TATJANA GROMAČA: Die göttlichen Kindchen

Poetisch verdichtet und zugleich ironisch-drastisch schreibt Tatjana Gromača über den Bürgerkrieg im ehemaligen Jugoslawien und die Schäden, die er hinterlässt: Insbesondere bei ihrer psychisch kranken Mutter, die mehr und mehr in ihrer Krankheit versinkt. “Die göttlichen Kindchen” wurde in Kroatien mit mehreren Preisen ausgezeichnet und liegt nun erstmals in deutscher Übersetzung vor.

Voll scharfzüngigem Witz und in poetischer Verdichtung erzählt Tatjana Gromača über die 90er Jahre, als Jugoslawien zerbricht und das soziale Gefüge in ihrer Heimat Kroatien durch den Krieg irreparablen Schaden nimmt. Als “Protokollantin, Dolmetscherin und Gerichtsschreiberin” nimmt sie ihre Leser:innen mit in die eigene Familie, ins Dorf, in die „sedierte“ Stadt, den surrealen Supermarkt, in das marode Kreiskrankenhaus, wo sich die Verwerfungen der Gesellschaft überdeutlich manifestieren. Die Mutter verschläft– wie im Dornröschenschloss – die für sie unerträglichen Zustände, während ihre Tochter in immer neuen Umkreisungen dieser „künstlerischen Krankheit“ den Faden der Geschichte entrollt. Tatjana Gromača verknüpft die Diagnose ihrer psychisch kranken Mutter mit einer bisweilen drastischen und ironischen Beschreibung der durch den Bürgerkrieg zerstörten „kranken“ Gesellschaft. Sie erhielt für den 2012 erschienen Roman den „Vladimir Nazor Preis für Literatur“ und den „Jutarnji Preis als Roman des Jahres 2013“ in Kroatien. Der Verlag Stroux edition wurde für nun für die von traduki geförderte Übersetzung durch Will Firth mit der Verlagsprämie des Freistaats Bayern 2022 ausgezeichnet.

Zur Autorin:

TATJANA GROMAČA wurde 1971 in Sisak, Kroatien, geboren. Sie studierte Komparatistik und Philosophie an der Universität Zagreb. 2001 erhielt sie ein Stipendium der Berliner Akademie der Künste. Ab 2000 bis 2008 arbeitete sie als Journalistin für die politisch-satirische Wochenzeitung Feral Tribune/Split sowie für die Tageszeitung Novi list/Rijeka. Seit 2017 schreibt sie Literaturkritiken, Essays, Reiseberichte und geisteswissenschaftliche Beiträge für das kroatische Radio. Sie veröffentlichte zwei Prosabände, einen Gedichtband und eine Sammlung von Reportagen. Božanska dječica (Die göttlichen Kindchen) brachte ihr in Kroatien 2012 den Vladimir-Nazor-Preis für das beste Prosawerk und 2013 den Jutarnji-list-Preis für den besten Roman des Jahres. Tatjana Gromača lebt heute in Pula.

LESERSTIMMEN:

“Eine klassische Verkehrte-Welt-Erzählung – sensationell gut geschrieben und sehr zu Recht 2013 in Kroatien mit dem Preis des „Romans des Jahres“ ausgezeichnet.” – Bettina Hartz in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung

“Das mit diversen Preisen ausgezeichnete Buch fordert die LeserInnen. Es entspinnt sich keine Geschichte, es gibt keine positiven Figuren. Dafür gibt es jede Menge Denkanstöße, eine eigenwillige Sprache und eine untergründige Ironie.” – Petra Lohrmann bei “Gute Literatur – meine Empfehlung”

“Lakonisch, bitter, voll schneidendem Witz lässt Tatjana Gromača ihre Ich-Erzählerin in Die göttlichen Kindchen nicht nur von ihrer traumatisierten Mutter erzählen, sondern von einer Gesellschaft, an der sie wenig Gutes lässt.” – Petra Reich bei “LiteraturReich”

“Ein sehr aufwühlender Roman, der auch abstoßende und schwer erträgliche Stellen enthält. Der leider sehr aktuell ist. Und nachhallt.” – Petra Knobling bei “Die Welt erlesen”

