Philipp Köster und Tim Jürgens: Das grosse 11 Freunde Buch

Gastautor Florian Pittroff nimmt die Leser mit auf eine “wilde Fahrt durch zwanzig Jahre Fußballkultur”.

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Ein Gastbeitrag von Forian Pittroff

Ich hab „11 Freunde“ sporadisch über 20 Jahre immer mal wieder gelesen – mal als Einzelheft, mal als Abo. Mal die Sonderhefte zum Bundesliga-Star oder die zur WM. Es war mir eigentlich immer ein Fest – nur wenn der BVB zu gut weg kam, dann hatte ich echte schlechte Laune.

Es gibt wahrlich bessere Zeiten, ein 20-jähriges Jubiläum zu feiern, als inmitten der Corona-Krise. Aber wenn im April 2000 das erste Heft von „11 Freunde“ erschienen ist, dann ist eben auch im April 2020 20-jähriges Jubiläum – hilft ja nix. Den vierten Tabellenplatz belegte damals in der Saison 1999/2000 – man höre und staune – 1860 München. Torschützenkönig wurde Martin Max vom TSV 1860 München. Long time ago!

Erste Ausgabe erschien im April 2000

Einen Monat, bevor der FC Bayern Meister wurde, erschien im April 2000 die erste Ausgabe von „11 Freunde“. Und zu diesem runden Jubiläum schauen die Macher des Magazins auf die bewegte und bewegende Geschichte des Fußballs zurück.

Herausgegeben wird „Das große 11 FREUNDE Buch“ von Philipp Köster (Mitgründer und Chefredakteur) und Tim Jürgens (stellvertretender Chefredakteur). Die beiden versprechen „eine wilde Fahrt durch zwanzig Jahre Fußballkultur“.

Opulent und mit 456 Seiten kommt das Jubelbuch daher – pralll gefüllt mit Behind-the-scenes-Anekdoten, Geschichten und Reportagen über bekannte, weniger bekannte und unbekannte Spieler, Trainer und Stadien. Ein echtes Highlight und wirklich sehr beeindruckend ist die Reportage über die Aufarbeitung der Sheffield-Katastrophe von 1989, erzählt von einem Überlebenden.

Von der Champions League bis zur WM

Auch bei der Story über die zehn besten Spiele aller Zeiten kann der geneigte Leser in echten Erinnerungen schwelgen: Champions League Finale 2005. Wer erinnert sich? FC Liverpool vs. AC Mailand, 6:5 nach Elfmeterschießen. Oder die WM 1970: Deutschland vs. Italien, 3:4.

Auch sehr schön – hier aber eher was für den optischen Genuss: die Fotos von den Kassenhäuschen aus dem Amateurbereich oder „Sunday I`m in love“: Tropfender Männerschweiß, blutige Schürfwunden – eine wunderschöne Fotostrecke über den deutschen Amateurbereich. Bei jedem, der irgendwann mal in der A-Klasse gekickt hat, laufen dazu die passenden Bilder ab: 30 Zuschauer, viel Bier und ein Schiri, der immer nur im Mittelkreis steht.

Ich habe die über 450 Seiten genossen, vor lauter Vorfreude auch mal einfach weitergeblättert, um zu sehen, was mich noch alles erwartet. Und fast zum Schluss war das etwas ganz besonders Schönes: Weggefährten erinnern sich und schreiben über ihr nicht immer einfaches Verhältnis zum Magazin für Fußballkultur. Da kommt Matthias Brandt genauso zu Wort, wie DFB-Präsident Fritz Keller, der obligatorische Ewald Lienen natürlich und Hans Joachim Watzke, BVB Geschäftsführer. Er meint: „(…) heute seid ihr angekommen. Mitten in der Gesellschaft. Und schon lange nicht mehr nur auf Krawall gebürstet (…).“

„11 Freunde“ ist schön längst den Kinderschuhen entstiegen und zu einer etablierten Marke geworden.

Das Buch ist ein Erlebnis!


Informationen zum Buch:

Philipp Köster und Tim Jürgens (Hrsg.)
Das große 11 Freunde Buch
Heyne Hardcore, 2020
Hardcover, Pappband, 456 Seiten, 17,0 x 24,0 cm, durchgehend 4farbig
ISBN: 978-3-453-27236-1


Über den Gastautor:

Florian Pittroff ist Magister der Literaturwissenschaften und Kunstgeschichte und arbeitet seit mehr als 25 Jahren als Journalist und Texter. Seine Buchbesprechungen waren unter anderem zu lesen im Kulturmagazin „a3kultur“ und im deutschsprachigen Männermagazin „Penthouse“.  Er verfasste Kulturbeiträge für das Programm des „Parktheater Augsburg“, war unter anderem verantwortlich für die Medien- & Öffentlichkeitsarbeit des kulturellen Rahmenprogramms „City Of Peace“ (2011) und die deutschsprachigen Slam-Meisterschaften (2015) in Augsburg. Florian Pittroff erhielt 1999 den Hörfunkpreis der Bayrischen Landeszentrale für neue Medien für den besten Beitrag in der Sparte Kultur.

www.flo-job.de

Rainer Moritz: Als der Ball noch rund war

Wer nach wie vor Mitglied beim TSV 1860 München ist, muss Fußballfanatiker sein. Als solcher entpuppt sich Rainer Moritz, Leiter des Literaturhauses Hamburg.

