#VerschämteLektüren – Intermezzo. Aus dem Sätze&Schätze-Regal.

Manche Bücher sind ziemlich schlecht geschrieben, aber trotzdem irgendwie wichtig und prägend. Wer wünschte z. B. damals nicht den Tod des Märchenprinzen?

Bild von Gina Janosch auf Pixabay

Noch mal eine tief hinten im Bücherregal und im Gedächtnis vergrabene literarische Jugendsünde. Aber was soll ich sagen? Ich war nicht allein. Alle hatten wir es. Und hat man sein Exemplar weitergegeben, dann kam aus einer anderen Ecke garantiert ein Neues zurück. In meinen Pubertätsjahren war es so obligatorisch, dieses Buch zu haben, wie die selbstgefärbte Stoffwindel am Hals, wie Latzhose und Indienrock im Schrank und die Picasso-Taube an der Wand. Und alle kannten wir Sätze wie diesen auswendig:
„Ein Softi ist ein Chauvi, der Kreide gefressen hat, nichts anderes.“
Ob`s geholfen hat? Nun, zumindest bei der Entwicklung eines besseren Lesegeschmacks. Denn es ist unterirdisch naiv geschrieben. Und auch das „literarische“ Kontra „Ich war der Märchenprinz“ muss man der Jugend heute nicht unbedingt in die Hand drücken. Die wesentliche Essenz lässt sich in einem Tweet zusammenfassen.
Zum vorhergehenden Intermezzo aus dem Regal des Blogs mitsamt Spiel- und Spaßregeln zu #VerschämteLektüren: http://saetzeundschaetze.com/2014/11/21/verschamte-lekturen-spiel-und-spasregeln/

Autor: Birgit Böllinger

Büro für Text&Literatur: Pressearbeit für Verlage, Autorinnen und Autoren, Literatureinrichtungen

52 Gedanken zu „#VerschämteLektüren – Intermezzo. Aus dem Sätze&Schätze-Regal.“

  1. Also das ist nun wirklich nicht verschämt zu nennen – das sollte man bzw. frau unserer „Generation“ schon gelesen haben. In meinem Regal steht das auch und sieht ungefähr genauso oft gelesen aus …

    1. Naja…damals sollte man es gelesen haben. Ich hab irgendwann mal wieder reingelesen – und mich über mich selbst gewundert. Was ich nicht alles so mitgemacht habe.

      1. Ja genau damals … so mit ich weiß nicht mehr wie alt ich war 😉

      1. Hab ich mir doch fast gedacht, dass das Buch auch in deinem Regal steht … 😉

  2. Liebe Birgit, ich kenne es zum Beispiel nicht (Ost-West-Geschichte ? oder war ich nur selbst so unterirdisch naiv, dass ich nichts hören wollte vom Tod des Märchenprinzen und es deshalb gar nicht rangelassen habe an mich?) Dem Benutzungszustand nach scheint Deins ja so ein weitergegeben/wiederbekommenes Exemplar zu sein 🙂

    herzliche Abendgrüße von
    Birgit

    1. Liebe Birgit,
      das auf dem Foto ist nicht meins (siehe Bildquelle). Meins sieht aber so ähnlich aus. Du hast – aus meiner heutigen Sicht – nichts verpasst. Lieber Brigitte Reimann lesen.
      Liebe Grüße, Birgit

      1. „Franziska Linkerhand“, Maxi Wander, Helga Königsdorf- so war tatsächlich meine Srurm- und Drangzeit!
        Jajaja, aber ich bin direkt ein bisschen verblüfft! Angenehm verblüfft!
        Liebe Voreinschlafgrüße,
        B.

    1. …Mir fällt noch ein, – es gab etwa zur Zeit des Märchenprinzens ein Buch, (leider fällt mir weder Titel,noch Autor/in ein) das spiegelte hundertprozentig die Zustände eines Patriarchats,in die eines Matriarchats…..so gab es keine „Fräuleins“,sondern „Herrleins“,die widerum natürlich statt eines „BH’s“,einen „PH“ trugen…. Ich habe das Buch leider nicht mehr,ich hielte es jetzt wirklich ZU gerne nochmal in den Händen… *glucks*

      1. Christiane – Home of abc.etüden ;-) Christiane lebt im Süden Hamburgs, hat einen bunten Schreib-/Gedichte-Blog und einen Regenblog und schreibt, fotografiert und liest gern ;-) https://365tageasatzaday.wordpress.com/ https://regensucherin.wordpress.com/
        Christiane sagt:

        Gerd Brantenberg: Die Töchter Egalias. Heute denke ich mir, dass wir damals schon manchmal sehr merkwürdig drauf waren …. 😀
        Aber meinen „Märchenprinzen“ hatte ich auch, und Diskussionen darüber … obwohl ich meine, mich zu erinnern, dass ich fand, dass auch die Autorin einen an der Waffel hatte, was ich vermutlich nicht gesagt habe, höchstens, um die Diskussion zu killen …

      2. Das Killerargument hatte ich dann irgendwann auch auf Lager 🙂 Heute würde ich es dezenter ausdrücken: Voll neurotisch.