“Eine seltene Perle in einem Meer aus Büchern – eine Lektüre, die Spuren hinterlässt.” – Alexander Carmele von “Kommunikatives Lesen”

“Diese Umwidmung, Umpolung von Werten des gemeinschaftlichen Lebens hin zur Ausgrenzung, Anfeindung einschließlich der grausamen und rasenden Morderei, dann danach das Vergessen und die Freiheit für die Mörder (während die Opfer für immer gefangen bleiben), das fängt Gromača in ihrer Prosa meisterlich ein.” – Eric Giebel bei vitabu vingi

Die “nüchterne, klare und schnörkellose Erzählweise” hebt Marc Richter bei We read indie hervor, der mit dem Verlag auch in Interview zum Buch und Verlag führt

“Ihr Text ist klug konzipiert, inhaltlich relevant, thematisch zeitlos.” – Britta Röder bei den booknerds

Im Interview bei Literatur outdoors

Zum Buch:

TATJANA GROMAČA
Die Göttlichen Kindchen
Aus dem Kroatischen von Will Firth
STROUX edition, München
132 Seiten, Klappenbroschur
€ 20,00 [D]
ISBN 978-3-948065-24-9
Erscheinungstermin: 24. November 2022


Ein Beitrag im Rahmen meiner Pressearbeit für den Verlag

JUTTA WEBER-BOCK: Das Vermächtnis der Kurfürstin

Das Schicksal der historischen Christiane Ruthardt, die als uneheliche Tochter unter Vormundschaft aufwächst, spiegelt die abhängige Situation der Frauen Anfang des 19. Jahrhunderts wieder. Jutta Weber-Bock spürt in ihrem neuen historischen Roman dem Kampf der jungen Frau um ein eigenständiges Leben nach.

»Das Vermächtnis der Kurfürstin« beschreibt als Fortsetzung von »Das Mündel des Hofmedicus« (2020) das Leben von Christiane als junge Frau, die weiter um jeden Schritt in ein selbstbestimmtes Leben kämpfen muss. Christiane wächst als Mündel des Hofmedicus von Klein auf, der von seiner Schwester Elisabeth Hehl vergiftet wird. Diese will dadurch die Vormundschaft über Christiane erlangen. Doch Christiane flieht und arbeitet als Kammerzofe bei verschiedenen Herrschaften in Süddeutschland. Ohne die Zustimmung Elisabeths kann sie jedoch weder heiraten noch sich niederlassen. Auf bestickten Servietten erhält Christiane eine geheimnisvolle Nachricht von der Kurfürstin, die sie zur Aufklärung ihrer Herkunft und einem vielversprechenden Erbe führen soll. Doch auch Elisabeth ist auf das Vermögen aus. Sie versucht ihre Vormundschaft auszuspielen und setzt damit nicht nur Christiane mit ihren skrupellosen Intrigen unter Druck. Damit entfaltet die Autorin ein spannendes, fiktives Ränkespiel um die historische Person der Christiane Ruthardt.

Die Handlung:
Nach dem Tod von Christianes Ziehvater liegt das Sorgerecht bei dessen Schwester, der Bergrätin Elisabeth Hehl. Um ihrem Einfluss zu entgehen und eine gute gesellschaftliche Stellung zu erlangen, flieht Christiane. Doch eine standesgemäße Heirat wird ihr von Elisabeth verwehrt. Als Christiane herausfindet, dass Kurfürstin Mathilde ihr eine ansehnliche Geldsumme vermacht hat, schmiedet Elisabeth einen teuflischen Plan, wie sie nicht nur an das Vermögen herankommen, sondern Christiane für immer zu ihrem Mündel machen kann.


