Der Strom trug das ins Wasser gestreute Laub der Bäume fort. – Ich dachte an alte Leute, Die auswandern ohne ein Klagewort
Die Blätter treiben und trudeln, Gewendet von Winden und Strudeln Gezügig, und sinken dann still. – –
Wie jeder, der Großes erlebte, Als er an Größerem bebte, Schließlich tief ausruhen will.
Joachim Ringelnatz (1883 – 1934), aus: “103 Gedichte”, 1933.
Als sein Gedichtband erschien, hatte Ringelnatz nur noch ein Jahr zu leben. Vielleicht ein Glück, dass er zwar jung, aber in seinem eigenen Bett sterben konnte: Denn die Nationalsozialisten hatten ihm da bereits Auftrittsverbot erteilt, seine Bücher wurden beschlagnahmt und verbrannt. Wer weiß, was mit ihm geschehen wäre. Eine Ahnung davon, ein Abschiednehmen auf die eine oder andere Weise, eine leise Melancholie durchweht diese späten Zeilen eines Dichterlebens.
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2 Gedanken zu „Joachim Ringelnatz – Herbst im Fluß“
Was für ein Herbstgedicht. Berührend hier von Dir aktualisiert.
Was für ein Herbstgedicht. Berührend hier von Dir aktualisiert.
Danke Dir! Ja, der Herr Ringelnatz überwältigt mich immer wieder.