11 Bücher, die frau gelesen haben sollte, bevor …

In einer Liste der Welt-Redaktion von „11 Büchern, die du bis zu deinem 30sten lesen solltest“ ist KEINES einer weiblichen Autorin. Da muss ich dagegenhalten.

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Bild von Birgit Böllinger auf Pixabay

Die Online-Kultur-Redaktion der Welt liebt derzeit offenbar Bücherlisten. Solche nach dem Motto „25 Bücher, die Sie gelesen ….blablabla“. Und das alles in einem locker-seichtem Unterhaltungston. Meist überfliege ich diese Art von Artikeln, doch einer der letzten dieser Art stieß in den sozialen Netzwerken auf viel Protest. Zurecht. Denn unter den „11 Büchern, die du bis zu deinem 30sten lesen solltest“ ist KEINES von einer weiblichen Autorin. Und das im Jahre 2016 – dass Frauen auch im Literaturbetrieb immer noch strukturell bedingte Benachteiligung erfahren, das ist hinlänglich bekannt. Aber man möchte doch meinen, dass es für die unter 30jährigen heute eine genügend große Auswahl an prägenden AUTORINNEN gibt? Und seit der „Zeit-Bibliothek der 100 besten Bücher“ (eine Frau auf der Liste) und dem männerlastigen Kanon Reich-Ranickis sind nun wirklich ein paar Jährchen vergangen …

Ich habe überlegt, welche 11 Bücher von Frauen ich gelesen habe, bevor ich 30 wurde (also vor 20 Jahren), die mich geprägt, beeinflusst, begeistert haben. Mir sind auf Anhieb zwei Dutzend und mehr eingefallen.

Aber ich beschränke mich mal auf die nachfolgenden elf Freundinnen – und stelle die Frage, welche Bücher von Schriftstellerinnen für euch bedeutend sind, in den Raum.

Virginia Woolf, Mrs. Dalloway, 1925: Zu sehen, wie im Laufe eines Tages die Fassade bröckelt, eine Frau sich und ihr Leben in Frage stellt, wie Verletzungen zu Tage treten – unter dem Eindruck dieses Romans überlegte ich mir kurz den Schwenk zu einem Psychologiestudium.

Anna Seghers, Das siebte Kreuz, 1942: Für mich eines der eindrücklichsten Bücher über Widerstand, Freiheitswillen vs. Diktatur. Und von Anna Seghers bin ich seither einfach nur beeindruckt.

Ilse Aichinger, Die größere Hoffnung, 1948: Wer sich selbst ein Visum gibt, wird frei. Einer der Schlüsselsätze, die hängengeblieben sind, auch drei Jahrzehnte später noch. Ein Buch, mit dessen spröder Sprache ich gerungen habe, das mir aber genau deswegen immer in Erinnerung bleibt.

Doris Lessing, Das goldene Notizbuch, 1962: Ganz zurecht eine „Bibel“ der Frauenliteratur – Doris Lessing beschreibt in diesem Roman ein Kernthema, den Versuch, Unabhängigkeit und den Wunsch nach Intimität zusammenzubringen. Da finden sich eigene Lebensthemen wieder.

Simone de Beauvoir, Memoiren einer Tochter aus gutem Hause, 1968: Das war mein erstes Buch, das ich von de Beauvoir las (und danach holte ich mir alle weiteren), 15 Jahre war ich alt und saß fortan auf gepackten Koffern.

Toni Morrison, Sehr blaue Augen, 1979: Toni Morrison – eine von 14 Frauen, die bislang den Nobelpreis für Literatur erhalten haben …Ihr Romandebüt: So zornig, so wütend, so packend – auch eine Anklage gegen die Welt der Männer, insbesondere der weißen Männer. Schärfte meinen Blick für gewisse Strukturen.

Ingeborg Bachmann, Malina, 1980: Ihr einziger Roman endet mit dem Satz: „Es war Mord“. Ein weibliches Ich verschwindet. Eigentlich ein trauriges Buch – die Frau erliegt  der Utopie der Liebe. Faszinierende Sprache, aber so traurig wollte ich nicht werden.

