Nicola Förg: Scharfe Hunde

Der illegale Handel mit Hundewelpen ist Thema des „Alpenkrimis“ von Nicola Förg. Ein Beitrag von Florian Pittroff und ein Interview mit der Autorin.

Bild: Florian Pittroff, https://flo-job.de/

Ein Gastbeitrag von Florian Pittroff

Ehrlich gesagt war es mein erster Alpen-Krimi von Nicola Förg. Das Hauptpersonal: Hundewelpen, die aus einem umgestürzten Lkw krabbeln, drei Tote und die Ermittlerin Irmi Mangold samt ihrer Kollegin Kathi Reindl. Das ist der Plot, aus dem die „Scharfen Hunde“ sind.

Nicola Förg greift ein hochbrisantes Thema auf: Hundehandel! Und es ist eine durchaus gute Idee, dieses Thema kriminalistisch zu verarbeiten, so dass noch mehr Menschen darauf aufmerksam werden. Aber schön der Reihe nach: Was haben der Besitzer einer Outdoor-Agentur, ein Camping-Urlauber aus Holland und eine reiche Oma miteinander zu tun? Erst einmal nichts, außer, dass sie alle an einer Eisenhut-Vergiftung gestorben sind. War es Suizid oder Mord?

Spur führt in Touristikbranche

Die Spuren führen Irmi und Kathi in die Touristikbranche. Dort gibt es Streit um eine Ferienkarte, die den Touristen kostenlose Zusatzleistungen ermöglicht. Einer der Toten hatte nicht von dieser Ferienkarte profitiert! Wurde er deshalb umgebracht? Im Grunde geht es bei den „Scharfen Hunden“ jedoch nicht sehr kriminalistisch à la Holmes & Co zu. Die Morde sind vielmehr die Verzierung zum eigentlichen Plot „Hundehandel“.

Klischee vom grummeligen Allgäuer

Leider waren mir die beiden Ermittlerinnen nicht sonderlich sympathisch, was meine Krimi-Lese-Freude auch ein wenig gemindert hat. Denn da war es wieder, das Klischee vom grummeligen Allgäuer. Und das Vermengen privater und dienstlicher Handlungszweige find ich jetzt nicht so klasse. Eine private Szene hat es mir aber doch angetan. Und zwar als Irmi ihre alte Freundin Eszter bei Recherchearbeiten in Ungarn trifft: „Wo sind sie, die Jahre?“ Ja, wo waren sie geblieben? Sie saßen in den Falten und im Bauchspeck, sie lauerten in alten Liedern und alten Fotos. Sie traten ans Tageslicht aus uralten Serien. Daktari, Der Doktor und das liebe Vieh – schlechte Dialoge, schlecht ausgeleuchtete Sets, endlose Kameraeinstellungen, aber trotzdem so schön, so anders.

Das Buch ist gut zu lesen, entwickelt spannende Szenen, beschreibt Umstände, Geschehnisse und Personen sehr gut. Was mir immer wichtig ist und sich auch hier bewährt: Der Kniff mit den relativ kurzen Kapiteln. Das fördert die Freude am Lesen, da man immer denkt: „Ach ein Kapitel schaff ich noch…“. Und so kommt man gut durch die 320 Seiten. Hangelt sich von Kapitel zu Kapitel, steigt immer tiefer in den Plot ein und fiebert dem Ende und der Auflösung des Falles entgegen. Nicola Förg schreibt herrlich leicht, liebenswürdig und spannend. Und ganz wichtig: Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Am Ende ist es nicht der Täter, von dem man glaubt, er ist der Täter.

Informationen zum Buch:

Nicola Förg
Scharfe Hunde
Piper Verlag, 2018
ISBN: 978-3-492-31317-9

Über den Gastautor:

Florian Pittroff ist Magister der Literaturwissenschaften und Kunstgeschichte und arbeitet seit mehr als 25 Jahren als Journalist und Texter. Seine Buchbesprechungen waren unter anderem zu lesen im Kulturmagazin „a3kultur“ und im deutschsprachigen Männermagazin „Penthouse“.  Er verfasste Kulturbeiträge für das Programm des „Parktheater Augsburg“, war unter anderem verantwortlich für die Medien- & Öffentlichkeitsarbeit des kulturellen Rahmenprogramms „City Of Peace“ (2011) und die deutschsprachigen Slam-Meisterschaften (2015) in Augsburg. Florian Pittroff erhielt 1999 den Hörfunkpreis der Bayrischen Landeszentrale für neue Medien für den besten Beitrag in der Sparte Kultur.