Zur Autorin:

Jutta Weber-Bock wurde 1957 in Melle geboren und ist dort aufgewachsen. Schon als Kind übten alte Mühlen und Fachwerkhäuser eine große Faszination auf sie aus, ihre Neugier auf Geschichte und Geschichten war geweckt. Sie studierte Germanistik und Philosophie an der Universität Osnabrück und ist ausgebildete Gymnasiallehrerin. Im Jahr 1983 ist Jutta Weber-Bock mit einer Liebe nach Stuttgart gekommen und aus Liebe zur Stadt geblieben. Heute lebt sie im Heusteigviertel und joggt bei jedem Wetter zum Fernsehturm oder wandert in Istrien, auf der Suche nach Riesen und alten Bahnstrecken. Sie ist freie Schriftstellerin sowie Dozentin und in verschiedenen Autor:innenvereinigungen aktiv. »Das Vermächtnis der Kurfürstin« ist ihr zweiter Roman zum Leben der Giftmörderin Christiane Ruthardt.
https://weber-bock.de/


Stimmen zum Buch:

“Christiane Ruthardt (…) war die letzte Person, die im damaligen Württemberg hingerichtet wurde. 1845 wurde das Urteil gegen Christiane Ruthardt vollstreckt. Ein Schicksal, das Weber-Bock berührte.” – Portrait in der Neu-Ulmer Zeitung

Auf einer ganzseitigen Reportage in der Stuttgarter Zeitung (“Gift für den Gatten” am 11.07.2022) geht Adrienne Braun im Gespräch mit Jutta Weber-Bock auf das Schicksal der Stuttgarterin Christiane Ruthardt ein.

“Das Vermächtnis der Kurfürstin” ist die Fortsetzung des historischen Romans “Das Mündel des Hofmedicus” (…). Erzählt wird auch hier von Christiane Ruthardt, einer jungen Frau, die zu Beginn des 19. Jht. um ein selbstbestimmtes Leben kämpft, gegen Bevormundung, dunkle Machenschaften und Ränkespiele. Und die Autorin entwirft bis ins Detail hinein Bilder vom damaligen Leben.” – SWR 4, Kultur in Baden-Württemberg

Jutta Weber-Bock gibt in Interviews bei der “Leserkanone”
und bei Buchwurm.info Auskunft zu ihrem neuen Buch. Auch bei “Carmens Bücherkabinett” ist ein ausführliches Gespräch mit der Autorin erschienen.

Ein umfangreiches Interview führte Gerhard Keck mit Jutta Weber-Bock für die Südwest Presse/Neckar-Chronik in Freudenstadt.

“Mit ihrem eindrücklichen, bildhaften Erzählstil nimmt mich Jutta Weber-Bock mit auf eine Reise in eine Zeit, wo Frauen fast keine eigenen Rechte hatten. Beim Lesen merke ich immer wieder, wie aufwendig und genau sie recherchiert hat um mir das Bild dieser Zeit noch eindeutiger vor Augen zu führen. Ich habe diese Reise sehr genossen.” – Gaby Hochrainer beim “Krimi und mehr”-Blog

“Besonders gut hat mir die ausführliche Recherche der Autorin Jutta Weber-Bock gefallen, vieles von dem, was sie in ihrem Roman erwähnt ist, nachvollziehbar und historisch belegt. So beschreibt sie nicht nur das Leben des Adels oder anderer höher gestellter Personen, auch das Leben der Dienstboten ist anschaulich beschrieben.” – Manuela Hahn bei “Lesenswertes aus dem Bücherhaus”.

“Christiane, die junge Heldin dieses historischen Romans, gelingt es wegen ständiger Widrigkeiten nicht, sich ein selbst bestimmtes und gut situiertes Leben aufzubauen. (…) Aber sie ist eine echte Kämpferin, gibt nicht auf und ist arbeitet hart. Das zahlt sich schon etwas aus. Sehr gut recherchiert wurde gerade das Leben der einfachen Leute und Dienstboten im 19. Jahrhundert. Sie wurden teilweise fast wie Sklaven gehalten und schlechter behandelt als die verwöhnten Hunde ihrer Herrschaften. Unterhaltsam, sozialkritisch, flüssig geschrieben und informativ ist das Buch.” – Nur eine vieler positiver Leser*innenstimmen bei Osiander


Bibliographische Angaben:

Jutta Weber-Bock

Das Vermächtnis der Kurfürstin
Gmeiner Verlag, Meßkirch,
April 2022
Taschenbuch, 480 Seiten
EUR 15,00 [D] / EUR 15,50 [A]
ISBN 978-3-8392-0113-8


Ein Beitrag im Rahmen meiner Pressearbeit für die Autorin

MICHAEL WÄSER: Das Wunder von Runxendorf

Michael Wäser begibt sich in seinem Roman auf eine verstörende Zeitreise in die bundesdeutsche Provinz der 70-er Jahre: Nur scheinbar herrscht hier »disco«-Stimmung à la Ilja Richter. Im Untergrund, sprich Partykeller, dominieren das ländliche Patriarchat und eine giftige Mischung aus Gewalt, Alkohol und Missbrauch.

