#VerschämteLektüren (18): Flattersatz bei Ninja und Co, ohne KG…

Vielleser mit Hang zu japanischen Kriegern: Der Blog “Ausgelesen” von einer ungeahnten Seite.

statue-1010936_1920
Bild von Samuele Schirò auf Pixabay

Der Blog aus.gelesen ist eine wirkliche Fundgrube für alle wilden Leser: Da findet man Besprechungen zu Klassikern, zu Neuerscheinungen auch abseits des Mainstreams, zu Sachbüchern, beispielsweise über das wichtige Themenfeld der Trauer und des Abschieds von nahestehenden Menschen, zu Ratgebern (“Darm mit Charme”), Bildbänden, etc. – kurzum: Man kommt sich vor wie im Wohnzimmer eines beschlagenen und vielseitig interessierten Buchhändlers. Und vor allem informiert “Flattersatz” immer ausführlich, informativ und kompetent über das jeweilige Buch, und das eben auch mit Mut zur Kritik und zur eigenen Meinung – keine Allerwelts-Buchvorstellungen eben. Dass hinter dem Flattersatz jedoch auch ein literarischer Shogun oder “Ninja Turtle” steckt, wer hätte das wohl geahnt:

“Tja, in meiner Jugend Maienblüte, als die Knochen noch kräftig waren, die Gelenke noch geschmiert, hing ich den ostasiatischen Kampfsportarten an. Zum Teil als 2. Dan im Chipsverzehr auf der Couch nach ausreichender Beuteergreifung in der örtlichen Videothek (Stichwort: van Damme und Steven Seagal..), zum Teil auch im Dojo, wenn man die Turnhalle mal so hochtrabend bezeichnen will. Und dann eben auch literarisch (ähemmm… ).
Der gute Eric Van Lustbader war einer derjenigen, welcher sich dem Thema widmete. Vor dem Hintergrund der japanischen Geschichte kombinierte er  in den Geschichte um seinen Protagonisten Nicholas Linnear Verschwörung, Intrige, Liebe und Habgier zu Geschichten, die ich förmlich verschlungen habe. Ich glaube, wenn es notwendig gewesen wäre, wäre ich auch mit der Taschenlampe unter die Bettdecke gekrochen, aber aus dem Alter war ich dann doch schon ´raus. Mit anderen Worten, es waren total spannende Geschichten, pageturnig geschrieben und mit viel Details zum Thema alte japanische Kultur und Kampfkunst. Zugegeben, die intellektuelle Dimension kam etwas kurz (sag ich jetzt mal so aus der Erinnerung) – obwohl man natürlich nichts über die japanische Kultur erzählen kann, ohne daß hier auch philosophische Aspekte erwähnt werden. Schaut man sich die Vita des Autoren an, so sieht man, daß er sich auch privat zum Japanischen hingezogen fühlt – unter diesem Aspekt fühlt man sich noch nach Jahrzehnten gleich viel wohler in den Geschichten, liest sie mit ganz ruhigem Gewissen: man hat ja seinerzeit was für die Bildung getan…..
Lustbader war, wie man an den Bildchen sieht, nicht der einzige, der auf dieser Welle schwomm, was für ihn gesagt, gilt cum grano salis auch für Leute wie Olden, Charney, Bailey, Trevanian – Namen, die mir heute so gar nichts mehr sagen, damals fanden sie natürlich alle Eingang in mein Regal und ihren Platz dort haben sie behauptet… eine Erinnerung an g´schamige Zeiten, literaturmäßig, meine ich….
