Ben Redelings: 55 Jahre Bundesliga

Fußball ist so viel mehr als Ergebnisse, Statistiken und Titel. Ben Redelings zeigt: Es sind die Geschichten, die den Ball erst richtig rund machen.

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Bild: Florian Pittroff, https://flo-job.de/

Ein Gastbeitrag von Florian Pittroff

Rechtzeitig, bevor die Bundesliga morgen wieder startet, liegt das neue Buch von Ben Redelings vor: „55 Jahre Bundesliga. Das Jubiläumsalbum. Unvergessliche Bilder, Fakten, Anekdoten“.

Schon die Erstauflage zum „50-jährigen Bundesliga-Jubiläum“ hat mich restlos begeistert – Das Fußballmagazin “11 Freunde” schrieb damals: “Eine Festschrift auf das, was wir alle so sehr am Fußball lieben.” Kein Wunder, über 50.000 Mal wurde der seit langer Zeit vergriffene Bestseller damals verkauft. Grund genug für den “Verlag Die Werkstatt” und Ben Redelings den aktualisierten und erweiterten Band “55 Jahre Bundesliga – das Jubiläumsalbum” zu veröffentlichen.

Rückschau auf 55 Jahre Bundesliga

Auf 416 Seiten bietet das Buch eine unterhaltsame und informative Rückschau auf 55 Jahre Bundesliga. Die Texte sind nicht zu lang, sie kommen schnell auf den Punkt und sind genauso informativ wie lustig geschrieben.

Es macht arg viel Spaß darin zu schmökern, zu blättern und den ein oder anderen in Vergessenheit geratenen Spieler wieder zu entdecken. Wie wäre es mit Dieter Versen: „Der VfL Bochum gewinnt 3:1 gegen Schalke 04 – mit einer absoluten Notelf. Erst in letzter Minute konnte man den eigentlich bereits ausgemusterten Dieter Versen ausfindig machen – er sitzt mit Freunden gemütlich in einer Kneipe“.

Dazu gibt’s die witzigsten Sprüche. Beispiel aus der jüngeren Vergangenheit: „Ich bin bei meinen Eltern und Großeltern groß geworden – na ja, groß geworden nicht so. Aber bei ihnen aufgewachsen.“ (Philipp Lahm in Anspielung auf seine Körpergröße von 1,70 m).

Meckernder Paul Breitner

Natürlich darf Schiedsrichter Wolf-Dieter Ahlenfelder nicht fehlen in „55 Jahre Bundesliga!“ Als Ex-Bayern München-Star Paul Breitner einst meckerte: “Du pfeifst wie ein Arsch”, antwortete Ahlenfelder schlagfertig: “Du spielst ja auch wie ein Arsch“. Zum “Kult-Schiri” wurde er, als er bei der Bundesliga-Partie zwischen Werder Bremen und Hannover 96 in der Saison 1975/1976 die erste Hälfte nach 32 Minuten abpfiff, dann doch weiterspielen ließ und schließlich 90 Sekunden vor Ablauf der regulären Spielzeit endgültig zur Halbzeit pfiff.

Fußball ist so viel mehr als Ergebnisse, Statistiken und Titel – Ben Redelings sei Dank zeigt sich hier: Es sind die Geschichten, die den Fußball rund machen. Was für ein wunderbares Buch. Für Bundesligajunkies genau die richtige Einstimmung auf das, was nun beginnt – nämlich das 56. Jahr der Fußballbundesliga.


Informationen zum Buch:

Ben Redelings
55 Jahre Bundesliga
Verlag Die Werkstatt, 2018
ISBN: 9783730703267


Über den Gastautor:

Florian Pittroff ist Magister der Literaturwissenschaften und Kunstgeschichte und arbeitet seit mehr als 25 Jahren als Journalist und Texter. Seine Buchbesprechungen waren unter anderem zu lesen im Kulturmagazin „a3kultur“ und im deutschsprachigen Männermagazin „Penthouse“.  Er verfasste Kulturbeiträge für das Programm des „Parktheater Augsburg“, war unter anderem verantwortlich für die Medien- & Öffentlichkeitsarbeit des kulturellen Rahmenprogramms „City Of Peace“ (2011) und die deutschsprachigen Slam-Meisterschaften (2015) in Augsburg. Florian Pittroff erhielt 1999 den Hörfunkpreis der Bayrischen Landeszentrale für neue Medien für den besten Beitrag in der Sparte Kultur.

www.flo-job.de

Winfried Stephan: Nicht schon wieder keine Tore

Friedrich Torberg, Urs Widmer, Wiglaf Droste oder auch Benedict Wells: Wenn es um Fußball geht, reden alle mit. Schriftsteller und sogar auch Fußballer.

