IOULITA ILIOPOULOU: Das Mosaik der Nacht

Ioulita Iliopoulou ist eine der meistbeachteten zeitgenössischen Dichterinnen Griechenlands und bereits in mehrere Sprachen Europas übersetzt. Im deutschen Sprachraum ist sie dagegen nahezu unbekannt. Mit dem Lyrikzyklus „Das Mosaik der Nacht“ liegt erstmals eine vollständige Übertragung eines ihrer Bücher in die deutsche Sprache vor.

Wir sprechen miteinander mit Worten
Unbrauchbar für’s Schweigen
Durch Schweigen über’s zu Besprechende

Des Nachts verschlüsseln wir den Himmel
Gewisse blassgelbe Prophetien
Linsensprossen in kleinen Schüsseln
Mit zarten Blättern auf einer Fensterbank, die nicht das
Licht erblickt

Auszug aus dem Gedicht “Wir sprechen miteinander” von Ioulita Iliopoulou

Ioulita Iliopoulou ist eine der meistbeachteten zeitgenössischen Dichterinnen Griechenlands und bereits in mehrere Sprachen Europas übersetzt. Im deutschen Sprachraum ist sie dagegen nahezu unbekannt. Mit dem Lyrikzyklus „Das Mosaik der Nacht“, ihrem neuesten Werk, erscheint mit dieser zweisprachigen Ausgabe nun erstmals im Verlag Razamba eine vollständige Übertragung eines ihrer Bücher in die deutsche Sprache.


Zur Autorin:

Ioulita Iliopoulou studierte byzantinische und neuere griechische Literatur in Athen und Theater an der Schauspielschule des «Athener Konservatoriums». Ihr erstes Buch «Schöne Sonnenwende, Marko» wurde 1987 veröffentlicht. Es folgten sieben weitere Bücher, unter anderem das Märchen «Was will Zenon?», das 2005 mit dem Griechischen Staatspreis für Literatur ausgezeichnet wurde. Sie schrieb darüber hinaus Libretti und Texte zu Liedern von Giorgos Kouroupos und arbeitete zusammen mit dem «Orchester der Farben» von Manos Hadjidakis und der «Stiftung Melina Mercouri». Ioulita Iliopoulou war bis zu dessen Tod im Jahr 1996 die langjährige Lebensgefährtin des Dichters und Nobelpreisträgers für Literatur Odysseas Elytis.

Übertragen wurden die Gedichte von Giorgis Fotopoulos. Fotopoulos wurde 1964 in Ost-Berlin geboren und wuchs in Athen auf. Er studierte Visuelle Kommunikation an der Hochschule der Künste und absolvierte den Magister Artium in Philosophie, Kommunikations- und Filmwissenschaften an der FU Berlin. Ab 1987 war er als Regieassistent und Herstellungsleiter mehrerer abendfüllender Filmproduktionen tätig, u. a. bei Theo Angelopoulos. Seit 1997 hat er Lehraufträge und Vortragstätigkeiten zu Film und Kino in Griechenland inne, drehte Dokumentarfilme für Arte und andere Sender und veröffentlichte zahlreiche Übersetzungen griechischer Lyrik ins Deutsche.


Extras:

Zum Gedichtband liegt eine Vertonung vor, die sich hier anhören lässt: https://www.razamba.de/mosaikmusik.html

Giorgos Kouroupos komponierte die Musik zu „Das Mosaik der Nacht“. Kouroupos ist als Komponist und Musikintendant in Athen tätig. Zu seinem Werk gehören vielfältige Vertonungen von Opern nach Libretti von Giorgos Chimonas, Ioulita Iliopoulou und Evgenios Trivizas, ein Bühnenwerk von Miguel de Cervantes, als auch Musik unter anderem zur Dichtung von Odysseas Elytis und einer Choreografie von John Neumeier. Er war Präsident der Griechischen Nationaloper, Leiter von Manos Hadjidakis’ «Orchester der Farben» und des Athener Musikpalasts «Megaro Mousikis».

Dichtung: Ioulita Iliopoulou
Komposition: Giorgos Kouroupos
Gesang: Maira Milolidaki
Klavier: Titos Gouvelis


Stimmen zum Buch:

Paul-Henri Campbell zeigt sich in Volltext 2/2023 sehr angetan von den “Fragmenten nokturaler Selbsterkundung” der Dichterin, die er als eine “Erkunderin dessen, was die antiken Dichter Athens als die Atemseele bezeichneten” sieht.

“Eine behutsame Erkungsreise durch menschliche Empfindungen und Stimmungen” erkennt Kerstin Bachtler bei SWR 2 in den Gedichten von Ioulita Iliopoulou. Die Themen von Liebe und Verlust spiegelten sich in der Landschaft Griechenlands wieder.

