Karen Gershon: Das Unterkind

Käthe Loewenthal gelangte 1938 noch mit einem der letzten Kindertransporte nach England. Dort wurde sie als Schriftstellerin Karen Gershon bekannt. Doch es dauerte Jahrzehnte, bis sie eine Form für die Erzählung ihrer Kindheit fand.

„Sie hatte ihren Koffer auf die Erde gestellt, damit sie die Hände frei hatte, um ihre Mutter zu umarmen – weil das von ihr erwartet wurde, nicht weil ihr danach zumute war. (…) Und als sie sich umsah, stand Lise noch bei ihrer Mutter, ihr fiel es schwerer als Käthe, sich von ihr zu trennen, und das machte Käthe deutlich, dass sie es verpasst hatte, genug Trennungsschmerz zu zeigen.“

Karen Gershon: “Das Unterkind”


Der Trennungsschmerz wird Käthe Loewenthal später mit voller Wucht treffen. Er wird sie ihr ganzes Leben lang begleiten. Käthe ist 15, als sie mit ihrer Schwester Lise mit einem der letzten Kindertransporte den Nationalsozialisten nach England entkommt. Auch ihrer älteren Schwester Anne wird die Flucht noch gelingen. Aber die Mädchen ahnen nicht, dass sie ihre Eltern Paul und Selma nie wiedersehen werden. Paul verstirbt vermutlich in Riga, Selma kommt wahrscheinlich im Konzentrationslager Auschwitz um.

Der Verlust der Familie, der Heimat, der plötzliche Abschied: All das trägt Käthe, die sich später Karen Gershon nennt, mit sich herum. Sie trägt, wie sie es auch in ihrer Autobiographie ausdrückt, an der Schuld der Überlebenden. Es prägt ihre Beziehungen, nicht zuletzt auch zur ein Jahr älteren Lise (Anne verstirbt früh in London an einer Krankheit):

„Jede lebte, als wäre sie die einzige Überlebende, beinahe als wäre die andere auch gestorben.“

Käthe Loewenthal, die bereits als Jugendliche mit Gedichten in der Jüdischen Rundschau ihr schriftstellerisches Talent beweist, wird später unter ihrem neuen Namen Karen Gershon mit einigen Lyrikbänden, Romanen und der 1966 erschienen kollektiven Autobiographie „Wir kamen als Kinder“ bekannt.

Erst nach Jahrzehnten kann sie über ihre Kindheit schreiben

Aber es wird Jahrzehnte dauern, bis sie in der Lage ist, die Geschichte ihrer eigenen Kindheit und Jugend bis zum Tag der Flucht im Jahr 1938 autobiographisch zu erzählen. Immer wieder arbeitet sie das Manuskript um, ringt mit der Form, mit dem Ausdruck. Sie entschließt sich, die Erinnerungen nicht in der Ich-Form zu verfassen, sondern eine (notwendige) Distanz zwischen sich und die Erzählerin zu bringen. Es ist Käthe, die von der wohlbehüteten Kindheit in einer zunächst gut situierten Familie erzählt, von der zunehmenden Ausgrenzung, der damit einhergehenden Armut und sozialen Isolation. Karen Gershon sagte dazu:

„Das ist eine Autobiografie, von mir so wahrheitsgetreu wie möglich erzählt.  Ich war nur nicht in der Lage, über mich selbst in der ersten Person zu schreiben. Käthe, das bin ich, so hieß ich in meiner Kindheit.“

„A lesser child“ erscheint 1992 im Rowohlt Verlag und erst ein Jahr nach ihrem Tod in einer englischsprachigen Ausgabe. Das lange vergriffene Buch wurde nun in der ursprünglichen Übersetzung von Sigrid Daub beim Lilienfeld Verlag wieder aufgelegt. Man muss dem Verlag dafür danken: Denn ähnlich wie Victor Klemperers Tagebücher lässt diese Autobiographie nachvollziehen, wie die Welt für die deutschen Jüdinnen und Juden ab 1933 täglich ein Stück enger und dunkler und die Luft zum Atmen stetig dünner wird. Und obwohl sich der Antisemitismus steigert und die jüdische Bevölkerung insbesondere nach dem Erlass der Rassengesetze offener Verfolgung ausgesetzt ist, glauben auch Käthe und viele ihrer Angehörigen noch nicht, dass eine Steigerung dieses Hasses möglich sei:

„Bis sie zwölf Jahre alt war, glaubte Käthe, das Unheil, das ihr widerfuhr, weil sie Jüdin war, würde innerhalb der Grenzen des Erträglichen bleiben.“

Als die älteste Schwester Anne mit dem Gedanken spielt, Zionistin zu werden, verwirft sie dieses wieder. Sie sei deutscher als der Österreicher Hitler, und lasse sich von den Nazis nicht nach Österreich vertreiben:

„Zu der Zeit glaubte niemand, dass die übrigen Deutschen den Nazis einfach erlauben würden, mit den Juden zu machen, was sie wollen.“

Es sind die Wechsel zwischen den Szenen einer „ganz normalen“ Kindheit und Jugend mit all ihren Freuden und Nöten – der Zusammenhalt und die Rivalität zwischen den drei Schwestern, den kindlichen Spielen, die Freude an Festen und Familientreffen, das Entdecken eigener Talente, das erste Verliebtsein – und den Eindrücken von einer immer bedrohlicher werdenden Außenwelt, die diese Erzählung so eindrucksvoll und bedrückend zugleich machen.