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Bild: Florian Pittroff, https://flo-job.de/

Ein Beitrag von Florian Pittroff

Die Fußballweltmeisterschaft steht quasi vor der Türe und da gibt es sicher wieder Augenblicke, an die man sich auch noch in 20 Jahren erinnern wird. Wichtige, entscheidende, unangenehme Augenblicke der Fußballgeschichte bleiben nämlich unauslöschbar im Gedächtnis des gemeinen Fußballfans eingebrannt.

Und genau von solchen Geschichten und Anekdoten erzählt Rainer Moritz in seinem Buch „Als der Ball noch rund war“. In fünf Kategorien schreibt sich Moritz von den schrecklichen Erinnerungen über unangenehme und „soso-lala“ Reminiszenzen bis zu den schönen und sogar grandiosen Augenblicken durch die deutsche Fußballgeschichte.

Erinnerung an den großen Bundesligaskandal

Das waren noch Zeiten 1954, als Rahn aus dem Hintergrund schießen sollte und auch geschossen hat. Oder als die deutsche Nationalmannschaft 2014 im Halbfinale die brasilianischen Gastgeber mit 7:1 entzauberte. Oder als ein Obsthändler die Bundesliga in ihren Grundfesten erschütterte – dem großen Bundesligaskandal. Aufgedeckt wurde das „Verschieben“ von Spielen übrigens durch den Vereinspräsidenten von Kickers Offenbach, Horst-Gregorio Canellas, der bei der Feier seines 50. Geburtstages am 6. Juni 1971 die Gäste mit dem Abspielen eines Tonbandgerätes überraschte.

Aber auch ein gewisser Franz Brungs kommt vor in diesem amüsanten und schlauen Buch. Kennen Sie Franz Brungs? Das war der,  der den FC Bayern München  fast im Alleingang erledigte, am 2. Dezember 1967. Zwischen der 37. und 62. Minute traf Brungs viermal hintereinander. Katsche Schwarzenbeck, der dieser Tage 70 Jahre alt geworden ist, wird sich an diesen ominösen Dezembertag sicher immer noch erinnern.

Kurzweilige Fußballgeschichte

Kurzweilig und recht persönlich geht Moritz an die besonderen Augenblicke der deutschen Fußballgeschichte ran – aus seiner Sicht sind die Geschichten grandios oder schrecklich. Der geneigte Fußballfachmann kann beim Lesen natürlich für sich selbst ausloten, in welche Kategorie er die Geschehnisse einordnen würde. Jedes Fußballherz schlägt ja bekanntlich anders. Und so ist der letzte Derby-Sieg der Münchner Löwen gegen den FC Bayern München im April 2000 für den einen (Moritz selbst zählt zu den verbliebenen eingefleischten Löwenfans) eine positive, wenn nicht sogar eine grandiose Erinnerung – für andere ist das nur eine Randerscheinung der Geschichte.

Eine gute Idee finde ich das Register am Ende des Buches. Bei 257 Seiten fetter Fußball-Informations-Fülle macht ein Namensregister Sinn. Und ich liebe beim Lesen kurze Kapitel – da kann man sich schnell vorwärts lesen, hat viele Aha-Effekte während der Lektüre und kann wunderbar in (Fußball-)Erinnerungen schwelgen. Herrlich!


Informationen zum Buch:

Rainer Moritz
Als der Ball noch rund war
Hoffmann und Campe, 2018
ISBN: 978-3-455-00063-4


 

Über den Gastautor:

Florian Pittroff ist Magister der Literaturwissenschaften und Kunstgeschichte und arbeitet seit mehr als 25 Jahren als Journalist und Texter. Seine Buchbesprechungen waren unter anderem zu lesen im Kulturmagazin „a3kultur“ und im deutschsprachigen Männermagazin „Penthouse“.  Er verfasste Kulturbeiträge für das Programm des „Parktheater Augsburg“, war unter anderem verantwortlich für die Medien- & Öffentlichkeitsarbeit des kulturellen Rahmenprogramms „City Of Peace“ (2011) und die deutschsprachigen Slam-Meisterschaften (2015) in Augsburg. Florian Pittroff erhielt 1999 den Hörfunkpreis der Bayrischen Landeszentrale für neue Medien für den besten Beitrag in der Sparte Kultur.