Monika Maron, Flugasche, 1981: Der stark autobiographische Roman erzählt vom Mut einer Frau, die als Journalistin bei der Recherche über Umweltverschmutzung in Bitterfeld von der Partei unter Druck gesetzt wird. Ich las das mit großer Hochachtung, wollte mir ein Stückchen Mut abschneiden.

Christa Wolf, Kassandra, 1983: Die Seherin, die sich langsam freimacht von falschen Bindungen, die immer unbeirrbarer und aufrechter wird, auch wenn der Preis der Tod ist. Eines dieser starken Bücher, die zu Lebensbüchern, zu einer Art ethischen Richtschnur wurden.

Marguerite Duras, Der Liebhaber, 1984: Dieses Buch zu lesen war in meinem Abitur-Jahrgang ein „Muss“. Exotik, Erotik. Erst ein späteres Wiederlesen, auch unter dem Eindruck der Lektüre von „Der Schmerz“, eröffnete mir einen anderen Blick auf die Autorin. Der Preis der Selbstbestimmung wird mit persönlichem Leid bezahlt.

Giaconda Belli, Bewohnte Frau, 1988: „Die Fackel ist entzündet“ – dieser Roman über Widerstand, Liebe und die Emanzipation einer Frau führte bei mir zu einigen Semestern Studium der lateinamerikanischen Literatur und zu einer anhaltenden Begeisterung für die Lyrik der Nicaraguanerin.

Und wer waren die Schriftstellerinnen, die euer Leseleben prägten?

Autor: Birgit Böllinger

Büro für Text&Literatur: Pressearbeit für Verlage, Autorinnen und Autoren, Literatureinrichtungen

71 Gedanken zu „11 Bücher, die frau gelesen haben sollte, bevor …“

  1. Sehr schöne Idee. Habe ich auch neulich irgendwo gelesen, dass auf den Literaturblogs immer noch wenige Frauen besprochen werden. Ich bin ja eher der Lyrikabteilung behaftet und habe daher Frauen wie Sylvia Plath, Wisława Szymborska und Forugh Farrochsad ins Herz geschlossen. Außerdem aber vor allem Carson McCullers und Harper Lee.

    1. Das mit den Literaturblogs vermag ich gar nicht so zu beurteilen – ich habe den Eindruck, dass es recht ausgeglichen ist. Dass es dann eher anfängt, unausgeglichen zu werden, wenn es um Listen oder auch Preise geht. Aber ich kann mich auch täuschen – schließlich ist meine eigene Lektüreliste ebenfalls eindeutig „Männer“-lastig …
      Bei den Lyrikerinnen fallen mir tatsächlich dagegen oft spontan erst die Frauen ein – Rose Ausländer, Hilde Domin, Mascha Kalèko, usw. – wobei auch hier: Ich habe überwiegend Gedichte von Männern auf dem Blog (wobei das auch mit der Gemeinfreiheit zusammenhängt und der Tatsache, dass viele der Frauen, die veröffentlicht wurden und mir gefallen, tatsächlich jüngeren Alters sind).

      1. Ich weiß leider nicht mehr, wo ich es gelesen hatte. Vielleicht täusche ich mich auch, aber vorstellen könnte ich es mir. Ich glaube, wir lassen uns aber auch oft von unserem eigenen Gefühl täuschen. Ich dachte auch, ach! Lyrikerinnen kenne ich doch so viel. Und es ist wahr: in unserem Regal stehen eine ganze Menge, aber wenn man genau zählt, sind es trotzdem mehr Männer. Es ist erstaunlich! Bei den Romanen und anderen Büchern noch mehr, das ist wahr. Um so schöner, dass auch mal ganz explizit ein Augenmerk darauf gerichtet wird.

  2. Ich finde, genau diese Welt-Liste zeigt zwei Dinge auf (neben der Männerlastigkeit, die überall zurecht massiv kritisiert wurde): Erstens ist es eine absolute Beliebigkeit – wer maßt sich hier an über eine ansonsten völlig beliebige Angabe („bis 30 Jahre“) überhaupt zu urteilen? Eine solche Autorität konnte sich höchstens MRR noch anmaßen – und heute sind es Buzzfeed und Konsorten, die damit Geld verdienen wollen. Und das ist der zweite Punkt: Es ist Wasserstand auf dem Weg zu einer unglaublichen Boulevardisierung und Trivialisierung einstmal bedenkenswerter Kulturgüter. Man kann nicht alles in Listen packen und nach letztlich beliebiger Priorität sortieren – tut man es doch, kommt so etwas dabei heraus. Zum Ausdruck kommt dabei auch eine Einstellung zu Büchern als Konsumgut. Voltaire soll mal gesagt haben: „Buchhändler glauben Verstand zu haben, weil sie den anderer Leute in ihren Büchern verkaufen.“ Mir kommt es so vor, als wollte man sich da im Springerverlag mit Federn schmücken, die letztlich noch zu groß für den eigenen Horizont gewesen sind.