Ein wertvolles Zeitdokument

Der Erzählton ist spröde und verstärkt den Charakter eines Dokuments, das aus der Distanz einen nüchternen Blick auf die Vergangenheit wirft. Immer wieder ergänzt Karen Gershon kommentarlos Erzählungen von Verwandten und Freunden mit einem Satz zu deren späteren Schicksal, fügt nüchtern an, in welchem Konzentrationslager die jeweiligen Personen ermordet wurden oder wo sie verschwanden.

Aber auch ihre eigene Persönlichkeit und Entwicklung betrachtet sie aus der Position des Alters mit nüchterner Strenge:

„Ihre buschigen Augenbrauen waren eng zusammengezogen: ein Mädchen, das für seine Jahre zu alt war, dem das Talent zu leben fehlte und das sich selbst ernster nahm, als ihm guttat.“

Sie, die jüngste der drei Schwestern, fühlt sich schon vor ihrem zehnten Lebensjahr, als die Nazis an die Macht kamen, als „Unterkind“:

„(…) sie selbst hetzt sich ab, physisch, aber auch im übertragenen Sinn, um ihre Schwestern einzuholen. Die Tatsache, dass es ihr nie gelang, hat sie wohl zu der Überzeugung gebracht, ein Unterkind zu sein (…)“

Durch die Machtergreifung wird dieses Unterkind-Gefühl quasi verdoppelt, erlebt Käthe den Bruch von Freundschaften, weil Arier nicht mehr mit Juden verkehren dürfen oder auch wollen, die zunehmenden Verbote, den Ausschluss aus der evangelischen Schule. Auch im jüdischen Landschulheim Herrlingen – eine von drei Einrichtungen dieser Art, die von den Nationalsozialisten noch bis 1939 geduldet wurden – verliert Käthe, wo sie fernab der Familie noch einige Zeit Schulunterricht erhalten kann, dieses „Unterkind“-Gefühl nicht, misst sich mit anderen Schülern und fühlt sich unter Wert:

„(…) sondern auch weil Käthe das, was sie konnte, immer für weniger wichtig hielt als das, was sie nicht konnte.“

Die Reflektionen über diese Käthe mit ihren ganzen Eigenheiten aus der zeitlichen Distanz heraus machen dieses Buch auch zu einem besonderen Stück Literatur über das Heranwachsen eines Mädchens in bedrückenden Zeiten.

Zumindest erlebt Käthe durch den Aufenthalt in Herrlingen noch eine Gemeinschaft mit gleichaltrigen Jugendlichen, erhält sogar ein Zertifikat zur Einwanderung für Palästina, als die Reichspogromnacht auf einen Schlag hin die Situation für die deutschen Juden nochmals verschärft. Zu den bedrückendsten Szenen des Buches gehört es, wie Käthe diese Nacht und den darauffolgenden Tag in Bielefeld erlebt, wie die jüdische Gemeinschaft ängstlich zusammenrückt, wie man hinter verschlossenen Türen und Fenstern versucht, sich Halt zu geben.

Flucht nach der Reichspogromnacht

Nach dieser furchtbaren Nacht beschließen die Eltern, ihre Kinder in Sicherheit zu bringen. Der Abschied von Kindheit und Jugend geht für Käthe und Lise rasend schnell. Das Buch schließt mit einem letzten Blick auf Bielefeld, ein Name, der für Karen Gershon ihr Leben lang für den großen Verlust, den sie erfahren musste, steht:

„Unmittelbar nachdem der Zug den Bahnhof verlassen hatte, kam rechts der jüdische Friedhof. Dann folgte links das Symbol Bielefelds, die Burg Sparrenberg, aber vorher noch auf der gleichen Seite die Puddingpulverfabrik von Oetker. Ihr Geruch, ein Geruch, der zu ihrer Kindheit gehörte, umgab sie, bis all die vertrauten Gegenden – Brackwede, der Wald, die Heide – hinter ihnen lagen.“


Bibliographische Angaben:

Karen Gershon
Das Unterkind
Übersetzt von Sigrid Daub
Lilienfeld Verlag, 2023
ISBN 978-3-940357-97-7

Karl Alfred Loeser: Requiem

Zu seinen Lebzeiten konnte Karl Alfred Loeser keines seiner Manuskripte veröffentlichen. Sein Roman “Requiem” ist nun die späte Neuentdeckung eines Romans, der ein vielstimmiges Bild von Unterdrückung und Judenverfolgung im Nationalsozialismus zeichnet.

