
Pssst!
Joachim Ringelnatz in der kongenialen Interpretation von Nora Gomringer.
Ein feines Fundstück bei Facebook: Lyrik von Maike Bellmann.
AM ENDE: ARGUMENTE
Weil es so ist,
Sagst du,
Wenn nichts mehr so ist.
Reine Ansichtssache,
Sagst du,
Und siehst mich nicht an.
Alles eine Frage der Perspektive,
Sagst du,
Als ob wir eine hätten.
Maike Bellmann
Schon oft genug war ich nah daran, den einen oder anderen Social Media-Kanal, mit dem der Blog verlinkt ist, zu kappen. Zu viel Informationsüberreizung, zu viel Desinformation und in diesen Zeiten auch viel zu viel üble Postings, die an der Menschheit zweifeln lassen.
Und dann, mitten in dieser Flut, finden sich doch die kleinen Perlen, bei denen sich das Herausfischen lohnt. So folge ich schon einige Zeit der Lyrikerin Maike Bellmann, deren Gedichte mich immer wieder zum Innehalten, zum Nachdenken und zum Schmunzeln bringen auf Facebook. Schon länger spricht sie davon, einen Blog zu eröffnen – ich hoffe sehr darauf, das Medium wäre mir lieber. Und so kommen derzeit leider nur ihre F****book-Freunde in den Genuss des Mitlesens.
An den obigen Zeilen blieb ich gestern lange hängen: Das Gedicht finde ich hervorragend, es sprang mich förmlich an – kein Wunder, mag ich doch auch die Arbeiten von Erich Fried sehr in ihrer nur scheinbaren Schlichtheit und fast schon nüchternen Ausdrucksweise. Und dennoch: Dieses Spiel mit Wörtern und Sprache, die Kunst, die richtigen Fragen zu stellen – das ist frappant, fein gesponnene Zurückhaltung.
Ich ziehe meinen Hut vor Maikes Gedichten. Und ein großes Danke schön an Maike, dass ich dies hier veröffentlichen durfte!
Wer mehr davon lesen will, kann dieses derzeit hier tun: Maike Bellmann.
Und wer wie ich darauf hofft, dass sie künftig auch auf einem Blog veröffentlicht, der soll dies doch bitte in den Kommentaren kundtun.
Bild zum Download: Glockenstrang
Bertolt Brecht schrieb die “Vergnügungen” 1954 für seine letzte Geliebte, die Schauspielerin Käthe Reichel. Eine Kalligraphie von Petra Schneider-Lammer.
Seit einiger Zeit stehen die Brechtschen Vergnügungen (hier ein Link mit zahlreichen weiteren Links zu Text und Interpretationen) auf meinem Schreibtisch. Eines der schönsten, tollsten, besten und hilfreichsten Geschenke der vergangenen Jahre, wunderbar umgesetzt von einer begabten Freundin. Morgens, wenn ich die Arbeit beginne, fällt mein Blick auf diese Kalligraphie. Und erinnert mich jeden Morgen daran, dass es wenig mehr braucht außer wacher Sinne (was morgens für mich noch schwer ist), um Vergnügungen zu empfinden. Dass die einfachen Vergnügungen die besten sind. Brecht war etwa 56 Jahre alt, als er dieses Gedicht schrieb, fast schon am Ende seines Lebens. Ein wenig jünger bin ich noch, nicht viel. Und trotzdem treibt mich immer wieder eine klammheimliche Vergnügungssucht um. Das sind die Tage, an denen ich die Dinge übersehe, die gut sind. Mäkelig bin. Wenn ich meine, es fehle etwas in meinem Leben. Dann tut es gut, dieses Bild morgens und abends zu lesen.
Würde ich meine Vergnügungsliste aufstellen, sie wäre der Brechtschen nicht so unähnlich. Die Zeitung bräuchte ich nicht, diese Kalligraphie aber schon. Sie bereitet mir jeden Tag eine große Vergnügung.
Und welches Dichter-Zitat begleitet Euch am Schreibtisch, am Arbeitsplatz, in der Wohnung, durch die Tage?