    1. Ich weiß nicht einmal, ob diese Listen so gelesen und wahrgenommen werden – von Leuten, die sich ernsthaft mit Literatur auseinandersetzen, sicher nicht. Und andere? Geht aufgrund einer solchen Liste jemand los und kauft sich ein entsprechendes Buch? Ich glaube ja, diese Artikel sind einfach Pausenfüller, die verpuffen ohne große Wirkung – und insofern sind sie mir auch herzlich egal. Wenn allerdings der Boulevard auch noch dermaßen ausgrenzt und sich anmaßt, Imperative zu streuen – dann werde ich muckig.

      1. Diese Imperative sind nicht neu, sie sind schon immer Bestandteil der Buchkritik gewesen. Dass es heutzutage zu einem Aufschrei kommt, wenn auf einer Liste empfehlenswerter Bücher keine oder nur sehr wenige weibliche Autorinnen genannt werden, ist immerhin ein Fortschritt. Kanonisierung ist allerdings ein höchst langwieriger (um nicht zu sagen: schleichender) Prozess, dem das „demokratische“ Medium Internet nicht unbedingt auf die Sprünge hilft. Vielmehr erschwert es der Literaturwissenschaft eine Beschreibung des Prozesses überhaupt vorzunehmen, die über eine rein quantitative Methode hinausgeht (wenn hier im Blog meistenteils männliche Lyriker zu Wort kommen aus Gründen der Gemeinfreiheit, so hätte dies zum Beispiel ebenfalls Einfluss auf zukünftige Kanonisierungsprozesse). Am ehesten begreift sich so etwas wohl in der digitalen Literatur (Netzliteratur, Literatur im Netz) und den Versuchen, diese in Archiven zu sammeln. Nur, was genannt wird, was häufig genannt wird, von unterschiedlichen Quellen, was sich einer Archivierung nicht widersetzt, das bleibt bestehen.
        Die Listen der Boulevard-Presse sind insofern gefährlich, weil am Ende nämlich nicht die Kontroverse übrig bleibt, sondern die Liste. Ich habe auch nicht mehr den ganzen Kommentarstrang bis zum Ende gelesen und werde ihn wohl auch nicht bis zu seinem Ende verfolgen, die Liste aber steht für sich – und ganz oben.

    2. „Es ist Wasserstand auf dem Weg zu einer unglaublichen Boulevardisierung und Trivialisierung einstmal bedenkenswerter Kulturgüter.“ Solche Ansichten sind der Grund, warum so viele Menschen sich gar nicht erst an Literatur herantrauen. Literatur sollte keineswegs nur der bildungsbürgerlichen Elite vorbehalten sein. Daher ist jede Beschäftigung damit, sei es bei Buzzfeed oder sonst irgendwo, als positiv anzusehen. Alles andere ist Vermessenheit.

      1. Ja, wenn man es sich leicht machen will, kann man es so sehen. Umso wichtiger, dass auch diese Medien darauf verweisen, dass es eine Welt außerhalb der ihren gibt.

      2. Sie weisen nicht auf eine Welt außerhalb ihres eigenen Bezugssystems hin, sondern vereinahmen alle Dinge in ihr trivialisierendes und simplifizierendes System, das die Wirklichkeit als etwas darstellt, das leicht konsumierbar, quantifizierbar, käuflich ist oder sein soll. Und um sonst scheint es dabei nicht zu gehen: Leichtes Konsumieren ohne Gefahr zu laufen, an die Grenzen dieses Denkens anzuecken. Und dazu eignen sich natürlich auch Bücher, als etwas, das man möglichst leicht konsumieren können soll. Damit bringt man sie aber um das, was sie irgendwann einmal ausgemacht haben.