„Erich Krakau war ein bedeutender Künstler. Für ihn müsste es leichter sein, ins Ausland zu gehen. Aber nichts da, man misstraute ihr, verlangte Kontakte und Zertifikate und machte ihr immer neue Schwierigkeiten, einfach nur, wie sie bald entdeckte, weil er Jude war. Auch die aufgeklärten Länder, die sich auf ihre Freiheit und Werte so viel einbildeten, wollten keine Juden mehr. Es war wie eine ansteckende Krankheit, die um sich griff und allerorten Anhänger und Nachbeter fand. Lisa begriff, dass der Mensch in der Welt von allen Dingen das wertloseste und überflüssigste war.“

Karl Alfred Loeser, „Requiem“


Wie fragil, wie leicht zerbrechlich die Existenz eines Menschen ist, dies hat Karl Alfred Loeser am eigenen Leib erlebt: Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten flüchtet der junge Mann, 1909 in Westfalen geboren, zunächst nach Amsterdam, wo sein Bruder Norbert, ein bekannter Musiker, bereits lebt. Mit seiner Frau Helene, die er in Holland kennenlernt, geht die Flucht bis Brasilien weiter. In São Paulo findet Loeser eine Anstellung bei einer holländischen Bank, wird Vater, baut sich und seiner Familie eine neue Existenz auf, spielt in seiner Freizeit Geige in einem Laienorchester. Und: Schreibt. Erst nach seinem Tod 1999 findet die Familie ein Konvolut von unveröffentlichten Manuskripten, darunter Novellen, Romane, Theaterstücke.

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Erneut war Peter Graf an der Wiederentdeckung beteiligt

Wie anders dieses Leben verlaufen wäre, vielleicht als freie Künstlerexistenz, vielleicht als anerkannter Schriftsteller, hätte es nicht die gnadenlose Judenverfolgung durch die Nationalsozialisten gegeben, darüber lässt sich heute nur spekulieren. Aber zumindest kommt nun einer seiner Texte doch an die Öffentlichkeit – ein grandioser Fund, der einer anderen sensationellen Wiederentdeckung zu verdanken ist: Als „Der Reisende“ von Ulrich Alexander Boschwitz fast 80 Jahre nach der Wiederveröffentlichung erneut erschien und um die Welt ging, wurde auch der Urenkel von Karl Alfred Loeser auf diesem Roman, der mitten aus dem Reich der Finsternis berichtete, aufmerksam. Und wandte sich an dessen Herausgeber Peter Graf. Der erkannte den Wert von „Der Fall Krakau“, wie Loeser den Text selbst betitelt hatte, editierte und lektorierte das Manuskript behutsam, wie er in seinem Nachwort zu „Requiem“ schreibt:

„Schwer war das in diesem Fall nicht, denn ein so geschickt durchkomponierter Roman macht es einem leicht (…). Requiem ist ein erstaunlich zeitloses und auch berührendes Buch, es unternimmt auf sehr eigenständige Weise den Versuch, zu verstehen, was unbegreiflich ist, und jenseits aller schmerzhaften Erfahrungen ist es nicht ohne Hoffnung.“

Loeser erzählt „den Fall Krakau“, die Vertreibung des letzten jüdischen Musikers an einem renommierten Theater in Westfalen aus dem Orchester, seiner Stadt und seinem Land spannend, beinahe in der Art eines Politkrimis. Erich Krakau ist ein weithin anerkannter Cellist, der sich trotz der dunklen Vorzeichen noch wohlaufgehoben in seinen Künstlerkreisen glaubt. Als ein befreundeter Arzt bei Nacht und Nebel vor der Gestapo flüchtet, hilft er diesem, glaubt sich aber immer noch in Sicherheit. Doch da setzt eine ungeheure Intrige ein: Der 22-jährige Fritz Eberle, ein musikalisch untalentierter Bäckersohn, mit Minderwertigkeitskomplexen behaftet, will Krakaus Stelle als Cellist am städtischen Sinfonieorchester. Und setzt dafür alle Hebel in Gang: Er besticht einen schmierigen Journalisten, der eine Hetzkampagne auslöst, SA-Claqueure stören ein Konzert, das Krakau gibt, schließlich wird der Musiker der Polizei und den Ränkespielen eines ehrgeizigen stellvertretenden Gauleiters ausgeliefert, der Krakau im „Judenkäfig“ unter der Erde des örtlichen Gefängnisses festsetzt. Dass dem Musiker mit seiner Frau Lisa in letzter Minute die Flucht aus dem deutschen Reich gelingt, ist dem couragierten Eintreten einiger Künstlerfreunde mit guten Beziehungen zu verdanken.

