#VerschämteLektüren (12): Peggy und ein “beschämender” Büchertausch in Phnom Penh

Peggy, lange Wahl-Engländerin, hatte auch bei den verschämten Lektüren einen sehr britischen Tipp: Kitsch rund um die Tudors.

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Viel Schmalz und kurzlebige Ehen hat Peggy zu bieten. Bild von Birgit Böllinger auf Pixabay

Wer England entdecken will, der ist bei Peggy wirklich in besten Händen. Auf ihrem Blog „entdecke england“ berichtet sie von Land und Leuten, Kultur und Natur, Geschichte und Geschichten und allerlei Bemerkenswertem – immer ergänzt durch wunderbare Fotos und persönlichen Anmerkungen, so dass man sich fast wie vor Ort fühlen kann beim Lesen. Very, very british – und mit viel Liebe zur Nation der Exzentriker. Und ihre #VerschämteLektüren haben natürlich auch mit einem der vielen, vielen Exzentriker auf dem englischen Thron zu tun…

Philippa Gregory: “The Other Boleyn Girl” und “The Boleyn Inheritance”

„Früher habe ich gerne historische Romane gelesen. Ich sage früher, nicht, weil ich heute nicht hin und wieder mal einen zur Hand nehme. Aber seit ich historische Sachbücher lese, was ich erst nach meinem Umzug nach England begonnen habe, werde ich immer kritischer. Und das verdirbt mir immer öfter den Spaß am Lesen. Viele historische Romane habe ich mittlerweile ausrangiert, aber von diesen beiden konnte ich mich noch nicht trennen.

Ja genau, hier geht es um die immer wieder faszinierende Geschichte von Henry VIII und seinen sechs Frauen. Das erste Buch wird aus der Perspektive von Mary Boleyn erzählt, Anne Boleyn’s Schwester und Geliebte des Königs. Im zweiten Buch erzählen abwechselnd Lady Jane Grey, Katherine Howard und Anne of Cleves über ihre Erfahrungen am Tudor-Hof. Die Bücher haben alles, was man von einem Schmöker erwartet: Liebe, Intrigen, Spannung, Verrat und natürlich jede Menge Hinrichtungen. Warum ich mich von den Büchern noch nicht trennen konnte, liegt aber vor allem daran, dass mich Philippa Gregory mit ihrer Erzählkunst gefühlt mit die Tudorzeit genommen hat. Altertümliche Redewendungen wie „breaking the fast“ statt „breakfast“ geben zumindest mir als Laien das Gefühl von Authentizität und nach den Beschreibungen mancher Hygienerituale hatte ich das dringende Bedürfnis, duschen zu gehen.

„The Boleyn Inheritance“ habe ich übrigens damals auf unserer Weltreise in einem Backpacker-Café in Phnom Penh gefunden. Um meine Schmach komplett zu machen, habe ich es gegen (wohlgemerkt ausgelesene) Kurzgeschichten von Herman Melville eingetauscht. Es hat mich einige Überzeugungskraft gekostet, bis die Cafébesitzerin bereit war, so ein dünnes Buch gegen ein dickes (obwohl es so dick auch wieder nicht ist) einzutauschen. So schätzt eben jeder den Wert von Büchern anders ein.“

Wer mit Peggy England kennenlernen möchte, der findet den Blog hier: https://sand-und-mehr.com/

Bild zum Download: Braut Karlsbrücke

Autor: Birgit Böllinger

Büro für Text&Literatur: Pressearbeit für Verlage, Autorinnen und Autoren, Literatureinrichtungen Aktuelle Rezensionen auf dem Literaturblog

11 Gedanken zu „#VerschämteLektüren (12): Peggy und ein “beschämender” Büchertausch in Phnom Penh“

      1. Stutzig gemacht hat mich auch der Hinweis auf die Hygienegewohnheiten und der daraus entstandene Wunsch nach einer Dusche – da wäre ich schon neugierig, noch mehr zu erfahren…:-) Haben die sich bloß gepudert?

      2. Naja, in den Schlössern war es im Winter ziemlich kalt und da wurde nicht viel gewaschen. Aber bevor Mary zum König vorgelassen wurde, musste sie zuerst eine Katzenwäsche der wichtigsten Körperregion durchführen, ohne das Kleid auszuziehen, versteht sich.

      3. Ach, wie in Versailles, wo es – wenn ich mich nicht täusche – jede Menge Prunkräume gibt, aber keine Bäder. Und das Geschäft wurde hinter den Vorhängen gemacht 🙂 So gings halt zu bei Königs hinter der Gardine.

  1. Hat dies auf Entdecke England rebloggt und kommentierte:
    Der Blog Sätze&Schätze ist eine Fundgrube für Literaturinteressierte. Hier stellt Birgit regelmäßig lesenswerte Bücher vor, erzählt aus dem Leben der Autoren und bettet die Geschichten in ihre gesellschaftlichen Zusammenhänge ein. Aber eine Frage treibt Birgit schon seit längerem um: Warum wird Unterhaltungsliteraur in Deutschland (im Gegensatz zu z.B. England) von vielen als etwas Unwürdiges geschmäht? Sollten all die Buchblogger, die regelmäßig über anspruchsvolle Literatur schrieben, tatsächlich nie einen Unterhaltungsroman in die Hand nehmen? Birgit hat nachgefragt und unter der Rubrik #VerschämteLektüren jede Menge Zuschriften erhalten. Und hier ist mein Outing…
    Danke für die Einladung, liebe Birgit. Es hat mir viel Spaß gemacht, mal wieder die Tiefen meines Bücherregals zu erkunden.

  2. Zum Glück kann man eine Geschichte immer von verschiedenen Seiten ansehen und es ist ja auch augenöffnend, wenn man hie und da hinter die Kulissen sieht. Vielen Dank für deinen Beitrag, liebe Peggy.

  3. Liebe Peggy,
    eine sehr schöne Geschichte und very british – naja, bis auf diese Sache mit dem dünnen und dem dicken Buch am Ende…
    Besonders gefallen hat mir hier auch die wissenschaftliche Diskussion über die royalen Hygienezustände, die hier entstanden ist – und ich habe spontan gedacht, das vermutlich noch zu schreibende Buch ‘Bei Königs hinter der Gardine’ würde ich sofort lesen wollen. Ich hoffe, Birgit ist schon beim Schreiben…
    Liebe Grüsse
    Kai

    1. Oh, das mache ich gerne. Aber damit das Buch lebendig wird, wäre es gut, ich könnte direkt hinter Königsgardinen gucken. Wie wäre es, wenn ihr Blogger eine Sammlung macht für meine Kosten, dann recherchiere ich gerne vor Ort. Oder muss es da heißen: Vor Örtchen? 🙂 LG Birgit

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