      3. Ist es nicht wiederum simplifizierend, den Medien das einfach pauschal zu unterstellen? Von leichter Kost ist in dem Artikel hier jedenfalls nicht die Rede, auch wenn ein paar Gifs zur optischen Auflockerung des Textes verwendet werden. Ich bin kein Fan der „Welt“ und finde den Kanon hier auch etwas wilkürlich zusammengestellt. Aber dass man Literataur am liebsten im Elfenbeinturm sehen will, kann ich nicht nachvollziehen.

  3. Hallo liebe Birgit,
    Ja, Frauen schreiben einfach Klasse.😊
    Deine Liste ähnelt sehr meiner eigenen, „Sehr blaue Augen“ habe ich geliebt, – Belli, Bachmann,Seghers, Lessing, alle mit leidenschaftlichem Herzen gelesen.☺
    Atwood, “ Der Report der Magd“, Anne Thyler und Benoite Groult „Salz auf unserer Haut“, kommen noch auf meine Liste. Danke für den Ausflug in die Vergangenheit. Kein Roman, – aber bis heute exzessiv gelesen ist auch Rose Ausländer. Bis heute lese ich sie mit klopfendem Herzen. You know.
    Liebe Grüße in den Tag, Päddra

  4. Hui, da muss ich mal meine eigene Liste versuchen 😉 Also Simone de Beauvoir war bei mir ungefähr im selben Alter, aber Ich habe mit „Das Blut der anderen“ gefolgt von „Alle Menschen sind sterblich“ angefangen.
    Toni Morrison, mit Jazz war dabei. Alice Walker, Marilyn French – Frauen, Virginia Woolf … also doch viele Frauen und vor allem auch feministische Literatur. Aber auch ganz viele Männer … eben beides. 😉 Tolle Liste Birgit!

  5. Spannender Überblick, liebe Birgit. Ich habe einige Übereinstimmungen mit dir gefunden, z.B. Doris Lessing, Toni Morrison und Gioconda Belli, teils auch mit anderen Buchtiteln. Die Martha Quest-Romane von Lessing habe ich damals mehrfach gelesen. Außerdem waren mir die Bücher von Margaret Atwood, Anne tyler und Benoite Groult sehr wichtig (siehe auch Päddra ;-). Mir fehlen Siri Hustvedt, Margaret Diehl, Mona Simpsons „Überall nur nicht hier“. Die waren alle prägend für mich.
    Liebe Grüße,
    Petra

    1. Liebe Petra,
      ja, wir sind dann wohl alle doch ein wenig ähnlich sozialisiert 🙂 Und ich für meine Person bin froh, dass mir damals nicht die Welt sagte, was ich lesen soll, sondern z.B. Tipps von meiner frauenbewegten Tante bekam …Siri Hustvedt habe ich auch gelesen, allerdings schon Ü-30. Und ich muss gestehen der Name Mona Simpson sagt mir gar nichts – das ist schön, so kommt noch was auf meine Leseliste 🙂
      Liebe Grüße Birgit

  6. Tolle Liste – so eine werde ich auch mal machen 🙂

    Frau Aichinger liegt hier noch und schaut auch schon seit einer Weile etwas vorwurfsvoll, die werde ich wohl recht bald mal lesen. Simone de Beauvoir, Toni Morrison und Virginia Woolf sind ja eh good old buddies of mine – überhaupt hab ich von Deiner Liste bis auf Monika Maron und Christa Wolf alle gelesen, vor denen fürcht ich mich ein wenig.

    1. Vor Christa Wolf muss man sich nicht fürchten, vor Monika Maron noch weniger …im Gegenteil: Ich finde an diesen Autorinnen auch interessant, dass dort ebf. sichtbar wird, dass Frauen in der DDR – durch die staatliche Versorgung der Kinder – trotz Berufspflicht im Grunde nicht emanzipierter waren, sondern auf ähnliche patriarchale Strukturen gestoßen sind. Und weil ich mich eine Zeitlang daran festgelesen habe, empfehle ich bei einem Einstieg in die Literatur auch noch Brigitte Reimann, Maxie Wander und und und …

  7. deine auswahl = gute auswahl. ausserdem ein anreiz,
    sich mal wieder mit der einen oder anderen autorin zu beschäftigen.