“Vierundsiebzig war ein großes Jahr. Was wir da alles erlebt haben, das war groß, kann man nicht anders sagen. Willy Brandt: Guillaume, Waterloo von Abba. Und dann aber! Weltmeister im eigenen Land. Ein Traum, Männer wie Bäume. Oder wie Tiger oder Wölfe.”

Sommer 1974, irgendwo in der saarländischen Provinz: Während Beckenbauer, Breitner & Co. um die Qualifikation für die Weltmeisterschaft kämpfen, spielen sich im Partykeller eines Einfamilienhauses grauenvolle Szenen ab. Ex-Bergmann Müller hat für das große Ereignis eigens einen Farbfernseher gekauft. Doch bald ist klar: Bier, Schnaps und Zigaretten alleine genügen nicht, um die vermeintlichen »Kumpels« an sich zu binden. Gemeinsam mit seinem verhaltensauffälligen Sohn Gerald und einem mysteriösen Helfer wird ein perverser Plan in die Tat umgesetzt, der mehrere junge Frauen das Leben kosten wird.

Michael Wäser begibt sich in seinem Roman auf eine verstörende Zeitreise in die bundesdeutsche Provinz der 70-er Jahre: Nur scheinbar herrscht hier »disco«-Stimmung à la Ilja Richter. Im Untergrund, sprich Partykeller, dominieren das ländliche Patriarchat und eine giftige Mischung aus Gewalt, Alkohol und Missbrauch. Wäser zeichnet dabei das Sittenbild einer Gesellschaft, deren toxisches Erbe bis unsere Gegenwart hinein reicht.

“Das Wunder von Runxendorf” ist mehr als » Ein Mörder Roman«, wie es im Untertitel heißt, sondern auch das Psychogramm einer zerrütteten Gemeinschaft und ein Blick auf die Abgründe hinter kleinbürgerlichen Fassaden.

Michael Wäser wurde 1964 im Saarland geboren, wo er auch seine Schulzeit absolvierte. Er war danach als Schauspieler an verschiedenen deutschen Staatstheatern tätig. Er ist Mitorganisator der Pankower Lesebühne »So noch nie« und lebt in Berlin. Im axel dielmann – verlag erschienen von ihm zudem die beiden Romane “In uns ist Licht” und “Familie Fisch macht Urlaub” sowie der gemeinsam mit Inka Bach verfasste Gedichtband “Am Neuen See”.


Bei “Leseschatz-TV”, dem Kanal der Buchhandlung Almut Schmidt von Hauke Harder, spricht Michael Wäser selbst über seinen Roman: https://www.youtube.com/watch?v=9t_rrv7-qmA

Stimmen zum Buch:

“Wäser beschreibt eine Fassade der Heimeligkeit, hinter der sich Grausamkeit und Frauenverachtung nicht einmal besonders gut verstecken.” – Sylvia Staude, Frankfurter Rundschau

“So abgründig ist das deutsche Hinterland, hier das Saarland, selten beschrieben worden.” – Jens Kirschneck in 11Freunde

“Michael Wäser ist der Sensenmann für die piefige Dorfidylle der 70er Jahre.” – Karsten Koblo, Blog aus-erlesen

“Wäser verliert sich aber nicht in Gewaltfantasien, es ist eher die emotionale Grausamkeit, das ständige Wegschauen und diese gottverdammte Stille, die an vielen Stellen entsteht.” – Nadine Schmidt, krachfink.de

“Ein virtuoser Umgang des Autors mit seinem abgründigen Stoff, den man so schnell nicht vergisst.” – Joachim Feldmann, Crimemag

“”Dieser Roman, der zwar keine wirklich expliziten Beschreibungen von Grausamkeiten enthält, diese aber sublim kaum weniger grausam vermittelt, verpackt in scheinbare plaudernde Harmlosigkeit, bewegt sich auf der selben Ebene des zutiefst Bösen wie Truman Capotes ‘Kaltblütig’.” – Frank Becker, Musenblätter