Informationen zum Buch:

Ioulita Iliopoulou
Das Mosaik der Nacht
Gedichte – Griechisch und Deutsch
Übersetzung: Giorgis Fotopoulos
Razamba Verlag, Offenbach am Main, Mai 2023
Broschur, 130 Seiten, 18,00 €
ISBN 978-3-941725-68-3

https://www.razamba.de/


Ein Beitrag im Rahmen meiner Pressearbeit für den Verlag

Almut Irmscher: Das Griechenland-Lesebuch

Gastautor Florian Pittroff vermisst in diesem Länderportrait griechische Atmosphäre und Stimmung.

Griechenland-Lesebuch
Bild: Florian Pittroff, http://www.flo-job.de

Ein Gastbeitrag von Florian Pittroff

Ein Lesebuch über Griechenland – was für ein interessanter und vielversprechender Titel – große Erwartungshaltung. Ich muss vielleicht vorausschicken, dass ich ebenfalls Griechenlandliebhaber bin – nein – eher vielleicht Santorinliebhaber. Und meine Vorfreude auf das Buch wurde ehrlich gesagt ein wenig enttäuscht.

Das grandiose Titelbild assoziiert Urlaubsstimmung und Urlaubsfreude – aber da ist nichts mit Urlaubstimmung. Sorry! Mehr Sinnesreize hätten es sein sollen, mehr Gefühl. Das Einführungskapitel hätte ich ja noch durchgehen lassen, beginnt es doch  sehr vielversprechend: „Majestätisch erhebt sich eine Insel aus dem tintenblauen Meer, weiße Häuser kleben wie die Wohnstätten göttlicher Wesen hoch oben an ihren steilen Flanken. Über dem fantastischen Bild wölbt sich der makellose Azur eines wolkenfreien Himmels. Es ist die Insel Santorin, Traumziel in der Ägäis (…) kaum jemand beschreibt die die griechische Seele so eindringlich mit Klängen wie Mikis Theodorakis.(…) Willkommen in Griechenland“.

Ich freu mich. Doch dann ist Schluss mit lustig, dann folgen zu viel Geschichten aus dem Altertum, fast in jedem Kapitel: Hochkultur der Minoer, Orakel von Dodona, Alexander der Große, Zeus, Leto, griechisch türkischer Krieg und so weiter und so fort.

Ich hätte mir mehr Sinnesreize erwarten, wie zu Beginn des Buches, mehr Geschichten und Anekdoten über die verschiedenen Inseln, von Land und Leuten. Aber da kommt zu wenig. Lebensart, Lebensfreude, Lust auf Griechenland. Wo sind die Versprechungen aus dem Untertitel „Impressionen und Rezepte“ geblieben? Fehlanzeige!

Ich fühlte mich beim Lesen der knapp 200 Seiten zu sehr auf die Schulbank zurückversetzt. Ich habe meinen Geschichtslehrer vor Augen, wie er trocken und langweilig die griechische Mythologie herunterbetet, Jahreszahlen an die Tafel schreibt und Geschichtsdaten abfrägt. Puhh. Note ausreichend.

Ich finde dann aber doch noch kleinere schöne, inspirierende Texte wie die Stimmung so ist unter der Sonne Griechenlands: „…als sie mir dann vom Hinterland des Städtchens Ermoupoli erzählt, gerät sie ins Schwärmen. Herrlich grün, ursprünglich und ruhig sei es dort, Kapernsträucher, Olivenbäume und Weinreben würden auf Terrassen an steilen Hängen gedeihen, wilde Kräuter und Blumen ihre Aromen verbreiten“. Da ist es, was ich mir von einem Griechenland-Lesebuch wünsche, erwarte und erhoffe. Wunderbar.

Sehr gelungen finde ich auch die Rezepte im Buch, die man übrigens auch ganz gut nachkochen kann: Loukoumi (Greek Delight) oder Revithia soupa (Kichererbsensuppe). Dann riecht es nach Griechenland in der Küche und ich fühle mich zurückversetzt in diese griechische Kneipe auf Santorin, die ich so sehr liebe. Die Begeisterung kommt und damit wächst endlich die Vorfreude auf meinen nächsten Besuch einer griechischen Insel.


Informationen zum Buch:

Das Griechenland-Lesebuch
Impressionen und Rezepte aus dem Land der Mythen und Inseln
von Almut Irmscher
Mana Verlag 2019
208 Seiten, 20 Abbildungen, Broschur, 12,50 €
ISBN: 978-3-95503-152-7


Über den Gastautor:

Florian Pittroff ist Magister der Literaturwissenschaften und Kunstgeschichte und arbeitet seit mehr als 25 Jahren als Journalist und Texter. Seine Buchbesprechungen waren unter anderem zu lesen im Kulturmagazin „a3kultur“ und im deutschsprachigen Männermagazin „Penthouse“.  Er verfasste Kulturbeiträge für das Programm des „Parktheater Augsburg“, war unter anderem verantwortlich für die Medien- & Öffentlichkeitsarbeit des kulturellen Rahmenprogramms „City Of Peace“ (2011) und die deutschsprachigen Slam-Meisterschaften (2015) in Augsburg. Florian Pittroff erhielt 1999 den Hörfunkpreis der Bayrischen Landeszentrale für neue Medien für den besten Beitrag in der Sparte Kultur.

