#VerschämteLektüren (13): Elementares Lesen in den Niederungen der Steinzeit

Wenn die Sachbuch-Queen Verschämtes liest, dann hat auch das mit ihren Interessen zu tun. Und führt literarisch in die Steinzeit.

nature-3093022_1280
Bild von Birgit Böllinger auf Pixabay

Petra ist mit ihrem Blog „Elementares Lesen“ für mich die Queen des Sachbuchs. Nicht nur, weil es in der deutschsprachigen Blogosphäre wohl kaum etwas Vergleichbares gibt. Sondern vor allem, weil sie es schafft, mit ihren Beiträgen selbst meine Aufmerksamkeit für Themen wie Biologie, Physik, Astronomie zu fesseln, bei denen ansonsten meine Konzentration schnell auf bodenlos tiefes Niveau sinkt. Petra hat  durch ihre anschaulichen und kompetenten Buchbesprechungen wieder einiges an Interesse bei mir geweckt. Darüber hinaus kommen bei ihren Sachbuch-Besprechungen auch andere Disziplinen zum Zuge – das zeigt ein Blick auf das erstaunliche Blogregister: https://elementareslesen.wordpress.com/sachbuch-archiv/ .

Wie sie es schafft, daneben noch ganz elementare #VerschämteLektüren zu lesen, ist mir ein Rätsel. Aber auch da hat sie was Feines zu bieten. Und nicht zuletzt hat das ja auch mit ihren Interessensgebieten zu tun – wird in vielen Sachbüchern doch ebenfalls hinreichend über die Entwicklung des Menschen und das Leben und Treiben unserer Vorvorvorvorvorfahren spekuliert:

„Die Aktion finde ich großartig! Es hat mir viel Spaß gemacht, meine Regale nach verschämten Lektüren durchzuchecken. Aber wie schon andere vor mir stelle ich fest, dass es keinen Grund gibt, sich zu schämen. Jedes noch so schlechte Buch hat seinen Zweck erfüllt, wenn es mich für eine gewisse Zeit in seinen Bann geschlagen oder mich einfach saugut unterhalten hat. Und nur durch die Lektüre „schlechter“ Bücher entwickelt man allmählich ein Gefühl dafür, was wirklich gute Literatur ausmacht. Gibt es eine bessere Ausrede?

Das Ergebnis meiner Suche:

Als der Heyne Verlag 2002 den fünften Band der Kinder der Erde-Saga von Jean Auel herausbrachte, wurden gemeinerweise auch die älteren Bände neu aufgelegt. Die alten Bände habe ich immer ignoriert, denn sie sahen extrem kitschig aus und ich hatte damals schon eine ausgeprägte Kitschallergie. Aber die Neuausgaben mit Höhlenzeichnungen auf dem Cover fand ich einfach zu schön! Schon beim ersten Band „Ayla und der Clan des Bären“ war ich fasziniert von dieser Geschichte aus der Steinzeit. Ayla, das Menschenkind, wird nach dem Verlust seiner Familie von einem Neandertalerclan aufgezogen. Dort bleibt Ayla aufgrund ihrer Andersartigkeit eine Außenseiterin, wird zur Heilerin ausgebildet, leidet unter den Angriffen einiger Clanmitglieder, schafft es aber zunächst, dort ihren Platz zu finden. Natürlich findet sie in den Folgebänden auch ihre große Liebe, aber wie so häufig in typischen Frauenromanen, verhindern endlose Missverständnisse ein glückliches Zusammenleben mit ihrem Geliebten. Das zieht sich bis Band 6 hin, den ich mir allerdings erspart habe. Bei Wikipedia habe ich folgendes Zitat gefunden: „Die häufige Beschreibung von Geschlechtsverkehr und Sexualität hat dazu geführt, dass der Romanzyklus von der American Library Association auf der Liste der 100 zwischen 1990 und 2000 am häufigsten zensierten Bücher steht.“  Gut, dass wir in Europa nicht so prüde sind, denn es war ja auch alles relativ authentisch, der Unterschied zwischen Neandertalern und modernen Menschen, die Lebensweise, die Jagdmethoden! So eine starke Frauenfigur, die ein Pferd, einen Löwen und einen Wolf zähmen kann und das Überleben in der rauen Natur erlernt, das hat mir imponiert.

