VERA SCHINDLER-WUNDERLICH: Langsamer Schallwandler

“Langsamer Schallwandler” ist der Titel des neuen Lyrikbandes von Vera Schindler-Wunderlich. “Vom Beischalten des Mondes” bis zu einem “Stundenbuch” nehmen die Gedichte einen mit auf eine labyrinthische Text- und auch Selbstbefragung.

Kkann ichh nicht spre? Der Rhein
strömt und singt, ich aber grab
im Gesetz und find Vorsätzliches
Verursachen einer Überschwemmung
oder eines Einsturzes, eines Schallwandels,
einer Geburt oder eines

krumm schwimmenden Gedichts.

Auszug aus dem Gedicht “Art. 227 Ziff. 1 Abs. 1”, Vera Schindler-Wunderlich, “Langsamer Schallwandler”

In der Laudatio zum Schweizer Literaturpreis 2014 für die deutsch-schweizerische Lyrikerin Vera Schindler-Wunderlich hieß es:
“Genuin und gelehrt kommen die Gedichte von Vera Schindler-Wunderlich daher: vor allem aber schwungvoll. Rhythmus und Treffsicherheit prägen ihre Verse; sie erzählen Geschichten, die uns wie Bilder- und Worträtsel begegnen. Zeichen und Wunder. Solche Rätsel wollen aufgeschlüsselt sein. Nach und nach geben sie Teile von Sinn preis, voller Ernst und – auch – Humor. Sprachspiel und Sprachkritik verfliessen in der Musik dieser Lyrik.”

Die Schriftstellerin, die mit “Dies ist ein Abstandszimmer im Freien” (2012) ihren ersten Lyrikband veröffentlichte, lässt sich Zeit mit ihrer Poesie. 2016 folgte “Da fiel ich in deine Gebäude” und nun, ganz aktuell, der neue Lyrikband “Langsamer Schallwandler”. In der Zwischenzeit publizierte sie regelmäßig Gedichte in Zeitschriften und Anthologien. Einige Gedichte wurden ins Französische, Italienische, Rätoromanische, Englische, Spanische, Slowenische, Indonesische und Arabische übersetzt.

“Vera Schindler-Wunderlich hat bisher zwei sehr beachtete Lyrikbände vorgelegt mit Gedichten, die sich ähneln in ihrem starken lyrischen Duktus. Nun hat sich ein Schallwandler in ihre Poesie hineingeschoben, es ergibt sich ein neuer Ton”, schreibt die Lyrikerin Lioba Happel in ihrer Nachbemerkung zu diesem aktuellen Lyrikband. Etlichen der hier vorgelegten Texte, ob im experimentellen oder im eher vertrauten Stil gehalten, liege etwas zugrunde, was schon früher bei der Dichterin anklang: “eine feine Selbstbefragung der Zeilen”. So entstünden immer wieder neu zu begehende Textlabyrinthe, sei es über Alltägliches, sei es über Abgründiges. Diesem freien Fluss der Worte und Gedanken entspricht auch die typographische Gestaltung der Texte – eine Lyrik, die im mehrfachen Sinne manches auf den Kopf stellt.

Zur Autorin:

Bild: Sharon Stucki, Select

Vera Schindler-Wunderlich, Jahrgang 1961, gebürtig aus Solingen (Deutschland). Seit 1994 berufstätig in der Schweiz, seit 2000 dort wohnhaft, seit 2009 Doppelstaatsbürgerin.

1980-1988: Studium der Musikwissenschaften, Romanistik und Anglistik in Köln, Aberdeen und Freiburg im Breisgau. Wissenschaftliche Abschlussarbeit über die Lyrik von Gerard Manley Hopkins. 1989 Weiterbildung zur Fachzeitschriftenredakteurin.

1990 – 2023: Tätig als Zeitschriftenredakteurin, Lektorin, wissenschaftliche Mitarbeiterin, Protokollführerin, 18 Jahre bei den schweizerischen Parlamentsdiensten.
2008-2012: Redakteurin bei der Literaturzeitschrift „orte“.
Seit 2023: Freie Autorin und Lektorin.

