TATJANA GROMAČA: Die göttlichen Kindchen

Poetisch verdichtet und zugleich ironisch-drastisch schreibt Tatjana Gromača über den Bürgerkrieg im ehemaligen Jugoslawien und die Schäden, die er hinterlässt: Insbesondere bei ihrer psychisch kranken Mutter, die mehr und mehr in ihrer Krankheit versinkt. “Die göttlichen Kindchen” wurde in Kroatien mit mehreren Preisen ausgezeichnet und liegt nun erstmals in deutscher Übersetzung vor.

Voll scharfzüngigem Witz und in poetischer Verdichtung erzählt Tatjana Gromača über die 90er Jahre, als Jugoslawien zerbricht und das soziale Gefüge in ihrer Heimat Kroatien durch den Krieg irreparablen Schaden nimmt. Als “Protokollantin, Dolmetscherin und Gerichtsschreiberin” nimmt sie ihre Leser:innen mit in die eigene Familie, ins Dorf, in die „sedierte“ Stadt, den surrealen Supermarkt, in das marode Kreiskrankenhaus, wo sich die Verwerfungen der Gesellschaft überdeutlich manifestieren. Die Mutter verschläft– wie im Dornröschenschloss – die für sie unerträglichen Zustände, während ihre Tochter in immer neuen Umkreisungen dieser „künstlerischen Krankheit“ den Faden der Geschichte entrollt. Tatjana Gromača verknüpft die Diagnose ihrer psychisch kranken Mutter mit einer bisweilen drastischen und ironischen Beschreibung der durch den Bürgerkrieg zerstörten „kranken“ Gesellschaft. Sie erhielt für den 2012 erschienen Roman den „Vladimir Nazor Preis für Literatur“ und den „Jutarnji Preis als Roman des Jahres 2013“ in Kroatien. Der Verlag Stroux edition wurde für nun für die von traduki geförderte Übersetzung durch Will Firth mit der Verlagsprämie des Freistaats Bayern 2022 ausgezeichnet.

Zur Autorin:

TATJANA GROMAČA wurde 1971 in Sisak, Kroatien, geboren. Sie studierte Komparatistik und Philosophie an der Universität Zagreb. 2001 erhielt sie ein Stipendium der Berliner Akademie der Künste. Ab 2000 bis 2008 arbeitete sie als Journalistin für die politisch-satirische Wochenzeitung Feral Tribune/Split sowie für die Tageszeitung Novi list/Rijeka. Seit 2017 schreibt sie Literaturkritiken, Essays, Reiseberichte und geisteswissenschaftliche Beiträge für das kroatische Radio. Sie veröffentlichte zwei Prosabände, einen Gedichtband und eine Sammlung von Reportagen. Božanska dječica (Die göttlichen Kindchen) brachte ihr in Kroatien 2012 den Vladimir-Nazor-Preis für das beste Prosawerk und 2013 den Jutarnji-list-Preis für den besten Roman des Jahres. Tatjana Gromača lebt heute in Pula.

LESERSTIMMEN:

“Eine klassische Verkehrte-Welt-Erzählung – sensationell gut geschrieben und sehr zu Recht 2013 in Kroatien mit dem Preis des „Romans des Jahres“ ausgezeichnet.” – Bettina Hartz in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung

“Eine echte Leseempfehlung.” – Magazin “Der Haubentaucher”

“Das mit diversen Preisen ausgezeichnete Buch fordert die LeserInnen. Es entspinnt sich keine Geschichte, es gibt keine positiven Figuren. Dafür gibt es jede Menge Denkanstöße, eine eigenwillige Sprache und eine untergründige Ironie.” – Petra Lohrmann bei “Gute Literatur – meine Empfehlung”

“Lakonisch, bitter, voll schneidendem Witz lässt Tatjana Gromača ihre Ich-Erzählerin in Die göttlichen Kindchen nicht nur von ihrer traumatisierten Mutter erzählen, sondern von einer Gesellschaft, an der sie wenig Gutes lässt.” – Petra Reich bei “LiteraturReich”

“Ein sehr aufwühlender Roman, der auch abstoßende und schwer erträgliche Stellen enthält. Der leider sehr aktuell ist. Und nachhallt.” – Petra Knobling bei “Die Welt erlesen”

“Eine seltene Perle in einem Meer aus Büchern – eine Lektüre, die Spuren hinterlässt.” – Alexander Carmele von “Kommunikatives Lesen”

“Diese Umwidmung, Umpolung von Werten des gemeinschaftlichen Lebens hin zur Ausgrenzung, Anfeindung einschließlich der grausamen und rasenden Morderei, dann danach das Vergessen und die Freiheit für die Mörder (während die Opfer für immer gefangen bleiben), das fängt Gromača in ihrer Prosa meisterlich ein.” – Eric Giebel bei vitabu vingi

Die “nüchterne, klare und schnörkellose Erzählweise” hebt Marc Richter bei We read indie hervor, der mit dem Verlag auch in Interview zum Buch und Verlag führt

“Ihr Text ist klug konzipiert, inhaltlich relevant, thematisch zeitlos.” – Britta Röder bei den booknerds

Im Interview bei Literatur outdoors

Zum Buch:

TATJANA GROMAČA
Die Göttlichen Kindchen
Aus dem Kroatischen von Will Firth
STROUX edition, München
132 Seiten, Klappenbroschur
€ 20,00 [D]
ISBN 978-3-948065-24-9
Erscheinungstermin: 24. November 2022


Ein Beitrag im Rahmen meiner Pressearbeit für den Verlag

SAHAR MANDÛR: Ein Mädchen namens Wien

Sahar Mandûr steht für die neuen, jungen Stimmen der arabischen Literatur: Ironisch, spöttisch, Grenzgängerin zwischen den Welten aus Tradition und Moderne, neue Freiheiten austestend. Übersetzt vom Nahost- und Literaturwissenschaftler Hartmut Fähndrich stellt nun die Edition Faust (Frankfurt) eine bemerkenswerte Erzählung der jungen Autorin aus dem Libanon vor: „Ein Mädchen namens Wien“.