    unbekannt ist mir nicht eine der genannten,
    in meiner privaten bibliothek fand ich immerhin die hälfte davon,
    wenn auch mit anderen titeln.
    (mein schwerpunkt bei den autorinnen ist übrigens mascha kaleko).

    ein nachhaken in unserer stadtbücherei (provinz) ergab,
    daß lediglich der titel von seghers vorhanden ist.
    woolf, aichinger, maron und belli findet man überhaupt nicht,
    von den anderen sind immerhin wenigstens 1 bis 2 andere titel im bestand.
    ausnahme: lessing mit deren 4.

    besonders gefreut an deiner auswahl hat mich, daß du toni morrison dabei hast.

    1. Toni Morrison ist bei mir eine Art Säulenheilige – ich hätte die Liste allein mit ihren Büchern füllen können.

      Ich bin ja schwer beeindruckt, dass Du sogar bei Deiner Bücherei nachgefragt hast – herzlichen Dank. Da schau ich nachher gleich mal in die Onlineausleihe der Augsburger. Das ist interessant, aber auch schade: Ich dachte doch die von mir genannten Autorinnen gehörten zum Standard und würden immer noch gelesen. Aber vielleicht müssen sich die kleineren Büchereien aus Platzgründen auf Neueres beschränken?

      Dass Du alle Autorinnen kennst, begeistert mich – es gibt genügend lesende Männer auch, die sich doch auch auf schreibende Männer und deren Bücher konzentrieren. Leider.

      Viele Grüße, Birgit

  8. Kassandra hätte ich damals in der Schule lesen müssen – habe ich aber (wie so oft damals :D) nicht.

    Es kann gut sein, dass dein Beitrag hier nun der Anstoß ist doch einmal reinzuschauen. Besitzen tue ich es ja nun schon 😀

  9. Sehr gut, statt sich aufzuregen, eine Frauenliste erstellen, denn man kann ja schließlich lesen was man will, von den zitierten Frauenbüchern habe ich cirka fünf gelesen und einige stehen auf meiner Liste, bei einigen bin ich auch nicht sicher, wie zum Beispiel beim Buch der Doris Lessing, ob ich es jetzt gelesen habe oder nicht.
    Bei den Männern sind es zwei, der Irving wartet noch und von den meisten Autoren habe ich andere Bücher gelesen.
    Also sind es mindestens zweiundzwanzig Bücher, die man lesen sollte und die Debuts und die Neuerscheinungen gibt es ja auch noch, liebe Grüße!

  10. Ich habe Listen ganz gern, kann aber mit Verallgemeinerungen nicht viel anfangen. „Sollte man …“ ist immer schwierig. Ich finde interessant, wie welche Bücher verschiedene Menschen in bestimmten Phasen ihres Lebens angesprochen haben. Was den einen mit Anfang 20 umgehauen hat, kann ein anderer vielleicht erst mit 40 für sich erschließen. Ich hole mir bei anderen gern Anregungen. Manchmal passt es, manchmal nicht. Die Autorinnen Deiner Liste kenne ich alle, habe bei manchen andere Titel gelesen oder vereinzelt auch noch gar keinen. „Kassandra“ würde auf jeden Fall auch auf meiner Liste stehen. Das habe ich mit 17/18 gelesen und war schwer beeindruckt von der Art des Schreibens. („So etwas gibt es?“)
    Für mich waren außerdem wichtig Sylvia Plath, Lily Brett, Virginia Woolf, Angelika Schrobsdorff. Und eine Autorin wie Halina Poswiatowska hätte ich auf keiner Liste gefunden. Aber ihr einziger Roman „Erzählung für einen Freund“ bedeutet mir sehr viel und ich würde ihm noch sehr viel mehr Leser wünschen.

    Vielen Dank für Deine Liste, von der manches gleich auf meine Leseliste wandert!

    ps: Mit 12 oder 13 habe ich gern Groschenromane gelesen. So what? 😉

    1. Mit Groschenromanen habe ich kein Problem – schließlich gabs hier auch schon die recht groschige Serie Verschämte Lektüren 🙂
      Danke auch für die weiteren Autorinnen – die meisten kenne ich auch, aber dein Geheimtipp ist mir ebenfalls neu.
      Tja, zu den Listen – man muss sie nicht ernst nehmen bzw.kann sie als Anregung verstehen. Wenn allerdings ein Medium wie die Welt eine Liste erstellt, in der Schriftstellerinnen nicht vorkommen, dann ist das einfach haarsträubend – daher wollte ich mit meiner Liste einfach mal zeigen, was da alles an Namen und Büchern möglich wäre. Und das sind ja Bücher, die sich zum größten Teil in einem Kanon gegenwärtiger Literatur finden lassen könnten.