  3. perlengazelle – Ich bin: eine Rechenknechtin, Erbsenzählerin, Randfichte, Sitzriesin, Heinzelmännin. Ich mag: Woody Allen, Mascha Kaléko, Rilke, Siri Hustvedt, Vilhelm Hammershøi, Hannes Wader, Ludwig Hirsch, Kimmo Joentaa, Professor Boerne, Meryl Streep, Dr. Eddie „Fitz“ Fitzgerald, Walt Kowalski, den Ruhrpott-Humor, lesen, schreiben, rechnen, Föhr, Kaffee, Katzen … ... und ... und ... und ... mails an perlengazelle@web.de
    perlengazelle sagt:

    Den Märchenprinzessen habe ich nicht gelesen, dafür aber „Häutungen“ von Verena Stefan. „Ich möchte mit keines mannes verkümmerung gleichberechtigt sein.“ Muss ich mal aus dem Regal kramen – ich erinnere mich nur dunkel an Passagen, die ich geradezu poetisch fand …

    1. Das habe ich nun wiederum nicht gelesen. Dafür liegt ein zerfleddertes Exemplar vom kleinen Unterschied hier noch rum. Alice hat heute übrigens Geburtstag.

  4. maribey – Der Versuch einer Beschreibung in 12 wahllos zusammengewürfelten Sätzen: Ich mag dieses Leben. Tanzen finde ich ganz wunderbar. Was das Bloggen betrifft, bin ich ein Neuling. Ich genieße Wohnmobil-Urlaube mit meiner Familie und dabei vertraute sowie neue Länder und Kulturen zu entdecken. Mag meinen Teller und auch den Blick über den Tellerrand. Ich bin eine, die das halbvolle Glas sieht und sammle Glücksmomente. Ein Leben ohne Bücher kann ich mir nicht vorstellen. Ich fahre gerne Fahrrad und mag meine neue Fahrradklingel. Plötzlich auftauchende Wildgänse über meinem Kopf berühren mich immer wieder. Der Umgang und das Spiel mit Worten gefallen mir. Ergebnisoffen habe ich mit einem 365-Tage-Projekt begonnen, bei dem ich jeden Tag einen Satz aufschreibe, der mir irgendwo begegnet, egal ob im Supermarkt oder Bus, "zufällig" gehört oder bei einer Begegnung gefunden. Ich zitiere nun Hermann van Veen, der sagt: “Ich stehe mit beiden Beinen fest in den Wolken”. Heute entdeckt und für so schön befunden, dass ich ihn hier noch mit hinzufüge. Das war schon Satz Nr. 13, deshalb höre ich nun auf mit dem herzlichen Gruß “Willkommen hier!” Erweiterung im Mai 2015: Ganz so neu ist das Bloggen inzwischen nicht mehr, da ich auch im zweiten Jahr weiterhin Sätze sammle und ihnen hier eine kleine Bühne gebe. Auch die Fahrradklingel ist nicht mehr neu. Anderes bleibt. Bunte Sätze sind auch weiterhin um mich herum...
    maribey sagt:

