AXEL DIELMANN VERLAG: 30 Jahre sturmerprobt

Beim axel dielmann – verlag hat man gerade doppelt Grund zur Freude: Am 3. Mai feiert der Verlag mit Sitz in Frankfurt am Main sein 30jähriges Bestehen. Und wenige Tage darauf gibt es weiteren Anlass zum Jubeln: Beim V.O. Stomps-Preis der Stadt Mainz wird erstmals ein Ehrenpreis vergeben, den Axel Dielmann bei einem Festakt am 18. Mai im Rahmen der 26. Mainzer Minipressen-Messe entgegennehmen kann.

Wenn man die Geschichte der axel dielmann – verlag KG erzählt, dann liegt eine Abwandlung des berühmten Asterix-Zitats „Ganz Gallien ist von den Römern besetzt … Ganz Gallien? Nein!“ nahe. Denn in Zeiten multipler Krisen, die die deutsche Buchbranche schütteln, ist es alles andere als selbstverständlich für einen kleinen, unabhängigen Verlag, den verschiedenen Stürmen zu trotzen, die eine insolvente Verlagsauslieferung, schließende Partnerbuchhandlungen und unkalkulierbar gewordene Produktionsbedingungen mit sich bringen.

Doch bei Dielmann hat man gerade doppelt Grund zur Freude: Morgen, am 3. Mai, feiert der Verlag mit Sitz in Frankfurt am Main sein 30jähriges Bestehen. Und wenige Tage darauf gibt es weiteren Anlass zum Jubeln: Beim V.O. Stomps-Preis der Stadt Mainz wird erstmals ein Ehrenpreis vergeben, den Axel Dielmann bei einem Festakt am 18. Mai im Rahmen der 26. Mainzer Minipressen-Messe entgegennehmen kann.

Jury würdigt umfangreiche Stomps-Werkausgabe

„Axel Dielmann ist es zu verdanken, das gesamte verstreute literarische Werk von Victor Otto Stomps aufzuspüren und in einer überzeugenden vierbändigen Werkausgabe neu zu verlegen. Die gesammelte Prosa, alle Romane, Gedichte und Dramen sowie seine Essays und Portraits in einer Kassette, deren Buchumschläge von den Stomps’schen Weggefährten Horst Antes, Bernhard Jäger, Johannes Vennekamp und Ali Schindehütte extra dafür gestaltet wurden“, lautet die Begründung der Jury.

„Die vier Bände »Victor Otto Stomps als Schriftsteller« waren eines der Mammutprojekte in den vergangenen Jahren“, meint Axel Dielmann dazu, „aber sie stehen auch exemplarisch für meine Verlegerphilosophie: Die Leidenschaft für besondere Literatur abseits des Mainstreams.“ Am 3. Mai 1993 war in der Huss’schen Universitätsbuchhandlung die Gründung des Verlags gefeiert worden: Nachdem Axel Dielmann vorher zehn Jahre lang mit der Literaturzeitschrift „Schritte“ erste Erfolge für sich verbuchen konnte, erscheinen seither jährlich rund 20 Titel, von Lyrik und Prosa bis hin zu Sachbüchern und der besonderen Reihe ETIKETT, für die Dielmann Sponsoren wie SAP, Carl Zeiss, Melitta oder die Deutsche Bundesbahn gewann und so für die entsprechende Sichtbarkeit seiner Autorinnen und Autoren und deren Werke sorgt.

Neue Autoren und unbekannte Seiten von Klassikern entdeckt

In den 30 Jahren Verlagsgeschichte hat Axel Dielmann Autoren wie Paulus Böhmer, Alban Nikolai Herbst, Asher Reich oder Nicolaus Sombart verlegt; Übersetzungen von Federico Fellini, Gertrude Stein, Jack London und Kiki Dimoula anfertigen lassen; Essaybände von Paula Macedo Weiß, Norbert Abels, Gisela Kirschstein und Claudio Abbado herausgebracht und die Biographien von Hilmar Hoffmann, Peter Sichel, Luise Büchner und Giulio Einaudi zugänglich gemacht. Neue Autorinnen und Autoren wie Elke Barker, Siefried Schröpf, Patricia Boulay und Michael Wäser wurden entdeckt und werden als Hausautor*innen gepflegt, aber auch unbekanntere Texte von Klassikern wie Victor Hugo, Paul Gauguin, Henry Fielding und Cesar Vallejo zählen zu den literarischen Perlen des Verlags.