“Eine knallharte, präzise gearbeitete Milieu-Studie.” – Thomas Wolter, Opus Kulturmagazin

“„Das Wunder von Runxendorf“ ist aber mehr als ein „Mörder Roman“, wie es im Untertitel heißt, sondern auch das Psychogramm einer zerrütteten Gemeinschaft und ein Blick auf die Abgründe hinter kleinbürgerlichen Fassaden. Natürlich ist dieser Roman auch ein Fußballbuch.” – Bernd Wähner bei der Berliner Woche


Bibliographische Angaben:

Michael Wäser
Das Wunder von Runxendorf
Ein Mörder Roman
224 Seiten, Hardcover mit Lesebändchen, 20,00 €
ISBN: 978 3 86638 286 2
e-Book ISBN: 978 3 86638 287 9


Ein Beitrag im Rahmen meiner Pressearbeit für den Verlag

Daniela Engist im Gespräch: Das Paar am Strand

Bei der #indiebookchallenge im Mai stehen Bücher mit einem Gemälde auf dem Cover im Mittelpunkt. Daniela Engist wählte für ihren Roman ein Bild des Malers Alex Colville. Im Interview erklärt sie, warum ihre Wahl auf das Paar am Strand fiel.

Im Frühjahr 2021 veröffentlichte Daniela Engist ihren Roman “Lichte Horizonte” im Kröner Verlag. Das Cover ziert ein Gemälde des Malers Alex Colville, “Couple on beach”. Warum ihre Wahl auf dieses Bild fiel und wie es mit dem Roman korrespondiert, darüber spricht Daniela Engist im Interview:

Wie kamen Sie auf dieses Gemälde?

Auf den Maler Alex Colville hat mich Peter Stamm gebracht, der mir mal ein Bild zeigte, das er gerne für eines seiner Bücher gehabt hätte, woraus aus gewissen Gründen aber nichts geworden ist. Es war ein seltsames Bild, aber seltsam schön, und ich habe ein wenig gestöbert, was Colville sonst noch gemacht hat. Kunsthistorisch wird er zum Magischen Realismus gezählt, Tiere spielen in seinem Werk eine große Rolle. Vor allem aber hat er Porträts von Menschen in alltäglichen Situationen gemalt, sie sind altmeisterlich nach strengen Regeln komponiert, minutiös in der Ausführung und zurückhaltend in der Farbgebung – aber emotional stark, berührend.

Als es ums Cover für „Lichte Horizonte“ ging, habe ich mich daran erinnert und bin direkt an „Couple on Beach“ hängen geblieben. Das Bild stammt von 1957 und zeigt den Künstler und seine Frau Rhonda am Strand, ein sogenanntes verdecktes Doppelporträt. Verdeckt, weil man die Gesichter nicht sieht. Die Figuren sind ganz bei sich, abgewandt vom Betrachter.

Welche Assoziationen löste es aus?

Die Intimität, die diesem Bild eingeschrieben ist, hat mich sofort fasziniert. Es ist ein inniger Moment, auch ein Moment der erotischen Anziehung, aber ohne jede Anzüglichkeit, eine Art erotische Zugehörigkeit, wenn es das denn gibt. In Colvilles Bildern ist es ganz häufig so, dass sich die Figuren einander nicht direkt zuwenden, sie bleiben in einem Spannungsverhältnis zwischen Nähe und Distanz.

Welche Verbindungen hat das Bild zum Roman?

Nähe und Distanz spielen auch im Roman eine zentrale Rolle. Lasse ich mich auf einen anderen Menschen ein und wie weit gehe ich dabei? Wieviel von mir muss ich in eine Beziehung hineingeben, damit sie gelingen kann? Ab welchem Punkt gehe ich mir selbst verloren?

