#VerschämteLektüren (14): Nebelschwaden wabern über dem grauen Sofa

Artus, Merlin, Morgaine: Sie allen haben ihren Auftritt in diesen verschämten Lektüren, ein Beispiel aus dem beliebten Genre „Historien-Saga“.

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Bild von Madelaine Caudron auf Pixabay

Claudia ist eine passionierte Leserin – davon spricht ihr Blog „DASGRAUESOFA“ Bände. Bei der Auswahl zeitgenössischer Literatur verlasse ich mich gerne auf die Tipps, die sie zu bieten hat: Ihr Urteil hat Hand und Fuss, sie zeigt Stärken und Schwächen von Büchern auf, die ich nachvollziehen kann, selbst wenn ich das Buch „anders“ lese. Kurzum: Eine Leserin mit Sinn und Verstand. UMSO ERSCHÜTTERNDER ist es zu erfahren, dass einst über dem grauen Sofa fantastische Nebelschwaden aufzogen…:

„Ich muss gestehen: Ich habe sie auch alle gelesen, die verschämten Lektüren, die hier schon vorgestellt worden sind – ich bin in mindestens 11 Bänden Angélique durch Frankreich, über das Mittelmeer in den Orient und später bis nach Kanada gefolgt  (und wie langweilig war danach der Geschichtsunterricht), habe in den Südstaaten-Romanen von Gwen Bristow in gleich drei Bänden eine Plantagenbesitzerfamilie und ihre unglaublichen Schicksale über die Jahrhunderte verfolgt, und natürlich in Margret Mitchells „Vom Winde verweht“ mit Scarlett O´Hara geliebt, gelitten und gekämpft.

Als ich unlängst bei den #VerschämteLektüren den Beitrag zum Märchenprinzen und andere Verweise auf „feministische“ Literatur las und ich überlegte, warum der Titel so ganz und gar an mir vorbeigegangen ist, da fielen mir doch weitere verschämte Lektüren ein, die ich möglicherweise zu der Zeit gelesen habe: nämlich die Fantasy- Werke von Marion Zimmer Bradley!

„Die Nebel von Avalon“ gehören natürlich dazu – und siehe da: ich kann mich an nichts mehr erinnern, mit Ach und Krach fällt mir noch Tintagel ein, die Burg in Cornwall, aber wahrscheinlich auch nur, weil meine Freundin im Sommer da gewesen ist, und die Nebel über dem See, die mit dem Boot und viel (esoterischem) Glück durchpaddelt werden müssen, um von dem christlichen Kloster nach Avalon zu kommen. Und Artus und der Merlin fallen mir natürlich ein und Morgaine, die Fee. Das war es aber auch schon.

Und dann gibt es noch die Darkover-Saga der Autorin. Auf einem fernen Planet, der von einer roten Sonne beschienen und deshalb ein recht unfreundliches Klima hat, ist ein Raumschiff der Erde gestrandet, die Überlebenden bauen eine neue mittelalterlich-agrarische Kultur auf, mit adeligen Herrschaftsfamilien und vor allem ganz viel telepathischen Kräften. Mehr ist mir davon auch nicht in Erinnerung, obwohl ich einige Bände damals sehr gerne gelesen.  Selbst beim Recherchieren und Nachlesen des ein oder anderen Titels, der mir dann doch bekannt vorkommt („Gildenhaus Thendara“ zum Beispiel) , kommt nichts an Erinnerung an die Handlung zurück. Es muss wohl doch eine ganz nachhaltig beeindruckende Lektüre gewesen sein (hihihi)!

Dafür ist aber das Nachlesen der Autorinnenbiografie bei Wikipedia sehr erhellend. Von der Groschenheftschreiberei über religiös-esoterische Weltbilder bis zu Missbrauchsvorwürfen  hat die Autorin wohl ein sehr spannendes Leben geführt…

Was wir so alles gelesen haben. Und dass doch noch etwas Vernünftiges aus uns geworden ist! Da werde ich wohl nicht mehr mit dem Wimpern zucken, wenn mir mal wieder jemand etwas über Panem-Bände, Vampir-Romane oder sonstige merkwürdigen Lektüren etwas erzählt.