 Ja, der Bushido, der Weg des Kriegers. Drunter ging´s damals nicht. War schon irgendwie was besonderes, wenn so ein Samurai sich vor den Augen seines in die Ferne starrenden Daimyō von den Klippen in den Tod stürzte, nur um ihn darauf aufmerksam zu machen, daß zu Hause das Essen auf dem Tisch steht… ;-). Oder der gute, alte Musashi, der ja mal ganz groß in Mode war. Mit den Esstäbchen flugs die Fliegen im Gleichnamigen fangen und dann auf dem Weg zum Duell in aller Ruhe das Stirnband falten. Aber es steckt teils, ernsthaft betrachtet, schon eine Menge Philosophie in diesen Geschichten, eine Philosophie, die unserer westlichen so fern war – und ist. Bei uns im Westen sind seinerzeit ja sogar Managerseminare im Geiste Musashi ausgerichtet worden, das schmale Bändchen neben dem Wälzer bietet dazu ein Konzentrat. (Ach ja, wer noch mehr verschämte Literatur entdecken sollte auf diesem Bildchen: alles nur Einbildung, in Wahrheit alles hochgeistig! Hinter dem Schutzumschlag muss die Freiheit wohl grenzenlos sein.)
Tja, das war schon Äktschn pur. Fliegende Ninja, die durch Strohhalme atmend am Grunde des See überdauerten, bis ihr Einsatz kam. Sollte man mal probieren, so durch einen Strohhalm atmen. Fühlt sich nicht so sehr nach Ninja an, eher nach Mensch mit akuter Atemnot. Von daher sehr lehrhaft. Überhaupt war Tod, töten und sterben ein Hauptthema der Romane. Aber immer mit Stil. Da gab`s auch schon mal einen Dolch in den eigenen Bauch, um so etwas wie seine Ehre zu retten. Seppuku nannte sich das dann und war dem Fremden völlig unverständlich. Und dem gemeinen Volk, dem, das auch noch arbeitete, wurde schon gerne mal auf´s Haupt gehauen oder auch selbiges gleich ganz ab. Und`s Weibervolk: entweder Engel oder Teufel, Miko halt…mit allen Wassern (ausser Weihwasser) gewaschen, aber am Ende doch immer auf der Verliererstraße…
Hat irgendjemand, der schon lange genug auf diesem Erdenrund weilt, eigentlich den Shogun damals nicht gesehen? Richard Chamberlain alias Anjin-san und Fürst Toranaga mit der kehligen Aussprache? Ach, was zitterte man im Geheimen mit, wenn die mandeläugige Schöne (leider verheiratet) und der langnasige Fremde die Schmetterlinge im Bauch flattern fühlten… na ja, schließlich wurde John Blackthorne dann sozusagen Ehren-Samurai, samurai-iger als die Samurais. War eh klar. Wieso muss ich jetzt an die Dornenvögel denken?
Wirklich viel weiß ich natürlich nicht mehr von diesen Romanen, die ich einmal verschlungen habe. Aber ich schätze mal, das muss ich auch nicht wirklich bedauern, war halt so`ne Periode in meiner geistig-moralischen Entwicklung, durch die ich durch musste. 🙂 Und wenn ich mich in meinem Text so ein wenig lustig gemacht habe, ist das nicht allzu ernst zu nehmen, die japanische Hochkultur ist faszinierend, sie imponiert mir immer noch. Aber sie ist eben auch nur eine Facette des Landes, von den anderen hört man eher weniger und was man hört, ist nicht so glanzvoll….
Links und Anmerkungen:
.. gibt´s heute nicht. Hai-hai.”
Dafür aber nochmals einen Hinweis auf den lesenswerten Blog: http://radiergummi.wordpress.com/

#VerschämteLektüren (17): Eine Spannungsautorin mit Hang zu ulkigen Weihnachtsmännern

Ellen Dunne veröffentlicht zwar spannende Krimis, hat aber neben der düsteren Seite auch sehr viel Humor. Das zeigt ihre verschämte Lektüre.

santa-claus-2918_1920
Bild von PublicDomainPictures auf Pixabay

“Wieder rammten sich Rasierklingen durch seine Trommelfelle. Eine Türklingel, schrill und fordernd. Jemand klopfte mit der Faust. Rüttelte an einer Tür. Rief Tareks Namen – er solle endlich aufmachen!“