Ein vielstimmiges Bild aus dem Dritten Reich

Dass die Erzählung mit zunehmendem Tempo auch atmosphärisch immer beklemmender wird und beim Lesen mitreißt, ist nicht die einzige Qualität des Romans. Vielmehr sind es die verschiedenen Perspektiven, aus denen Loeser erzählt, und die ein glaubhaftes Bild von der Stimmung im sogenannten Dritten Reich, aber auch vom Schicksal der Exilanten vermitteln. Loeser lässt Opportunisten, Gewalt- und Machtmenschen, aber auch die „alte Garde“ am Beispiel des Gauleiters von Oertzen (ein Militär, der, die Flucht Krakaus ermöglicht und sich danach das Leben nimmt) auftreten, zeigt auf, wie in einer Diktatur allmählich Entmenschlichung einsetzt und Gleichschaltung funktioniert. Ebenso kommen in „Requiem“ aber auch die Stimmen aus dem Untergrund und dem Widerstand zu Gehör, die der Geflüchteten und Geknechteten. Ein vielstimmiger Chor, der diese Tragödie begleitet.

Wenn Loeser über sein Alter Ego Erich Krakau aus diesem Roman zu uns spricht, dann erhebt sich auch eine Stimme aus der Vergangenheit, die etwas zeitlos Mahnendes sagt, in diesen Zeiten so aktuell wie je:

„Es ist die verderbliche Sucht der Kleinlichen, Menschen einzuteilen, zu klassifizieren und Schuldige zu suchen. Hier Gut, dort Böse, hier Licht, dort Schatten, hier Arier, dort Jude.“ Doch, so der Musiker im Gespräch mit einem Kollegen: „Ist es denn Lüge, dass ich den Himmel liebe, unter dem ich geboren, die Landschaft, in der ich groß geworden bin? Ist es denn Lüge, dass ich Beethoven und Brahms liebe? Wenn das alles Lüge ist, dann gibt es nichts Wahres mehr auf der Welt.“

Es ist auch der Glaube an den Teil im Menschen, der in der Kunst so unglaublich Schönes zu erschaffen mag, ebenso wie der Glaube an die Liebe seiner Frau Lisa, der Erich Krakau in „Requiem“ aufrechterhält, als er allmählich erwacht und die bedrohlich zunehmende Gefahr für Leib und Leben erkennt. Es ist auch dieser Glaube an die Schönheit der Musik, die ihn mit der zunehmenden Entmenschlichung seiner Umwelt fertig werden lässt. Und vielleicht war dies auch der Glaube, von dem sich Karl Alfred Loeser in seiner Exilexistenz tragen ließ.

„Karl Loeser behielt recht“, meint Peter Graf in seinem Nachwort: „Die Finsternis wich einem neuen Licht, und wie den dunklen Wolken womöglich zu begegnen ist, die unentwegt und immer wieder aufs Neue aufsteigen, ist eine der Lehren, die sein Roman für uns Lesende bereithält.“


Bibliographische Angaben:

Karl Alfred Loeser
Requiem
Klett-Cotta Verlag, 2023
ISBN: 978-3-608-98684-6

Christoph Heubner: Ich sehe Hunde, die an der Leine reißen

Mit drei eindrücklichen Erzählungen gibt Christoph Heubner den Opfern des Holocaust eine Stimme.

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Das Gemälde “Triumph des Todes”(Die Gerippe spielen zumTanz) von Felix Nussbaum entstand 1944. Reproduktion von Wikimedia, das Original ist im Felix Nussbaum Haus in Osnabrück zu sehen.

„Als Kind habe ich geträumt, dass ich erwachsen bin und fliegen kann. Ich habe geträumt, dass mich Räuber in einen dunklen Wald schleppen, und ich habe geschrien. Der Junge hat zuviel Phantasie, du musst ihn schärfer herannehmen, hat mein Vater zu meiner Mutter gesagt. Also habe ich beschlossen, keinen Unsinn mehr zu machen und nicht mehr zu träumen.“

Christoph Heubner, „Ich sehe Hunde, die an der Leine reißen“


Aus dem Jungen wird ein Mann, der Mann wird zum Großvater. Er führt ein angepasstes, arbeitsames Leben in seinem ungarischen Heimatort Kaposvár. Erst durch seine Enkelin, die er über alles liebt, wird der alte Mann wieder zum Jungen, der träumen kann. Doch sie, die kleine Giliki, ist eine der ersten, die aus dem Waggon mit 87 Menschen gezerrt wird, die der Mordmaschine vorgeworfen wird. Während für den Alten sein schlimmster Alptraum wahr wird: In einen Wald verschleppt, ein Waldstück nahe des Vernichtungslagers, wartet er gemeinsam mit einer letzten Übriggebliebenen aus seinem Dorf darauf, was ihm geschehen wird. Die Zeichen, er hat sie schon in früheren Jahren gesehen, geahnt, dass da etwas ist:

„Den Hass und die Verachtung uns gegenüber haben sie sich für zu Hause und die Straße aufgespart. Ich wusste immer, dass sie ein Tier in sich eingesperrt hielten, das endlich raus wollte. (…) Blanker Hass. Und wenn die Meinen auf den Holzplatz kamen, habe ich den Hass hinter ihren Augen gesehen, wenn sie mich angeschaut haben. Sie haben gewartet, dass sie von der Kette kommen.“

Jetzt, 75 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz, verstummen die letzten Zeitzeugen mehr und mehr. Und dennoch erscheint es in diesen Tagen umso wichtiger, die Stimmen, die vom eigentlich Unsagbaren erzählen und von den unmenschlichen Taten Zeugnis ablegen, weiterhin hörbar zu machen.

Heubner gibt den Opfern eine Stimme

Einen besonderen literarischen Weg hat dazu der Schriftsteller Christoph Heubner, Exekutiv-Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees, eingeschlagen. In seinem Band „Ich sehe Hunde, die an der Leine reißen“ gibt er den Opfern eine Stimme: Einfühlsam, nah an der Realität trotz der fiktionalen Bearbeitung, nachhallend.

Für die drei in diesem Band versammelten Geschichten wählte Heubner drei Stimmen, drei Formen. „Nach Auschwitz – drei Geschichten“, wie der Untertitel sagt, und jeder der drei Geschichten hallt lange nach. „Das leere Haus“, die Erzählung einer Überlebenden, reicht bis in unsere Gegenwart. Sie erzählt vom Überlebenskampf der allein gebliebenen und auf sich gestellten Kinder nach dem Krieg und nach dem Lager, von der Heimatlosigkeit, der Entwurzelung, dem Schuldgefühl der Überlebenden. Wie man sich wieder ein Leben zurechtzimmern kann, wie man weitermachen kann:

„Wir waren für uns. Das war jetzt unser Maulwurfhügel. Weit weg von den alten Gespenstern, die Angst lag in unserer Wohnung wie ein alter Hund, der nur noch leise vor sich hin schnarcht.“

Doch der Kettenhund – ein Symbol in allen drei Geschichten – er schläft nicht, er ist noch lebendig: Die Erzählung endet mit dem Anschlag auf die Synagoge in Pittsburgh 2018, bei dem elf Menschen getötet und andere schwer verletzt wurden.

„Vier Minuten. Es waren vier Minuten. Und mir war, als hätte ich am anderen Ende des Parkplatzes meine Mutter gesehen. Sie war so jung wie damals, als sie uns abgeholt haben und schrie: Vier Minuten, ist es nie zu Ende?“

Stellvertretend für die Toten von Birkenau

In „Ein Stück Wiese, ein Wald“ stehen sich zwei Menschen gegenüber, ein Mann und eine Frau, stellvertretend für die über 440 000 ungarischen Juden, die 1944 in wenigen Monaten in Birkenau ermordet wurden. Menschen, so Christoph Heubner, die sich in den Jahren davor niemals hätten vorstellen können, dass sie in Lager abtransportiert, verschleppt und getötet werden könnten, weil sie Juden waren.

Fiktives Tagebuch von Felka Platek und Felix Nussbaum

In der dritten, titelgebenden Erzählung „Ich sehe Hunde, die an der Leine reißen“, setzt Heubner eine Idee fort, die 2007 nach einem Gespräch mit Stéphane Hessel entstand, ein fiktives Tagebuch der beiden Künstler Felka Platek und Felix Nussbaum, die 1944 in ihrem Versteck bei Brüssel aufgegriffen und verhaftet wurden und in Auschwitz starben. Heubner veröffentlichte das fiktive Tagebuch zunächst auf dem Internetportal des Auschwitz Komitees und trug es bei mehreren Lesungen vor – im Nachwort weist er ebenfalls auf den Roman von Hans Joachim Schädlich, „Felix und Felka“, hin.

Bemerkenswert ist es, wie Christoph Heubner es auch in diesem kurzen Text gelingt, innerhalb weniger Seiten die ganze Dramatik des Geschehens deutlich zu machen: Zwei junge Menschen, die jeder für sich aufbrechen, um sich selbst zu verwirklichen, ihren eigenen künstlerischen Weg einzuschlagen, voller kreativer Kraft und Hoffnung. Und wie schnell aus den wenigen Zeilen dann die Verzweiflung spricht, weil ihnen alles geraubt wird – Arbeits- und Lebensmöglichkeiten, wie sich die Klaustrophobie und Unsicherheit in den engen Verstecken auf den Leser überträgt, wie mehr und mehr die Hoffnungslosigkeit zunimmt. Christoph Heubner sagt dazu in seinem Nachwort:

„Die Bilder von Felka Platek und Felix Nussbaum jedoch, gegen die materielle Not, die alltägliche Angst und das Grauen entstanden: auch sie halten stand und erinnern an die Empörung und die Menschlichkeit, die die Résistance gegen die deutschen Nationalsozialisten in Europa getragen hat und zu der auch Felka Platek und Felix Nussbaum für alle Zeiten gehören. Das wollte ich unbedingt erzählen.“

Und dieses Weiter-Erzählen ist so wichtig in unserer Zeit. „Ich sehe Hunde, die an der Leine reißen“ ist ein schmaler Band, aber von großem Gewicht.


