
Ein Gastbeitrag von Florian Pittroff
JP Delaney präsentiert mit „The Girl Before“ einen Thriller, der den Leser nicht mehr loslässt. Es gibt zwei Handlungsstränge. Zuerst erfolgt die Rückblende: „Damals. Emma“. Und dann „Heute: Jane“. Die Idee mit zwei unterschiedlichen Handlungen, die sich dann doch zu einer Geschichte verquicken, gefällt mir sehr gut. Ebenso, dass die einzelnen Kapitel jeweils kurz und knapp gehalten sind. Zum einem wird der Leser dadurch immer wieder zum Weiterlesen animiert und es verleiht dem Buch eine gewisse Dynamik.
Der Plot: Nach einem Schicksalsschlag braucht Jane dringend einen Neuanfang. Daher überlegt sie nicht lange, als sie die Möglichkeit bekommt, in ein hochmodernes Haus in einem schicken Londoner Viertel einzuziehen. Die Miete ist gering, doch der Regelkatalog, den der neue Mieter einhalten muss, ist alles andere als gewöhnlich. Doch bald erfährt Jane, dass ihre Vormieterin im Haus verstarb – und ihr erschreckend ähnlich sah.
Beklemmende Atmosphäre im Architektenhaus
Die Story rund um das Architektenhaus überzeugt, denn JP Delaney schafft es, sofort eine beklemmende Atmosphäre zu schaffen. Der Spannungsbogen, der zu Beginn richtig abgeht, hängt dann allerdings durch. Der Mittelteil hatte ziemliche Längen, war zum Teil sehr vorhersehbar und unspannend. Aber, oh Glück, danach zog die Geschichte wieder an. Beim Zusammenfädeln der beiden Erzählstränge und bei der der Auflösung wurde das Tempo deutlich erhöht und man wollte das Buch nicht mehr zur Seite legen.
Die zwei – respektive vier Protagonisten – sind gut dargestellt. Die Story um das kalte Architektenhaus und die beiden Frauen Jane und Emma ist mit einer dicken Portion Sex aufgehübscht. “Ernsthaft spannend wird „The Girl before“, als sich herausstellt, dass die beiden Frauen Jane und Emma keineswegs nur bemitleidenswerte Opfer sind, sondern auch ihre kleinen, schmutzigen Geheimnisse haben – und nicht nur sie.”, schreibt Lukas Jenkner in der Stuttgarter Zeitung.
Seinem Fazit schließe ich mich an: Mit „The Girl Before“, seinem ersten Psychothriller, ist JP Delaney “perfekte Thrillerkost auf hohem Niveau” gelungen. Die Verfilmung ist bereits in Planung. Und beim Lesen fiel mir unter anderem ein berühmtes Vorbild ein: „Rebecca“ von Alfred Hitchcock.
Informationen zum Buch:
JP Delaney
The Girl Before
Penguin Verlag, 2017
ISBN: 978-3328100997
Über den Gastautor:
Florian Pittroff ist Magister der Literaturwissenschaften und Kunstgeschichte und arbeitet seit mehr als 25 Jahren als Journalist und Texter. Seine Buchbesprechungen waren unter anderem zu lesen im Kulturmagazin „a3kultur“ und im deutschsprachigen Männermagazin „Penthouse“. Er verfasste Kulturbeiträge für das Programm des „Parktheater Augsburg“, war unter anderem verantwortlich für die Medien- & Öffentlichkeitsarbeit des kulturellen Rahmenprogramms „City Of Peace“ (2011) und die deutschsprachigen Slam-Meisterschaften (2015) in Augsburg. Florian Pittroff erhielt 1999 den Hörfunkpreis der Bayrischen Landeszentrale für neue Medien für den besten Beitrag in der Sparte Kultur.