Das ist ein Zitat aus dem Schlusskapitel in „Für Immer Mein“ von Ellen Dunne. Es ist ihr zweiter Roman nach „Wie Du Mir“, einem Krimi, der in Nordirland spielt. Man sieht – Ellen macht es spannend. Umso erstaunlicher sind ihre vergnüglichen und jahreszeit-angemessenen #VerschämteLektüren, die uns die Schriftstellerin hier beichtet…

Auf ihrem Blog http://www.ellen-dunne.com/ finden sich auch interessante und amüsante Geschichten über ihre Wahlheimat Irland, Texte und Rezensionen und dieses Selbstportrait:

„Geboren wurde ich 1977 in der Nähe von Salzburg. Mit 12 begann ich auch abseits der Schulbank Notizhefte mit Geschichten zu füllen. Für Irland und seine Geschichte interessiere ich mich seit den frühen 90ern. Seit 1996 arbeite ich in der Werbung als Texterin und Teamleiterin für die klassische und online-Werbebranche.

Seit 2004 lebe ich in Irland, nur 2010/2011 habe ich zwei Jahre Pause eingelegt für Aufenthalte in Berlin und München. Danach bin ich wieder südlich von Dublin gelandet, bin selbstständige Texterin/Kreativ-Übersetzerin – und schreibe Romane über normale Menschen in außergewöhnlichen Situationen. Übrigens noch immer in Notizhefte. Da bin ich ganz 12 geblieben.“

Ein außergewöhnlicher Mensch in einer normalen Situation – das ist jedoch die Ausgangslage zu Ellens #VerschämteLektüren:

Raymond Briggs und sein grantiger Weihnachtsmann

Es gibt zwei Bücher aus meiner Kindheit, die lese ich wie ein Uhrwerk jedes Jahr zu Weihnachten mindestens einmal durch, a) weil sie eigentlich Comics sind und trotz der Vorweihnachtshektik immer drin sind und b) weil ihr Humor so richtig schön britisch und zeitlos ist:

O je, du fröhliche

Im Grunde erinnert mich Raymond Briggs’ Weihnachtsmann an einen älteren, etwas einsamen und brummeligen Herren, der in seiner arbeitsreichsten Nacht mit Wind, Wetter, schmutzigen Kaminen und seiner zunehmenden Abneigung gegen die Kälte kämpft. Nach getaner Arbeit zieht er sich dann zu seiner privaten Feier zurück, nur um von den Verwandten mit gar schröcklichen Socken, Krawatten und ähnlichen Standardgeschenken abgespeist zu werden. Die warmen Illustrationen machen mir jetzt noch ein ganz heimeliges Gefühl.

Was macht der Weihnachtsmann im Juli?

Doch eine besonders liebenswerte Idee ist die des Weihnachtsmannes, der wie wir alle mal Urlaub braucht und sich mit seinem umgebauten Schlitten um die Welt macht. Auf der Suche nach der perfekten Erholung kämpft er mit kulturellen Unterschieden, Reisedurchfall und den Nachteilen seiner internationalen Bekanntheit … Und was soll ich sagen? Die Idee klingt so einfach und ist doch so gut und lustig umgesetzt, ich kichere jetzt noch jedesmal, wenn ich ihn da am Pool liegen sehe und Cocktails schlürfen.

So macht mir Raymond Briggs jede Adventszeit wieder den Weihnachtsmann zu meinem heimlichen Wunschopa und mich zum Kind. Aber wer will schon erwachsen werden, solange es so gute Kinderbücher gibt?

Frohe Weihnachten Euch allen!