www.flo-job.de

Im Pressedossier verrät der Verlag noch einiges mehr über die Autorin und ihr ungewöhnliches Krimithema:

Nicola Förg, Bestsellerautorin und Journalistin, hat mittlerweile 17 Kriminalromane verfasst, an zahlreichen Krimi-Anthologien mitgewirkt und 2015 einen Islandroman vorgelegt.  Die gebürtige Oberallgäuerin, die in München Germanistik und Geographie studiert hat, lebt heute mit Familie sowie Ponys, Katzen und anderem Getier auf einem Anwesen in Prem am Lech – mit Tieren, Wald und Landwirtschaft kennt sie sich aus.

Engagement für den Tier- und Umweltschutz: Nicola Förg wurde 2012 vom bayerischen Tierschutzbund, 2015 vom Garmischer Tierheim sowie 2015 und 2016 vom bayerischen Jagdverband für ihr Engagement ausgezeichnet. Sie setzt sich nicht nur auf ihrer wöchentlichen Tierseite im „Münchner Merkur“ für Tiere und Umwelt ein, sondern widmet sich auch in ihren Romanen oft Themen des Tier- und Naturschutzes.

Im Interview mit dem Piper Verlag erzählt sie, wie sie auf das Thema kam:

Frau Förg, dieses Mal haben es die beiden Garmischer Kommissarinnen mit illegalem Welpenhandel zu tun.  Gibt es einen derart mafiös organisierten Handel mit Tierbabys aus Osteuropa ?

Leider ja, und zwar mit steigender Tendenz. Die Welpen kommen aus Ungarn, Polen, Tschechien und der Slowakei. Es handelt sich meist um Rassen, die gerade „in“ sind. Die Niederlande und Belgien agieren dabei als Transit- und Umschlagsländer für die armen Wesen, die aus so genannten „Vermehrerstationen“ stammen. Die Hundemütter sind nichts anderes als Gebärmaschinen, die ohne Unterlass Welpen „produzieren“. Sie leben unter erbärmlichen Bedingungen und werden später – wenn ausgelaugt  – „entsorgt“.  Die Welpen werden den Müttern viel zu früh entrissen, sind oft krank, traumatisiert und in keiner Weise sozialisiert. Spätere Besitzer geraten in einen Strudel von Verzweiflung – man will dem Tier ja helfen – und die Tierarztkosten explodieren meist.

Lohnt sich das Geschäft für die Welpendealer? Und was riskieren sie, wenn sie erwischt werden?

Allerdings, der illegale Tierhandel ist nach dem Waffen- und dem Drogenhandel das lukrativste Geschäft und fällt aufgrund seiner festen Struktur und des länderübergreifenden Netzwerkes unter die organisierte Kriminalität. Betrug, Korruption, Tierquälerei sind darin ebenso enthalten wie Körperverletzung, Bedrohung und Erpressung. Das Internet macht das Geschäft zudem einfach, die einschlägigen Börsen sind voll von „süßen Welpen“. Die Dealer werden immer gerissener: die Annoncen klingen seriöser, schlechtes Deutsch wird vermieden, und verräterische Billigangebote werden durch höhere Preise ersetzt. Diese mafiösen Zirkel zu sprengen ist sehr schwer, doch in den letzten Jahren sind die Behörden sehr aktiv.  Da mittlerweile Haftstrafen verhängt wurden, die über einem Jahr hinausgehen, werden die Taten als Verbrechen definiert.

Sie haben wie immer gründlich recherchiert, bevor Sie Irmi Mangold und Kathi Reindl auf diesen Fall angesetzt haben. Wer hat Ihnen dieses Mal als Experte zur Seite gestanden?

Ich hatte mit Birgitt Thiesmann von VIER PFOTEN und Tessy Lödermann, Vizepräsidentin des Bayerischen Tierschutzbundes großartige Expertinnen. Beide haben seit Jahren mit diesem relativ neuen Zweig der organisierten Kriminalität zu tun. Birgitt Thiesmann war selbst in Vermehrerstationen in Osteuropa (wie sie auch Irmi Mangold in meinem Krimi in Ungarn kennenlernt), um das Leid zu dokumentieren und mit Hilfe der örtlichen Tierschützer und der Polizei die Hunde dort herauszuholen. Tessy Lödermann ist auch in der Hinsicht involviert, dass sie – fliegen solche Transporte auf – die sicher gestellten Welpen händeringend in den Tierheimen unterzubringen sucht. Aber das sind oft Hunderte kranker Tiere – wohin damit?