Informationen zum Buch:
Christoph Heubner
Ich sehe Hunde, die an der Leine reißen
Steidl Verlag 2019
Leineneinband, gebundes Buch, 104 Seiten, 14,80 Euro
ISBN 978-3-95829-717-3

Weitere Informationen:
Christoph Heubner im Interview im Deutschlandfunk
Auf der Seite des Auschwitz Komitees

Tadeusz Pankiewicz: Die Apotheke im Krakauer Ghetto

Tadeusz Pankiewicz war als Apotheker der einzige nichtjüdische Bewohner des Krakauer Ghettos. Sein Buch ist ein erschütterndes Zeitdokument.

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Bild von Tomasz Pro auf Pixabay

„In dieser kleinen Straße kamen viele Menschen um. Von der Mauer des dort gelegenen Wohnhauses, direkt meinen Fenstern gegenüber, müssen sich alte Menschen aufstellen und werden erschossen. Es sind überwiegend diejenigen, die man aus ihren Verstecken gezogen hat. An einer anderen Seite des Platzes schießen sie auf Kinder. Darin sind die Deutschen einzigartig: Auch wenn es um Verbrechen geht, ihre Planungen halten sie genauestens ein.“

Tadeusz Pankiewicz, „Die Apotheke im Krakauer Ghetto“


Als die Deutschen 1939 im September 1939 in Krakau einmarschierten, dauerte es nicht lange, bis sie auch mit ihrer systematischen und gnadenlosen Verfolgung der jüdischen Bevölkerung begannen. 1941 wurde im Stadtteil Podgórze, in dem ursprünglich rund 3.000 Menschen lebten, das Krakauer Ghetto errichtet. In dem Bezirk am rechten Weichselufer wurden bis zu 20.000 Menschen zusammengepfercht und wie Arbeitssklaven gehalten. Die wenigsten dieser Menschen überlebten diesen Hass: Krakau, heute wieder zweitgrößte Stadt Polens, verlor unter den Nationalsozialisten seine komplette jüdische Gemeinde, insgesamt fielen dem Terror der Nazis fast die Hälfte der Bevölkerung zum Opfer.

Polen war der Zutritt zum Ghetto verboten. Nur ein nichtjüdischer Krakauer wird zum ständigen Ghettobewohner: Tadeusz Pankiewicz (1908 – 1993), dessen Apotheke „Pod Orlem“ (Unter dem Adler) in Podgórze liegt. Mit Schmiergeld und Bestechungen gelingt es dem Pharmazeuten, eine Verlegung der Apotheke zu verhindern – und so wird Pankiewicz Augenzeuge der grausamen Vorgänge im Ghetto von dessen Errichtung bis zu seiner vollständigen Auflösung Ende 1943.

Ein ergreifendes Zeitdokument

Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg hält er seine Erinnerungen schriftlich fest: „Die Apotheke im Krakauer Ghetto“ ist ein ergreifendes, erschütterndes Zeitdokument, das zeigt, was geschieht, wenn Menschen von anderen Menschen entmenschlicht werden. Ein Buch, das in diesen Tagen von besonderer Bedeutung ist, da Menschlichkeit gegenüber einer ganzen Gruppe von Menschen auf der Strecke zu bleiben droht.

Ignatz Bubis schrieb in seinem Vorwort zu diesem Buch:

„Es ist sein Verdienst (Tadeusz Pankiewicz), das Geschehen im Krakauer Ghetto vor dem Vergessen bewahrt zu haben. Die Erinnerung daran schulden wir den Opfern, aber auch uns und künftigen Generationen, denen es erspart bleiben soll, ähnliche Schrecken zu durchleben.“

Das Buch ist als Zeitdokument eine Mahnung und ein Mutmacher zugleich: Denn Pankiewicz, der später mit dem Ehrentitel „Gerechter unter den Völkern“ ausgezeichnet wird, setzt täglich uneigennützig sein Leben aufs Spiel, um den Menschen im Ghetto zu helfen. So wird die Apotheke zum Umschlagsplatz für Nachrichten an Freunde und Bekannte außerhalb des Ghettos, zum Unterschlupf und Treffpunkt, zur Nachrichtenbörse. Wo es möglich ist, hilft der Apotheker mit kostenlosen Medikamenten, mit Essen, er verschafft notwendige Papiere, versteckt die Kostbarkeiten aus der Synagoge, kurzum: Er hilft, wo er kann.