Und dann die Frage der gegenseitigen Wahrnehmung. Das Paar auf dem Gemälde nimmt sich nicht in den Blick. Sie hat einen Sonnenhut über dem Gesicht, scheint zu schlafen, bei ihm ist kaum zu sagen, ob er auf ihren Körper blickt oder nicht doch aufs Meer hinaus. Auch die Figuren in meinem Roman machen sich ihr Bild vom anderen, ohne allzu genau hinzuschauen, versuchen mit geschlossenen Augen zu sehen. Das erinnert an die Grundidee des Magischen Realismus selbst, die Synthese von gegenläufigen Wirklichkeiten, zu der auch meine Ich-Erzählerin tendiert. An einer Stelle sagt sie: „Ich habe eine Neigung, ein Bedürfnis sogar, die Welt anders sehen zu wollen, als sie ist. Manchmal würde ich gerne allen ins Gesicht schreien: Die Welt ist nicht so, wie ihr sagt!“

Wie korrespondieren Titel und Cover?

Daniela Engist. Bild: Anja Limbrunner

Im Versuch ihre Gefühle unter Kontrolle zu bekommen, beschließt Anne, die Erzählerin ihrer eigenen Geschichte zu werden. Dabei entfernt sie sich mehr und mehr von ihrem Mann Alexander, innerlich und äußerlich. Geografisch gesehen geht die Bewegung immer weiter nach Westen bis ins bretonische Finistère, wo sie ihr Buch zu Ende schreibt, während sie auf Stéphane wartet. Dort gibt es nur noch Meer und Himmel und Horizont – so wie auf Colvilles Gemälde. Der Strand am „Ende der Welt“ ist ein Ort, an dem man eine Weile unschlüssig auf und ab wandern kann, von dem aus es aber nur noch den Aufbruch zu neuen Ufern oder die Umkehr gibt. Und es ist ein Ort, den man verändert verlassen wird, egal für welchen Weg man sich entscheidet.

Warum ist das Bild auf dem Cover gedreht?

Das gehört zu den glücklichen Zufällen, die sich im ersten Moment wie eine Katastrophe anfühlen. In der Programmvorschau sah das Buch ja noch ein bisschen anders aus. Kurz vor Drucklegung ließ die National Gallery of Canada den Verlag wissen, dass sie nun doch nur das ganze Gemälde und keinen Ausschnitt, wie ursprünglich geplant, verwenden dürften. Vom Ansinnen her verständlich, es ging um die Integrität des Kunstwerks. Aber der Zeitpunkt! Praktisch über Nacht waren wir alle gezwungen, eine neue Perspektive einzunehmen, auf die ohne diesen Impuls niemand gekommen wäre. Der Grafiker hat fantastische Arbeit geleistet. Mich macht das gegen die Sehgewohnheiten gedrehte Cover, das dem Buch so sehr entspricht, ganz glücklich. Es ist tatsächlich nochmal besser als der ursprüngliche Entwurf.

Werkdaten

Alex Colville, Couple on Beach, 1957
Material: Kaseintempera auf Hartfaserplatte
Abmessungen: 73,4 x 96,4 cm
National Gallery of Canada, Ankauf 1959

Weiterführende Informationen zu Colville

http://alexcolville.ca

Wo kann man Colville im deutschsprachigen Raum sehen?

Museum Ludwig in Köln
Nationalgalerie in Berlin
Museum der modernen Kunst in Wien

Trivia

Vier Colville-Bilder spielen in Stanley Kubricks The Shining eine Rolle. Kein Zufall.

ULLA COULIN-RIEGGER: Mutters Puppenspiel

2020 veröffentlichte die systemische Verhaltenstherapeutin Ulla Coulin-Riegger mit “Mutters Puppenspiel” ein vielbeachtetes literarisches Romandebüt. Der Roman über eine narzisstische Mutter wurde unter anderem in der FAZ besprochen.

“Mit Mutters Puppenspiel legt die Neunundsechzigjährige ein erstaunliches Romandebüt vor. Psychologisch genau und jenseits literarischer Eitelkeiten gelingt ihr ein Kabinettstück zum Phänomen der Liebesmanipulation.”

So begeistert äußerte sich Angelika Overath über den Roman von Ulla Coulin-Riegger in ihrer Besprechung in der FAZ am 7. Mai 2020. Und tatsächlich ist der Psychotherapeutin mit ihrem ersten Roman ein kleines Kunststück gelungen.