Verlegerisches Abenteuer Lyrik

„An die Lyrik habe ich mich bereits gewagt, als sie noch nicht so hipp war wie heute“, sagt Dielmann schmunzelnd, wohlwissend, dass sich trotz der lebendigen Lyrikszene Poesie nach wie vor schwer verkauft. „Aber für unseren Verlag ist sie mehr als ein Aushängeschild, mit dem man verlegerischen Anspruch dokumentiert“, betont der Frankfurter. Und so habe man im Herbst 2022 ein reines Lyrikprogramm aufgelegt, „aus betriebswirtschaftlicher Sicht grenzt das schon an Harakiri“. Zu den Hauspoeten gehören unter anderen Judith Hennemann, Martin Westenberger, Wolfgang Haak und Olaf Velte.

16 Bände zu Slowenien bei der Frankfurter Buchmesse

Mit zum Erfolg des Verlags trägt die Umtriebigkeit seines Verlegers bei, der sich nicht scheut, bei Veranstaltungen seine Bücher gelegentlich auch mittels eines Bauchladens feilzubieten. Und als Mitgründer des „Langen Tages der Bücher“, der seit 2022 in Frankfurt am Main durchgeführt wird und Mit-Organisator der »069 Frankfurter Verlagsschau«, die es seit 2018 gibt, sind Axel Dielmann und sein Verlag ein nicht mehr wegzudenkender Teil der Literaturszene. Die nächste Tollheit steht zur Frankfurter Buchmesse an: 16 Bändchen der handgehefteten 16er-Reihe mit überraschenden Autor*innen des »Guest of Honour Slowenien«.

Im Hessischen Rundfunk

Zum Nachhören gibt es aktuell ein Gespräch von Axel Dielmann mit Yvonne Koch im Hessischen Rundfunk zum Verlagsjubiläum vom 15.04.2023 (ab Minute 12:40). Wer den Verleger live erleben und in das Programm schnuppern will, hat bei der Mainzer Minipressen-Messe vom 18. bis 21. Mai Gelegenheit dazu. Gleich drei Veranstaltungen bietet der Verlag zu »Ein Tag für die Literatur«, den HR2 Kultur und Hessischer Literaturrat eingerichtet haben, am 7. Mai zwischen 13 und 21 Uhr an.


axel dielmann – verlag
Kommanditgesellschaft in Frankfurt am Main
Donnersbergstraße 36
60528 Frankfurt am Main
Fon: 069 / 9435 9000
Email: neugier@dielmann-verlag.de
http://dielmann-verlag.de/


Medienberichte zum Jubiläum:

Das Börsenblatt hat berichtet – hier.

Florian Balke mit einem Verlagsportrait in der FAZ

In der Frankfurter Neuen Presse durch Dr. Dierk Wolters

Bei Literatur Radio Hörbahn spricht Axel Dielmann über seinen Verlag

Für die Sonntagsfragen beim Börsenblatt erläutert Dielmann das Konzept seiner Reihe “Anstich”


Ein Beitrag im Rahmen meiner Pressearbeit für den Verlag

STANISLAW BARANCZAK: Ethik & Poetik

Stanisław Barańczaks Essaysammlung Ethik&Poetik ist das Zeugnis eines literarischen und kritischen Ringens mit den Totalitarismen des 20. Jahrhunderts – ein Ringen um die Literatur und deren erhofften Rolle bei der Wiederherstellung eines ethischen Wertesystems. Der Band liegt nun erstmals in deutscher Übersetzung vor.