Das Krakauer Ghetto wird zur Stadt der Toten

Ihm brennen sich die Bilder des sadistischen, beinahe rauschhaften Tötens bei den Räumungen des Ghettos, das sich von Mal zu Mal steigert, unauslöschlich ein. Am Fenster seiner Apotheke wird er Zeuge, wie Gestapo und SS sowie ihre Schergen Menschen peinigen. Er schreibt über „Die Stadt der Toten“:

„Seit der Auflösung des Ghettos hat die Existenz der Apotheke ihren Sinn verloren. Es kam mir so vor, als wäre ich nach zweieinhalb Jahren im Ghetto umgesiedelt worden in ein Land der Toten, in ein von Menschen geräumtes Städtchen, wo der Widerhall der Schritte in den ausgestorbenen Straßen Angst weckt und wo der Anblick eines Menschen, der vorübergeht, einem einen Schauer über den Rücken jagt. In den so eng bewohnten Häusern und auf den Straßen, wo es noch vor einigen Stunden von Menschen wimmelte, herrschte Leere. Der Hauch des Todes wehte durch die Straßen und streifte jedes Haus und jede Wohnung.“

Pankiewicz, der sich selbst in seinem Buch sehr zurücknimmt, aus dessen Zeilen einfach eine Vornehmheit der Haltung sprechen, schreibt in einem späteren Vorwort:

„Die Apotheke im Krakauer Ghetto wirft meiner Meinung auch ein zusätzliches Licht auf die Mechanismen, die der Haltung und dem Verhalten zugrunde liegen, welches Menschen in Situationen der Bedrohung, des Schreckens und im Moment ihres Untergangs zeigen, aber auch auf das Verhalten derjenigen, die die Verursacher dieses Unheils waren. Das Buch kann einen Beitrag zur Erkenntnis über die Psychologie des Verbrechers und seines Opfers liefern.“

Die Verbrecher zeigen vor allem eines: Vollkommene Empathielosigkeit gegenüber ihren Opfern. Und es ist erschreckend festzustellen, dass diese Entmenschlichung anderer aufgrund ihrer Herkunft, ihrer Rasse, ihrer Religion genau jetzt wieder geschieht, jetzt wieder um sich greift.


Tadeusz Pankiewicz, „Die Apotheke im Krakauer Ghetto“, 1947, neu aufgelegt 2017 von Jupp Schluttenhofer, Friedberg.

Die Entstehungsgeschichte der Neuauflage dieses wichtigen Zeitdokuments ist hervorzuheben: Das Buch erschien erstmals 1995 in deutscher Übersetzung durch Manuela Freudenfeld. Inzwischen war es nur noch antiquarisch zu haben. Ein Privatmann hat es nun auf eigene Initiative hin wieder zugänglich gemacht – unterstützt von Sarah und Benno Käsmayr vom MaroVerlag wurde Jupp Schluttenhofer zum Verleger und brachte „Die Apotheke im Krakauer Ghetto“ in einer Auflage von zunächst 1.500 Stück heraus.

Die Homepage zum Buch:  http://www.die-apotheke-im-krakauer-ghetto.de/

Carry Brachvogel: Im weiß-blauen Land

Sie gehörte in den 1920er Jahren zu den bekanntesten Schriftstellerinnen Bayerns. 1942 starb sie im KZ, danach wurde sie fast vergessen: Carry Brachvogel.

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„Und nun, da das Dirndlgewand Allgemeingut geworden scheint, nun steht auch ihm, wenn nicht alle Zeichen trügen, eine ähnliche, wenn auch anders geartete Debauchierung bevor, wie sie einst das selige Tegernseer Chasseresse-Kleid erlebte. Nur sind es diesmal nicht die praktischen Provinzlerinnen, sondern die stillosen Mondänen, die ihre reichberingten Hände nach ihm ausstrecken, es nicht um der Anpassung oder der Bequemlichkeit willen wählen, sondern es aufputzen und aufplundern, daß es mehr an die Maskengarderobe, denn an ein heimisches Sommergewand erinnert. Nun ist schon der Rock so kurz, das Leibchen so tief ausgeschnitten worden, daß jedes bäuerliche Dirndl, dem man sie zumuten wollte, empört fragen würde:
„Ja moanst ebba, da tat` i mi net schama?!“

Carry Brachvogel, „Im Weiß-Blauen Land”

Schaut man auf die Maskengarderobe, in die sich B- und C-Sternchen in unserer Zeit alljährlich für das Oktoberfest zwängen, könnte man meinen, dieser Text sei brandneu. Doch die Betrachtungen zu Land und Leuten unter dem weißblauen Himmel zählen inzwischen fast ihre hundert Jahre. Sie sind immer noch frisch und aktuell – ihre Verfasserin jedoch ist beinahe vergessen.