Lyrikbände:

2012: “Dies ist ein Abstandszimmer im Freien”, edition pudelundpinscher
2016: “Da fiel ich in deine Gebäude”, edition pudelundpinscher
2022: “Langsamer Schallwandler”, edition pudelundpinscher

Förderungen, Anerkennungen:

2014 Schweizer Literaturpreis
2016 Werkbeitrag des Fachausschusses Literatur beider Basel
2020 nominiert für den Publikumspreis des Feldkircher Lyrikpreises
2020 Werkbeitrag der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia
2021 Werkbeitrag des Fachausschusses Literatur beider Basel
2023, PrixPlus 2023 von ARTS+, Arbeitsgemeinschaft und Kompetenzzentrum für Kunst und Kultur der Schweizerischen Evangelischen Allianz SEA, für “Langsamer Schallwandler”


Stimmen zum Buch:

“Vera Schindler-Wunderlich hat mit ihrem dritten Gedichtband ‚Langsamer Schallwandler‘ ein fulminantes Sprachangebot vorgelegt. … Schon die erste Strophe des ersten Gedichts “Ja wenn wir Summen” ist dynamisch, voller Geheimnis und besticht mit Neologismen.” – Axel Helbig in Ostragehege, Heft 108

“Die 1961 in Solingen geborene Dichterin bietet auch eine beachtliche sprachliche und thematische Vielfalt.” – Rolf Birkholz im Literaturmagazin “Am Erker”, Nr. 84

“Ein Blick auf den Titel lohnt sich zur Einstimmung. ›Schallwandler‹ wandeln, gemäss Lexikon, akustische Signale in elektrische Spannung respektive umgekehrt elektrische Spannung in akustische Signale um. Wir kennen den Vorgang vom Mikrofon respektive vom Lautsprecher. Bei dieser Umwandlung können sich gerne Effekte wie Knistern, Aussetzer oder Nachhall einnisten, was die reibungsfreie Wiedergabe stört. Auf ihre Art spielt Vera Schindler-Wunderlich damit, wenn sie, sagen wir, alltägliche Eindrücke und Erfahrungen in freie Verse umwandelt.” – Beat Mazenauer bei viceversaliteratur

“Aus allem vermeintlichen Nicht-Sprechen entsteht aus diesem Gedichtband ein Kosmos aus Bildern und polyphoner Sprachmusik, in den sich der Leser, die Leserin hineinziehen lässt.” -Susanne Mathies in »orte – Schweizer Literaturzeitschrift«, März 2023

“Sprache als Versuch einer Reaktion, eines Verbindungsaufbaus – in den Gedichten von Vera Schindler-Wunderlich komme ich mir zeitweise wie in einem Labor vor: jeder Satzteil wie die entnommene Probe eines bisher unbekannten Stoffs, den man mit anderen Stoffen frei, und gleichsam kontrolliert, reagieren lässt.”Timo Brandt bei Lyristix

“Die Gedichte dieses Lyrikbandes treten in ein Gespräch mit sich selbst und mit den LeserInnen. Sie loten in vielen verschiedenen Formen mit verschobenen Zeilen, Leer-Räumen, Einschüben, Wellenbewegungen und weiteren Kapriolen das Leben der Menschen und das der Worte aus.” – Petra Lohrmann bei “Gute Literatur – meine Empfehlung”

“Ja, das ist es: ein Buch der Funken, ein funkensprühendes Sprachkunstwerk, Verse, oft als Brücken gebaut, um schlafwandlerisch sicher über die Abgründe des hinterhältigen Alltags zu wandeln: Nein, ohne den Schall der Sprache geht gar nichts … wo stünd ich denn ohne die Wörterwürze, die ich beim Lesen schmecke? …” – Theo Breuer, LITERATOUR 2022, Edition Ye


Bibliographische Angaben:


Vera Schindler-Wunderlich
Langsamer Schallwandler
Gedichte
Fadengeheftete Klappenbroschur
108 Seiten, 17.6 x 13.2 cm
Umschlagentwurf: Georg Mayr-Nusser
ISBN 978-3-906061-31-3

Edition pudelundpinscher
A1 Puntígn 4, CH-6682 Linescio
Email: post@pudelundpinscher.ch
www.pudelundpinscher.ch


Ein Beitrag im Rahmen meiner Pressearbeit für den Verlag

MANFRED WINKLER: Noch hör ich deine Schritte

In “Noch hör ich deine Schritte” wird erstmals die deutsch- und hebräischsprachige Lyrik von Manfred Winkler in einem Band zusammengefasst. Das Buch erscheint zum Geburtstag des Dichters vor 100 Jahren.