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Bild: Florian Pittroff, https://flo-job.de/

Ein Gastbeitrag von Florian Pittroff

Jetzt geht das wieder los! In meiner Wahrnehmung teilt sich die Welt ab Freitag wieder in jene, die an akutem Fußballfieber leiden und in jene, die vernunftbegabt sind, dem Ganzen wenig abgewinnen und immer noch Lesen die beste aller Freizeitbeschäftigungen finden. Tatsächlich aber gibt es nicht wenig Grenzgänger die Lesen, Schreiben und Fußballspieler auf einen Nenner bringen. Einer davon ist mein Kollege und Co-Autor hier: Florian Pittroff, der sich kurz vor der Europameisterschaft noch durch einige Fußballbücher gelesen hat. Unter anderem sah er sich “Nicht schon wieder keine Tore” von Winfried Stephan an.

Schade, die „Geschichten und Gedichte rund um den Fußball“ beginnen etwas zäh. Es ist – um in der Fußballersprache zu bleiben – zu Beginn ein Abtasten. Die fiktiven Briefe des Bundestrainers an seine Frau Daniela von Moritz Rinke kommen etwas langatmig um die Kurve. Und auch die autobiografische Erzählung „Der Sonntag, an dem ich Weltmeister wurde“ von Friedrich Christian Delius sowie die Erzählung „1954“ von Günter Grass nehmen nicht so richtig Fahrt auf.

Dantes Tragödie im Jahr 2014

Aber das bleibt im Verlaufe der 272 Seiten zum Glück nicht so. Ein Höhepunkt: “Dantes Tragödie“. Das ist die Geschichte über den verheerenden Fußballabend, den der brasilianische Verteidiger Dante bei der Weltmeisterschaft 2014 im legendären Halbfinale gegen die DFB-Elf erlebte. Schlagfertig und wortgewandt erzählen Tim Jürgens und Philipp Köster, wie der Brasilianer zum Einsatz kommt, wie es nach 29 Minuten 5:0 für Deutschland steht und wie der schwärzeste Tag im Leben von Dante seinen weiteren Verlauf nimmt. „ Es war einer der Tage, an denen jeder noch in Jahrzehnten weiß, wo er sich aufhielt, als es passierte. Die Antwort des brasilianischen Verteidigers Dante lautet: “Ich war in der Hölle“.

Friedrich Torberg, Urs Widmer, Wiglaf Droste und Benedict Wells leisten ihren Beitrag dazu, dass die Begegnung, respektive das Buch, dann doch immer besser wird. Neben  Schriftstellern kommen auch Fußballer zu Wort – beispielsweise Sepp Maier, Günter Netzer, Uli Hoeneß, der sich an seinen verschossenen Elfer beim EM-Finale 1976 erinnert oder Paul Breitner, der von der Erfüllung eines Jugendtraums und von Real Madrid erzählt. Über das bemerkenswerteste Kunstereignis des Jahres 1929 – Schalke 04 gegen Arminia Hannover – hat Bertolt Brecht einen Text verfasst. Oder doch nicht? Die unglaubliche Geschichte die dahinter steht, ist reizvoll und interessant zugleich.

Eine dann doch ganz gelungene literarische Einstimmung auf das bevorstehende Fußball-Fest!


Informationen zum Buch:

Winfried Stephan (Hrsg.)
Nicht schon wieder keine Tore
Diogenes Verlag, 2016


Über den Gastautor:

Florian Pittroff ist Magister der Literaturwissenschaften und Kunstgeschichte und arbeitet seit mehr als 25 Jahren als Journalist und Texter. Seine Buchbesprechungen waren unter anderem zu lesen im Kulturmagazin „a3kultur“ und im deutschsprachigen Männermagazin „Penthouse“.  Er verfasste Kulturbeiträge für das Programm des „Parktheater Augsburg“, war unter anderem verantwortlich für die Medien- & Öffentlichkeitsarbeit des kulturellen Rahmenprogramms „City Of Peace“ (2011) und die deutschsprachigen Slam-Meisterschaften (2015) in Augsburg. Florian Pittroff erhielt 1999 den Hörfunkpreis der Bayrischen Landeszentrale für neue Medien für den besten Beitrag in der Sparte Kultur.

www.flo-job.de