  11. Wichtiges Thema, schöne Liste. Bin froh, dass ich als Mann die alle gelesen habe 🙂
    Für mich waren noch die Droste-Hülshoff wichtig und die großartige Marie Luise Kaschnitz. Und natürlich (und jetzt kommt mir bloß nicht von wegen das ist ja nur Schund) die ganzen Krimi-Größen, von Agatha Christie über Patricia Highsmith bis zu Fred Vargas.

    1. Kaschnitz war auf Nr. 12 🙂 Mit der Droste konnte ich dagegen noch nie so richtig warm werden …
      Und: Schund gibt es hier nicht (siehe Verschämte Lektüren) oder diese dumme Unterscheidung zwischen E und U – die dann alle Kriminalautoren jeweils ausgrenzt. Bei Patricia Highsmith wären wir dann eh schon bei Nr 13: https://saetzeundschaetze.com/2016/06/19/mrs-highsmith-und-mr-ripley/
      Auch was den Aspekt anbelangt, welche Modelle eine Autorin in ihren Büchern entfaltet, was ich also als LeserIN da für mich und meine Entwicklung herausziehen kann – oft auch in der Abgrenzung zu den literarischen Figuren, in der Negation.

      1. Hätte mich auch schwer gewundert 🙂
        Zur Droste: Die „Judenbuche“ gefiel Dir auch nicht? Und „Am Turme“, dieses grandiose Gedicht einer Frau, die im Sturm steht und nichts anderes machen kann als ihre kunstvoll frisierten Haare zu öffnen? Nein?
        Liebe Grüße!

      1. Ach, das freut mich – und jetzt, wo ich es lese, erinnere ich mich, dass wir uns darüber schon einmal einig waren 😉 Sehr herzliche Grüße aus dem trüben Bremen!

  12. Ich bringe auch hier gerne – wie schon bei Juna im Netz – Antonia S. Byatt ins Spiel; Possessions (Besessen) ist ein sehr guter Roman um Bücher und Liebe.
    Ansonsten habe ich allerdings auch nur weniges wie Christa Wolfs Kassandra, Virginia Woolfs Orlando, Patricia Highsmiths talentierten Mr. Ripley oder Margriet de Moors Der Virtuose im Regal. Kristine Bilkaus Die Glücklichen und Karine Teils Die Gierigen. Und dann natürlich Agatha Christie und Martha Grimes.
    Aber nur ganz wenige Sach- und Fachbücher, wie ich festgestellt habe.

    1. Besessen habe ich auch sehr gern gelesen!
      Deine Bemerkung zu den Sach- und Fachbüchern brachte mich ins Grübeln – kann es einfach daran liegen, dass es in dem Bereich noch weniger gibt, weil dieses Segment doch zur Mehrzahl von Männern bestritten wird, bei denen das Schreiben eben Ausfluss einer wissenschaftlichen Tätigkeit ist? Und Frauen hier erst allmählich sozusagen „Terrain erobern“, weil die Mehrfachbe- bzw. auslastung – Familie und Beruf – es nicht zuließ, zusätzlich das wissenschaftlich Erforschte auch noch in Bücher zu gießen?
      Und mir fällt auf: In der Lyrik und bei guten Kriminalbüchern gibt es durchaus eine weibliche Dominanz.

  13. Immer wieder klasse, wie du einen – wie damals bei den „Verschämten Lektüren“ wahlweise in die Vergangenheit bzw. an die eigenen Regale schickst. So auf die Schnelle: Ergänzung meinerseits: Jane Austen – Charlotte Bronte – Barbara Pym LG, Anna

  14. Ich staune immer wieder, wie ähnlich wir (vielleicht nicht nur) literarisch sozialisiert wurden. Gibt es das heute auch noch? Ich glaube nicht. So übersichtlich, die „alten Zeiten“. Gefällt mir, dein Beitrag, gefällt mir sehr.