    Haha, da werden Erinnerungen wach. Ich

  5. maribey – Der Versuch einer Beschreibung in 12 wahllos zusammengewürfelten Sätzen: Ich mag dieses Leben. Tanzen finde ich ganz wunderbar. Was das Bloggen betrifft, bin ich ein Neuling. Ich genieße Wohnmobil-Urlaube mit meiner Familie und dabei vertraute sowie neue Länder und Kulturen zu entdecken. Mag meinen Teller und auch den Blick über den Tellerrand. Ich bin eine, die das halbvolle Glas sieht und sammle Glücksmomente. Ein Leben ohne Bücher kann ich mir nicht vorstellen. Ich fahre gerne Fahrrad und mag meine neue Fahrradklingel. Plötzlich auftauchende Wildgänse über meinem Kopf berühren mich immer wieder. Der Umgang und das Spiel mit Worten gefallen mir. Ergebnisoffen habe ich mit einem 365-Tage-Projekt begonnen, bei dem ich jeden Tag einen Satz aufschreibe, der mir irgendwo begegnet, egal ob im Supermarkt oder Bus, "zufällig" gehört oder bei einer Begegnung gefunden. Ich zitiere nun Hermann van Veen, der sagt: “Ich stehe mit beiden Beinen fest in den Wolken”. Heute entdeckt und für so schön befunden, dass ich ihn hier noch mit hinzufüge. Das war schon Satz Nr. 13, deshalb höre ich nun auf mit dem herzlichen Gruß “Willkommen hier!” Erweiterung im Mai 2015: Ganz so neu ist das Bloggen inzwischen nicht mehr, da ich auch im zweiten Jahr weiterhin Sätze sammle und ihnen hier eine kleine Bühne gebe. Auch die Fahrradklingel ist nicht mehr neu. Anderes bleibt. Bunte Sätze sind auch weiterhin um mich herum...
    maribey sagt:

    Ups vor lauter Schmunzeln zu früh gedrückt. Ich hab’s auch gelesen und gemocht.

  6. Meins ist inzwischen entsorgt, da ich es beim späteren Lesen einfach grottig fand. Dafür habe ich aber noch viele andere Bücher, die der Rowohlt Verlag damals in der Reihe „neue frau“ herausbrachte. Ob die wohl ein weiteres Lesen überdauern würden?

    1. Grottig ist das richtige Wort. Und zu den anderen Büchern der Reihe: Interessant ist vor allem, ob es in diesen drei Jahrzehnten eine Entwicklung vorwärts gab. Inzwischen gibt es übrigens schon Männeremanzipationsbücher. Die Männerbewegung ist ein Thema: http://www.zeit.de/2014/02/maenner-krise-maennerbewegung
      Ob es irgendwann bei rororo eine Reihe gibt: „neuer mann“?

  7. Oh … Das hatte ich ganz vergessen. Irgendwo in einer zweiten Regal-Reihe steckt es vielleicht und in der Nähe sind vermutlich Gedichtbände aus der Zeit, die ich auch nicht jedem zeigen würde 😉 Herzliche Grüße!

  8. Ich muss im Koma gelegen haben oder bin zu viel zum Volleyballtraining gegangen: Ich habe den Roman nicht nur nicht gelesen, sondern kenne weder Auorin noch Titel! Oder ist das Buch etwa gar nicht bis in die Provinz des Bergischen Landes vorgedrungen? Fragen über Fragen! Aber wenn ich Eure Posts richtig verstanden habe, muss ich meine eklatante Bildungslücke nun auch nicht mehr schließem :-).
    Viele Grüße, Claudia

    1. Aber hallo, dann war das Bergisch Land da ja schon sehr heile Welt, wenn Svende Merian da nicht ankam 🙂 Aber Ina Deter kennst Du?

      1. Aber natürlich kenne ich Ina Deter. Svende Merian aber – wirklich noch nie gehört. Vielleicht, weil ich gerade auf Darkover weilte oder zu laut „Wann ist der Mann ein Mann“ hörte :-). Pah – und jetzt habe ich auch noch einen lästigen „neue Männer braucht das Land“-Ohrwurm…

      2. Der Wurm ist echt lästig 🙂 Trotzdem einen schönen Abend! Oder hör dir den neuen Grönemeyer an…

      3. Der durchwurmte ja vorher mein Ohr, da wechselt ständig „Morgen“ mit „Ich lieb mich durch“ in „Uniform“ und schon senkt sich der „Löw“ ins Netz und „unter Tage“ war eine „Wunderbare Leere“…

      4. Klasse! Da kriegt man ja selbst „tief im Süden“ „Flugzeuge ins Ohr“.

    2. Als ehemals bergische und jetzt oberbergische Bloggerin stehe ich Dir bei. Auch ich kenne Svende Merian nicht. Aber Ina Deter kenne ich auch. Und hinter Augsburg müssen wir uns nicht verstecken 🙂

      1. Aber, aber! Ich lernte Frau Merian nicht in der „Großstadt“ Augsburg kennen, sondern – und das ist ja noch denkwürdiger für Euch Bergisch-Land-Mädels – in der tiefsten oberschwäbischen Provinz! Selbst bis dahin ist das Buch gedrungen 🙂

  9. Ich kenne dieses „Standardbuch“ auch nicht. Da sieht man mal, wovor wir Ostdeutschen „bewahrt“ wurden… Wir sollten unsere Zeit wohl besser damit verbingen, das kommunistische Manifest zu lesen. 🙂

    1. Vielleicht, um auch vom Kommentar von Wederwill darauf zu schließen, tatsächlich etwas, was in Ostdeutschland nicht zu haben war. Dabei wäre es doch ein wunderbares Propagandazeugnis für den Verfall der dekadenten westlichen Jugend gewesen 🙂 Aber trotzdem: Lieber einmal das Kommunistische Manifest lesen (wenn es einem nicht aufoktroyiert wird) als den Tod des Märchenprinzen.