In den tiefen Mulden der Zeit
verflackert einer einmaligen
Kerze Licht.
Es ist schon spät
über Mitternacht hinaus,
viel zu spät zum Briefeschreiben
an dich –
den Farben der Erinnerung
und der Poesie
nur ein Gedanke kommt vielleicht
der aufflackert im Traum
und vergessen wird

“In den tiefen Mulden der Zeit” von Manfred Winkler in: “Noch hör ich deine Schritte”, deutsch- und hebräischsprachige Gedichte, Edition Faust, Oktober 2022, herausgegeben und ausgewählt von Monica Tempian und Jan Kühne


Er wurde vor 100 Jahren in einer Kulturlandschaft geboren, deren Blüte einzigartig ist: Manfred Winkler kam 1922 in der Bukowina zur Welt, dort, wo auch Paul Celan und Rose Ausländer geboren sind. “Als Sohn eines wohlhabenden jüdischen Rechtsanwaltes erfuhr er die für begabte Landeskinder typische Ausbildung: Mit vierzehn kam er in die Hauptstadt Czernowitz/Cernăuţi, wo er zusammen mit Ukrainern, Polen, Rumänen, Ungarn, Juden und Deutschen aufs Gymnasium ging.

Eine der historisch bewegtesten Landschaften Mittelosteuropas, die von 1775 bis 1918 zur Habsburgermonarchie gehörte und 1919 durch den Vertrag von Saint-Germain dem Königreich Rumänien zugeteilt wurde, bewahrte die Bukowina zur Zeit von Winklers Schulausbildung noch den Ruf einer multiethnischen Provinz mit einer besonders intensiven Produktivität des schöpferischen Lebens”, schreibt Monica Tempian im Vorwort zu dem Jubiläumsband “Noch hör ich deine Schritte”, der zum 100. Geburtstag des Dichters, Übersetzers und bildenden Künstlers bei der Edition Faust herauskommt.

Erstmals wird dabei die deutsch- und hebräischsprachige Lyrik in einem Band zusammengefasst, ergänzt durch eine Auswahl unveröffentlichter Gedichte aus dem Nachlass. Eine über Länder und Zeiten hinweg Sehnsucht weckende Stimme erklingt in der Lyrik Manfred Winklers, erregt Neugier, wirbt um Verständnis. Winklers Verse schöpfen sowohl aus seiner reichen verinnerlichten Lebenserfahrung als auch aus dem Arsenal zahlreicher Kulturen und Literaturen. Erinnerung und Abwehr des Vergessens, Krieg und politische Wirren, Ortswechsel und das unruhige Suchen nach Orientierung, Nähe und Gemeinsamkeit, menschliche Endlichkeit und immer wieder: die Grenze als kritische Größe des Lebens – das sind Themen, denen sich der Lyriker mit unerbittlicher Aufrichtigkeit stellt.

Wenige Jahre vor seinem Tod hatte er der Germanistin und Literaturwissenschaftlerin Monica Tempian schriftlich sein plein pouvoir für die Veröffentlichung seines Werks gegeben. Die Herausgabe der deutsch- und hebräischsprachigen Gedichte Manfred Winklers (1922–2014) ist aus einer Zusammenarbeit Dr. Monica Tempians (Victoria University of Wellington) und Dr. Jan Kühnes (Hebrew University of Jerusalem) unter Mitwirkung von Rick Sahar (Victoria University of Wellington) hervorgegangen. Hans-Jürgen Schrader, Yvonne Livay und Hans Bergel (1925–2022) ist es hauptsächlich zu verdanken, dass Winklers Nachlass dem Archiv des Instituts für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas an der LMU München (IKGS) anvertraut wurde, das den Jubiläumsband unterstützt.


Biographie von Manfred Winkler:

Manfred Winkler war Lyriker, Bildhauer, Maler und Übersetzer Paul Celans ins Hebräische. Am 27. Oktober 1922 in Putila nahe Czernowitz geboren, nach Shoa und Deportation im Zuge der rumänischen Repatriierung der Juden in Israel neu beheimatet, war Winkler bis 1981 als Leiter des „Theodor-Herzl-Archivs“ und Lektor der Herzl-Edition tätig. Danach wirkte er als freier Schriftsteller im Jerusalemer LYRIS-Dichterkreis. Für seine hebräische Lyrik wurde ihm 1999 der große Preis des Israelischen Ministerpräsidenten für Lyrik verliehen. Manfred Winkler starb am 12. Juli 2014 in Tsur Hadassah. Seine bleibende Bedeutung besteht in der Vermittlung zwischen europäischen und orientalischen Sprachen und Kulturen. Sein Werk steht exemplarisch für die Begegnung zwischen dem deutschen und hebräischen Sprachraum: Nebst dem mehrsprachig geprägten deutschen Idiom seiner multikulturellen Herkunftsregion Bukowina und der damit aufgerufenen Sphäre von humanistischer Gesinnung macht es auf beeindruckende Weise die kulturelle Sphäre der orientalischen Welt mit ihrer spezifischen Sprachfärbung vernehmbar.