Jack London: „Ruf der Wildnis“ und „Wolfsblut“

Der Hund, ein Wesen zwischen instinktiver Wildheit und Unterwerfung – ein Thema, mit dem sich Jack London in zweien seiner Bücher eingehend beschäftigte.

Bild von Elias Sch. auf Pixabay

„Und wenn er in stillen, kalten Nächten die Nase auf einen Stern richtete, und ein langes, wolfartiges Geheul ausstieß, so waren es seine toten, längst zu Staub zerfallenen Vorfahren, die den Kopf gen Himmel richteten und über die Jahrhunderte hinweg ihr Geheul aus ihm ertönen ließen. Und die Lautfolgen, die er ausstieß, waren ihre Lautfolgen, die Lautfolgen, womit sie ihren Jammer herausschrien und alles, was sie in der Stille der Nacht, in der Kälte und Dunkelheit empfanden. So schwoll zum Zeichen dafür, wie das Leben in festgelegten Bahnen abläuft, das alte Lied aus ihm heraus, und er fand zu seinem eigentlichen Sein zurück.“

Jack London, „Der Ruf der Wildnis“


Vor Jahren geriet ich bei einer ziellosen Wanderung auf einer spanischen Insel auf ein abgeerntetes Maisfeld. Einige wenige trockene Maisstauden am Feldrain, danach eine dürre Ebene bis zur Küste. Ein Gefühl von Verlassenheit lag über dem Ort. Gerade, als ich meinen Rucksack packen wollte, um mir den Küstenstreifen anzusehen, hörte ich ein Rascheln, ein leises Knurren, ein Scharren. Ich blickte mich um und geradewegs in ein Paar gelbe Hundeaugen. Gelbe Augen? Ich glaubte bislang, dies sei eine Schimäre, eine literarische Erfindung. Zum Grübeln blieb mir indes nicht viel Zeit. Plötzlich war ich von einem Rudel streunender, ganz offensichtlich verwilderter Hunde umzingelt. Einer der wenigen Momente in meinem Leben, in denen ich wirklich Angst hatte, bei dem sich mir die Haare sträubten. Ich starrte den, den ich als Leithund ausgemacht hatte, an. Der Hund starrte zurück. Es hatte etwas von „High Noon“. Von Angesicht zu Angesicht,  keinen Moment den Blickkontakt unterbrechend. Irgendwann, nach etlichen Augenblicken, wedelte der Chefhund kurz mit dem Schwanz, drehte sich um und trabte davon. Sekunden später war die ganze Meute wie vom Erdboden verschluckt.

Warum ich das erzähle? Weil das auch ein wenig mein Verhältnis zum treuesten Begleiter des Menschen umreißt. In meiner Familie gab es immer Hunde, immer auch große Hunde, die ganz selbstverständlich mit zum Haushalt gehörten. Wir wuchsen mit ihnen auf, sie waren Spielgefährten, Begleiter, Wachpersonal (ich werde nie vergessen, wie unser Bastian einmal einen Exhibitionisten quer durch den Park und die Vorortsiedlung, in der wir wohnten jagte). Aber bei aller Zuneigung – ich hatte auch immer einen natürlichen Respekt, ahnte, dass in den Hundeseelen noch ganz ursprüngliche Instinkte schlummerten. Dass es im Grunde vor allem diese rätselhafte freiwillige Bindung der Hunde an die Menschen ist, die den Hund zum Hund macht und seine natürlichen Instinkte zurückdrängt.

Der Lockruf des Goldes führt in die Wildnis

Ein Thema, mit dem sich Jack London in zweien seiner Bücher eingehend beschäftigte. 1897 war der junge London, der sich bis dahin mit allerlei Jobs durchgeschlagen hatte, dem „Lockruf des Goldes“ gefolgt: Nach Dawson City, Kanada, einem kleinen, damals völlig überfüllten Ort, von dem aus Zehntausende auszogen und hofften, ihr Glück zu machen. Der Erfolg von Jack London blieb begrenzt – gerade mal etwas über 4 Dollar war seine Goldausbeute wert. Jedoch inspirierten ihn seine Erlebnisse zu zahlreichen Erzählungen. Unter anderem zu „Der Ruf der Wildnis“ (1903), ein Text, der zunächst als Episodenroman in der „Saturday Evening Post“ erschien und der London schlagartig berühmt machte.

