Andreas Föhr: Eisenberg

Auch an der neuen Hauptfigur von Andreas Föhr, der Anwältin Dr. Rachel Eisenberg, findet Gastautor Florian Pittroff großen Gefallen. „Eisenberg“ bietet Spannung bis zur letzten Seite.

2017-02-11 08.34.04

Ein Gastbeitrag von Florian Pittroff

Die Tegernsee-Krimis von Andreas Föhr habe ich verschlungen und war deshalb anfänglich doch eher skeptisch – warum jetzt was Neues? Kommissar Wallner und sein ewig grantelnder Kollege, Polizeiobermeister Kreuthner kommen doch gut an. Lokalkolorit, Spaß und doch spannende Krimilektüre. Jetzt also Frau Dr. Rachel Eisenberg. Die Ermittlerin diesmal eine Anwältin und der Schauplatz in München.

Lange Rede, kurzer Sinn: Andreas Föhrs neues Buch „Eisenberg“ hat zwar nichts mit den erfolgreichen Wallner- und Kreuthner-Geschichten zu tun, ist aber mindestens genauso gut. Der Autor hat eine neue Figur geschaffen, die nicht nur sein juristisches Fachwissen teilt, sondern auch seinen Glauben daran, dass jeder, ob schuldig oder nicht, einen Verteidiger verdient, der ganz auf seiner Seite steht. Und die Handlung wird ebenso spannend und gut erzählt wie bei den Tegernsee-Krimis.

Wenn eine Juristin ermittelt

Föhr lässt seine Leser anfangs immer wieder zwischen zwei Handlungssträngen hin und her springen. Dadurch baut sich Spannung auf, da Föhr sehr genau weiß, wann er die einzelnen Kapitel beenden muss. Die Kapitel sind relativ kurz und so hat man als Leser das Gefühl, das Buch nicht mehr aus der Hand legen zu können. Man wird immer weiter in den Bann und in die Geschichte selbst hinein gezogen. Diesen schriftstellerischen Kniff habe ich schon bei den vorherigen Büchern von Andreas Föhr sehr geschätzt.

Dr. Rachel Eisenberg ist Mitinhaberin einer angesehenen Münchner Kanzlei, frisch getrennt und Mutter einer 13-jährigen Tochter. Ihr neuer Fall soll eigentlich nur ein bisschen Medienpräsenz bringen – ein Obdachloser, der eines äußerst gewalttätigen Mordes verdächtigt wird. Als Rachel den Verdächtigen das erste Mal trifft, glaubt sie an eine Erscheinung. Sie kennt diesen heruntergekommenen Mann – und zwar sehr gut. Heiko war vor vielen Jahren ihr Lebensgefährte und einst ein erfolgreicher Wissenschaftler…

„Eisenberg“ ist ein herrlicher Krimi, ist gut überlegt und lässt viel Platz für Argwohn, Verdacht und Misstrauen. Die Spannung steigt, neue Vermutungen kommen auf, der Fall scheint gelöst, immer wieder glaubt man, man ist dem richtigen Mörder nun endlich auf der Spur. Oder doch nicht? Neue Wendungen, wichtige Indizien tauchen auf, falsche Fährten und das Ende: ganz großes Kino! Denn irgendwie war dann doch alles ganz anders. Ein geniales Buch, das auf spannende weitere Bände hoffen lässt.

Informationen zum Buch:

Andreas Föhr
Eisenberg
Knaur Verlag, 2016
ISBN: 978-3-426-51765-9

Über den Gastautor:

Florian Pittroff ist Magister der Literaturwissenschaften und Kunstgeschichte und arbeitet seit mehr als 25 Jahren als Journalist und Texter. Seine Buchbesprechungen waren unter anderem zu lesen im Kulturmagazin „a3kultur“ und im deutschsprachigen Männermagazin „Penthouse“.  Er verfasste Kulturbeiträge für das Programm des „Parktheater Augsburg“, war unter anderem verantwortlich für die Medien- & Öffentlichkeitsarbeit des kulturellen Rahmenprogramms „City Of Peace“ (2011) und die deutschsprachigen Slam-Meisterschaften (2015) in Augsburg. Florian Pittroff erhielt 1999 den Hörfunkpreis der Bayrischen Landeszentrale für neue Medien für den besten Beitrag in der Sparte Kultur.

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