Stimmen zum Buch:

“Ein seltener Schatz” – Stefan Seidel, Der Sonntag

Ein Portrait von Manfred Winkler durch den Historiker Florian Kührer-Wielach im Standard

Ausführliche Buchvorstellung bei Planet Lyrik

Buchvorstellung bei haGalil.com

Lesung anlässlich eines Symposiums zum 100. Geburtstag des Dichters in Jerusalem:

https://www.youtube.com/watch?v=aydaeCdU6GQ


Bibliographische Angaben:

Manfred Winkler
Noch hör ich deine Schritte
Deutsch- und hebräischsprachige Gedichte
Edition Faust, Oktober 2022
Herausgegeben und ausgewählt von Monica Tempian und Jan Kühne
Gebunden, 272 Seiten, 24,00 €
Mit Zeichnungen und Skizzen von Manfred Winkler
ISBN 978-3-949774-09-6


Ein Beitrag im Rahmen meiner Pressearbeit für den Verlag

HILDEGARD E. KELLER: “Was wir scheinen”

“Was wir scheinen” ist der Roman einer großen Lebensreise von Königsberg über Berlin, Paris nach New York, nach Jerusalem, Zürich, Basel und Rom und auch immer wieder ins sommerliche Tessin.

Im Sommer 1975 reist Hannah Arendt, eine der bedeutendsten Frauen des 20. Jahrhunderts, im Alter von 69 Jahren ein letztes Mal von New York in die Schweiz, in das Tessiner Dorf Tegna. Von dort fliegen ihre Gedanken zurück nach Berlin und Paris, nach Marseille und in die USA der 1940er Jahre, nach Jerusalem und Rom. Sie ist Tochter, Geliebte und Ehefrau, Professorin, leidenschaftliche Freundin, Witwe jetzt. In Tegna möchte sie noch einmal denken und dichten, faulenzen und mit den Rotkehlchen das Leben genießen. Doch mit den Erinnerungen kehrt auch die an den Eichmann-Prozess 1961 wieder.

Was wir scheinen erzählt von einer Hannah Arendt, die aus dem Schatten der bekannten Fakten tritt. Sie gibt sich zu erkennen mit ihrem ganzen Unabhängigkeitsdrang, Scharfsinn und Witz sowie ihren zarten Saiten, auf denen sie meist nur für sich selbst spielte. Hildegard Keller wirft einen mitreißend frischen Blick auf Hannah Arendts Leben und Werk. Sie lädt zum Entdecken und Staunen ein, unterwegs mit einer starken und verletzlichen Frau, die ihre Freiheit über alles schätzte.

Der erfolgreiche erste Roman über Hannah Arendts Leben erschien im August 2022 als Taschenbuch-Ausgabe, für die ich die Pressearbeit übernommen und weitere Lesungen für Hildegard E. Keller vereinbart habe.


Zur Autorin:

Von 2009 bis 2019 war Hildegard Keller Literaturkritikerin im Fernsehen (Jurymitglied beim Bachmannpreis, ORF/3sat; Kritikerteam des Literaturclubs SRF/3sat). Seit 2019 konzentriert sie sich auf das eigene literarische Schreiben und die Tätigkeit als Filmemacherin sowie Herausgeberin der Edition Maulhelden. Seit den frühen 1990er Jahren lehrte sie deutsche Literatur an Universitäten im In- und Ausland (USA, GB, NL, D, ARG, TUR), zehn Jahre lang als Professorin an der Indiana University in Bloomington (USA), wo sie ihren ersten Dokumentarfilm (Whatever Comes Next, 2014) geschaffen hat; heute lehrt sie Multimedia-Storytelling an der Universität Zürich. Ihr Werk umfasst Romane, Hörspiele, Radiofeatures, Podcast, Filme und Performances.
Homepage: https://www.hildegardkeller.ch/


Bibliographische Angaben:

Hildegard E. Keller

Was wir scheinen
Eichborn Verlag, 2022
Taschenbuch
ISBN: 978-3-8479-0124-2


Pressearbeit im Auftrag der Autorin und des Verlags

Rainer Maria Rilke – Ich ließ meinen Engel lange nicht los

Den Gedichtband “Dir zur Feier” widmete Rainer Maria Rilke seiner großen Liebe Lou Andreas-Salomé. “Ich ließ meinen Engel lange nicht los”: Im Grunde die Bestandsaufnahme einer komplizierten Paarbeziehung.