      1. Da hat das Regime wohl dem Urteil der Bevölkerung nicht vertraut. Auch Tolkien gab es meines Wissens nach nicht, obwohl der ja eher den Klassikern zuzuordnen ist. Ob das in diesem Falle daran lag, dass das Böse aus dem Osten kam? Oder hat man vielleicht nur befürchtet, dass dem Volk zu wenig Zeit verbleiben würde, sich mit den Büchern des sozialistischen Realismus auseinanderzusetzen, wenn man es mit Unterhaltungsromanen überschwemmen würde? Fragen über Fragen, die uns heute niemand mehr beantworten kann. 🙂

      2. Na, wenn das Volk Tolkien hätte lesen können oder müssen, dann wäre wahrlich keine Zeit mehr für sozialistischen Realismus geblieben…

  10. Oh je, das kenne ich auch. Obwohl ich zum Zeitpunkt des Erscheinens noch nicht auf der Welt war – aber mein Papa war Deutschlehrer und wollte sich mal auf die Lektürevorschläge seiner Schülerinnen einlassen. Irgendwann mit 16 (2004) hab ich den Roman dann auch mal bei uns im Bücherschrank gefunden und hab ihn dann gelesen, puuuuh. An den Randnotizen konnte ich nachvollziehen, das mein Vater wirklich Interesse an diesem Buch hatte – und irgendwann gab es dann nur noch hektisch gemalte Fragezeichen und noch mehr Fragezeichen. Mich hat das Buch auch etwas angestrengt, nicht nur die Protogonistin selbst, Arne war auch nicht besser. Übrigens haben wir noch mindestens 12 Exemplare irgendwo verteilt im Haus, die immer mal wieder auftauchen. Mein Vater hat nämlich gleich einen Klassensatz gekauft – und das Buch dann am Ende doch nicht im Unterricht behandelt. 😉

    Ich finde diese verschämte Lektüre – Reihe übrigens ganz genial! 🙂

    LG, eva

    1. Liebe Eva,
      na, mit der Restauflage, die Dein Vater noch hat, kann man locker noch den einen oder anderen Märchenprinzen erschlagen…Das ist ja overkill 🙂
      Freut mich, dass Dir die Reihe so gut gefällt. Und auch wenn deine Seite „the lost art of keeping secrets“ (http://thelostartofkeepingsecrets.wordpress.com/) lautet – wenn Du hier verschämteLektüren preisgeben willst, dann schick gerne einen Beitrag über deine secrets. LG Birgit

  11. Petra Gust-Kazakos – Fiel als Kind in eine Buchstabensuppe; Femme de lettres, virtuelle Salonière, Public Relations Managerin, Autorin, stets lese- & reiselustig http://phileablog.wordpress.com/
    Petra Gust-Kazakos sagt:

    Irgendwie lasen das eine zeitlang alle, aber an mir ging es vorbei. Ob das ein Fehler war? ; )

    1. Mit Sicherheit nicht. Du hast Dir wahrscheinlich sogar eine Menge zwischenmenschlichen Ärgers in jungen Jahren erspart 🙂

  12. Ha. An das Buch musste ich auch denken, als ich grad „Das Muschelessen“ von Birgit Vanderbeke wieder gelesen habe: https://frintze.wordpress.com/2014/12/02/eine-re-lekture-das-muschelessen-von-birgit-vanderbeke/
    Bei mir im Freundeskreis gab es auch wilde Diskussionen darüber, ob das nun eigentlich n totaler Quatsch ist oder nicht – weinerlich und peinlich oder irgendwie berechtigt, und ob die männliche Antwort nicht sogar schlauer und besser ist als die weibliche Anklageschrift. Zu irgendeiner Art von Auseinandersetzung mit der Geschlechterthematik war es schon gut – zur Wiederlektüre würde es mich aber definitiv nicht reizen. Da hab ich schon aus der diffusen Erinnerung zu viele finstere Visionen von albernen Küchengesprächen und haarsträubenden Argumentationen…

    1. Das ist von 1979 und hatte so ein paar Jahre. Aber Mitte/Ende 80er wohl nicht mehr.

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