Joachim Ringelnatz – Ostern

Wer das Original-Osterei sucht: Ringelnatz veröffentlichte es 1928 in seinem Gedichtband „Allerdings“ beim Ernst Rowohlt Verlag.

Bild von Capri23auto auf Pixabay

Wenn die Schokolade keimt,
Wenn nach langem Druck bei Dichterlingen
„Glockenklingen“ sich auf „Lenzesschwingen“
Endlich reimt,
Und der Osterhase hinten auch schon preßt,
Dann kommt bald das Osterfest.

Und wenn wirklich dann mit Glockenklingen
Ostern naht auf Lenzesschwingen, – – –
Dann mit jenen Dichterlingen
Und mit deren jugendlichen Bräuten
Draußen schwelgen mit berauschten Händen – – –
Ach, das denk ich mir entsetzlich,
Außerdem – unter Umständen –
Ungesetzlich.

Aber morgens auf dem Frühstückstische
Fünf, sechs, sieben flaumweich gelbe, frische
Eier. Und dann ganz hineingekniet!
Ha! Da spürt man, wie die Frühlingswärme
Durch geheime Gänge und Gedärme
In die Zukunft zieht,
Und wie dankbar wir für solchen Segen
Sein müssen.

Ach, ich könnte alle Hennen küssen,
Die so langgezogene Kugeln legen.

Joachim Ringelnatz

Ich hatte leider weder ein Foto von Hennen noch von langgezogenen Kugeln. Aber zum Ei gehört irgendwie ja auch der Hahn und auch mein geliebter Ringelnatz war letzten Endes so ein kleiner Gockel.
Frohe Ostertage wünsche ich Euch allen!

Joachim Ringelnatz – Tropensehnsucht

„Tropensehnsucht“ wurde in dem 1932 beim Ernst Rowohlt Verlag erschienenen Band „Gedichte dreier Jahre“ veröffentlicht.

Bild von Danny See Chuan Seng auf Pixabay

Nashornida nannte ich die Kleine.
Eigentlich klingt das so mild.
Nashornida hatte Trampelbeine
Und war wild.

Nashornida hat mir einen Knochen,
Alle Gläser, Porzellan und die
Linke Wand vom Kleiderschrank zerbrochen.

Doch sie hat nach Afrika gerochen,
Und das reizte meine Phantasie.

Joachim Ringelnatz

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