Das Stuttgarter Ballett, höchste Kunst und Leichtigkeit auf der Bühne, anstrengender Alltag im Ballettsaal. Über 40 Jahre begleitete George Bailey als Pianist und Korrepetitor das Training, die Proben der Tänzerinnen und Tänzer. Mit seinem Spiel rettete er sie durch lange, harte Tage. Mit Herz und Hingabe schuf er eine einzigartige Atmosphäre, statt Klassik spielte er lieber Jazz. 1972 hatte ihn der legendäre John Cranko in seine Kompanie geholt, Bailey wurde zu ihrem Liebling, weltbekannte Choreografen wie John Neumeier und Maurice Béjart wollten nur mit ihm als Pianisten arbeiten. Aber dabei blieb es nicht: Seine Ausstrahlung und sein schauspielerisches Talent brachten sie dazu, ihm eigene Rollen zu schaffen: Cranko im Schwanensee, Haydée in Giselle, Neumaier in Die Kameliendame. Das Publikum jubelte.

1944 wurde George Bailey in eine Musikerfamilie in Denver geboren. Sein Großvater war Violinist, Komponist und Arrangeur, und der erste afroamerikanische Musiker in Denver mit einem eigenen Orchester. Sein Haus war Treffpunkt für berühmte Jazzmusiker wie Duke Ellington, Count Basie, Eubie Blake und William Christopher Handy. Seinen Traum, klassische Geige in einem Sinfonieorchester zu spielen, konnte Baileys Großvater bis zu seinem Tod aber nicht verwirklichen. George Bailey sagt: „Seine Karriere hätte anders verlaufen können, wenn er kein Farbiger gewesen wäre.“
Das Credo seiner Großeltern und Eltern war: Bildung und Disziplin können einen gesellschaftlichen Aufstieg und – damit verbunden – ein besseres Leben ermöglichen. Deshalb sollten George Bailey und sein Bruder den höchsten Bildungsabschluss erreichen. „Wir haben immer gewusst, wegen unserer Hautfarbe können wir es uns nicht leisten, mittelmäßig zu sein. Wir müssen besser sein als die Weißen, um die gleichen Chancen zu haben“, sagt George Bailey. Und doch hat er nie vergessen, was seine Mutter zu ihm sagte, als er noch ein Junge war: „George, es wird kein Tag vergehen, an dem du nicht an deine Hautfarbe erinnert wirst.“
Von ihr, einer studierten Pianistin, erhielt George Bailey Klavierunterricht, bevor er an der University of Denver Kunst und Musik studierte. Nur knapp entging er dem Vietnamkrieg und kam zum Militärdienst nach Heidelberg. Auf der Party eines Stuttgarter Zahnarztes lernte Cranko ihn kennen. Und eben von all dem, was sein Ballett- und Privatleben im Folgenden im Innersten zusammenhielt, erzählt Bailey selbst und erzählen prominente Weggefährtinnen und Weggefährten wie Marcia Haydée, Birgit Keil, Georgette Tsinguirides, Reid Anderson, Jean Christophe Blavier, Tamas Detrich und Mark McClain sehr offen in diesem Buch. Und sie geben unbekannte Einblicke in den Probenalltag und hinter die Kulissen des Stuttgarter Balletts.
Zur Autorin:
Susanne Wiedmann, 1970 in Tübingen geboren, studierte Kunstgeschichte und Romanistik, arbeitete als Kulturjournalistin für den Südwestrundfunk, seit 2005 Redakteurin des Schwäbischen Tagblatts in Tübingen, schreibt Porträts und Reportagen. 2019 wurde sie von der Akademie der Bayerischen Presse mit dem zweiten Preis in der Kategorie Reportage ausgezeichnet. Bei Klöpfer & Meyer erschien 2015 ihr erfolgreiches Buch »Georgette Tsinguirides. Ein Leben für John Cranko und das Stuttgarter Ballett.«
Informationen zum Buch:
Susanne Wiedmann
Cranko, Haydée – und ich, George Bailey
Alfred Kröner Verlag Stuttgart, 22.11.2021
Biografie, 250 Seiten, Halbleinen mit Lesebändchen und Abbildungen, € (D) 22,–
ISBN: 978 3 520 75801 9
Stimmen zum Buch:
“Nicht nur Ballett: Die Biografie des Pianisten George Bailey ist lesenswert, weil sie auch von Rassismus, Homophobie und den Anfängen des Swing erzählt.” – Andrea Kachelrieß, Stuttgarter Zeitung
“Das Leben des Optimisten aus Überzeugung bietet viel Stoff, überwiegend Schönes, aber auch ernste Themen wie Rassismus und Homophobie gehören dazu.” – Uwe Bogen, Stuttgarter Zeitung
“Ein lebensbejahendes Buch voller Sonne und Herzenswärme – das liebenswerte Lebensportrait einer wunderbaren Künstlerpersönlichkeit und eines außergewöhnlichen Menschen. So hat man am Ende der Lektüre Sonne im Herzen – auch wenn es draußen grau und verregnet ist – und das Gefühl, einen besonderen Menschen kennengelernt zu haben.” – Barbara Pfeiffer bei kulturbowle
“Susanne Wiedmann hat ein Händchen für einfühlsames, immer wieder den Menschen in den Mittelpunkt rückendes Hinterfragen.” – Wilhelm Triebold, Südwest Presse
“Das Buch ist für alle Freunde und Freundinnen des Balletts – insbesondere des Stuttgarter Balletts – ein schönes und lesenswertes Zeitdokument, und es macht deutlich, worin die Ursachen für das Stuttgarter Ballettwunder liegen.” – Walter H. Krämer, Faust-Kultur
Ein Portrait im SWR 2 über den Mann am Klavier.
“Dass es mit diesem lebensfrohen Künstler (…) eine Persönlichkeit und Theaterkarriere zu entdecken gilt, beweist die lesenswerte Biografie von Susanne Wiedmann.” – Helmut Krebs für die Buchprofile 2/2022
Ein Beitrag im Rahmen meiner Pressearbeit für den Kröner Verlag.