    1. Liebe Maren, es gibt zwar jährlich immer MEHR Bücher, aber mein Eindruck ist, wenn ich Blogs lese: Es gibt ebenso wie „zu unseren“ Zeiten Überschneidungen, Autorinnen/Autoren, die man offenbar mit unter 30 gelesen haben muss – Knausgard und David Forster Wallace fallen mir da auf Anhieb ein. Also, ich glaube, dass das nicht sehr viel anders ist „heutzutage“ 🙂

  15. Ich verstehe das Problem nicht… wenn ich hier meine Lieblingsbücher aufzählen müsste, wären das auch alles männliche Verfasser. Aber nicht weil ich ignorant bin. Auch schätze ich weibliche Literaten nicht weniger. Noch dazu bin ich selbst eine Frau. Verrückt!
    Wer hinter allem ein abgekartertes Spiel sieht, hat meiner Meinung nach ein Problem mit seiner Einstellung. Wenn sich da zB elf Redakteure zusammengesetzt haben und jeder durfte einen Titel nennen, der ihn vor seinem 30. Lebensjahr geprägt hat, dann hat das was mit Zufall und vielleicht (!) einem Hauch Persönlichkeit zu tun. Über das Auswahlverfahren ist mir nichts bekannt – dann brauche ich mich auch nicht drüber aufzuregen. Was bringt es da, in solch eine Liste irgendeine Autorin reinzuquetschen …. nur damit kein Shotstorm entsteht?! Wäre das eine bessere Grundlage für die Auswahl gewesen als jene Unbekannte? Ich habe nicht alle genannten Bücher im Kopf – aber womöglich fehlt auch ein dunkelhäutiger Schriftsteller oder gar ein jüdischer.
    Lasst uns doch einfach an dem Gedanken erfreuen, dass das Kulturgut Buch als Thema mal wieder in die Öffentlichkeit gerückt wurde. Wenn dies zur Selbstverständlichkeit geworden ist, kann man ja immer noch darüber nachdenken, wie amazons perfekter Algorithmus zur Ermittlung der elf besten Bücher aussieht, die man von 0-30 gelesen haben sollte…

  16. Ich finde Listen eigentlich sehr anregend und will selbst noch einmal schauen, welche Frauen mich mit ihren Büchern beeinflusst haben. Aus dem Ärmel schütteln kann ich sofort Astrid Lindgren, deren Pipi Langstrumpf mich als Kind begeisterte (die übrigen Bücher fand ich eher langweilig). Und dann? Ja, ich werde mal stöbern und vielleicht das eine oder andere Buch noch einmal lesen.

    1. ergänzend sollte hier eventuell noch enid blyton genannt werden.
      isabel allende – was ist eigentlich mit der ? und anais nin ?
      das ist das, was ich beim stöbern noch gefunden habe.
      ebenso wie svende merians „märchenprinzen“ und verena stefans „häutungen“.
      ich, als mann, bin da ja hoffentlich nicht der einige, der die noch im regal stehen (und auch gelesen) hat ..!?

      1. An Anais Nin dachte ich gestern witzigerweise auch. Und Svende Merian – sie war Teil der Verschämten Lektüren: https://saetzeundschaetze.com/2014/12/02/verschamtelekturen-intermezzo-aus-dem-satzeschatze-regal/
        Ich glaube aber, das würden wenige Männer zugeben, dass sie das gelesen haben:-) Im Sachbuchbereich natürlich nicht zu vergessen „Das andere Geschlecht“ von Simone de Beauvoir und „Der kleine Unterschied“ von Alice Schwarzer…

    2. Die Listen bei der Welt sind nur so oberflächlich zusammengeschustert – ansonsten linse ich schon auch mal auf Listen, wenn ich mir Lektürehinweise holen will. Oder inzwischen mehr bei Bloggerinnen und Bloggern – schön, dass Du bei Dir an Paula Fox erinnerst, eine großartige Frau und Autorin!

  17. Toni Morrison, aber „Sula“, das erste Buch, das ich mir von meinem Babysittergeld kaufte. Später „Paradies“.
    Simone de Beauvoir, eines nach dem anderen.
    Christa Wolf, Kassandra
    Jane Austen, Emma, und danach alles, was sie jemals geschrieben und veröffentlicht hat.
    Alles von den Brontes.