Und hier geht es zum Blog von Ellen Dunne:
http://www.ellen-dunne.com/

#VerschämteLektüren (16): Dramen unter Damen mit Lesegelage

Buchkauf mit knallroter Rübe: Sabine erzählt von ihrer ersten verschämten Lektüre und einem literarischen “coming out”.

man-2609375_1920-1024x683
Bild von StockSnap auf Pixabay

Sabine zeigt sich auf ihrem Blog “Binge Reading & More” als wahre Bücherverschlingerin. Die Lesegelage werden von ihr frech, fröhlich, frei, aber eben nicht fromm und brav präsentiert. Amüsierfaktor beim Lesen inklusive. Worauf ich ein wenig neidisch bin: Sie liest amerikanische und englische Literatur nicht nur im Original, sondern schreibt darüber auch in eloquentestem Englisch. Und das, obwohl sie in Bayern lebt – was da die Sprachpolizei der CSU wohl dazu zu sagen hätte?
Mit ihrem Beitrag zu #VerschämteLektüren bringt Sabine nochmals einen weiteren Gesichtspunkt in die ganze Reihe:

“Also, meine gelegentliche heimliche Leidenschaft: Liebesschmonzetten und zwar – Dramen unter Damen. Da ist der Begriff coming-out doppelt treffend. Ist schon eine Weile her, aber schon der Kauf der Lektüre hatte es in sich, das Herumstreichen um die Bücherregale mit den gefährlich interessanten Titeln. Das Schauen, ob die Luft rein ist und dann, wenn keiner guckt: Buch schnappen, halb unter der Jacke versteckt zur Kasse schleppen, abwarten, bis niemand in der Nähe ist und dann zack Patricia Highsmith’ “The Price of Salt /Carol” auf die Theke geschuppst und inständig gehofft, die knallrote Rübe fällt nicht weiter auf, Kommentare und Blicke bleiben weg und die Tür kann im Stechschritt und ohne Hindernisse erreicht werden.
Jaaaa, das nenne ich doch dann mal Lektüre, die die Herzen höher schlagen lässt. “Carol” war dann aber auch einfach wirklich wunderbar. Kein Krimi, wie man es sonst von Frau Highsmith gewohnt ist, sondern eine wunderbare Liebesgeschichte und dann auch noch – ganz unglaublich MIT Happy End!
Ganz und gar nicht selbstverständlich. Üblicherweise und lange Zeit endeten solche Romane damit, dass eine der Damen einen Mann heiratet und die andere daraufhin vom Dach springt oder Schlaftabletten nimmt oder ins Kloster geht. Da war das schon sehr fortschrittlich. Es war auf jeden Fall der Beginn einer gelegentlich heftig brennenden Schmonzetten-Leidenschaft und Frau Highsmith ist Schuld. So schaut`s aus.
Sag ich mir, wenn ich mal wieder auf jeglichen literarischen Vollwert-Gehalt pfeife und auf dem Sofa liegend einem Happy End entgegenfiebere.
Frau Highsmith hat den Roman in den 50ern unter dem Pseudonym Claire Morgan veröffentlicht und erst in den 1990er Jahren ist er unter ihrem Namen erschienen. Mein Carol-Exemplar hab ich natürlich noch immer, es darf jetzt auch ganz munter und offen im Regal herumstehen, aber den verräterischen Schutzumschlag, den hab ich damals gleich vor der Buchhandlung entsorgt.
Verfilmt wird er jetzt gerade, der Roman, mit Cate Blanchett und ich freue mich schon sehr auf den Kinoabend.
Hier noch ein Link zu meiner bislang einzigen Schmonzetten-Rezension auf meinem blog:  Landing – Emma Donoghue.
Also, auf zu Binge Reading & More: http://bingereader.org/

#VerschämteLektüren (15): frau g. und die frühreife Olympia.