„Ich schlief, ich aß, und ich ging abends aus, tanzen. Ich wollte die Zeit nutzen, um eine Alternative zu diesem Durchschnittsleben zu finden, das ich bisher geführt hatte. Ich wollte eine Nicht-Durchschnittsfrau sein. Doch unter allem, was die Gesellschaft so anbot, fand ich keinen Pfad, den ich hätte beschreiten können.“

Sahar Mandûr: Ein Mädchen namens Wien, Edition Faust

Sahar Mandûr steht für die neuen, jungen Stimmen der arabischen Literatur: Ironisch, spöttisch, Grenzgängerin zwischen den Welten aus Tradition und Moderne, neue Freiheiten austestend. Übersetzt vom Nahost- und Literaturwissenschaftler Hartmut Fähndrich stellt nun die Edition Faust (Frankfurt) eine bemerkenswerte Erzählung der jungen Autorin aus dem Libanon vor: „Ein Mädchen namens Wien“.

Im Mittelpunkt steht das Mädchen mit dem ungewöhnlichen Namen Wien, das aus der Ich-Perspektive sein Leben von der Geburt an bis ins Alter von 52 Jahren erzählt: Sie studiert, rutscht in eine arrangierte Ehe mit einem Mann, der wegen seiner Zeugungsunfähigkeit Selbstmord begeht. Zunächst in den Fängen seiner Familie, die hinter der Fassade von Wohlanständigkeit kleinkariert und dümmlich ist, gerät Wien als Witwe in eine Gruppe frommer Frauen, die sie bald zutiefst abstößt.

An der Seite von Wien, die Karriere als Fernsehmoderatorin macht, ist stets ihr erfolgreicher Bruder und vertrauter Komplize, der ihre exzentrischen Ausbrüche unterstützt. Denn seit dem Tag ihrer Geburt im libanesischen Beirut, die von Bürgerkriegsbomben begleitet wurde, sucht das Mädchen mit dem ungewöhnlichen Namen nach ihrem Platz im Leben und in der Gesellschaft. Eine Suche, die sich zwischen den im Libanon parallel existierenden Welten von Tradition und Moderne abspielt. Ein Leben, das sie atemlos und frei von Denkverboten oder Tabus – vor allem sexuellen – von einem Extrem ins nächste schleudert. Alles probiert sie aus und findet jeweils gute Argumente, es tun zu müssen. 

All das wird in einer saloppen, mitunter frechen Sprache vorgestellt, die dem Ton vieler jüngerer Autoren und Autorinnen in der arabischen Welt entspricht.


Zur Autorin:

Sahar Mandûr, geboren 1977, studierte Psychologie in Beirut und Journalistik in London, wo sie 2015 einen Masterabschluss in Media Studies erwarb. Sie arbeitete von 1998 bis 2017 bei der libanesischen Tageszeitung al-Safîr mit Schwerpunkten auf der rechtlichen und gesellschaftlichen Situation von Frauen, sozialen Bewegungen und kultureller Produktion in Libanon, Ägypten und Palästina. Heute ist Sahar Mandûr wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Amnesty International für den Libanon.

Ihre Langerzählung „Ein Mädchen namens Wien“ ist in Auszügen auch zu finden in dem Band „Kleine Festungen“, Geschichten über Kindheit und Jugend in arabischen Ländern, zusammengestellt und aus dem Arabischen übersetzt von Hartmut Fähndrich, erschienen im Oktober 2021 bei der Edition Faust.


Stimmen zum Buch:

“Das Buch „Ein Mädchen namens Wien“ ist eine turbulente Reise zwischen Kopftuch, Koran, Konventionen genauso wie durch Karriere, Kinderlosigkeit und kulturelle Unterschiede. Zwischen Beirut und Paris beschreibt Mandûr liebevoll, lustbetont und lustig ein unkonventionelles Frauenleben, das für mehr Toleranz diverser Lebensentwürfe einsteht.” – Katharina Peham, Litrobona

“Ein unterhaltsamer Parforceritt durch die libanesische Gesellschaft, die sich irgendwo zwischen Moderne und Tradition bewegt.” – Thomas Stöck, Literatur und Feuilleton


Bibliographische Angaben:

Sahar Mandûr
Ein Mädchen namens Wien
Aus dem Arabischen übersetzt von Hartmut Fähndrich
Edition Faust
Hardcover, 96 Seiten, Illustrationen von Dominique Rossi, € 20,-
ISBN 978-3-949774-05-8


Ein Beitrag im Rahmen meiner Pressearbeit für den Verlag