Tja, und das andere Extrem sind die Vampirromane von Anne Rice, die einzigen Vampirbücher, die mich je interessiert haben. Da kann ich nicht mit historischer Wahrheit punkten. Die gefielen mir, weil sie so schön düster und melancholisch sind und eine eigene Welt schaffen, in der ich versinken kann. Was habe ich gelitten mit dem armen Louis, der von Lestat de Lioncourt zum Vampir gemacht wurde und es hasst, töten zu müssen. Ach, all die Ammenmärchen über Vampire, die man mit Sonnenlicht und Knoblauch bekämpfen kann. Hier steht, wie sie wirklich sind! Hier steht, wie schwer es ist, sich nach einem langen Schlaf in der Gegenwart zurechtzufinden und wie leicht wir Menschenfleisch zu täuschen sind. Und das alles ist so elegant erzählt.

Wenn ich noch länger suchen würde, fände ich bestimmt noch mehr geeignete Bücher, aber ich denke es reicht.“

Hier geht es zum Sachbuch-Blog „Elementares Lesen“: https://www.elementareslesen.de/

Bild zum Download: Steine

Autor: Birgit Böllinger

Büro für Text&Literatur: Pressearbeit für Verlage, Autorinnen und Autoren, Literatureinrichtungen

17 Gedanken zu „#VerschämteLektüren (13): Elementares Lesen in den Niederungen der Steinzeit“

  1. Hat dies auf Elementares Lesen rebloggt und kommentierte:
    Das Blog „Sätze und Schätze“ von Birgit Böllinger ist eigentlich ein Hort der gehobenen Literatur. Neben wunderbaren Rezensionen von Reiseliteratur, Gegenwartsliteratur und Klassikern der Moderne widmet sie sich auch der Lyrik und der Kunst. Aber es gibt auch Abgründe. Kürzlich hat sie ihre Leserschaft aufgefordert, sich zu ihren verschämten Lektüren zu bekennen. Das habe auch ich sehr gern getan. Hier ist der Beitrag:

  2. Schöne Idee mit den „verschämten Lektüren“ . Ich gönne mir auch gerne einmal Trash (wenn ich ihn als hochkarätig empfinde )
    , würde es auch nicht mehr als Abgründe benennen. Es ist einfach Abwechslung 😉

  3. Ich habe diese Einführung zum Blog Elementares Lesen von Petra echt genossen und auf die Geschichte vom Jungen, der seine Eltern verloren hat und dann von einem Neandertaler aufgezogen wurde, bin ich echt neugierig geworden. Ich danke herzlich für den Beitrag.

  4. Ich habe richtig Lust bekommen, die Bücher mal wieder zu lesen. Obwohl die einzelnen Bände sehr umfangreich sind, habe ich sie damals in kürzester Zeit verschlungen, weil sie so spannend waren.

  5. „Ayla und der Clan des Bären“ hat mir trotz des überholten Neanderthalerbildes gut gefallen. Band 2 habe ich auch noch gelesen, dann aber aufgegeben. Dieser Jondalar-Typ hat mich zu sehr genervt 😉

  6. „Ayla und der Clan des Bären“ habe ich verschlungen damals. *freugrins*
    In so´ner Jahreszeit wie jetzt.
    Sofaecke, Teechen, Füße hoch … und Eintauchen in die Steinzeit und in wildromatischen Gefühlen mit Herzschmerz und Abenteuererregung schwelgen.

    1. Schön, dass Dich das so zu winterlich-wildromantischen Lesegefühlen beschwingt. Ich muss sagen – mir hat die Serie „Verschämte Lektüren“ unheimlichen Spaß gemacht und ich hab mir im Anschluss einige Schmöker besorgt, die die teilnehmenden Blogs hier vorgeschlagen haben – auch für die kalte Jahreszeit, wenn man es sich zuhause gemütlich macht. Die Ayla war da ein ganz heißer Tipp! Herzliche Grüße, Birgit

      1. Herzliche Grüße zurück. In jenen Jahren las ich auch Diana Gabaldon. Was heißt lesen ?- Verschlungen habe ich ihre Bücher. Manchmal muss es sowas sein. Und dieses Jahr war ich in England. In Stonehenge und Avebury … und ich habe die Steine gespürt – ihre Vibration … und habe mich an die Romane erinnert, und dass mich das damals nicht umsonst so angesprochen hat. Tolle Erlebnisse hatte ich da – in England.

      2. Na, da könnest Du doch, wenn Du Lust und Muse hast, auch noch einen Beitrag zu den VerschämtenLektüren beisteuern? Ich glaube Gabaldon hatten wir noch nicht 🙂

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.