Konsequenterweise hat dann auch keines der Bücher in meinem Regal bis heute überlebt, ich bin da sehr rigoros mit dem Ausmisten und Verschenken. Die verschämteste Lektüre, die ich gefunden habe, sind fünf Bände Donna Leon.

Und hier geht es zu einem Sitz- und Leseplatz auf dem grauen Sofa: http://dasgrauesofa.wordpress.com/

Autor: Birgit Böllinger

Büro für Text&Literatur: Pressearbeit für Verlage, Autorinnen und Autoren, Literatureinrichtungen

26 Gedanken zu „#VerschämteLektüren (14): Nebelschwaden wabern über dem grauen Sofa“

  1. Ich teile deine Erschütterung, Birgit: Jetzt sogar schon verschämte Lektüren hinter dem grauen Sofa… ja, ist denn auf nix mehr Verlass! 😉 Umso großartiger finde ich dein Fazit, Claudia: „Was wir so alles gelesen haben. Und dass doch noch etwas Vernünftiges aus uns geworden ist!“ Liebe Grüße!

      1. Liebe Maren,
        Du kannst uns ja mal beunruhigen und Deine hanseatische Zurückhaltung aufgeben – WIR warten alle auf Deine verschämten Lektüren.
        Ich weiß, das ist jetzt ganz gemein achtersinnig 🙂
        Aber dennoch: Herzlichst, Birgit

      2. Vielen Dank für dein Interesse, liebe Birigt. Leider muss ich dir einen Korb geben. Und das nicht aus hanseatischer Zurückhaltung, sondern weil ich Verschämte-Lektüren-mäßig ein rechter Langweiler bin: Nur ein Band Angélique. Den Märchenprinzen gleich wieder abgebrochen. Ayla: Fehlanzeige auf der ganzen Linie. Und auch jede Erinnerung an die Nebel von Avalon ist längst im Nebelsee ertrunken. Verschlungen habe ich in meinen 30ern die Psycho-Krimis von Joy Fielding, aber die würde ich eher unter die „Flutschbücher“ einordnen. So bleibt mir nur die Hoffnung, dass jedenfalls meine Begeisterung für die Forsythe Saga zählt (selbst wenn sie aus der Feder eines Literaturnobelpreisträgers stammt). Auch die habe ich übrigens nicht gelesen, sondern als Kind zusammen mit meiner Oma vor dem Fernseher verfolgt. Wir schwärmten beide für den aufrechten Soames. Wenigstens das ist mir heute ein klein wenig peinlich.
        Herzliche Grüße!

      3. Aaaach Soames…ja, der arme Soames. Für den haben ich und meine Oma auch immer geschwärmt 🙂 Und ich hab den Galsworthy-Schinken dann sogar mal gelesen. Sowie ein weiteres Buch von ihm – eines der Rätsel der Literaturnobelpreisvergaben: Sicher gut gemacht, aber Nobelpreiswürdig? Doch verschämt ist das bestimmt nicht. Da MUSST Du noch mal in Dich gehen! Einen schönen Abend wünscht Dir Brigit.

  2. ahhhh, die Neben von Avalon, ich ärger mich total das ICH die verschenkt hab, weil ich dachte die lese ich eh nicht mehr, JETZT würde ich Sie supergerne nochmal lesen. Seufz. Ich überleg schon die ganze Zeit was ich zur verschämten Lektüre beitragen kann, das einzige was mir einfällt sind wirklich Groschenhefte *schäm*, gerne Thema Mittelalter die ich so um die 17/18 Jahre gerne las. Schade, da hab ich auch keins mehr. Ganz früher hatte ich auch ne Lieblingskassette: Bibi Blocksberg in der Ritterzeit, die habe ich jeden Abend zum einschlafen gehört, einfach toll, hat immer gewirkt und schon vorm Ende der A Seite war ich weg.. 😀

    1. Die Wirkung haben bei mir Hörbücher jedweder Art – ob Bibi Blocksberg oder Zauberberg. Ich fange an zu schlafen 🙂 Groschenhefte – das wäre doch mal einen Beitrag wert!