In „Der Ruf der Wildnis“ ist der große Rüde Buck zunächst „der König in seinem Reich“, ausgelassen, sorgenfrei herrscht er auf dem kalifornischen Landgut eines Richters. Bis der König entführt wird: Der Klondike-Goldrausch fordert seinen Tribut. Die Nachfrage nach großen, kräftigen Hunden, die für die Schlitten im Norden benötigt werden, ist enorm – selbst im Süden der Vereinigten Staaten lässt sich mit ihnen Hunden ein trefflicher Gewinn erzielen.

Aus dem Leben eines gepeinigten Hundes

Entführt, verkauft, verprügelt, „besiegt, aber nicht gebrochen“, so wird Buck von illegal agierenden Hundehändlern auf die Reise in das unbekannte Land geschickt. Und zugleich tritt der mächtige Hund – eine Mischung aus Bernhardiner und Schäferhündin – auch durch sein eigenes Leben hindurch eine Reise rückwärts an:

„Er tat die Augen erst auf, als der Lärm des erwachenden Lagers ihn weckte. Zuerst wußte er nicht, wo er war. Es hatte die ganze Nacht über geschneit, und er war unter dem Schnee vollständig begraben. Die Schneewände bedrückten ihn von allen Seiten, und große Angst durchdrang ihn plötzlich – die Angst des wilden Tieres vor der Falle. Dies war ein Zeichen dafür, daß er durch sein eigenes Leben hindurch rückwärts Witterung vom Leben seiner Vorfahren aufnahm (…).“

Die Rückentwicklung, die London in seiner Erzählung schildert, umfasst sowohl eine körperliche als auch eine moralische Anpassung: Buck muss sich im wahrsten Sinne des Wortes durchbeißen, um in der fremden Umgebung und im harten Volk der Schlittenhunde zu überleben. Doch: „Sein Herz war unzerreißbar“ und Buck, der sich durchsetzt, zum Leithund am Schlitten wird, der feindliche Vierbeiner besiegt und schwache zweibeinige Herrschaften hinter sich lässt, wird wieder König in seinem Reich.  Nur die enge Gemeinschaft mit dem Abenteurer John Thornton bindet den Hund noch an die Menschen. Als Thornton von Indianern getötet wird, gibt es für Buck kein Band mehr, das ihn hält – er schließt sich einem Rudel Wölfe an, er wird zum „Geisterwolf“.

Auf „Ruf der Wildnis“ folgt „Wolfsblut“

Drei Jahre nach „Der Ruf der Wildnis“ ist Jack London – überzeugter Sozialist und vehementer Kritiker des Kapitalismus – einer der, wenn nicht der berühmteste lebende amerikanische Schriftsteller und durchaus wohlhabend. Und dennoch braucht er Geld: Zum Erwerb einer Farm in Sonoma County, die heute noch als eine Art Freiluftmuseum zu besichtigen ist. Der Finanzbedarf ist ein Anlass, um den Roman „White Fang“ zu schreiben. „Wolfsblut“ (1906) ist ein Gegenstück zu „Der Ruf der Wildnis“: „White Fang“ ist ein wilder Hybrid zwischen Hund und Wolf, der mehr und mehr domestiziert wird. Doch  zunächst erlebt der Mischling die grausame Seite der Menschlichkeit, Unterwerfung durch Schläge und Gewalt. Wolfsblut wird  bei Hundekämpfen zum Töten gezwungen und mehr und mehr verbestialisiert – bis er von einem wohlmeinenden Ingenieur befreit wird. Durch Liebe und Vertrauen lernt das Tier, sich in eine menschliche Familie einzufügen.