Bild: Birgit Böllinger

Ich ließ meinen Engel lange nicht los,
und er verarmte mir in den Armen
und wurde klein, und ich wurde groß:
und auf einmal war ich das Erbarmen,
und er eine zitternde Bitte bloß.

Da hab ich ihm seine Himmel gegeben, –
und er ließ mir das Nahe, daraus er entschwand;
er lernte das Schweben, ich lernte das Leben,
und wir haben langsam einander erkannt…

Seit mich mein Engel nicht mehr bewacht,
kann er frei seine Flügel entfalten
und die Stille der Sterne durchspalten, –
denn er muss meiner einsamen Nacht
nicht mehr die ängstlichen Hände halten –
seit mich mein Engel nicht mehr bewacht.

Rainer Maria Rilke, Engellieder aus dem Band “Dir zur Feier” (1897/1898).

Als ich dieser Tage diesen Schnappschuss dieser Flügelwesen im Regen machte, kam mir der Halbsatz “Wenn Engel weinen…” in den Sinn. Und wenn ich schon in sentimentaler Stimmung bin, dann ist meist auch Rilke nicht weit. Manche nennen seine Gedichte Kitsch, ich dagegen staune immer wieder, wie man soviel Gefühl gepaart mit Verstand in sprachliche Musik umwandeln kann. Den Gedichtband “Dir zur Feier” widmete er seiner großen Liebe Lou Andreas-Salomé, die “Engellieder” sind im Kapitel “Mir zur Feier” zu finden. “Ich ließ meinen Engel lange nicht los”: Im Grunde eine ganz unsentimentale Bestandsaufnahme einer komplizierten Paarbeziehung.

JOHANNA HANSEN: Mondhase an Mondfisch

Eine Partitur von Robert Schumann, sein Briefwechsel mit Clara Wieck und zwei besondere Worte waren die Grundlage für dieses poetische Projekt: Johanna Hansen schuf mit “Mondhase und Mondfisch” ein Gesamtkunstwerk aus Lyrik und Malerei.

Eine Partitur von Robert Schumann
Fragmente aus dem Briefwechsel von 
Clara und Robert Schumann 
Lyrik und Malerei von Johanna Hansen

Zwei schöne Wörter, eine Liebesgeschichte und eine Partitur haben zu diesem Buch geführt. Zunächst waren da die Kinderszenen und andere Klavierstücke von Robert Schumann. Eine Partitur vom Trödelmarkt, das Papier bereits leicht brüchig und vergilbt, der Einband schwarz wie der von alten Schulkladden.

Ebenso wie die Musik der Schumanns trägt die Lyrikerin und Malerin Johanna Hansen seit Jahren auch die beiden Wörter »Mondfisch« und »Mondhase« mit sich herum. Während der Pandemie reichte sie beide für das Lexikon der schönen Wörter des Literaturhauses Stuttgart ein. Gesucht wurden Trostwörter und solche, die Zuflucht geben: Für Johanna Hansen die ureigentliche Bedeutung der beiden Begriffe.

»Den Hasen im Mond, ein mythisches Tier, das für die Mondgöttin in einem Mörser wohlriechende Kräuter für ein Unsterblichkeitselexier zerstampft, und den Mondfisch, ein lebendes Fossil, zusammenzubringen, reizte mich sehr«, so die Künstlerin.
Aber wo sollten sie sich treffen? Die Partitur von Robert Schumann wurde schließlich, so unvorstellbar es auf den ersten Blick erscheinen mag, der Ort, an dem »Mondfisch« und »Mondhase« sich begegnen können.