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Ben Redelings: 55 Jahre Bundesliga

Fußball ist so viel mehr als Ergebnisse, Statistiken und Titel. Ben Redelings zeigt: Es sind die Geschichten, die den Ball erst richtig rund machen.

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Bild: Florian Pittroff, https://flo-job.de/

Ein Gastbeitrag von Florian Pittroff

Rechtzeitig, bevor die Bundesliga morgen wieder startet, liegt das neue Buch von Ben Redelings vor: „55 Jahre Bundesliga. Das Jubiläumsalbum. Unvergessliche Bilder, Fakten, Anekdoten“.

Schon die Erstauflage zum „50-jährigen Bundesliga-Jubiläum“ hat mich restlos begeistert – Das Fußballmagazin “11 Freunde” schrieb damals: “Eine Festschrift auf das, was wir alle so sehr am Fußball lieben.” Kein Wunder, über 50.000 Mal wurde der seit langer Zeit vergriffene Bestseller damals verkauft. Grund genug für den “Verlag Die Werkstatt” und Ben Redelings den aktualisierten und erweiterten Band “55 Jahre Bundesliga – das Jubiläumsalbum” zu veröffentlichen.

Rückschau auf 55 Jahre Bundesliga

Auf 416 Seiten bietet das Buch eine unterhaltsame und informative Rückschau auf 55 Jahre Bundesliga. Die Texte sind nicht zu lang, sie kommen schnell auf den Punkt und sind genauso informativ wie lustig geschrieben.

Es macht arg viel Spaß darin zu schmökern, zu blättern und den ein oder anderen in Vergessenheit geratenen Spieler wieder zu entdecken. Wie wäre es mit Dieter Versen: „Der VfL Bochum gewinnt 3:1 gegen Schalke 04 – mit einer absoluten Notelf. Erst in letzter Minute konnte man den eigentlich bereits ausgemusterten Dieter Versen ausfindig machen – er sitzt mit Freunden gemütlich in einer Kneipe“.

Dazu gibt’s die witzigsten Sprüche. Beispiel aus der jüngeren Vergangenheit: „Ich bin bei meinen Eltern und Großeltern groß geworden – na ja, groß geworden nicht so. Aber bei ihnen aufgewachsen.“ (Philipp Lahm in Anspielung auf seine Körpergröße von 1,70 m).

Meckernder Paul Breitner

Natürlich darf Schiedsrichter Wolf-Dieter Ahlenfelder nicht fehlen in „55 Jahre Bundesliga!“ Als Ex-Bayern München-Star Paul Breitner einst meckerte: “Du pfeifst wie ein Arsch”, antwortete Ahlenfelder schlagfertig: “Du spielst ja auch wie ein Arsch“. Zum “Kult-Schiri” wurde er, als er bei der Bundesliga-Partie zwischen Werder Bremen und Hannover 96 in der Saison 1975/1976 die erste Hälfte nach 32 Minuten abpfiff, dann doch weiterspielen ließ und schließlich 90 Sekunden vor Ablauf der regulären Spielzeit endgültig zur Halbzeit pfiff.

Fußball ist so viel mehr als Ergebnisse, Statistiken und Titel – Ben Redelings sei Dank zeigt sich hier: Es sind die Geschichten, die den Fußball rund machen. Was für ein wunderbares Buch. Für Bundesligajunkies genau die richtige Einstimmung auf das, was nun beginnt – nämlich das 56. Jahr der Fußballbundesliga.


Informationen zum Buch:

Ben Redelings
55 Jahre Bundesliga
Verlag Die Werkstatt, 2018
ISBN: 9783730703267


Über den Gastautor:

Florian Pittroff ist Magister der Literaturwissenschaften und Kunstgeschichte und arbeitet seit mehr als 25 Jahren als Journalist und Texter. Seine Buchbesprechungen waren unter anderem zu lesen im Kulturmagazin „a3kultur“ und im deutschsprachigen Männermagazin „Penthouse“.  Er verfasste Kulturbeiträge für das Programm des „Parktheater Augsburg“, war unter anderem verantwortlich für die Medien- & Öffentlichkeitsarbeit des kulturellen Rahmenprogramms „City Of Peace“ (2011) und die deutschsprachigen Slam-Meisterschaften (2015) in Augsburg. Florian Pittroff erhielt 1999 den Hörfunkpreis der Bayrischen Landeszentrale für neue Medien für den besten Beitrag in der Sparte Kultur.

www.flo-job.de