      1. Jip, müßte ich mir mal wieder eins besorgen, so richtig schön schnulzig, und am Ende siegt die Liebe – das Ding ist das sich die Ansichten auf das Leben und vorallem auch auf die Liebe in 20 Jahren ganz schön ändern, deswegen wüßte ich nicht ob ich das noch durchhalte .. ich schau demnächst mal an der Bahnhofsbuchhandlung. Ich habe mich ja schonmal mit dem Gedanken getragen sowas zu schreiben, das könnte ich gut. Und kürzlich laß ich das Buch „der Heimkehrer“, auch da gings um Groschenromane so zwischen Mitte und Rand. 😉

  3. Bei mir hat auch nix gewabert, nix gealayt und nix geangéliquet. Nicht mal die Bravo hab ich gelesen. Naja, einmal … heimlich. Hätte aber noch die Bäckerblume anzubieten, Reader´s Digest und Lurchi. Und Die Neue Post (bei der Großmutter), fällt mir gerade ein. Du lieber Himmel, Prinz Willem-Alexander – ein Träumchen. 🙂

  4. Die Nebel von Avalon!!! Schon ewig nicht mehr dran gedacht – stimmt, die habe ich geliebt damals vor 100 Jahren 🙂 Danke für die Erinnerung. Ich mag die verschämten Lektüren 🙂 Klasse, was da für Leichen im Keller sind ….

  5. Guten Morgen,ich habe immer gedacht,ich kann es schaffen,meinen voyeuristischen Neigungen zu trotzen. – Dschungelcamp,…Bauer sucht Frau,….Bachlelor….(heißt das so??)
    – Immer bin ich standhaft geblieben! Und nun kommen die verschämten Lektüren fröhlich daher…(und es sind so viele,richtig coole 😉 ) ….und schon ist’s vorbei mit meiner Moral! Mehr davon! Beste Grüße,Mensch Päddra

    1. Liebe Petra,
      sollte es heißen: VerführerischeLektüren?
      Ja irgendwie ist das schon ein Dschungelcamp für Literaturblogger und Schreibende…soll ich am Ende noch anstimmen lassen über die Dschungelqueen, den Literaturbachelor? 🙂 🙂 LG Birgit

  6. So, nun habe ich die verschämten Lektüren gestern ganz verpasst, darf mich dann heute aber über so viele Kommentare freuen. Schön finde ich ja immer, welche verschämten Schätze hier ans Licht kommen – und bei so manchen beginnt ja sanft eine sehr verschämte Erinnerung heraufzuziehen: Ach ja, das habe ich ja auch gelesen – und schon werden die Ohren erst warm und dann knallrot. Und toll ist ja auch, jetzt endlich, nach so vielen Jahren, Mitleser und Mitleserinnen zu finden, Gleichgesinnte, die sich durch diesen ganzen Kanon der angesagten Literatur hindruchgelesen, gezittert und geweint haben. Schnief. Ich bin ja mal gespannt, welche Schätze hier noch in die Öffentlichkeit gezerrt werden….
    Viele Grüße, Claudia

    1. Liebe Claudia,
      mit dem benebelten Avalon stehst Du ja offensichtlich auch nicht allein – ihr könntet eine Selbsthilfegruppe gründen 🙂
      Ja, ein paar schöne Sachen warten noch in der Pipeline. Von Günter Grass über Weihnachtserinnerungen bis zu NinjaTurtles :-). Und ich hoffe noch auf ein paar ausstehende Beiträge u.a. vom Zeilentiger und Consorten!

  7. Hat dies auf dasgrauesofa rebloggt und kommentierte:
    Birgit hebt ja nun auf ihrem auch sonst höchst lesenswerten Blog höchst spannende, meistens in eine stille und verschämte Ecke verdrängte Lektüren ans öffentliche Licht, Lektüren, meist der Jugend oder dem jungen Erwachsensein entstammend, über die wir uns heute nur noch wundern können, dass wir sie damals mit so viel Leidensfähigkeit lesen konnten. Und weil es viel mehr Spaß macht, sich gemeinsam zu wundern, sei die Reihe der #verschämten Lektüren nur jedem zu empfehlen :-).

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