leute“ mit großen Ambitionen, ist ein gnadenloser Realist. Er erzählt vom Scheitern – manchmal, so wie in „Zeiten des Aufruhrs“, enden Lebenslügen dramatisch-tödlich, manchmal, so wie in „Cold Spring Harbor“, liegt der Schrecken „nur“ in den Banalitäten des Alltags.

Gewidmet seinem Freund Kurt Vonnegut

„Cold Spring Harbor“ ist der letzte Roman, den Yates, schon schwer von seiner Alkoholsucht gezeichnet und von psychischen und finanziellen Problemen erdrückt, vollbringen konnte. Gewidmet ist er seinem Freund Kurt Vonnegut – einer der vielen Bewunderer der Yateschen Prosa. Der Roman liegt nun auch in deutscher Übersetzung beim DVA Verlag, der das Gesamtwerk auf Deutsch herausbringt, vor. Yates-Biograph Rainer Moritz bezeichnet in „Der fatale Glaube an das Glück“ (DVA Verlag, 2012) das Buch als eines der besten Werke des amerikanischen Schriftstellers. Es fällt mir schwer, diese Unterscheidung zu treffen – es ist ein sehr gutes unter den übrigen der sehr guten Büchern von Yates, das – auch in der Übersetzung von Thomas Gunkel – durch diese typische verhaltene Mischung aus Realismus und Resignation, Melancholie und Ironie besticht. Allerdings: So gnadenlos wie in diesem vorletzten Roman (Yates ließ bei seinem Tod ein umfangreicheres Manuskript zurück, an dem er gearbeitet hatte) geht er mit seinen Figuren selten um.

„Cold Spring Harbor ist bewusst kein Roman, der Mühe darauf verschwendet, seine Protagonisten mit Sympathiewerten auszustatten“, bemerkt dazu Rainer Moritz.

Lauter toxische Verhältnisse

Im Mittelpunkt stehen der pensionierte Militär Charles Shepard (seine alkoholsüchtige und psychisch kranke Frau Grace kommt fast nur schemenhaft vor) und dessen etwas hohlköpfiger Sohn Evan, der allenfalls durch seine äußerliche Attraktivität hervorsticht:

„Dem Jungen mochte einst eine kriminelle Karriere gedroht haben, doch der erwachsene Mann war von reiner Trägheit befallen. Obendrein wurde er unübersehbar immer attraktiver – die Mädchen waren ihm überall verblüffte Blicke voller Hilflosigkeit zu -, und das Witzige daran war: Für jemanden, der so blendend aussah, schien es nicht richtig, so wenig im Kopf zu haben.“

Die beiden Männer lernen durch Zufall die einsame Gloria und deren Kinder Rachel und Phil kennen.

Nicht weniger böse als Evans` Charakterisierung ist die Beschreibung von Gloria bei einem Treffen mit Charles, der ihr dabei gesteht, dass er nur mangelnde Sehkraft hat:

„Und so war es durchaus möglich, dass er ihre Falten an Hals und Gesicht und den Fettfleck, den eine heruntergefallene Wurstscheibe auf dem Oberteil des besten ihrer drei Kleider hinterlassen hatte, nicht sehen, dass er ihr Alter nicht einschätzen konnte und sich nicht fragen musste, wie er auf die unverhüllte Einsamkeit und Sehnsucht reagieren sollte, mit der sie ihn immer ansehen würde.“

Durch die Beziehung der beiden jungen Leute Rachel und Evans werden die Bande der beiden Familien ineinander verwoben. Gloria, die in der Ehe eine Chance zu gesellschaftlichem Aufstieg und einen Ausweg aus ihrer Einsamkeit sieht, kauft kurzerhand eine Bruchbude für sich und das junge Paar in Cold Spring Harbor, dem Wohnort der Shepards: Das Ende der Ehe ist damit bereits vorgezeichnet. Nichts Spektakuläres an Handlung also, sondern Geschichten, wie sie hier und dort, heute und gestern (der Roman ist in den 1940er-Jahren angesiedelt) spielen könnten.

Unerfüllte Lebensträume und das stetige Scheitern

Doch Richard Yates ist ein Meister darin, dieses alltägliche Scheitern zu sezieren. Er zeichnet oftmals ein Milieu zwischen Mittelschicht und Bohème, nur einen Schritt vom „white trash“ entfernt. Menschen, die dem amerikanischen Versprechen nach freier Lebensgestaltung nachjagen – und sowohl an den äußeren Bedingungen und den eigenen Unzulänglichkeiten scheitern.

In „Cold Spring Harbor“ macht er besonders deutlich, wie unerfüllte Lebensträume in Familien oftmals von Generation zu Generation weitergegeben werden. Väter sehen Söhne in ihren Fußstapfen. Töchtern werden die Träume der Mütter zu eng. So oder so – alles eine Schuhnummer zu groß. Gescheiterte Hoffnungen, die zur Bürde für die Nachkommen werden. Träume, für die auch kein Preis zu hoch erscheint:

„Nach dem Angriff auf Pearl Harbor war Charles Shepard tagelang krank vor Kummer. Er war noch nicht fünfzig; er wusste, wenn seine Augen nicht wären, würden sie ihn beim Militär wieder nehmen. (…) Evan war gesund und geschickt und kräftig: Er würde ein hervorragender Soldat sein und sich vermutlich für die Offiziersausbildung qualifizieren. Es war so gut wie unmöglich, dass er für diesen Krieg zu spät nach Übersee kam; und so könnte er als Lieutenant oder sogar als junger Captain dienen, um das Leben seines Vaters zu rechtfertigen.“

Familie – das ist bei Yates oft genug auch die ganz normale Hölle:

„Noch während Rachel redete und ihrer eigenen Stimme lauschte, wurde ihr allmählich klar, dass die Freude, die es einer erwachsenen Frau bereitete, ihre Mutter herabzusetzen, vielleicht etwas Universelles hatte.“

Auch wenn Yates in diesem Roman mit seinem Personal recht unsentimental umspringt, seine Schwächen messerscharf darstellt und weniger als sonst auch Mitgefühl und Wärme mitschwingen lässt – das Buch ist mitreißend, auch hochironisch, kein Wort zu viel. Yates, der Stilist, wusste, wie er sie zu setzen hatte.

Man schlägt es zu, auch ein wenig mitgenommen von den traurigen Lebensverschwendungen. Ein gutes Gegenmittel dann: Ab ins Kino, den neuen Bond oder ähnliches schauen, zur Erholung von der Realität.


Bibliographische Angaben:

Richard Yates
Cold Spring Harbour
Übersetzt von Thomas Gunkel
DVA Verlag, 2017
ISBN: 978-3-328-10155-0