  18. Ich stelle gerade beschämt fest wie männerlastig mein Bücherregal ist. Außer Virginia Woolf habe ich von Deiner Liste nur Gioconda Belli – ein tolles Buch, das auch bei mir einen tiefen Eindruck hinterlassen hat. Isabel Allendes „Von Liebe und Schatten“ fand ich auch sehr schön. Ansonsten bleibt mir nur danke zu sagen für die Tipps. Liebe Grüße, Peggy

    1. Liebe Peggy, dann hoffe ich, dass bald viele Frauen in dein Regal einziehen – Christa Wolf, Monika Maron, Brigitte Reimann könnten dir auch wegen ihren Romanen, in denen sie vom Leben in der DDR erzählen, gut gefallen… Liebe Grüße, Birgit. PS: Aber Austen und Bronte sind doch auch in deinem Regal?

      1. Ja, natürlich habe ich Austen und Bronte und auch Gaskell und Eliot, aber ich glaube, weil sie so viel früher spielen, berühren sie anders als Woolf oder Belli. Die Themen sind andere. Ich gebe zu, DDR-Romane haben mich in der Vergangenheit kaum gereizt. Ich merke aber, dass sich das ändert, je älter ich werde. Für manche Themen braucht man Abstand. 🙂 Liebe Grüße, Peggy

      2. Stimmt, wobei die englischen Damen natürlich auch immer die Grenzen der Rolle der Frau zu ihrer Zeit ausloteten. Dass Dich die DDR-Romane nicht reizten, kann ich ein wenig nachvollziehen – manches, was einen dann vielleicht auch biographisch berührt, interessiert einen in der literarischen Form erst wenn man älter wird. Geht mir ebenso.

  19. Die meisten auf der Liste habe ich sogar gelesen, dazu kommen auf jeden Fall noch Brigitte Reimann, Sylvia Plath, Sophie La Roche, Madame de Stael, George Sand und Irmgard Keun.
    Und von den „Neueren“: Chimamanda Ngozie Adichie, Lydia Tschukowskaja, Olga Grjasnowa, Jurga Ivanauskaite, Julie Zeh, Zeruya Shalev, etc. etc.

    Ich frage mich ernsthaft, wie man bei so einer Liste an Autorinnen überhaupt vorbeikommt? Da muss man schon ordentliche Scheuklappen aufsetzen.

  20. Liebe Birgit, Das goldene Notizbuch von Doris Lessing war für mich in jungen Jahren fast eine Bibel ;), auch Anna Seghers hatte ich damals schon gelesen, sowie Marguerite Duras, andere folgten später. Ausserdem war in jungen Jahren für mich prägend: Marilyn French – Das blutende Herz, Simone de Beauvoir und Margarete Atwood, neben einigen Lyrikerinnen.
    Wie ich vorhin schon auf Twitter geschrieben habe, gab es eine Zeit in der ich ausschließlich Literatur von Frauen gelesen habe, da mir das „Schneewittchenbild“ von männlichen Autoren zunehmend auf die Nerven gegangen ist. Einiges hat sich seitdem verändert, aber vieles darf sich auch noch ändern.
    Herzliche Grüße
    Ulli

  21. Gabriele Reuter, Gabriele Tergit, Olga Tokarczuk, Astrid Lindgren, Selma Lagerlöff, Mariana Leky, Herta Müller, Katharina Adler, Jane Gardam, Isabel Bogdan … und das sind bis auf Astrid Lindgren alles Autorinnen, die ich erst vor relativ kurzer Zeit gelesen / entdeckt habe.

    „Mrs. Galloway“ habe ich gerade angefangen, „Das siebte Kreuz“ ist vor einigen Jahren durch „Frankfurt liest ein Buch“ auf meine Leseliste gerutscht und hat mich sehr beeindruckt. Die übrigen werden jetzt wohl dringend ebenfalls rutschen – und dann auch gelesen werden.

    Die Sichtbarkeit weiblicher Autoren zu erhöhen ist so wichtig … Dann ist es irgendwann hoffentlich egal.

    (ich sehe jetzt erst, der Beitrag ist schon von 2016 – ist mir gerade erst über FB in mein Bewusstsein geschwappt)

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