Bernhard Blöchl: Die Wochen wehen im zähen Takt

Der Münchner Journalist und Schriftsteller Bernhard Blöchl hat eine Art Pandemie-Tagebuch in Reimform geführt: Verse gegen den Virus, mal ernst, mal heiter. Ein gutes Mittel, die “Angst in Scheiben” zu verarbeiten.

Bild von Markus Spiske auf Pixabay

Das Bobby Car zieht
einen knirschenden Bogen.
Die Taube gurrt
ein verschlepptes Solo.
Der Straßenmusiker
mit der scheppernden Gitarre
konkurriert mit dem Hall
seiner eigenen Riffs.

Auszug aus “Der Sound der Stadt”.

Irgendwann wird man sich erinnern, an diese Zeit, in der das Leben seltsam gedämpft war, in der jeder Tag die Ruhe eines Feiertages in der Stadt hatte. Wie fühlte man sich im Lockdown, was trieb einen um, was auf die Palme? Man könnte dann zu diesem Gedichtband greifen, der, obwohl er auch die ernsten Aspekte dieser Pandemie aufgreift, doch ein wenig das Bodenschwere nimmt, das das Virus aus der Luft auf uns brachte.

Der Münchner Journalist und Schriftsteller Bernhard Blöchl hat eine Art Pandemie-Tagebuch in Reimform geführt: Verse gegen den Virus, mal ernst, mal heiter, Gedichte, die “subjektive
Stimmungen widerspiegeln, all die Schwankungen und emotionalen Sprünge in der irren Zeit einer Pandemie”
. Subjektive Stimmungen, denen objektiv wohl jeder einmal unterworfen war. Und so kann man sich gut wiederfinden in diesen Zeilen, wenn Bernhard Blöchl über unausgelebte Sehnsüchte, Fernweh und Tagträumereien in der Quarantäne schreibt.

Wochen fliegen,
ach, schon Mai?
Pläne biegen,
vielerlei.
Zeit wie Gummi,
Gefühle zäh,
Quarantänenflummi,
Ende jäh.

Aus: “Angst in Scheiben”.

Die 86 Gedichte entstanden während der ersten Welle, als für viele, die sich weder um Job noch um psychische/physische Gesundheit sorgen mussten, die Pandemie fast wie ein Abenteuer war, ein Ausstieg aus dem Alltag, als die größte Angst neben der Ansteckung die war, es könnte das Klopapier ausgehen:

Der Hamster schämt sich,
sein Image im Keller,
der Deutsche macht,
wer hätt’s gedacht,
Klopapier zum Megaseller.

Dieses “Lebens”-Gefühl von Lockdown 1 bringt Blöchl ebenso zum Ausdruck wie die ganz existentiellen Sorgen, die von Beginn an vor allem in der Kulturszene herrschten, mit der er als Kulturredakteur bei der Süddeutschen Zeitung viel zu tun hat. So beschreibt er die leeren Kinosäle, das bittere Ende des Buchladens um die Ecke, die Angst vor Kurzarbeit und Jobverlust. Dies alles, wie auch bei seinen beiden Romanen, “Für immer Juli” (MaroVerlag) und “Im Regen erwartet niemand, dass dir die Sonne aus dem Hintern scheint” (Piper) “im Rhythmus der Verschmitztheit.” Und dieser verschmitzte Ton, die leichte Hand, die macht auch wett, dass der eine oder andere Vers noch holpert – es ist, so sagt der Autor selbst, seine Annäherung an die Lyrik.

Noch ist das Ende nicht in Sicht, sagen die Experten. Und die Angst vor dem Virus bringt die Angst vor der nächsten Pandemie mit sich. Gereiztheit, Ratlosigkeit, auch Zukunftsängste lässt Covid-19 zurück. Da tut es gut, Zeilen zu lesen, die Humor und Tiefe in sich vereinen.

Das Ende

Der Sommerwind, er weht
und biegt,
Äste schaukeln unbekümmert.
Was sorgst du dich,
du atmest frei,
Coronapanik ist vorbei.
Ratlos bleibst du trotzdem
sitzen,
auf der Bank im Park allein.
Junisonne blinzelt Schatten,
rottend laut
am Fluss die Ratten.

Informationen zum Buch:

Bernhard Blöchl
Die Wochen wehen im zähen Takt
Hardcover, 104 Seiten
Books on Demand, ISBN-13: 9783753421957, Preis: 14,99 Euro
E-Book, ISBN-13: 9783753449449

Zur Homepage von Bernhard Blöchl: bernhardbloechl.de

AEGIS: Ein Bus namens Wanda – kreativ durch den Corona-Winter

Die Aegis Buchhandlung in Ulm bringt nun einen Bus namens Wanda ins Spiel: Mit der Abholstation wird den Kunden der Service im Coronawinter erleichtert.

Mit Kreativität und einer tollen Idee wappnen sich der Ulmer Buchhändler Rasmus Schöll und das Team der Aegis Buchhandlung Ulm für die kalte Jahreszeit. „Im Weihnachtsgeschäft geht es im Laden immer hoch her, viele Kunden bestellen Buchgeschenke online oder telefonisch und wollen sie dann abholen“, schildert Schöll die „normale“ adventliche Verkaufssituation. Doch Corona macht in diesem Jahr alles anders. „Wir können im Grunde nicht mehr als fünf, sechs Kunden gleichzeitig in den Laden lassen“, sagt Schöll, „zugleich wollen wir ihnen keine lange Wartezeiten vor unserer herkömmlichen Abholstation in der Kälte zumuten.“

Deshalb kommt Anfang November „Wanda“ ins Spiel: „Wanda“ ist der Mercedes Benz MB 100-Bus von Aegis-Mitarbeiterin Anna Kalmbach, mit dem bereits die halbe Welt bereist wurde. Nun wird er für mindestens zwei Monate in der Ulmer Innenstadt vor der Buchhandlung Station machen. Ausgerüstet mit einer Standheizung und einem Solardach hat der Bus bereits den nötigen Komfort für einen Kioskbetrieb, ergänzt wird das Innenleben noch durch eine Registrierkasse und Ablagemöglichkeiten für die Bücher. „So bieten wir unseren Kunden eine tolle Abholstation für ihre Weihnachtsgeschenke, die Wartezeiten werden verkürzt und wer aus gesundheitlichen Gründen nicht in den Laden möchte, kann dies vermeiden“, so Rasmus Schöll.

Bei der Ulmer Stadtverwaltung fand diese kreative Idee zur Belebung der Fußgängerzone schnell Zustimmung: Ein formloser Antrag genügte, „die Genehmigung war ruckzuck da“, freut sich Rasmus Schöll über die unbürokratische Zusammenarbeit.

Kontakt und Information:

Aegis Buchhandlung
Inh. Rasmus Schöll
Breite Gasse 2
89073 Ulm
Telefon: 0731 64051
E-Mail: info@aegis-literatur.de
https://aegis-literatur.de/

Öffnungszeiten:
Montag-Freitag: 9.30 bis 19.00 Uhr
Samstags: 9.00 bis 17.00 Uhr