Franz Grillparzer – Will meine Zeit mich bestreiten

Franz Grillparzer (1791 -1872) schrieb dies 1860 in das Stammbuch der Gräfin von Enzenberg. Altersweisheit eines Mannes, der viele andere kommen und gehen sah.

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Bild von Birgit Böllinger auf Pixabay

Will meine Zeit mich bestreiten,
Ich lass es ruhig geschehn;
Ich komme aus anderen Zeiten
Und hoffe in andre zu gehn.

Franz Grillparzer (1791-1872).

Autor: Birgit Böllinger

Büro für Text&Literatur: Pressearbeit für Verlage, Autorinnen und Autoren, Literatureinrichtungen

9 Gedanken zu „Franz Grillparzer – Will meine Zeit mich bestreiten“

  1. Grillparzer bin ich über sein Werk „Der arme Spielmann.“ begegnet und war begeistert. Das habe ich laut ausgesprochen und schon bekam ich als Herausforderung Grillparzers Werke in 5 Bänden von einem Freund geschenkt. Damit ich mich mal ordentlich einlesen kann. ,-)
    Da ich lange Zeit in einer Nebenstraße einer seiner Straße gewohnt habe und zum Glück, wenn auch mit etwas Mühe, die altdeutsche Schrift noch lesen kann, habe ich das dann auch in Angriff genommen. Zumindest in großen Teilen. 🙂

    Hier findet sich zum Beispiel dies, wie ich finde, schöne Stückchen wieder. Welches sich auch in unserer Zeit wohl gerne mal wieder Gehör verschaffen würde.

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    Tadeln ist leicht, wie ihr wohl wißt,
    Und höchst bequemlich!
    Doch eins gibt’s, was noch leichter ist:
    Nachbeten nämlich.

    Franz Grillparzer (1849)

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    Euch einen schönen Tag
    San

    1. Das finde ich schön, liebe San, dass Du ein Grillparzer-Fan bist – eigentlich ist er ja wohl einer der vergessenen, so oft stolpert man nicht über seinen Namen. Und den Vierzeiler finde ich klasse, der passt doch auch gut in unsere Zeit und zu der Tadel-Mentalität, die um sich greift! Herzliche Grüße, Birgit

  2. Wieviele Zeilen und Geschichten um die Zeit, die es „eigentlich“ gar nicht gibt, was ich kaum denken kann …
    ein neues Lieblingsmusikstück heißt: time is the enemy …

    herzlich grüße ich dich
    Ulli

    1. Hallo Ulli,
      der Grillparzer lag mir heute morgen auf der Seele, weil ich mir gestern beim Lesen meines Readers dachte, für bestimmte Entwicklungen auch in der Bloggersphäre bin ich nicht der Mensch in der richtigen Zeit. Ich wollte, als gestern eine Art Erregungswelle durch verschiedene Blogs ging, nicht direkt dazu kommentieren. Meine Haltung dazu ist eine andere: Wenn zwei sich streiten, ist das erst einmal deren private Sache. Was da genau geschehen ist, entzieht sich meiner Kenntnis – und daher steht es mir auch nicht an, irgendein Urteil zu „fällen“. Aber was mir mißfiel, war dann doch, dass da eine Art „Verursacher“ öffentlich an einen Internetpranger gestellt wurde – Urteile gefällt wurden in einer Sache, die offenbar zwei Menschen unter sich hätten ausmachen sollen.
      Wenn das Private so öffentlich wird – dann ist das nicht meine Zeit. Und ich möchte mir auch nicht meine tatsächliche Zeit damit stehlen, dass ich das im Reader habe und damit dann doch zumindest mal überfliege. Vielleicht ist es so verständlich, dass ich da jetzt einigen „entfolgt“ bin – es ist einfach nicht meine Art des Zeitvertreibs. Viele Grüße, Birgit

      1. Liebe Birgit, ja, das verstehe ich gut … es ist eine schmale Grenze zwischen Solidarität und an den Pranger stellen. Mich hat da gestern auch noch so einiges umgetrieben! Bin auch noch nicht fertig mit der Denkerei. Und du hast Recht, dass es gut wäre würde sich die Zwei miteinander austauschen-
        Und ja … dazu kommt so vieles was nicht meine Zeit und nicht mein Zeitvertreib ist in dieser Welt … ob das immer und zu jeder Zeit so ist. Grillparzer lässt es erahnen.
        Ich wünsche dir ein regenfreies Wochenende und grüße dich herzlich
        Ulli

      2. Solidarität kann man auch anders zeigen – deswegen muss nicht öffentlich Häme ausgeschüttet werden. Tut mir leid: Aber einige der Kommentare waren derart. Dem kann ich nicht folgen. Dieses öffentliche „Aburteilen“ ist meine Sache nicht. Und ich möchte dazu auch nichts mehr hinzufügen.

  3. liebe birgit, hab dieses osterwochenende fast so etwas wie ein neujahrsgefühl, als fände ein über-eine-schwelle-gehen statt, als markierte dieses heurige osterwochenende den übertritt von einem (zeit)raum in einen anderen. sonderbar: so habe ich ostern noch nie erlebt, aber vielleicht ist das eine der tieferen ebenen … und der von dir oben zitierte grillparzer-vers, der passt mir in den zusammenhang so gut, denn er spricht in gewissem sinne ja vom wandeln in den (oder in die) ganz großen, über-menschlichen räumen, die man, so denk ich, „hier unten“ nicht jederzeit wahrnimmt, obwohl man anteil dran hat.
    wie auch immer: gute, gute tage dir und einen hellen pegagruß!

    1. Liebe Pega,
      ich habe Ostern zwar in wahrscheinlich anderer Hinsicht wie einen Neuanfang heuer erlebt … und seltsamerweise, obwohl mir diese kirchlichen Rituale nicht so nahe sind, auch so ein „Übergangsgefühl“ gehabt. Daher war es eher instinktiv, dass ich diesen Grillparzer wieder aus dem Archiv holte. Und es freut mich, dass er bei Dir eine bestimmte Saite zum klingen brachte …
      Ich hoffe, Deine Tage waren ebenfalls hell und heiter und schicke winterliche Grüße von hier nach dort!
      Birgit

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