Junges Mädchen verliebt sich in alten Mann: Vorhersehbare Story, ein Buch voller Klischees samt Liebe auf dem Altar und dennoch eine gemochte Lektüre.

reverse-painting-on-glass-4173956_1280
Bild von Birgit Böllinger auf Pixabay

Seit Mitte 2013 macht “frau g.” auf ihrem Blog “Lust zu Lesen” riesige Lust zum Lesen. Einige ungewöhnliche Buchtipps habe ich bei ihr schon entdeckt – man stöbere selbst auf dem schönen Blog.
Und wird dabei auch auf dieses freundliche Willkommen von Sonja alias “frau g.” stoßen:

“Lust zu lesen hatte frau g. schon immer. Naja, fast. Auf jeden Fall fing sie bereits vor der Einschulung damit an und hörte nie damit auf. Sie las alles, was ihr zwischen die Finger und vor allem vor die Augen kam. Mit der Zeit entwickelte sie dann aber doch gewisse Vorlieben, was ihre Leseauswahl betraf. Heute liest sie am liebsten Zeitgenössisches, ist aber Anderem auch aufgeschlossen – wenn es denn gut geschrieben ist.”

Manchmal darf es aber auch etwas verschämter sein, wie sie uns verrät:

“Als ich das erste Mal bei „Sätze und Schätze“ über die Aktion der verschämten Lektüre las, fiel mir sofort „Olympia“ von Anita Shreve ein. Obwohl ich den Roman bereits vor dreizehn Jahren gelesen habe, ist mir seine Geschichte immer noch präsent und scheint für mich offensichtlich die Vorgaben dieser Reihe „…oder aber um Bücher, die ihr persönlich eigentlich schlecht findet, aber trotzdem gerne gelesen habt“ optimal zu erfüllen.

Der Roman spielt im Jahre 1899. Olympia, sechzehnjährige Tochter aus gutem Haus, natürlich wunderschön und ungewöhnlich intelligent, verliebt sich in einen Freund ihres Vaters. Er, John Haskell, ist von Beruf Arzt, sozial sehr engagiert, verheiratet und selbst Vater dreier Kinder. Dass die ganze Geschichte sich natürlich zum Desaster für alle Beteiligten entwickelt, dürfte klar sein.

Und trotzdem hat mich die Geschichte mitgerissen, und ja, verschämt gebe ich es zu: ich verliebte mich ein bisschen mit in diesen charismatischen, verantwortungsvollen Arzt; fühlte und litt mit Olympia in ihrer dramatisch verzweifelten Situation. Ohnmächtig musste ich mit ansehen, wie die beiden verraten wurden, natürlich auf perfideste Art und Weise: beobachtet durch ein Fernrohr, als sie sich während eines Familienfestes heimlich auf einem Altar liebten (geht’s vielleicht noch ein bisschen dicker?). Dies konnte selbstredend nicht folgenlos bleiben, und so nahm das Drama weiter seinen Lauf…

Natürlich muss man sich dafür nicht wirklich schämen – für mich ist es aber deshalb zum Thema passend, weil dieses Buch alle, aber wirklich alle Ansprüche erfüllt, die ich an einem Buch eigentlich überhaupt gar nicht mag: es spielt mit Klischees, die Story ist vorhersehbar und am Ende gibt es zu allem Überfluss auch noch ein Happy-End. Zumindest fast.”

Auf diesem Blog begrüßt “frau g.” ihre Besucherinnen und Besucher: http://lustzulesen.de/

Bild zum Download: Hinterglasbild

#VerschämteLektüren (14): Nebelschwaden wabern über dem grauen Sofa

Artus, Merlin, Morgaine: Sie allen haben ihren Auftritt in diesen verschämten Lektüren, ein Beispiel aus dem beliebten Genre “Historien-Saga”.

castle-1736692_1920-1024x684
Bild von Madelaine Caudron auf Pixabay

Claudia ist eine passionierte Leserin – davon spricht ihr Blog “DASGRAUESOFA” Bände. Bei der Auswahl zeitgenössischer Literatur verlasse ich mich gerne auf die Tipps, die sie zu bieten hat: Ihr Urteil hat Hand und Fuss, sie zeigt Stärken und Schwächen von Büchern auf, die ich nachvollziehen kann, selbst wenn ich das Buch “anders” lese. Kurzum: Eine Leserin mit Sinn und Verstand. UMSO ERSCHÜTTERNDER ist es zu erfahren, dass einst über dem grauen Sofa fantastische Nebelschwaden aufzogen…:

“Ich muss gestehen: Ich habe sie auch alle gelesen, die verschämten Lektüren, die hier schon vorgestellt worden sind – ich bin in mindestens 11 Bänden Angélique durch Frankreich, über das Mittelmeer in den Orient und später bis nach Kanada gefolgt  (und wie langweilig war danach der Geschichtsunterricht), habe in den Südstaaten-Romanen von Gwen Bristow in gleich drei Bänden eine Plantagenbesitzerfamilie und ihre unglaublichen Schicksale über die Jahrhunderte verfolgt, und natürlich in Margret Mitchells „Vom Winde verweht“ mit Scarlett O´Hara geliebt, gelitten und gekämpft.

Als ich unlängst bei den #VerschämteLektüren den Beitrag zum Märchenprinzen und andere Verweise auf „feministische“ Literatur las und ich überlegte, warum der Titel so ganz und gar an mir vorbeigegangen ist, da fielen mir doch weitere verschämte Lektüren ein, die ich möglicherweise zu der Zeit gelesen habe: nämlich die Fantasy- Werke von Marion Zimmer Bradley!

„Die Nebel von Avalon“ gehören natürlich dazu – und siehe da: ich kann mich an nichts mehr erinnern, mit Ach und Krach fällt mir noch Tintagel ein, die Burg in Cornwall, aber wahrscheinlich auch nur, weil meine Freundin im Sommer da gewesen ist, und die Nebel über dem See, die mit dem Boot und viel (esoterischem) Glück durchpaddelt werden müssen, um von dem christlichen Kloster nach Avalon zu kommen. Und Artus und der Merlin fallen mir natürlich ein und Morgaine, die Fee. Das war es aber auch schon.

Und dann gibt es noch die Darkover-Saga der Autorin. Auf einem fernen Planet, der von einer roten Sonne beschienen und deshalb ein recht unfreundliches Klima hat, ist ein Raumschiff der Erde gestrandet, die Überlebenden bauen eine neue mittelalterlich-agrarische Kultur auf, mit adeligen Herrschaftsfamilien und vor allem ganz viel telepathischen Kräften. Mehr ist mir davon auch nicht in Erinnerung, obwohl ich einige Bände damals sehr gerne gelesen.  Selbst beim Recherchieren und Nachlesen des ein oder anderen Titels, der mir dann doch bekannt vorkommt („Gildenhaus Thendara“ zum Beispiel) , kommt nichts an Erinnerung an die Handlung zurück. Es muss wohl doch eine ganz nachhaltig beeindruckende Lektüre gewesen sein (hihihi)!

Dafür ist aber das Nachlesen der Autorinnenbiografie bei Wikipedia sehr erhellend. Von der Groschenheftschreiberei über religiös-esoterische Weltbilder bis zu Missbrauchsvorwürfen  hat die Autorin wohl ein sehr spannendes Leben geführt…

Was wir so alles gelesen haben. Und dass doch noch etwas Vernünftiges aus uns geworden ist! Da werde ich wohl nicht mehr mit dem Wimpern zucken, wenn mir mal wieder jemand etwas über Panem-Bände, Vampir-Romane oder sonstige merkwürdigen Lektüren etwas erzählt.

Konsequenterweise hat dann auch keines der Bücher in meinem Regal bis heute überlebt, ich bin da sehr rigoros mit dem Ausmisten und Verschenken. Die verschämteste Lektüre, die ich gefunden habe, sind fünf Bände Donna Leon.

Und hier geht es zu einem Sitz- und Leseplatz auf dem grauen Sofa: http://dasgrauesofa.wordpress.com/