
“Die Kuppen ihrer Finger streifen über seine Handflächen, bevor sie sich mit den anderen Fingern verschränken. So stehen sie still für einen Moment, ein Zwei-Personen-Rahmen für den enger werdenden Raum zwischen ihren Körpern. Spielraum.“
Stephan Thome, “Grenzgang”, 2009, Suhrkamp Verlag.
Eine Frau, ein Mann. Mitte 40. Lebensentwürfe gescheitert. Gestrandet in der Provinz. Treffen einander. Irrungen und Wirrungen. Kommen trotzdem zusammen. Ein Ende, das sich nur zögernd happy anfühlt. Aber immerhin das. Und: Das Beste kommt zum Schluß. Das ahnt man schon. Die Beschreibung der Annäherung (daraus das Zitat): Wunderschön, bitterzart. Soviel zum Inhalt.
Auf den ersten Blick kein „Burner“. Doch Stephan Thome hat in seinem Roman das Provinzgetümmel so schön mit feiner Ironie gezeichnet, dass Elmar Krekeler in der Welt gar schwärmte: „In keinem Roman wohnt man so gern wie in diesem.“
Thome schreibt schön, schon in diesem ersten Roman, dem die Romane “Fliehkräfte” und “Gegenspiel” folgten, alle im Suhrkamp Verlag erschienen.
Grenzgang also: Die Enge knistert zwischen allen Zeilen. Thome beschrieb neulich im Stern in einer Kolumne sein von Fernweh angetriebenes Leben. Einer, der meist unterwegs zu sein scheint, hat offensichtlich einen besonders unverstellten Blick auf die Heimat. Der Philosoph Thome hat promoviert über „interkulturelle Hermeneutik und die Herausforderung des Fremden“. Schön, dass er das Fremde in der deutschen Provinz als Herausforderung für seinen Debütroman angenommen hat.
Bild zum Download: Gasse Erfurt
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