Bewegt von der ernsthaften Sorge um die ethische Integrität von Literatur, die immer dann am stärksten gefährdet zu sein scheint, wenn Schriftsteller*innen in die Klauen der Politik geraten und zwischen Gehorsam und Widerstand wählen müssen, ist Stanisław Barańczaks frühe Essaysammlung Ethik und Poetik (EA 1979) das Zeugnis eines literarischen und kritischen Ringens mit den Totalitarismen des 20. Jahrhunderts – ein Ringen um die Literatur und deren erhofften Rolle bei der Wiederherstellung eines ethischen Wertesystems. An Klassikern wie Thomas Mann, Ossip Mandelstam, Dietrich Bonhoeffer, Czesław Miłosz, Miron Białoszewski, Wisława Szymborska, Zbigniew Herbert und anderen mehr zeichnet Barańczak in “Ethik&Poetik” jene poetischen Überzeugungen nach, für die deren Autor*innen mit Schreibverbot, Exil oder Tod bezahlen mussten.

„Auf dem großen Gruppenfoto des polnischen Geistes im 20. Jahrhundert, wie wir es kennen, war immer eine Leerstelle, ein weißer Fleck: Er war für Stanisław Barańczak reserviert, den leidenschaftlichen Dichter, Denker, Übersetzer und Essayisten – sowie politischen Aktivisten bereits vor der Solidarność-Zeit. Zusammen mit Ryszard Krynicki, Adam Zagajewski, Julian Kornhauser, Ewa Lipska und anderen bildete er eine „neue Welle“ der polnischen Kultur, in der Ethik und Ästhetik einen unauflöslichen Pakt eingegangen waren. Zu meiner großen Freude erscheint nun die erste Auswahl von Barańczaks Arbeiten in deutscher Sprache. Wer diesen gastfreundlichen Intellektuellen Nimmersatt nicht mehr persönlich kennenlernen konnte, hat nun endlich Gelegenheit, ihm über seine Arbeit näherzukommen. Und das Gruppenfoto ist nun (fast) vollständig“ schreibt Michael Krüger, einer der Herausgeber zu diesem Buch, das nun in der Edition Faust erschienen ist.

Stanisław Barańczak wurde 1946 in Posen geboren. Er studierte Polonistik an der Adam-Mickiewicz-Universität, an der er 1973 mit einer Dissertation über Miron Białoszewski promovierte. Sein Debüt als Dichter lieferte er bereits 1965. Er gehörte 1976 zu den Gründern des KOR (Komitee zur Verteidigung der Arbeiter). Der prominente Vertreter der polnischen Neuen Welle / Generation 68 gilt als einer der bedeutendsten Lyriker, Übersetzer und Essayisten der polnischen Gegenwartsliteratur und wurde mehrfach national wie international prämiert. Stanisław Barańczak ist 2014 in Newtonville, Massachusetts, gestorben.


Informationen zum Buch:

Stanisław Barańczak
Ethik und Poetik
Essays
Herausgegeben von Alexandru Bulucz, Ewa Czerwiakowski, Michael Krüger
Aus dem Polnischen von Jakub Gawlik undMateusz Gawlik
Mit einem Vorwort von Adam Zagajewski und einem Nachwort von Krzysztof Biedrzycki
Broschur, 416 Seiten, € 28,–
ISBN 978-3-945400-46-3
https://editionfaust.de/produkt/ethik-und-poetik/


Stimmen zum Buch:

“Das ist schließlich das große Wunder mutiger und aufrichtiger Menschen, zu denen wir Baranczak zählen dürfen: Jahrzehntelange allumfassende Propaganda konnte nicht verhindern, dass sie existieren, sich entwickeln und aufklärerisch tätig werden; und das heißt, dass es unter allen Umständen immer Hoffnung gibt, so düster die Gegenwart auch aussehen mag. Baranczak war mit seiner Kritik am kommunistischen Polen, die er in seinen vielen Texten übt, ein ethischer Visionär: Er wusste, dass er auf der Seite der Guten steht, und dass seine Sache eines Tages notwendig gewinnen musste.” – Arne-Wigand Baganz


Ein Beitrag im Rahmen meiner Pressearbeit für den Verlag.