„Die jetzige Veränderung erforderte eine Umkehr seines gesamten Wesens – und das zu einem Zeitpunkt, wo er die Formbarkeit seiner Jugend längst verloren hatte; wo die Fasern seines Charakters zäh und knotig geworden waren; wo ein diamanthartes, unnachgiebiges, raues Flechtwerk daraus geworden war; die Oberfläche seines Geistes zu Eisen geworden war und all seine Instinkte und Grundsätze zu festen Regeln, Vorsichtsmaßnahmen, Abneigungen und Begierden geronnen waren.“

Doch die Veränderung gelingt, denn Weedon Scott, White Fangs Befreier, weckt „Lebenskräfte, die verkümmert und nahezu untergegangen waren. Eine dieser Kräfte war Liebe.“

Roosevelt kritisiert „nature fakers“

Es entbehrt nicht ganz der Ironie, dass das Buch ausgerechnet mit Hilfe eines US-Präsidenten, nach dem ein Kuscheltier benannt ist, der selbst aber ein „nahezu pathologischer Tiermörder“ (so Lutz-W. Wolff im Nachwort zu seiner grandiosen Neuübersetzung von „Wolfsblut“) war, zum Gegenstand einer erhitzten Diskussion wurde. Theodore Roosevelt kritisierte 1907 Schriftsteller, „die er als „nature fakers“ (Naturfälscher) bezeichnete, weil sie den Helden ihrer Tiergeschichten angeblich menschliche Fähigkeiten und Verhaltensweisen andichteten.“ Tiere würden anthropomorphisiert, mit menschlichem Verständnis ausgestattet, dabei seien sie „Automaten, regiert von Instinkten.“

Jack London antwortete 1908 im Magazin „Colliers“ mit dem Aufsatz „The Other Animals“, gespickt mit Beispielen seiner eigenen Hunde:

„I had a dog in Oakland. His name was Glen. His father was Brown, a wolf-dog that had been brought down from Alaska, and his mother was a half-wild mountain shepherd dog. Neither father nor mother had had any experience with automobiles. Glen came from the country, a half-grown puppy, to live in Oakland. Immediately he became infatuated with an automobile. He reached the culmination of happiness when he was permitted to sit up in the front seat alongside the chauffeur. He would spend a whole day at a time on an automobile debauch, even going without food. Often the machine started directly from inside the barn, dashed out the driveway without stopping, and was gone. Glen got left behind several times. The custom was established that whoever was taking the machine out should toot the horn before starting. Glen learned the signal. No matter where he was nor what he was doing, when that horn tooted he was off for the barn and up into the front seat.“

Auch wenn Jack Londons beide Bücher später oft als „Kinderversionen“ verhunzt wurden, plötzlich sprechende Hunde auftauchten und das Tier vermenschlicht wurde – den Originaltexten kann man Anthropomorphismus nur bedingt vorhalten. Ja, London spricht Hunden, was die Verhaltensforschung seither durchaus bestätigt hat, zu: Lernfähigkeit, Kommunikationsfähigkeit, Sozialkompetenz. Die Spannung beider Bücher liegt auch darin, dass Tieren eine Gefühlswelt zugestanden wird – eine Tatsache, die für jeden Hundebesitzer unbestritten ist.

Parabeln auf das menschliche Verhalten

Abgesehen von der Debatte über „Vermenschlichung“, die auf die beiden Bücher Londons nicht zutrifft, kann man „Ruf der Wildnis“ und „Wolfsblut“ aber dennoch als Parabeln auf menschliches Verhalten lesen: Die Erzählung von Buck zeigt – übertragen auf die Welt der Zweibeiner – zu was unter widrigen Umständen der Hund dem Hund, der Mensch dem Menschen sein kann: Homo homini lupus. Umgekehrt wird an „White Fang“ deutlich, was Liebe, Freundschaft und Vertrauen auch uns bedeuten können. Beide Bücher sind auch Zeugnisse der Auffassungen des glühenden Sozialisten Jack London: Sie erzählen von den elenden Auswüchsen des Kapitalismus (Goldrausch), von Ausbeutung Schwächerer, von der Verelendung ebenso aber auch vom Wert, den der Zusammenhalt in der Gruppe darstellt, vom Wert der Menschlichkeit.

Lutz-W. Wolff  in seinem Nachwort zu „Wolfsblut“:

„Dabei übersahen die Kritiker freilich, dass White Fang eine bescheidene, aber wichtige Botschaft vermittelt, die zum Kern von Jack Londons unter schweren Opfern erworbenen Weltbild gehört: Menschen wie Tiere werden vor allem von ihrer Umwelt geprägt. Behandelt man sie grausam und ungerecht, werden sie «böse», behandelt man sie mit Liebe und Gerechtigkeit, so werden sie «gut».


Die Bücher in Neuübersetzung durch Lutz-W. Wolff bei dtv:

Jack London
Wolfsblut
dtv Verlag, 2013
ISBN: 978-3-423-14239-7

Der Ruf der Wildnis
dtv Verlag, 2013
ISBN: 978-3-423-14277-9

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