Präzise und fast schon nüchtern erzählt sie von einer toxischen Mutter-Tochter-Beziehung: Die 38-jährige Lisette, obwohl als HNO-Ärztin mit einer eigenen Praxis beruflich erfolgreich, ist über die Maßen abhängig vom Urteil ihrer narzisstischen Mutter, die „Frausein“ über die Ehe mit einem wohlhabenden Mann und eigene Kinder definiert. Lisette erfüllt all dies nicht.

Als sie von ihrem verheirateten Geliebten schwanger wird, gerät das fragile Lebenskonstrukt ins Wanken und die Lesenden werden mitgerissen in diesen Kreislauf aus psychischen Manipulationen. Das Buch endet unerwartet und mit einer offenen Frage, die den ganzen Roman wieder in einem neuen Licht erscheinen lässt. Stilistisch erinnert es an entsprechende Romane von Marlene Streeruwitz und Elfriede Jelinek.


Zur Autorin:

Ulla Coulin-Riegger wurde 1950 in Stuttgart geboren. Studium der Psychologie an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen. Nach dem Diplom Ausbildung zur Psychologischen Psychotherapeutin, seit 1996 niedergelassen in eigener Praxis als Verhaltenstherapeutin und systemische Familientherapeutin bei Esslingen.


Stimmen zum Buch:

Narzisstische Eltern manipulieren ihre Kinder und können ihnen das Wichtigste nicht geben: Liebe. Die seelischen Folgen sind oft verheerend.“ – ein Beitrag von Ulla Coulin-Riegger in Spiegel Wissen/Ausgabe 4/2020
“Mutters Puppenspiel ist ein geschickt konstruierter, literarisch unprätentiöser Roman mit mehrfachen und gebrochenen Spiegelungen der Figuren. – Anton Philipp Knittel bei literaturkritik.de
„Ein aufregender, absolut fesselnder Roman für alle Mütter und Töchter und alle an Psychologie interessierten Lesenden.“ – Andrea Zimmermann bei Eliport
“Coulin-Riegger hat eine Geschichte niedergeschrieben, wie sie sie oft in ihrer Praxis zu hören bekommen hat.” – Stuttgarter Zeitung
„Fiktion oder Fallbeispiele aus ihrer Praxis? „Mutters Puppenspiel“ ist beides.“ – Claudia Ihlefeld in der Heilbronner Stimme.
„Die 38-jährige Lisette ist Ärztin und führt ein erfolgreiches Leben. Leid erfährt sie dennoch in Form der zurückgehaltenen Liebe ihrer Mutter.“ – Heidenheimer Zeitung
“Ein schmerzvoller und aufwühlender Roman.” – Renies Lesetagebuch
“Ulla Coulin-Riegger beschreibt hier sehr fein, in welcher Abhängigkeit die Tochter einer narzisstischen Mutter steht.” – Sabine Ibing
“Ein Buch, das nachdenklich macht über die Beziehungen, die wir zu unseren Eltern führen.” – Buchperlenblog
“Toll gemacht, fand ich im Nachhinein, toll von der Autorin konzipiert, gleich im ersten Satz die mentale und psychische Abhängigkeit der Schreiberin von der Mutter so knüppeldick, aber doch elegant verbrämt aufs Tapet zu bringen.” – Claudia Schulmerich, Weltexpresso
“„Mutters Puppenspiel“ ist ein tiefgründiger und kurzweiliger Pageturner, der gut unterhält, interessant ist, und psychodynamische Zusammenhänge nachvollziehbar und auf eingängige, leicht lesbare Weise vermittelt.” – Susanne Probst, LiesLos!
“Mutters Puppenspiel von Ulla Coulin-Riegger ist ein vielschichtiger Roman, der viel mehr Interpretationsspielraum bietet, als ich während des Lesens gesehen habe.” – Silvia Walter bei Leckere Kekse …
„Ein spannendes, aufregendes und fesselndes kleines Buch, das viel über die Psyche und ihre Verstrickungen verrät.“ – Leselupe.de


Informationen zum Buch:

Ulla Coulin-Riegger

Mutters Puppenspiel
Roman
Klöpfer, Narr Verlag
Tübingen
174 Seiten
Hardcover mit Lesebändchen
Erscheinungstermin: März 2020
ISBN 978-3-7496-1027-3
22 Euro



Ein Beitrag im Rahmen meiner Pressearbeit für die Autorin.