„Der Schuhplattler beginnt. Norddeutsche Bundesbrüder, die ihr euch in „echt bayerischen“ Singspielhallen rotseidene Röcke, spinatgrüne Hosenträger, geschminktes Lächeln, widerliches Hopsen und komödiantisches Juhuen als „echten Schuhbladla“ aufreden laßt, kommt hierher und seht euch den Tanz an, wie er in Wirklichkeit ist!“

Da erzählt eine voller Liebe und Zuneigung von ihrer Heimat – so sehr, dass man sich mit diesem Buch gerne auf Ausflüge auf die Fraueninsel, in das Voralpenland oder auch nach München, wo Carry Brachvogel lebte, begibt. Doch die Liebe zur Heimat, sie wurde ihr schlecht gedankt: Die Schriftstellerin, zu ihrer Zeit weit über Bayern hinaus in ganz Deutschland als Feuilletonistin, Autorin und Frauenrechtlerin bekannt, starb 1942 in Theresienstadt.

„Neuauflagen der Werke Carry Brachvogels, die damals sehr verbreitet waren, sind nach dem Ende des nationalsozialistischen Terrors nicht bekannt. Sie wurde aus der kollektiven Erinnerung verdrängt – und zu Unrecht vergessen.“

Auftakt zur Neuauflage

Dies schreibt Ingvild Richardsen in einem Vorwort der 2013 wieder erschienenen bayerischen Bilder. Der Band „Im Weiß-Blauen Land“ bildete den Auftakt zu einer Neuauflage einiger ausgewählter Werke von Carry Brachvogel in der „edition monacensia“ im Allitera Verlag. Dort wurden auch ihr erster Roman „Alltagsmenschen“ der 1895 im S. Fischer Verlag erschien, die Posse „Der Kampf um den Mann“ (1910) und „Schwertzauber“ (1917), eine Auseinandersetzung mit den Leiden des Ersten Weltkrieges, wieder aufgelegt.

Das sind nur einige der über 40 Werke, die die Schriftstellerin zu Lebzeiten veröffentlicht hatte, darunter Romane, Frauenbiografien und Theaterstücke. Neben der schriftstellerischen Tätigkeit wurde sie vor allem durch ihren Einsatz für die Frauenrechte und durch ihren literarischen Salon berühmt.

Ingvild Richardsen:

„1913 gründete sie zudem den ersten Schriftstellerinnen-Verein Münchens. Bedeutende Persönlichkeiten traten ihm bei: Ricarda Huch, Annette Kolb, Helene Böhlau, Isolde Kurz und viele andere. Noch 1924, zu ihrem 60. Geburtstag wurde die erfolgreiche Schriftstellerin deutschlandweit gefeiert. Wenige Jahre später zählte nur noch, dass sie jüdischer Herkunft war.“

Im Alter von 78 Jahren wurde sie mit ihrem jüngeren Bruder nach Theresienstadt verschleppt, wo beide kurz danach verstarben. Danach schien es, als existierte ihr Name nicht mehr. Bis 2012 dauerte es, bis in München, „ihrer“ Stadt, eine Straße nach ihr benannt wurde. Verdienstvoll ist es daher, dass ihre Bücher in der Reihe der Münchner Staatsbibliothek wiederaufgelegt wurden. Auch aus literarischer Sicht: Spritzig, witzig, schlagfertig und durchaus unterhaltsam ist der Stil dieser Frau, die ihrer Zeit in vielem voraus war. Ingvild Richardsen bereichert den ersten Band der Brachvogel-Reihe mit einem umfangreichen Nachwort zur Biografie der Münchner Schriftstellerin:

„Mit ihrem Lebensstil, ihren Ideen und ihrem politischen Engagement erscheint Carry Brachvogel heute als eine ungewöhnlich moderne und emanzipierte Frau ihrer Zeit. Ihre damaligen Ansichten sind hochaktuell: Wichtigkeit der Arbeit und des Berufes, der Selbstverwirklichung und Selbstbestimmtheit. So wirkt sie für uns auch als eine Visionärin der modernen Frau. Schon damals hat sie so gelebt, wie es heutzutage viele Frauen tun: alleinerziehend und berufstätig.“

Und ob sie nun in ihren Romanen über das Frauenbild ihrer Zeit schrieb oder in ihren Essays über ihre Heimat – bei alledem wirkt Carry Brachvogel modern, heimatverbunden ohne „tümelnd“ zu sein, neugierig, aufgeschlossen, offen, den Menschen zugeneigt:

“Denn dies vor allem wollte ich: Menschen schaffen, nicht Tragantfiguren oder Kostümpuppen. Das Goethewort: „Der Mensch ist dem Mensch am interessantesten“ ist für mich immer ein Glaubensbekenntnis gewesen und geblieben.”

Informationen zum Buch:

Carry Brachvogel
Im weiß-blauen Land
Allitera Verlag, 2013
ISBN: 978-3869064680

Die Biographie bei fembio:
http://www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/carry-brachvogel/