IOULITA ILIOPOULOU: Das Mosaik der Nacht

Ioulita Iliopoulou ist eine der meistbeachteten zeitgenössischen Dichterinnen Griechenlands und bereits in mehrere Sprachen Europas übersetzt. Im deutschen Sprachraum ist sie dagegen nahezu unbekannt. Mit dem Lyrikzyklus „Das Mosaik der Nacht“ liegt erstmals eine vollständige Übertragung eines ihrer Bücher in die deutsche Sprache vor.

Wir sprechen miteinander mit Worten
Unbrauchbar für’s Schweigen
Durch Schweigen über’s zu Besprechende

Des Nachts verschlüsseln wir den Himmel
Gewisse blassgelbe Prophetien
Linsensprossen in kleinen Schüsseln
Mit zarten Blättern auf einer Fensterbank, die nicht das
Licht erblickt

Auszug aus dem Gedicht “Wir sprechen miteinander” von Ioulita Iliopoulou

Ioulita Iliopoulou ist eine der meistbeachteten zeitgenössischen Dichterinnen Griechenlands und bereits in mehrere Sprachen Europas übersetzt. Im deutschen Sprachraum ist sie dagegen nahezu unbekannt. Mit dem Lyrikzyklus „Das Mosaik der Nacht“, ihrem neuesten Werk, erscheint mit dieser zweisprachigen Ausgabe nun erstmals im Verlag Razamba eine vollständige Übertragung eines ihrer Bücher in die deutsche Sprache.

Ioulita Iliopoulou studierte byzantinische und neuere griechische Literatur in Athen und Theater an der Schauspielschule des «Athener Konservatoriums». Ihr erstes Buch «Schöne Sonnenwende, Marko» wurde 1987 veröffentlicht. Es folgten sieben weitere Bücher, unter anderem das Märchen «Was will Zenon?», das 2005 mit dem Griechischen Staatspreis für Literatur ausgezeichnet wurde. Sie schrieb darüber hinaus Libretti und Texte zu Liedern von Giorgos Kouroupos und arbeitete zusammen mit dem «Orchester der Farben» von Manos Hadjidakis und der «Stiftung Melina Mercouri». Ioulita Iliopoulou war bis zu dessen Tod im Jahr 1996 die langjährige Lebensgefährtin des Dichters und Nobelpreisträgers für Literatur Odysseas Elytis.

Übertragen wurden die Gedichte von Giorgis Fotopoulos. Fotopoulos wurde 1964 in Ost-Berlin geboren und wuchs in Athen auf. Er studierte Visuelle Kommunikation an der Hochschule der Künste und absolvierte den Magister Artium in Philosophie, Kommunikations- und Filmwissenschaften an der FU Berlin. Ab 1987 war er als Regieassistent und Herstellungsleiter mehrerer abendfüllender Filmproduktionen tätig, u. a. bei Theo Angelopoulos. Seit 1997 hat er Lehraufträge und Vortragstätigkeiten zu Film und Kino in Griechenland inne, drehte Dokumentarfilme für Arte und andere Sender und veröffentlichte zahlreiche Übersetzungen griechischer Lyrik ins Deutsche.


Extras:

Zum Gedichtband liegt eine Vertonung vor, die sich hier anhören lässt: https://www.razamba.de/mosaikmusik.html

Giorgos Kouroupos komponierte die Musik zu „Das Mosaik der Nacht“. Kouroupos ist als Komponist und Musikintendant in Athen tätig. Zu seinem Werk gehören vielfältige Vertonungen von Opern nach Libretti von Giorgos Chimonas, Ioulita Iliopoulou und Evgenios Trivizas, ein Bühnenwerk von Miguel de Cervantes, als auch Musik unter anderem zur Dichtung von Odysseas Elytis und einer Choreografie von John Neumeier. Er war Präsident der Griechischen Nationaloper, Leiter von Manos Hadjidakis’ «Orchester der Farben» und des Athener Musikpalasts «Megaro Mousikis».

