Paul Fleming – An Sich

„An sich“ erschien nach dem Tod des Lyrikers, 1641 oder 1642 Das Sonett trägt alle Merkmale barocker Lyrik bis hin zum Vanitas-Motiv.

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Bild von Birgit Böllinger auf Pixabay

Sey dennoch unverzagt. Gieb dennoch unverlohren.
Weich keinem Glücke nicht. Steh´ höher als der Neid.
Vergnüge dich an dir / und achte es für kein Leid /
hat sich gleich wieder dich Glück´/ Ort / und Zeit verschworen.
Was dich betrübt und labt / halt alles für erkohren.
Nim dein Verhängnüß an. Laß´ alles unbereut.
Thu / was gethan muß seyn / und eh mans dir gebeut.
Was du noch hoffen kanst / das wird noch stets gebohren.
Was klagt / was lobt man doch? Sein Unglück und sein Glücke
ist ihm ein ieder selbst. Schau alle Sachen an.
Diß alles ist in dir / laß deinen eiteln Wahn /
und eh du förder gehst / so geh` in dich zu rücke.
Wer sein selbst Meister ist / und sich beherrschen kan /
dem ist die weite Welt und alles unterthan.

Paul Fleming (1609 – 1640)

Autor: Birgit Böllinger

Büro für Text&Literatur: Pressearbeit für Verlage, Autorinnen und Autoren, Literatureinrichtungen

27 Gedanken zu „Paul Fleming – An Sich“

  1. liebe birgit, grad freu ich mich, diesen text hier zu lesen – es ist ein gedicht, das mich lange schon leise begleitet, in dieser & jener situation. dank dir fürs heraussuchen und herschreiben und wünsch dir einen feinen sonntag. – pegagrüße 😉

      1. Ach ja, Du bist ja auch aus unser Gegend, Allgäu, nicht? Der Dom ist auch erfreulich klar und reduziert – gefällt mir auch. Das ist eine Erholung für Geist und Auge – in den Barockkirchen weiß ich immer nie, wie man da überhaupt kontemplieren sollte angesichts des Glitters und Glimmers…

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