Homepage: https://flo-job.de/

Vea Kaiser: Makarionissi oder Die Insel der Seligen

“Makarionissi” wurde im Feuilleton euphorisch bejubelt. Der opulente Roman von Vea Kaiser ist zwar unterhaltend auf hohem Niveau, aber bringt auch seine Schwächen mit sich.

“Makarionissi war einhundertsiebenunddreißig Komma acht Quadratkilometer groß, lag im westlichen Mittelmeer, und alle Piloten, Kleinflugzeuginsassen, Götter und das gesamte Vogelvieh, das über die Insel hinwegflog, konnte nicht umhin, festzustellen, dass sie aussah wie ein Hirschkäfer.”

Vea Kaiser, “Makarionissi oder Die Insel der Seligen”


Nein, es sind nicht die griechischen Buddenbrooks, die Vea Kaiser hier vorlegt. Sicher kein Jahrhundertwerk, das auch Generationen später noch zum literarischen Kanon gehören wird. Aber es ist ein schön zu lesendes Stück Unterhaltungsliteratur auf hohem Niveau. Die Geschichte der beiden griechischen Kinder Eleni und Lefti, die einander versprochen sind und dann unter der griechischen Militärdiktatur doch so unterschiedliche Wege gehen, die heiraten, um der Armut (Lefti) und der Tyrannis (Eleni) zu entkommen, in Niedersachsen stranden, sich dort endgültig trennen, um sich erst Jahrzehnte später nach vielen Umwegen in Griechenland wieder als Freunde zu begegnen: Das ist die perfekte Sommerlektüre.

Blasmusikpop fetzt mehr

Die Österreicherin schreibt unterhaltsam, bildhaft, schöpft aus dem Vollen der griechischen Mythologie und bedient sich da frank und frei für ihren – trotz einiger tragischer Momente – locker-flockigen Generationenroman. „Blasmusikpop”, den Debütroman von Vea Kaiser, finde ich um einiges origineller finde – die Geschichte eines Dorfes, eines Bandwurms, der einen einfachen Schnitzer zum Mediziner und dessen Enkel zum Herodot eines österreichischen Alpenortes werden lässt. Ob österreichische Alpen oder griechisches Gebirge – Vea Kaiser lotst ihre Leser für einige Stunden wie eine geschickte Bergführerin aus dem Tal der Realität. Gute Unterhaltungsliteratur mit Anspruch, die sich von seichten Einerlei abhebt – auch das ist eine Kunst.

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Bild von Antonio Doumas auf Pixabay

Vielleicht lag es an meiner Erwartungshaltung, vielleicht an den euphorischen Besprechungen, in denen wiederholt darauf hingewiesen wurde, dass die Altgriechisch studierende Autorin hier eine moderne Odyssee abgeliefert habe, griechische Mythen geschickt mit einer modernen Geschichte verknüpfe, ja sozusagen auch durch die Vermischung alter Mythen und neuer Fakten den magischen Realismus in die österreichische Literatur bringe…ich hoffte beinahe auf eine Nachfahrin von Leo Perutz.

Das Buch hat mich streckenweise unterhalten, dieses ja, aber überzeugt hat es mich nicht. Erhofft hatte ich mir epische Breite, Drama und Tragik, die in die Tiefe geht, die Göttererzählungen als Folie für die Neuzeit. Vorgefunden habe ich eine Familiengeschichte, die durch die Jahre jagt – alles wird ein wenig gestreift, nichts aber richtig vertieft. Zwar bilden sich mit Eleni und Lefti zwei echte Charaktere heraus, der Rest des Personals bleibt dagegen streckenweise im Klischeehaften: Der Folksänger mit Junkie-Karriere, der zum alternden Schlagerstar wird, die stets orakelnde Großmutter, usw… Ein buntes Gewirrl, ein wenig „Hochzeit auf Griechisch“, ein wenig folkloristisch angehaucht, tragische Griechen, spießige Deutsche, strebsame Neu-Amerikaner – ja, es wuselt, summt und brummt in diesem Buch. Langweilig ist es nicht – wenn man sich damit zufrieden geben mag.


Bibliographische Angaben:

Vea Kaiser
Makarionissi oder Die Insel der Seligen
Kiepenheuer & Witsch, 2015
ISBN: 978-3-462-04928-2