Dichtung: Ioulita Iliopoulou
Komposition: Giorgos Kouroupos
Gesang: Maira Milolidaki
Klavier: Titos Gouvelis


Informationen zum Buch:

Ioulita Iliopoulou
Das Mosaik der Nacht
Gedichte – Griechisch und Deutsch
Übersetzung: Giorgis Fotopoulos
Razamba Verlag, Offenbach am Main
Broschur, 130 Seiten, 18,00 €
ISBN 978-3-941725-68-3
ET 08.05.2023
https://www.razamba.de/

Ein Beitrag im Rahmen meiner Pressearbeit für den Verlag.

Gwendolyn Brooks: Maud Martha

„Maud Martha“: Der einzige Roman der amerikanischen Lyrikerin Gwendolyn Brooks ist eine beeindruckende Wiederentdeckung. Auf beinahe verhaltene Weise zeigt der Text die Folgen von Diskriminierung und Ausgrenzung auf. Die melancholische Ballade eines Frauenlebens.

Maud Martha von Gwendolyn Brooks. Der einzige Roman der Lyrikerin spielt in Chicago, wo Brooks selbst lebte. Maud Martha ist unschwer als ihr alter ego zu erkennen.

„Sie war sich sicher, jetzt, wo sie wach war. Denn wach war sie. Das war Wachsein. Sich räkeln, mit den Finger wackeln – sie fühlte sich von dem zusammengeknüllten, dünnen rauchgrauen Bettzeug noch einigermaßen geschützt vor dem plötzlichen Angriff der roten Vorhänge mit den weißen und grünen Blumen, dem Bild mit der Mutter und dem Hund, die mit einem Baby schmusten, und der Kommode mit den blauen Papierblumen darauf. Aber auf keinen Fall gab es einen Zweifel daran, dass sie jetzt ernsthaft erwacht war.“

Gwendolyn Brooks, „Maud Martha“


Ein langsames Erwachen in eine Welt, die ebenso mütterliche Sanftmut, Spieltrieb und Freude wie aggressives Rot, Streit und Hass zu bieten hat – das kleine Zitat aus „Liebe und Gorillas“, einer der Vignetten aus dem Leben der Maud Martha Brown, zeigt die virtuose Meisterhaftigkeit der Schriftstellerin Gwendolyn Brooks. In ihrem einzigen Roman, 1953 in den USA erschienen und nun erstmals in deutscher Übersetzung vorliegend, schildert sie ein Frauenleben, den Alltag einer Frau, mit vielen kleinen Spotlights auf Alltägliches – ohne je in ihrer Sprache alltäglich zu werden. Die Poesie der Worte und Bilder durchdringt dank der gelungenen Übersetzung von Andrea Ott die rauchgraue Umwelt, in der Maud Martha leben muss. Gwendolyn Brooks, die Lyrikerin, die 1950 als erste Schwarze Autorin den Pulitzerpreis für ihren Gedichtband „Annie Allen“ erhielt, überrascht und begeistert in diesem Prosatext, den die Genrebezeichnung Roman nur von ungefähr trifft, mit der Poesie ihrer Sprache und einem besonderen Blick auf die Welt, wie ihn Lyrikerinnen innehaben, die aus kleinen Szenen große Geschichten erschaffen.

Autofiktionaler Text der Pulitzer-Preisträgerin

„Maud Martha“, ein autofiktional geprägter Text, führt durch das Leben einer Frau, die in den 1940er-Jahren in der South Side von Chicago inmitten der Schwarzen Community aufwächst. Wie Schlaglichter setzt Gwendolyn Brooks die einzelnen Geschichten auf verschiedene Phasen eines Frauenlebens vom kindlichen Erleben der Erwachsenenwelt bis hin zum eigenen Dasein als Mutter. Diese Vignetten könnten wie poetische Kurzgeschichten jede auch für sich alleine stehen, lose verbunden durch die Protagonistin ergeben sie im Zusammenhang den Roman eines Lebens.