Die Partitur als Malgrund wurde zum Bestandteil eines poetisch-künstlerischen Projekts, das seine endgültige Form dann durch die Lektüre des Briefwechsels zwischen Clara Wieck und Robert Schumann fand. Die Hindernisse, die die beiden Liebenden überwinden mussten, um heiraten und zusammen leben zu können, bewegten Johanna Hansen sehr. Da der Vater Clara Wiecks lange einer Heirat nicht zustimmte, konnten sich die beiden Musiker nur unter konspirativen Umständen treffen, der Brief wurde zu ihrem Medium. »Die Kraft dieser Liebe, aber auch ihre künstlerische Auseinandersetzung, das alles hat mich sehr inspiriert«, sagt Johanna Hansen.

Auf den Doppelseiten dieses Kunstbuches treffen sich die Lyrik Johanna Hansens, ausgewählte Zitate aus dem Briefwechsel von Robert Schumann und Clara Wieck sowie die ausdrucksstarken Bilder von Johanna Hansen zu einem einzigartigen Trialog über Menschen, die wie ferne Monde zu sein scheinen und sich dennoch immer wieder berühren und begegnen. »Mondhase an Mondfisch«: Aus ganz unterschiedlichen Elementen ist ein Versuch über die Liebe, in guten wie in schwierigen Zeiten entstanden, eine Wort-Bild-Begegnung über die Sehnsucht nach Nähe, Berührung, aber auch nach dem Einssein mit sich und dem anderen: der Welt.

Das Kunstprojekt wurde gefördert vom Ministerium für Wissenschaft und Kultur des Landes Nordrhein-Westfalen.


Zur Autorin:

Johanna Hansen, Malerin und Autorin, lebt in Düsseldorf. Kindheit am Niederrhein. Studium der Germanistik und Philosophie an der Rheinischen Friedrich-Wilhelm- Universität Bonn. 1. und 2. Staatsexamen.Zunächst Journalistin und Lehrerin. 1991 Beginn der künstlerischen Tätigkeit. Autorin und Malerin. Seit 1993 zahlreiche Ausstellungen, seit 2008 literarische Veröffentlichungen. Seit 2013 Herausgeberin der Literaturzeitschrift WORTSCHAU, www.wortschau.com.
In Zusammenarbeit mit Musikern, Komponisten und Videokünstlern entstanden Performances, Poesiefilme und spartenübergreifende literarische, musikalische und bildnerische Projekte. Texte wurden ins Englische, Lettische, Spanische, Französische und Hindi übersetzt.
www.johannahansen.de
Kontakt: johanna.hansen@t-online.de


Stimmen zum Buch:

“Sehnsucht erfasst alles im Sehnsüchtigen: die inneren Bilder, die Sprache, das, was gehört, gesagt und verstanden wird. Wie in einem Trialog aus Sprache, Bild und Musik manifestiert und umspielt Johanna Hansens Buch eine unstillbare und schon allein deswegen nicht zum ultimativen Happy End sich eignende Sehnsucht.” – Stefan Hölscher, Signaturen

Ein Blick ins Buch bei den Signaturen: https://signaturen-magazin.de/johanna-hansen—nie-denke-ich-daran-mich-zu-verlieren-.html

“Ein Werk von großer Poesie.” – Barbara Weitzel, Welt am Sonntag

“Ein Gedichtband, der ein berückend schönes Objekt voller Bilder ist und dazu noch eine Hommage an die Liebe von Clara und Robert Schumann.” – Birgit Koelgen, Düsseldorf aktuell

Mit Musik Schumanns: Kerstin Bachtler stellt “Mondhase an Mondfisch” im SWR vor:
“Eine musikliebende Lyrikerin, die auch malen kann, bekommt eine Partitur von Robert Schumann geschenkt und macht daraus ein neues Kunstwerk. Das ist die Geschichte des Langgedichts „Mondhase an Mondfisch“ von Johanna Hansen.”
https://www.swr.de/swr2/literatur/mondhase-an-mondfisch-von-johanna-hansen-100.html

Im Podcast von Regina Lehrkind: https://open.spotify.com/episode/5sP6nPd6JQKBluKJbiwW23

Bibliographische Angaben:

Johanna Hansen

Mondhase an Mondfisch
Wortschau Verlag, Juni 2022
92 Seiten, Kunstbuch, eine Begegnung von Poesie und Malerei, 69,00 € 
ISBN 978-3-944286-37-2

WORTSCHAU Verlag
Winzinger Straße 48, 67433 Neustadt/Weinstraße
Telefon: 0 63 21/4 81 71 73,
www.wortschau.com


Ein Beitrag im Rahmen meiner Pressearbeit für die Autorin