Maud Martha träumt von der ersten und der großen Liebe, von einem Job in New York, von einer eigenen Wohnung, die sie in Gedanken nach ihrem Geschmack einrichtet. Träume sind keine Angelegenheit der Hautfarbe, die Realität dagegen schon: Immer wieder werden ihr Grenzen aufgezeigt, wird sie in von einer Gesellschaft, in der Machtverhältnisse durch Hautfarbe und soziale Zugehörigkeit definiert sind, an ihren Platz verwiesen, sei es direkt, indem sie beim Einkaufen nicht bedient wird, seien es die indirekten Verletzungen durch unbewusste Worte, Gesten, Blicke. Durch den beinahe schon nebensächlichen Ton, in dem Gwendolyn Brooks solche Vorkommnisse in ihren Roman einfließen lässt, werden sie umso gewichtiger: Es wird spürbar, wie „alltäglich“ diese Art von Diskriminierung war (und bis heute noch ist). Und wie sie dennoch immer wieder bis ins Mark trifft.

Nachwort von Daniel Schreiber

„Wie geht man mit der machtvollen inneren Stille unterdrückter Wut um?“ – diese Frage stellt Daniel Schreiber in seinem Nachwort zu „Maud Martha“. Und gibt eine treffende Antwort: „Maud Martha gibt keine radikalen Antworten auf diese Fragen. Stattdessen hört Brooks den emotionalen Echos dieses Erlebens nach, macht sie poetisch erfahrbar und setzt ihnen ein fast schon spirituell zu nennendes Vertrauen in die eigene menschliche Würde entgegen.“

Im viel zu frühen Erwachen aus der Kindheit in eine feindlich gesinnte Umwelt hinein schließt sich bei dieser „Ballade gelebten Lebens“ (Daniel Schreiber) der erzählerische Kreis: Ist es zunächst Maud Martha selbst, die aus dem Schlummer in eine wenig freundliche Umgebung erwacht, so muss sie später als junge Mutter hilflos zusehen, wie ihrer Tochter Paulette die Kindheitsträume genommen werden. In einer der letzten Kürzestgeschichten dieses anrührenden Werkes werden Martha und Paulette wegen ihrer Hautfarbe vom Weihnachtsmann im Einkaufsladen ignoriert. Wie Gwendolyn Brooks die Geschichte beendet, zeigt jedoch nicht nur die Würde, die sowohl ihr als auch ihrer Hauptfigur innewohnen, sondern ebenfalls ihren Mutterwitz:

„Paulette spürte den Blick ihrer Mutter und schaute zu ihr hoch. Maud Martha hätte am liebsten geheult.
Lass ihr noch dieses himmlische Land!
Lass ihr noch die Märchen, wo die Hexen am Ende immer getötet werden und Santa der Herr des Winters ist, freundlich, ein reines Wesen, das niemals schwitzt, niemals etwas Dummes oder Erfolgloses tut oder sagt, niemals komisch aussieht und niemals gezwungen ist, an der Kette zu ziehen, um die Toilette zu spülen.“

„Maud Martha“: Eine wundervolle Wiederentdeckung, die auch dazu einlädt, die Lyrikerin Gwendolyn Brooks kennenzulernen – leider sind mir momentan jedoch keine Übertragungen ihrer Lyrik in die deutsche Sprache geläufig.


Informationen zum Buch:

Gwendolyn Brooks
Maud Martha
Übersetzt von Andrea Ott
Manesse Verlag, 2023
ISBN: 978-3-7175-2564-6

Lyrikhandlung Tübingen: Eine Heimat für Nachwuchstalente

In der Lyrikhandlung am Hölderlinturm in Tübingen erwartet Besucherinnen der Buchhandlung nicht nur die ganze Bandbreite bekannter klassischer und zeitgenössischer Lyrik sowie ein ausgewähltes Angebot an literarischer Belletristik, Biografien, feiner Papeterie und vieles mehr, sondern auch Texte noch unbekannter Autoren. Noch mehr als zuvor will Ulrike Geist künftig ihren Laden für junge, unbekannte Dichterinnen und Dichter öffnen und lyrische Nachwuchsförderung betreiben.

Im vergangenen Sommer war der Ulmer Lyriker Marco Kerler mit seiner Schreibmaschine auf der Terasse der Lyrikhandlung zu Gast. Diese soll künftig zum ständigen Poetry’s Corner werden.

In der Lyrikhandlung am Hölderlinturm in Tübingen erwartet Besucherinnen der Buchhandlung nicht nur die ganze Bandbreite bekannter klassischer und zeitgenössischer Lyrik sowie ein ausgewähltes Angebot an literarischer Belletristik, Biografien, feiner Papeterie und vieles mehr, sondern auch Texte noch unbekannter Autoren. Noch mehr als zuvor will Ulrike Geist künftig ihren Laden für junge, unbekannte Dichterinnen und Dichter öffnen und lyrische Nachwuchsförderung betreiben. So findet ab diesen Sommer auf der Terasse vor der Lyrikhandlung jeweils von 12.30 bis 13.30 Uhr eine „Lyrische Mittagspause“ statt. „Junge Autorinnen und Autoren sind eingeladen, hier ihre Texte vorzutragen und ihre Wirkung zu erproben, bevor sie gedruckt in die Welt entlassen werden“, erklärt Ulrike Geist. Ebenso werde künftig einer der beiden Lyrikautomaten mit Texten junger, noch unbekannter Autorinnen bestückt. „Ich möchte damit das Schaffen von Nachwuchsautoren unterstützen, ihnen den Weg zu erster Bekanntheit und größerer Verbreitung ebnen“, betont die Buchhändlerin. Texte können als offene Word-Datei zugesandt werden, Ulrike Geist trifft ihre Auswahl und lädt sie in den Automaten.

Lyrikworkshops für Schülerinnen und Schüler

Die neuen Angebote fügen sich ein in das Konzept der Lyrikhandlung, die nach Ulrike Geist ein Ort sein soll, an dem „Dichtung gelebt“ wird. Dazu gehört auch ihr Angebot an „Lyrikworkshops für Schüler“ ab der achten Klasse, das bereits jetzt von Schulen im Umkreis von Tübingen gut angenommen wird. Nach dem Vorbild der Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller können Jugendliche aus Magazinen und Zeitungen mit Schere und Papier spontane Wort-Collagen schöpfen und erfahren dabei die Lebendigkeit von Sprache und Denken. Die eigenen Arbeiten werden im Anschluss reflektiert, darüber hinaus gibt es begleitende Angebote wie Lyrik-Clips und Einspielungen von Dichterlesungen. Die Workshops werden für bis zu 20 Jugendliche angeboten und können mit Ulrike Geist individuell vorbesprochen werden.

Ein neues Angebot ist auch die “Nachlese”: Ob allein, zu zweit oder mit einer Gruppe – bei der „Nachlese“, die Ulrike Geist künftig jeden letzten Freitag im Monat anbietet, können Interessierte zwischen 19.00 und 22.00 Uhr völlig ungestört nach Ladenschluss ihrer Leselust nachgehen. Bei Brot, Käse und Wein können Interessierte nach Herzenslust im Sortiment stöbern und schmökern. Erst im Anschluss stößt die Buchhändlerin für Fragen und Beratung dazu. „Ich möchte Menschen dazu anregen, sich einfach einmal in Ruhe mit der ganzen Bandbreite wunderbarer Lyrik zu beschäftigen“, erläutert die Buchhändlerin, „und das gemütliche Ambiente meines Ladens lädt dazu ja auch richtig ein.“ Die „Nachlese“ könne auch individuell an einem anderen Tag, beispielsweise als besonderes Geschenk zu einem Geburtstag oder anderen Anlass oder beispielsweise von einem Lesekreis gebucht werden. Informationen und Anmeldemöglichkeiten gibt es direkt bei der Lyrikhandlung

Weitere Information und Kontakt:

Lyrikhandlung am Hölderlinturm
Ulrike Geist
Bursagasse 15
72070 Tübingen
Telefon: 07071/5667171
E-Mail: info@lyrikhandlung.de
www.lyrikhandlung.de

Im Rahmen meiner Pressearbeit für die Lyrikhandlung am Hölderlinturm.